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Channel: Interviewseite Helga König und Peter J. König- Buch, Kultur und Lifestyle
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Helga und Peter J. König im Gespräch mit Dipl.Ing. (FH) Siegbert Hennig, "Meissener Spezialitätenbrennerei Prinz zur Lippe“

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Lieber Herr Hennig, vor geraumer Zeit haben wir drei exzellente Produkte Ihres Hauses auf  "Buch Kultur und Lifestyle" vorgestellt. Heute nun möchten wir einige Fragen an Sie richten:


Peter J. König: Können Sie uns zunächst einmal etwas über den Werdegang der "Meissener Spezialitätenbrennerei Prinz zur Lippe“ mitteilen und wie Sie zu Ihrem Beruf gekommen sind? 

 Siegbert Hennig,
 Foto aus seinem Bestand
Herr Hennig: Das Interesse an der Herstellung "geistreicher Getränke" ist schon lange vorhanden. Die Chance, eine Brennerei zu errichten, schien 1989 gekommen. Doch die Regelungen des Einigungsvertrages ließen eine "einfache" und finanziell überschaubare Lösung in Form der Einrichtung einer Abfindungs-Brennerei nicht zu. Bei mehreren Treffen mit dem Eigentümer des Weingutes Schloß Proschwitz, Dr. Georg Prinz zur Lippe – Weißenfeld, reift die Idee, gemeinsam eine Verschlussbrennerei zu errichten. Die überregional bekannten Weine und die Destillate zusammen anzubieten schien eine effektive Möglichkeit der Vermarktung. Im März 1998 gründeten Dr. Georg Prinz zur Lippe - Weißenfeld und ich  die Meissener Spezialitätenbrennerei in Form einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts als selbstständiges Vollkosten- rechnendes Unternehmen mit Sitz in Reichenbach. Eher versteckt liegt die Brennerei in diesem kleinen Dorf nahe von Meissen. Im Jahr 2000 legte ich die Prüfung als Destillateurmeister ab. Bis zur beruflichen Neuorientierung von Peter Bohn im März 2011 führten er und ich die nunmehr als GmbH & Co. KG firmierende Brennerei gemeinsam. Die Aufgaben in der Brennerei werden mit drei Teilzeitkräften gestemmt. Diese und andere zuverlässige und fleißige Helfer sind ein Teil der Erfolgsgeschichte.Viele unvorhergesehene  Widrigkeiten wurden in den nunmehr über 15 Jahren Brennereigeschichte überwunden.

Helga König: Können Sie etwas über die Naturalien berichten, die benötigt werden um Spitzenbrände zu kreieren? 

Siegbert Hennig: Einen Schwerpunkt bildet die Beschaffung voll reifer und gesunder Äpfel, Birnen, Beeren, Kirschen, von Weintrauben und Quitten. Dabei wird nur das allerbeste Obst verwendet.Dies gilt es zu beschaffen. 

Peter J. König: Worauf muss man ein besonderes Augenmerk bei der Herstellung der Brände haben?

Siegbert Hennig: Möglichst schonende Verarbeitung, langsames Brennen in kleinen Kupferkesseln und anschließend viel Zeit für die Reifung sind Ausdruck der Philosophie. Nach wie vor werden alle Flaschen von Hand gefüllt, verschlossen, mit Flaschensiegellack gesichert und etikettiert. Die aus meiner Sicht schlichte, aber elegante Ausstattung und die Qualität der Produkte sind zum Markenzeichen geworden, auf das ich stolz bin. 

Helga König: Welche Zielgruppe sehen Sie für Ihre vielfältigen Spirituosen und wie werden diese vermarktet? 

Siegbert Hennig: Die Anerkennung durch regionale und überregionale genussorientierte Kunden, umfangreiches Arbeiten für renommierte Winzer und Obstbaumbesitzer aus Sachsen, Sachsen – Anhalt, Thüringen und dem Rheingau sind weitere Punkte. Partner für die Ergänzung des Spirituosenangebots mit edlen Schokoladenkreationen und Fruchtaufstrichen wurden gefunden. 

Peter J. König: Worin besteht der Unterschied zwischen Bränden, Geisten und Likören?

Siegbert Hennig: Voraussetzung für die Herstellung von Bränden ist vergärbarer Zucker, der durch die Hefen in Alkohol umwandelt wird. Es sind keinerlei Zusätze zulässig. Die Ausbeuten, das heißt die Menge an erzielbarem Alkohol, sind in der Regel gering. Pro 100 Liter vergorener Birnen erzielt man nur 3,4 bis 4,0 Liter Alkohol. Die gleiche Menge Himbeeren ergeben 2,0 Liter. 
Dies ist Alkoholherstellung - brennen. 

Soll ein Geist erzeugt werden, so werden zuckerarme Früchte mit Neutralalkohol überzogen und dieser Ansatz destilliert. Die Mengen an Früchten und Neutralalkohol sind nicht vorgeschrieben. Auch bei diesen Rohstoffen gibt es verschieden Qualitäten. 
Dies ist Alkoholverarbeitung – destillieren. 

Liköre werden ausgemischt – das heißt zusammengestellt. Wasser, verschiedenster Alkohol, Fruchtsäfte und Zucker sind nur eine Auswahl möglicher Rohstoffe. Ein Likör muss (bis auf wenige Ausnahmen) mindestens 100 Gramm Zucker pro Liter aufweisen. 

Helga König: Besteht die Möglichkeit einer Besichtigung für Besucher mit einer eventuellen Verkostung in der Meissener Spezialitätenbrennerei Prinz zur Lippe? 

Siegbert Hennig: Die Besichtigung der Brennerei ist möglich. Um telefonische Voranmeldung wird gebeten. Und der Besucher sollte mindestens 1,5 Stunden Zeit mitbringen. Selbstverständlich stehen verschiedenster Spirituosen zur Verkostung bereit. Auch bei Veranstaltungen, wie den "Geistreichen Abenden" oder dem Weihnachtsmarkt im Schloß Proschwitz, zu den Obstbrandtagen im Oktober im KaDeWe Berlin, besteht die Möglichkeit zum Philosophieren und Probieren. Ziel ist es "Soviel Spaß wie möglich ins Glas" zu bringen.

Lieber Herr Hennig, danke für das aufschlussreiche Interview.
Helga und Peter J. König

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Helga König im Gespräch mit Iris Caren Herzogin von Württemberg:

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Liebe Iris Caren von Württemberg Anfang Januar 2014 hatte ich Gelegenheit  auf der Vernissage "La Fenice" -Abstrakte Photographie- Iris Caren Herzogin von Württemberg in der Galerie Tristan Lorenz/ Frankfurt zugegen zu sein und habe auf  "Buch, Kultur und Lifestyle" darüber informiert. Heute nun möchte ich einige Fragen an Sie richten:

Helga König: Können Sie unseren Lesern berichten, wann Ihnen klar wurde, dass Ihre Berufung im künstlerischen Schaffen liegt?

Iris Caren Herzogin von Württemberg
Foto: Helga König 
Iris Caren von Württemberg: Das wurde mir schon als Kind klar. In meinem Elternhaus gingen Künstler, Musiker und Schriftsteller ein und aus, das hat mich früh neugierig gemacht und ich fing selbst an zu malen, musizieren und zu schreiben. Ich sah darin einen Weg um Gefühle und meine Vorstellung vom Sein auszudrücken und erbaute mir damit eine Brücke zu anderen Menschen. Mir wurde dann auch bald klar, dass ich mit meiner Kunst einen Beitrag zu unserer Gesellschaft leisten kann, zumindest im kulturellen Bereich. Ganz früh wollte ich schon wissen, warum ich auf dieser Erde überhaupt bin und mit welchen Aufgaben. Eine davon ist das künstlerische Schaffen, es ist Berufung und Leidenschaft zugleich.

Helga König: Gibt es in Ihrer Familie Vorbilder für diesen Weg?

Iris Caren von Württemberg: Ganz sicher. Meine Eltern waren selbst sehr kreativ, meine Mutter malte und spielte Klavier, mein Vater schrieb bis in die Nacht Gedichte und Prosatexte, neben seinem Zahnarztberuf. Er hat einige Bücher veröffentlicht (unter Herbert Metzger, zuletzt CH. Möllmann Verlag), einen Preiswettbewerb gewonnen und ist Mitglied im Schriftsteller-Ärzte Verband. Wir hatten schon einige Lesungen zusammen gemacht und ich liefere seinen Verlegern die Bilder für die Umschlagsgestaltungen seiner Bücher. Meine Eltern haben meinen künstlerischen Weg immer sehr unterstützt, bis heute. Am 22.1. wurde mein Vater übrigens 90 Jahre alt.

Helga König: Wie definieren Sie Kunst?

 Wings I, 2013, Alu Diabond, lim. Aufl. (3), 120x 80cm
Iris Caren von Württemberg: Von Kunst kann man sprechen, wenn es ein schöpferischer Mensch schafft, andere Menschen mit seiner Arbeit zu berühren, oder sie zum Nachdenken anzuregen. Kunst ist für mich ein Schöpfungsprozess, der auch Dinge im Leben aufzeigen sollte, die in Zwischenreichen liegen, im Unsichtbaren, im Unaussprechlichen. Eine Brücke auch in "andere Welten". Ohne Kunst wäre unsere Welt arm und trist.

Helga König: Sie sind ja nicht nur Malerin und Fotokünstlerin, sondern schreiben auch Gedichte. Von welchem Lyriker wurden Sie am meisten inspiriert und was macht die Affinität zu besagtem Lyriker aus?

Iris Caren von Württemberg: Von Paul Celan. Seine Sprache und Hermetik hat mich schon als 16- Jährige sehr bewegt. Ich fühlte mich ihm sofort verbunden. Das ging so weit, dass ich als Studentin Rose Ausländer besuchte, die ihn gekannt hatte und die ich auch sehr schätzte. Und im letzten Jahr habe ich für einen Radiosender anlässlich einer Gedenksendung zur Bücherverbrennung die "Todesfuge" von Paul Celan vorgelesen. Das hat mich immer noch stark beeindruckt. Im Unterschied zu Paul Celan, den meines Erachtens heute kaum ein Lyriker erreichen kann, sind meine Gedichte weniger von Melancholie geprägt. Eine Affinität zu ihm sehe ich vor allem in der bildhaften Sprache, in Verschlüsselungen, die sich zwischen den Zeilen abspielen.

Helga König: Sie haben u.a. Kunstgeschichte studiert. Welche Epoche spricht sie am meisten an und fließen Stilelemente oder Farben dieser Epoche in irgendeiner Form in Ihr künstlerisches Schaffen ein?

Iris Caren Herzogin von Württemberg: Der Aufbruch in die Abstraktion Anfang des letzten Jahrhunderts ist für mich bedeutsam, insbesondere Wassily Kandinsky, Franz Marc und Paul Klee, die das Geistige in der Kunst offenbarten - als Maler und auch Kunstschriftsteller. Ihre Formen- und Farbsprache habe ich eingehend studiert, über Kandinskys Schüler Fritz Winter schrieb ich meine Magisterarbeit, weil ich mich ihm verwandt fühlte. Aber auch der abstrakte Expressionismus eines Jackson Pollock und Informelle Künstler wie Hans Hartung, K.O.Götz waren für die Entwicklung meiner eigenen, mehr von organischen Formen geprägten Handschrift wegweisend. Götz durfte ich vor ein paar Jahren in Stuttgart persönlich kennenlernen. Und mit Albert Fürst, der zu den ersten Informellen gehört, konnte ich eine gemeinsame Ausstellung in der Kommunalen Galerie Schlangenbad in Bad Schlangenbad realisieren, nachdem wir, beide Künstler der Stuttgarter Galerie Dorn, in unseren Bildern eine starke Wesensverwandtschaft erkannten.

Helga König: Welche Rolle spielt Farbe in Ihrer Kunst?

Iris Caren Herzogin von Württemberg: Eine sehr wichtige. Mit Farben verbinde ich Lebensfreude, sie geben einem Bild Seele. So wie Formen einem Bild Kraft geben. Und es ist die Kunst, sie so einzusetzen, dass sie ein Bild nicht plakativ oder kitschig werden lassen. Mit ihnen kann man Tiefe oder Transparenz erreichen. Wenn ihre Leuchtkraft im Betrachter etwas bewegen kann, dann sind sie richtig eingesetzt worden. Und dabei ist es nicht wichtig, wieviele Farben ein Bild hat. Man kann starke und sanfte Emotionen damit sichtbar machen, ähnlich wie  die Musik sie hörbar macht durch forte und piano. Farbe ist für mich Klang. Ist Seelenausdruck - Seelenabdruck. - Triste, gedeckte Farben entsprechen weniger meinem Naturell.

Helga König: Können Worte nach Ihrer Meinung in Farbe und Form umgesetzt werden; Gibt es insofern lyrische Malerei oder entsprechende Fotografien?

Wings IV, art-photo, 013, sign, lim.Aufl..3 Agrylglas auf
Alu-Diabond, 105x 75 cm
Iris Caren Herzogin von Württemberg: Ich denke schon. Worte kann man durch Gebärden ausdrücken - denken Sie nur an Tanz oder Eurythmie - also in einer Körper- und Seelensprache, die Formen folgt. Jene kann man ins Bild bringen und je nach Farbigkeit einen emotionalen Wert geben. Gerade das, was durch Worte vermittelt werden soll, ist malerisch gut darstellbar, sowohl in der Figuration als auch in der Abstraktion. Und das Wort muss dabei nicht lesbar sein, wie etwa in der konkreten Poesie. - Eine lyrische Malerei verbirgt eher die Worte, oder haucht sie nur. Bei der Fotografie würde ich nur die abstrakte Fotografie als lyrische Malerei bezeichnen. Sie schafft es von einer anderen Bilderwelt zu erzählen, jene abzulichten und uns etwas auf eher hermetische Weise mitzuteilen.

Helga König: Auf Ihrer Website habe ich einen Clip entdeckt. Er zeigt Ihre Performance "Metamorphose". Können Sie darüber Näheres berichten?

Iris Caren Herzogin von Württemberg: Mit meinen Performances versuche ich eine Verbindung zwischen Lyrik, Kunst und auch Musik herzustellen, ein Interagieren. Bei dieser Performance "Metamorphose" geht es darum den Verwandlungsprozess, dem alles im Leben unterliegt, nachzuvollziehen durch subtile Gesten und Worte. Ich habe dafür Gedichte auf transparente Papierfahnen oder Karten geschrieben, mit Formenzeichen gestaltet und sie in Objekte aus Rinden oder Karton integriert. Wenn ich sie dann dort rausnehme und vortrage, findet schon eine Verwandlung statt, sichtbar am Kunst-Objekt und an meinen Vortragsgesten. Beim Zurücklegen werden sie bewußt anders im oder am Objekt plaziert, so dass dieses dadurch verändert wurde. Somit unterliegt alles einem kreativen Prozess und ist im ständigen Fliessen.
Meistens werden meine Performances von Musik ergänzt. Dann improvisiert mein international renommierter musikalischer Partner, der italienisch-deutsche Jazzgitarrist Lorenzo Petrocca, nach Absprachen direkt in meinen Vortrag, in meine Aktion und füllt auch die Pausen mit eigenen Kompositionen. Wir waren damit schon seit Studienzeiten in vielen Kulturzentren und Galerien.

Helga König: Neugierig gemacht hat mich auch ein Bild aus der Serie "Philosophie der Liebe".  Wie drückt sich diese Philosophie in Farbe und Form aus und wie definiert sich diese Philosophie?

Iris Caren Herzogin von Württemberg: Liebe hat viele Farben und Formen. Sie für diese 12-teilige Serie in Lyrik und Malerei umzusetzen war für mich eine Herausforderung. Erstmals präsentieren konnte ich sie damals in der Galerie Willy Asperger in Maulbronn und durch Ankäufe der Kunstsammlung der Sparkasse Pforzheim/Calw kann man Teile von ihr in der Filiale in Mühlacker sehen.

Es ging mir darum, meine Liebesgedichte, auch über platonische Liebe oder die Liebe zum Kind, durch entsprechende Formen und Farben zu vertiefen. Ich entwickelte dafür mit Hilfe meines Rahmenmachers  Bildobjektglaskästen. In diese befestigte ich die Zeichnungen und schrieb die Gedichte spiegelverkehrt auf die Glasscheiben, die dann mit einem großen Abstand zum Bild montiert wurden. So scheint es nun als ob das Gedicht über dem Bild schweben würde und zudem wirft die Schrift je nach Lichtverhältnisse Schatten auf einen Teil des Bildes. Dadurch habe ich eine Mehrdimensionalität erreicht, die genau das ausdrückt, was für mich Liebe bedeutet.

Der Titel Philosophie der Liebe spielt auf diese Unermesslichkeit der Liebe an, auf die Liebe als Energiekraft, als das Positive, Schützende, das um Menschen eine Art goldenes Band legt. Liebe hat für mich auch mit Verzeihen können zu tun, mit Mitgefühl und Schutz, was besonders in der Liebe zum Kind lebt. Und Liebe ist eine große spirituelle, vor allem christliche Kraft, die alles tragen kann.

Helga König: In Frankfurt/Main in der Galerie Tristan Lorenz werden derzeit abstrakte Fotografien von Ihnen gezeigt. Können Sie zur Ausstellung und Ihren Werken dort unseren Lesern ein wenig berichten?

Iris Caren Herzogin von Württemberg: In dieser Einzelshow zeige ich erstmals meine abstrakten Fotografien, die ich 2013 aufnahm und als kleine Editionen drucken ließ. Ich wagte den Schritt, weil ich mich schon von jung auf mit Fotografie befasse und neben meiner anderen Kunst stets nach einem fotografischen Stil suchte, der meiner malerischen, gestisch-abstrakten Handschrift entspricht. Erste abstrakte Fotoarbeiten enstanden schon vor vielen Jahren. Ich arbeite mittlerweile mit einer digitalen Spiegelreflexkamera, die ich manuell einstelle. Aber: Ich male mit der Kamera. Wie die Bilder dann entstehen, das kann ich gar nicht alles sagen und will es auch nicht im Einzelnen verraten. In jedem Fall ist es ein sehr schöpferischer Prozess, ohne Nachbearbeitung im Photoshop; das wäre mir zu leicht und es würde das, was ich zeigen will, verfremden. Farben sind mir auch hier sehr wichtig, ebenso subtile, eher kosmische Formen, Bewegung, Klang und Transparenz. Darum sind viele Fotos von Unschärfen geprägt - so wie das Leben, in dem man zu einer Klarheit eigentlich erst kommen muss.

Helga König: Welche Bedeutung hat die Oper von Venedig in Ihrem Leben?

La Fenice III, Fotoprint auf Alu Diabond,
90 x 60 cm
Iris Caren Herzogin von Württemberg: Ihre Geschichte fasziniert mich. Ein wunderschönes Opernhaus in einer der schönsten Städte der Welt, das mehrere Male dem Brand zum Opfer fiel und immer wieder in nahezu gleicher Schönheit aufgebaut wurde. Die passende Namensgebung "La Fenice", also Phönix, habe ich eine meiner Photoserien gegeben, die sich auf die Symbolik des Feuer-, oder Sonnenvogels bezieht. Indirekt ist sicher ein Bezug da zu dieser Geschichte, denn ich bin mir sicher, dass das Kunstschaffen viel mit Inspiration zu tun hat. -Vielleicht kommt ja eines Tages jemand und will gerade diese Serie im Opernhaus La Fenice ausstellen, es wäre mir eine Ehre.

Liebe Iris Caren von Württemberg herzlichen Dank für das sehr aufschlussreiche Interview

Helga König


Link zur Website von Iris Caren von Württemberg: http://www.icvw.de/
Link zur Galerie Tristan Lorenz: http://www.tristanlorenz.com./


Helga König in Gespräch mit Prof. Dr. Gunter Dueck, Autor des Textes "Verständigung im Turm zu Babel: Über Multi-Channel-Kommunikation und proaktives Zuhören (Keynotes)"

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Lieber Herr Prof. Dr. Dueck, dieser Tage habe ich Ihren Text "Verständigung im Turm zu Babel: Über Multi-Channel-Kommunikation und proaktives Zuhören (Keynotes)" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen.

 Prof. Dr. Gunter Dueck,
Foto aus seinem Bestand
Helga König: Es gab eine Zeit, da gingen Linguisten primär davon aus, dass Kommunikationsprobleme hauptsächlich das Ergebnis unterschiedlicher schichtenspezifischer Sprachcodes (restringiert/elaboriert) darstellen. Offensichtlich aber scheinen weitere Kriterien dazu beizutragen, dass Informationen, die ein Sender weitergibt, anders als gewollt beim Empfänger ankommen. Was hat Sie konkret veranlasst, sich intensiver mit diesem Phänomen zu befassen und in diesem Zusammenhang das Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun zu erweitern? 

Prof. Dr. Gunter Dueck:  Es gibt nicht nur Sprachcodes, sondern auch andere Empfindungen, physiologische Zustände, Charaktergefängnisse, Prioritäten, Empfindlichkeiten ("darauf springt er an") bis hin zu Neurosen. Dazu gibt es Kulturunterschiede, unterschiedliche Expertenlevel und und und. Man hat dann nicht nur vier Ohren wie im Modell von Schulz von Thun, sondern eher 100. Viele Dinge werden einfach von verschiedenen Menschen komplett anders verstanden! Beispiel: Neulich wurde eine junge männliche Giraffe im Zoo wegen Inzuchtgefahr (also aus sachlich "zwingenden" Gründen) getötet, dann im Gehege vor Zoobesuchern in Fleischteile zerlegt und frisch blutend lecker den Löwen vor den Augen der Zoobesucher zum Fraße spendiert. Die Kopfmenschen finden das "natürlich": Löwen fressen ja Giraffen auch in der freien Natur. Herzmenschen finden es widerlich und empören sich - sie mussten es sogar mit ansehen und hatten vorher schon Unterschriften gesammelt, um die Giraffe zu retten. Kopfmenschen entgegnen höhnisch, die Herzmenschen äßen doch zu Mittag ein Kotelett! Erklärung: Kopfmenschen leben nach allgemeinen Regeln und Gesetzen (in diesem Sinne ist alles in Ordnung mit der Giraffe), Herzmenschen beurteilen den Einzelfall, die Giraffe ist für sie ein anderer Einzelfall als das Kotelett, an dem das Herz NICHT hängt. Kopfmenschen kennen ihr Herz nicht. Deshalb kann man das nicht mit ihnen ausdiskutieren. Herzmenschen wollen brutale allgemeinen Gesetze nicht, die keine Barmherzigkeit im Einzelfall vorsehen. HIER GIBT ES KEINE KOMMUNIKATION, man kann aber Rücksicht nehmen und die Giraffe heimlich töten, das Fell abziehen und das Fleisch wie jeden Tag hinlegen. Man kann die Giraffe an andere Zoos verkaufen oder verschenken. Man kann bei den Herzmenschen Geld sammeln, dass ihr Transport in irgendeinen Zoo bezahlt werden kann... Mich hat es allgemein interessiert, in wie vielfältiger Weise absolut verschiedene Welten aufeinanderprallen und Kommunikationsfronten bilden: Introvertierte und Extrovertierte, Langfristige und Kurzfristige, Nervöse und Ruhige etc. Man kann da nur kommunizieren, wenn man alle diese "Kanäle", Eigenheiten oder Menschenzustände kennt! 

Helga König: Noch zu Ende des vergangenen Jahrhunderts konnte man die meisten Diplombetriebswirte, Juristen und Techniker etc. mit psychologischem oder auch linguistischem Wissen selten hinter dem Ofen hervorlocken. Damit aber in Betrieben kreative Gedanken fließen können, gilt es die entsprechende Ignoranz zu beheben. Wer könnte diesbezüglich Überzeugungsarbeit leisten und wie könnte diese ausschauen? 

Prof. Dr. Gunter Dueck:  Die von Ihnen genannten Gruppen (Tech, Jura, BWL) verstehen sich untereinander auch nicht sooo gut, weil sie in anderen fachlichen Welten denken. Die Kommunikation unter ihnen ist sehr schwierig. Betriebswirte sind zum Beispiel mehr wie Herdenwesen, die alle Probleme mit Meetings oder Calls lösen - immer mit "lass uns mal zusammensitzen". Techies lösen Probleme höchstselbst! Das ist schon schwierig genug. Aber: Alle diese Gruppen sind reine Kopfmenschen - keine Herzleute, sie sind sich also zum Beispiel auf diesem Kanal einig. Psychologen aber sind eher Herzmenschen, Linguisten als Wissenschaftler eher Kopfmenschen (ich habe mal für alle solche Gruppen Tests gemacht und kann alles statistisch evident machen). Psychologie wird vom Kopfmenschen innerlich abgelehnt, sie würden allenfalls Tipps und Tricks zum Kampf gut finden - wie kann ich Menschen beeinflussen? Zu Überstunden überreden? Manipulieren? Ihnen etwas verkaufen? Meine Antwort auf Ihre Frage: Die Überzeugungsarbeit wäre titanisch schwierig - wie bei der jungen Giraffe. 

Helga König: Gestern unterhielt ich mich mit einer Bekannten ausgiebig über Ihren Text  "Verständigung im Turm zu Babel". Die Pferdeliebhaberin berichtete mir in diesem Zusammenhang, dass Sie am Wochenende zufällig einen Lehrgang in Pferdepsychologie absolviert hatte und dabei sei es genau um das Phänomen „ethnoszentrisches Verhalten“ gegangen. Auch zwischen Pferd und Mensch funktioniere die Kommunikation nicht, wenn der eine extra- und der andere introvertiert und der Mensch sich dessen nicht bewusst sei und nur nach seinen Mustern reagiere. Wenn also demnach Tierpsychologen schon seit längerer Zeit sich mit dem Thema befassen und seitens ihres Klientel großen Zulauf haben, wieso nimmt man sich in entsprechenden Schulungen in Firmen dieses Themas nicht verstärkt an oder wird diesbezüglich bereits mehr getan als allgemein in den Medien nachzulesen ist? 

Prof. Dr. Gunter Dueck:  Pferde und Hunde sind vielleicht besser verstanden als Menschen. Man liebt sie als Einzelwesen, also als Herzmensch. Sie werden wohl auch eher von Herzmenschen gehalten und wertgehalten. Nur der Hundetrainer versucht es mit Einheitlichkeit in der disziplinierten Haltung. Da kommt wieder der Kopf dazu...ich will jetzt gar nicht so viel zu Kopf und Herz sagen, das lag jetzt in Ihren Fragen. Ich kann es auch mit Extro- und Introvertierten erklären. Die Extros begrüßen sich stürmisch und laut, sie telefonieren - die Intros nicken knapp zum Gruß und schreiben mehr Mails. Extros WOLLEN immer erreichbar sein, weil sie vielleicht etwas verpassen. Intros wollen in Ruhe gelassen werden und geraten bei ständiger Erreichbarkeit unter Stress. Da also haben wir heute die Front der Leute, die mit dem Smartphone in Symbiose leben und denen, die es meist abschalten. Die öffentliche Diskussion zeigt, dass man diese verschiedenen Kommunikationsebenen ÜBERHAUPT NICHT auseinanderhält. 

Bei Tieren wird man sich eher hineinfühlen wollen, denke ich. Man akzeptiert das Tier, wie es ist. Bei Menschen nicht! Die menschliche Kommunikation beginnt fast immer mit "view it my way" Rangelei. Autisten, die ja ganz anders sind (nämlich seeeehr introvertiert) scheitern eigentlich an der Extroversion der Umwelt. Mit Pferden oder Delphinen kommen sie klar. Schande über uns! Wir Menschen legen am besten einheitlich fest, wie zu kommunizieren ist - basta! Das müsste alles in Schulungen relativiert werden... Titanenarbeit! Psychologie ist überall auf Limbolevel. 

Helga König: Wie kann im Internet auf vielen Kanälen gesendet werden und sich ein Sender so artikulieren, dass der Empfänger sich nicht auf die Füße getreten fühlt? 

Prof. Dr. Gunter Dueck:  Im Internet kommuniziere ich im Prinzip mit allen, na gut, nur mit denen, die auf meine Messages stoßen. Das ist eine ganz andere Herausforderung. Ich halte oft Reden für Controller, Steuerberater, Techies, Manager oder Kirchen. Das sind ganz verschiedene "Menschenarten", wie ich schon sagte. Ich versuche, mit der jeweiligen Spezies zu sprechen. Danach werden meine Reden oft auf Youtube geladen und "von allen" angesehen. Da bekommen es viele in ihren falschen Hals, für den es ja nicht gedacht war. Was den einen (denken Sie an die Giraffe) aus der Seele spricht, geht den anderen nicht in den Kopf. Man kann aber kommunikativ Brücken schlagen und per Metakommunikation versuchen, die Standpunkte beide zu respektieren und vielleicht zu versöhnen: "Komm, diese Giraffe ist jetzt durch die Petitionen eine berechtigte (!) Ausnahme." Ich weiß ja, dass meine Reden praktisch öffentlich sind. Ich bemühe mich also, zu denen zu sprechen, die da sind, und dabei nicht die Abwesenden zu verletzen.

Helga König: Sehen Sie in Facebook eine gute Möglichkeit "Internet-Smalltalk" einzuüben?

Prof. Dr. Gunter Dueck:  Facebook ist lieb, ich meine, eher eine Plattform für Herzmenschen. Google+ versammelt mehr die Kopfleute. Bei Facebook verteilt man per Like Wertschätzung, bei Google+ hagelt es oft harsche Kritik. Wer etwas lernen will, sollte in beiden oder allen Welten "üben", am besten in der vom eigenen Selbst weiter entfernten? Ich selbst bin da zeitlich nicht lange - ich scanne auf Inspirationen. Und Andersgedanken als Antworten an mich. 

Helga König: Twitter lässt nur Botschaften in Sentenz-Länge zu. Wie kann hier auf mehreren Kanälen gesendet werden? 

Prof Dr. Gunter Dueck: Schwierig. Die Kopfmenschen verteilen Infos, die Herzmenschen empören sich sehr oft. Lustmenschen schnappen Sensationen auf... Bei 140 Zeichen ist es schwer, "alles" unterzubringen. Vielleicht sollte man sich bemühen, dabeizuschreiben, was man ausdrücken will, also gleich dazu, ob #info oder #aufschrei. Ich schreibe oft etwas Ironisches, das soll man gar nicht tun. Tabu! Ach, ich mache das. Ich finde die Belehrungsantworten so neckisch, wenn es Leute falsch verstanden haben.

Helga König: Wenn in großen Firmen zumeist nur noch Meetings und Präsentationen gemanagt werden, gilt es offenbar den Hebel umzulegen, um dem kreativen Fluss mehr Raum zu geben. Wie könnte dies konkret ausschauen?

Prof. Dr. Gunter Dueck: Gar keinen Hebel! Bitte nicht einmal versuchen! Heute gibt es unsägliche Kreativmeetings, die beginnen am Morgen mit einem Statusbericht über die Finanzzahlen - ohne diesen scheinen Meetings verboten zu sein. Dabei beugen sich alle über die Zahlen und unter die Knute, weil die Zahlen nicht gut sind. Man steht wieder einmal vor großen Herausforderungen. Wo sind die Wege zur Zukunft? DANN wird der Hebel umgelegt. Nach dem Mittagessen werden Kreativ-Breakout-Sessions durchgeführt. Physiologisch ist man am Morgen unter Stress gesetzt worden. Die schlechten Zahlen bedrohen Bonus und Karriere. Beim Mittag essen die Sorgen mit. Und jetzt? Spot an! Kreativität! Das wird eine gequälte Kreativität des gerade Versagenden. Sie sucht schnelle Auswege und Abkürzungen, auch unerlaubte. Er darf nicht verlieren. Hierin liegt die erste Katastrophe. Die zweite entsteht aus der Gruppeneinteilung. Die Gruppen sind oft ausgelost oder manipulativ zusammengesetzt. Meist ist es so, dass in JEDER Gruppe die Hälfte Bedenkenträger sind. Also kommt aus KEINER Gruppe etwas anderes heraus als "Kunden öfter besuchen", "Taskforces gründen" oder "den Markt studieren". Die dritte Katastrophe: Die Mehrheit, wie immer sie ist, ist NICHT kreativ, weil die meisten sich mit so etwas nicht befassen. Gibt es Konzerne, bei denen man in Breakouts die Punkte brainstormt, die der Betriebsarzt bei der Wellnessuntersuchung durchführen soll? Da würde man doch Fachleute fragen, oder? Ärzte zum Beispiel? Und wenn es um Kreativität gibt, dann doch Kreative? Reine Lehre: Alle besinnen sich auf ein Problem oder eine Aufgabenstellung, dann stop! Die Kopfkreativen bekommen ein paar Wochen Zeit für Ideen zur Problemstellung. Die übergibt man Herzmenschen mit einem Gefühl für Sinnvolles, die stylen die Ideen sinnvoll um. Dann gibt man sie Tatmenschen mit der Frage, ob es Freude macht, es umzusetzen. Die stylen es nochmals um. Und schließlich kommen die, die die Regeln und Prozesse machen. Die gießen es in Ordnungen - und alle anderen stehen dabei, damit sie das Neue nicht so sehr abschleifen, dass es wieder wie früher aussieht. Wenn alle gut mitarbeiten, sieht es der Anfangsidee noch ähnlich, ist aber auch sinnvoll, macht Freude und lohnt sich.

Helga König:  Oft kommuniziert man im Erwerbsleben heutzutage fast nur noch im Internet, kennt seine Kunden nicht persönlich. Was tun, wenn man mit einem hochneurotischen Machtmenschen zu tun hat, welche Strategien empfehlen beim Senden? 

Prof. Dr. Gunter Dueck: Zunächst geht es nur einmal um gute Kommunikation. Man kann die Kommunikation auch missbrauchen oder damit andere nerven - Neurotiker bringen uns zur Weißglut, nicht nur Machtmenschen - auch Pingelige, Zurückschicker, Besserwisser, Unfähige etc. Auch gute und beste Kommunikation ist keine Siegeswaffe gegen alle Plagen. Sie hilft, besser klarzukommen. Sie werden also gegen Machtmenschen nicht mehr so hoch verlieren, aber nicht etwa gleich gewinnen. Normale Machtmenschen respektieren und schätzen Leute, die ihnen couragiert und mutig entgegentreten - so wie ein Fachexperte bei einem Wissenden denkt: Wow, der hat Ahnung. Machtmenschen schauen eben auf Körperhaltung und Tapferkeit. Sie testen "den Gegner" oft durch eine toughe Gesprächseröffnung, etwa: "Na, schon wieder so eine fade Präsentation, soll ich mir das echt anhören?" Mich hat einmal ein gaaanz hoher IBM-Exec angehauen: "Aus Ihrem Bereich kommt aber nichts raus, oder?" Ich: "Euer Ehren, ich bitte um ein vierstündiges Einzelgespräch mit Ihnen." Er - zieht die Augenbrauen hoch - lächelt: "Vier Stunden??" Ich: "So uninformiert wie Sie sind, braucht's halt so lange." Er legt mir die Hand auf die Schulter: "Ist schon gut..." Lächelt und schießt den nächsten Manager neben mir an: "Bei Ihnen ist die Lage schlecht, oder?" Der andere fängt an zu zittern, stottert, fragt, warum der Boss es so schrecklich meint, da könne etwas nicht stimmen... In diesem Sinne! Wenn Sie kneifen, haben Sie wirklich verloren. Hochneurotische Machtmenschen? Ich habe bei Raymond Fein im Exec-Training gelernt, dass man auf den ersten Kommunikationsscharfschuss mit Uuuuihjuuijuuih antworten soll - so wie "stimmt bei Ihnen alles noch"? Das hilft. Machtmenschen sind dann etwas überrascht und verlieren die meiste Aggression. "Das machen Sie heute Nacht!" - "Uuuuihjuuijuuih..." - "Was ist - wollen Sie nicht arbeiten?" - "Euer Ehren, es ist 20 Uhr." - "Wollen sie etwa ablehnen?" - usw. Sie müssen schon gegenhalten. Natürlich arbeiten sie dann noch bis Mitternacht, Sie verlieren also in der Sache. Aber wenn Sie immer gut gegenhalten, gewinnen Sie nach und nach Respekt und werden nicht mehr so aggressiv angegangen. Ganz Hochneurotische haben immer Angst, dass es eine Revolution gegen sie gibt. Sie testen stets, ob Sie auch loyal gegen sie sind. Sie sollten dann erst Loyalität zeigen und dann Respekt gewinnen, so herum. Wenn Sie bei Machtgierigen zu viel Respekt bekommen, werden Sie ja potentieller Nebenherrscher...

Helga König:  Proaktives Zuhören bedingt eine Menge Sensibilität, Ausgeglichenheit und Aufmerksamkeit. Sind Yoga-Kurse in Betrieben angesagt, um die Gelassenheit zu erreichen, die für proaktives Zuhören notwendig sind? 

Prof Dr. Gunter Dueck:  Man braucht ja nicht immer oder nur Gelassenheit. Hohes echtes Interesse ist doch auch gut? Oder einfach eine Stunde beim anderen mithelfen - dann hört man tätig zu? Bei den Machtmenschen muss man wohl kämpfend zuhören? Die Yogafrage ist irgendwie nicht richtig gestellt - oder: Sie sagt jetzt sehr viel über die Fragende, wenn ich genau hinhöre. Und dann: Es gibt eben die vielen verschiedenen Menschen, die jeder für sich anders hören, sehen und tun. Dann gibt es kaum etwas Generelles, was allen hilft - ich meine: Yoga hilft, aber nicht allen, vielleicht nicht einmal vielen.

Helga König:  Soweit ich Ihren Text beurteilen kann, geht es Ihnen darum, dass wir alle mit mehr Achtsamkeit Situationen meistern, besser und konkreter auf vielen Kanälen senden und intensiver zuhören, demnach das Zweit-Berufsziel Kommunikator anstreben sollen, um erfolgreich den Erst-Beruf ausüben zu können. Was bedeutet dieser Ansatz für Schulen und Universitäten? 

Prof. Dr. Gunter Dueck:  Es geht nicht nur um Kommunikation an sich, sondern auch um ein reiches zu erwerbendes Fachwissen um die Präferenzen, Denkweisen, Weltsichten und Prioritäten vieler anderer Menschengruppen. Ich habe ja Beispiele genannt. Damit tun sich alle Lehrpläne aus mindestens zwei Gründen schwer. Erstens: Wir mögen es nicht, uns in alle möglichen Weltsichten auf Eines hineinzudenken, weil wir an der Vorstellung kleben, es gäbe eine "richtige" Weltsicht, nach der wir begierig "wissenschaftlich" suchen und die dann im Lehrplan steht. Zweitens: Unsere Bildungsanstrengungen kommen meist nur an einen Punkt zu erklären, warum irgendetwas oder speziell hier die Kommunikation sehr wichtig ist. Die Schule erklärt ja auch, dass Dichten und Kunst wichtig sind, sie trainieren es aber kaum. In Vielem wird man bloß aufgeklärt, aber nicht trainiert. Es gibt Bereiche, in denen das Training das Wichtigere ist, zum Beispiel bei der Kommunikation. Es wäre also noch nicht viel gewonnen, wenn man das Problem nur bewusst machen würde - und schon das traue ich den heutigen Institutionen kaum zu. Sehen Sie: wir wissen alle, dass es wichtig ist, gesund zu leben und ein guter Mensch zu sein... Kommunikation muss man bei der Erziehung eher nur wirklich trainieren. Wer kann das? Wir brauchen ein paar Generationen für das Verbreitern der Grundlagen, fürchte ich.

Lieber Herr Prof. Dr. Dueck, besten Dank für das aufschlussreiche Interview.
Ihre Helga König

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Helga König im Gespräch mit dem Künstler Helmut Findeiß

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Lieber Helmut Findeiß, heute möchte Sie den Leser von "Buch, Kultur und Lifestyle" vorstellen, weil mich Ihre Bilder sehr beeindrucken. Deshalb auch möchte ich einige Fragen an Sie richten. 

Helga König: Befasst man sich mit Ihrer Vita, so erfährt man, dass Sie lange Jahre als Rechtsanwalt in München tätig waren, bevor Sie die Malerei für sich entdeckt haben. Können Sie unseren Lesern berichten, wie es dazu kam? 

Hellmut  Findeiß
Helmut Findeiß: Die Malerei habe durch einen reinen Zufall entdeckt, durch ein Missgeschick. Ich habe zur Hochzeit meiner Tochter einen Stammbaum kalligraphiert, dazu hatte ich Unterlagen einer Großtante. Das "Schönschreiben" war etwas, was ich im Ruhestand aktivieren wollte - das einzige aus der Schulzeit stammende künstlerische Relikt, das mich fasziniert hat. Der Stammbaum sollte natürlich koloriert werden, so ist man einen Stammbaum gewohnt; und das ging schief, kein Verhältnis zur Farbe. Nochmals, ohne Farbe, hatte letztlich auch seinen Reiz. Aber ich hatte Farbe "geschnuppert" und dann das große Glück, eine ehemalige Klientin zu haben (Absolventin der Kunstakademie und Kunsterzieherin), die mich an einem Wochenende in das weite Feld der Farben eingeführt hat. Das war der Beginn und Auslöser einer zwischenzeitlichen Leidenschaft. 

Helga König: Wie definieren Sie den Begriff "Kunst"?

Helmut Findeiß: Diese Frage habe ich befürchtet! Ergebnis kreativer Tätigkeit, das ist zu wenig: auch wohl unbewusste Kritzeleien von Kindern können Kunst sein. Es entscheidet der Betrachter, was Kunst ist. Ein kreativer Prozess kann zur Kunst werden, zum Kunstwerk. Kunst zu fertigen, benötigt wohl Geduld, die man lernen muss - Demut vor dem Auge des Betrachters, aber vor allem vor dem eigenen Anspruch, etwas außergewöhnliches, nicht alltägliches zu schaffen. 

Helga König: Womit beschäftigen Sie sich in Ihren Werken primär?

Helmut Findeiß: Meine Werke haben nicht unbedingt ein Zielrichtung und keine ausgeprägte Thematik, so dass ich diese Frage nicht schlagwortartig beantworten kann. Vorgegebene Themen bereiten mir Druck, ich gehe lieber an die Leinwand heran und lasse die Sache sich entwickeln - es wird irgendetwas herauskommen. Ein Eindruck, ein Gefühl, das ich nach innerlicher Verarbeitung spontan abstrakt wiedergebe - aus dem Bauch heraus! Für mich wird etwas verarbeitet, was mich bewusst oder unbewusst beschäftigt. Ich sehe das Ergebnis für mich, will dem Betrachter in der Regel aber keinen Titel vorgeben: abstrakte Werke sieht ohnehin jeder anders und das ist gut so. 

Helga König: Welche Bedeutung haben für Sie die Farben in Ihren Arbeiten? 

Helmut Findeiß: Die Farbe spielt für mich eine große Rolle. Mit Farbe lassen sich alle Gefühle ausdrücken. Ich habe keine Angst, Farben nebeneinander zustellen, die nach Grundsätzen der Farblehre eigentlich passen. Darin sehe ich den Vorzug Autodidakt zu sein, ich probiere laufend und höre auf die Farben, die mir sagen, wie, wo sie auf der Leinwand wirken wollen. Es gibt Phasen, in denen mal die eine, mal die andere Farbrichtung die größere Rolle spielt. Faszinierend kann die sogenannte Nichtfarbe "Schwarz" sein, es kommt nur auf die Verarbeitung an. 

Helga König: Welche Materialien verwenden Sie mit Vorliebe?

Helmut Findeiß: Das Spektrum der von mir verwendeten Materialien ist relativ groß. Es beginnt bei den Medien, auf denen ich arbeite: natürlich die Leinwand, Holz, Metall, Papier, Karton usw. Auf diesen Malmedien arbeite ich mit Acrylfarben, ab und an mit Collageelementen, Sand, Pigmenten - ja eigentlich mit allem, was sich auf dem Untergrund “befestigen” lässt. Nicht vergessen darf ich Tusche, die ich für kalligraphische Elemente einsetze, meine für mich typischen Linien und für Schrift, die ich gerne unmittelbar in den Werken aufbringe. 

Helga König: Möchten Sie mit Ihren Bildern Botschaften übermitteln? 

Helmut Findeiß: Diese Frage beantworte ich mit NEIN. Konkrete Botschaften habe ich an die Betrachter nicht, allenfalls, wenn das als Botschaft verstanden wird, will ich etwas Ruhe übermitteln; zu große Unruhe in den Bildern, in der Farbgebung, verleiten mich ständig, das Werk zu verändern. 

Helga König: Sie können bereits auf eine Reihe von Ausstellungen zurückblicken. Wie konnten Sie sich so rasch in der Kunstszene etablieren? 


Helmut Findeiß: Ausstellungen, Ausstellungsmöglichkeiten sind
die einzige Möglichkeit, sich zu präsentieren. Dabei hat die Mitgliedschaft im hiesigen Kunstverein primär beigetragen. Gemeinschaftsausstellungen, Einzelausstellungen - so nach und nach erwirbt man Aufmerksamkeit. Eine nicht zu unterschätzende Plattform bietet mir das Internet - hier habe ich zwischenzeitlich eine große Anzahl von künstlerische tätigen Freunden gefunden, mit denen sich man auch fachlich austauschen kann. Ob ich bereits etabliert bin in der Kunstszene? Es wäre vermessen, dies zu bejahen, ich freue mich, dass meine Werke gut ankommen und hoffe, dass ich künftig die an mich selbst gesetzten Ansprüche erfüllen kann. 

Helga König: Sie werden demnächst in der Galerie Benedict in Wien ausstellen. Können Sie dazu kurz etwas sagen?

Helmut Findeiß: Meine anstehende Ausstellung in der Galerie Benedict in Wien empfinde ich als große Ehre. Ich kann mein Werk erstmals international zeigen - Dank für die Anfrage der Galerie, diese Einzelausstellung zu machen. Es ist spannend und für mich aufregend… 

Helga König: Welches Projekt planen Sie in diesem Jahr mit 15- 20 Künstlern weltweit?

Helmut Findeiß: Bei dem weltweiten Projekt handelt es sich um ein Ausstellungsprojekt, das eine alternative Vision auf die geheimnisvolle Welt des berühmten und bislang nicht entschlüsselten VOYNICH - Manuskripts bieten soll. Die teilnehmenden Künstler sollen/wollen versuchen, mit dem ihnen eigenen künstlerischen Ansatz zu Diskussionen und Dialog über das Voynich - Manuskript beizutragen. Ich beschäftige mich schon fast täglich mit diesem Projekt und damit, wie ich mich der Sache künstlerisch nähern kann - Ideen habe ich, die können aber hier nicht verraten werden.

Helga König: Woran arbeiten Sie derzeit? 

Helmut Findeiß: Woran ich arbeite? Es gibt hier einige Leinwände, die nach Bearbeitung verlangen. Ich habe wundervolle Leinenbettlaken (aus meiner “Nebenbeschäftigung” im Fahrdienst der Malteser), die ich endlich bearbeiten will, wegen der Größe aber erst nach der Wien - Ausstellung dazukommen werden. Die Fingerfertigkeit erhalten mit kleineren Werken, Kalligraphie - ja daran werden ich jetzt arbeiten.

Lieber Helmut Findeiß, ich danke Ihnen für das aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König



Helga König im Gespräch mit dem Künstler Siniša Tešankić

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Lieber Siniša Tešankić, da ich Ihre Bilder sehr zu schätzen weiß, möchte ich Sie heute den Lesern von "Buch, Kultur und Lifestyle" vorstellen. Deshalb auch möchte ich einige Fragen an Sie richten.

 Helga König: Können Sie uns bitte berichten, wo Sie geboren und zur Schule gegangen sind?

Siniša Tešankić , Foto privat
Siniša Tešankić: Ich bin am 3. Januar 1949 in Vrbanja/ Kroatien geboren. Aufgewachsen bin ich in Vukovar und besuchte das Gymnasium. Ich habe an der Akademie der bildenden Künste in Zagreb im Jahr 1971 studiert in der Klasse von Mladen Veža. Nach dem Studium habe ich im Museum in Vukovar und seit 1973 als Kunstlehrer in Ernestinovo und Laslovo gearbeitet. Während des Krieges 1991 war ich als Vertriebener in Osijek als Lehrer beschäftigt und konnte 1998 wieder in mein Dorf zurückkehren. Dort musste ich zunächst mein abgebranntes Haus neu aufbauen. In dieser Zeit war ich Schuldirektor.

Da ich aufgrund der Luftangriffe sehr verwundet war, musste ich den Schuldienst aufgeben und arbeite seitdem als freischaffender Maler und Bildhauer. 

Helga König: Seit wann befassen Sie sich mit Kunst und gab es in Ihrer Familie entsprechende Vorbilder?

Siniša Tešankić: Seit meiner Kindheit beschäftige ich mich mit der Malerei und Bildhauerei. Ich lebte in einem solchen Umfeld. Mein Großvater war Bildhauer, auch mein Vater, meine Tante und Cousine haben sich mit Malerei beschäftigt. 

Helga König: Sie haben in Zagreb studiert. Wurden Sie von Ihren dortigen Professoren in Ihrem Stil beeinflusst?

Siniša Tešankić: Großen Einfluss auf meine Malerei hatte Prof. Mladen Veza. Er lehrte mich neue Techniken und Arbeitsweisen und ließ mir jedoch jede erdenkliche Freiheiten, um meinen eigenen Stil zu finden. 

Helga König: Welche Maler vergangener Epochen lieben Sie besonders und weshalb? 

Siniša Tešankić: Es ist für mich schwer zu sagen, welche Künstler ich besonders liebe, denn jeder Stil in der Malerei ist mir angenehm. Doch Michelangelo und Picasso haben mich sehr beeindruckt, denn sie haben großen Einfluss auf die Kunstgeschichte. 

Helga König: Wie definieren Sie Kunst? 

Siniša Tešankić: Kunst ist für mich das Leben und das Leben ist schwer zu definieren. Jeden Tag, den ich lebe, lebe ich für die Kunst. Kunst ist für mich die Schönheit der Menschen, egal wie sie sind und wo immer sie leben aber auch die Schönheit der Natur, die uns umgibt. 

Helga König: Welche Techniken bevorzugen Sie? 

Siniša Tešankić: Auch ich habe oft nachgedacht, welche Technik ich besonders mag, kann mich aber nicht für eine entscheiden. Jede Technik hat ihre eigene Schönheit und egal welches Material ich in die Hände bekomme, ich versuche es zu verarbeiten. 


Helga König: Was bedeuten Ihnen Farben und wovon ist die Wahl bestimmter Farben für ein Bild bei Ihnen abhängig? 

Siniša Tešankić: In letzter Zeit arbeite ich mit Aquarell -und Acrylfarben. Umfangreiche Kenntnisse der Acrylmalerei habe ich mir bei Milica Reinhart angeeignet. Farben bedeuten mir sehr viel, denn sie spiegeln meine seelische Stimmung wieder. Die Wahl der Farben ist ein langer Prozess der Reflexion und Analyse. Manchmal werde ich von der Schönheit der Gegend, wo ich wohne, konkret von Slawonien inspiriert. 

Helga König: Stellen Sie Ihre Bilder auch außerhalb von Kroatien aus? 

Siniša Tešankić: Ich habe in vielen Ländern bei Projekten und Ausstellungen mitgewirkt: Deutschland, Frankreich, Italien, Australien, USA, Ungarn, Österreich und in vielen Städten in Kroatien. 

Helga König: Welche Kontakte pflegen Sie zu Malern weltweit? 

Siniša Tešankić: Da ich seit vielen Jahren als Künstler tätig bin, habe ich zahlreiche Kontakte mit vielen Kollegen aus verschiedenen Ländern, aber die größten und häufigsten sind aus Deutschland, Österreich und Ex- Jugoslawien. 

Helga König: Woran arbeiten Sie derzeit?

Siniša Tešankić: Zur Zeit arbeite ich intensiv an der Serie (Acryll und Aquarell) mit dem Titel "Behind" und bin sehr interessiert an dem Teil unserer Seele, der dem Menschen nicht so leicht zugänglich ist. Zudem bereite mit der großartigen Malerin und Humanistin Milica Reinhart Kunstprojekte für Kroatien vor.

Lieber Siniša Tešankić ich danke Ihnen für das aufschlussreiche Interview

Ihre Helga König


 

Helga König im Gespräch mit Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse

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Sehr  geehrter Herr Zille, vom  13. bis 16.  März 2014 wird  erneut  die  Leipziger Buchmesse viele Leser dazu veranlassen, sich auf den Weg  in Sachsens Messehauptstadt zu machen.  Ich möchte Ihnen nun einige Fragen stellen, damit die Leser von "Buch, Kultur und Lifestyle" erfahren, was sie  in den Messehallen  dort erwartet.

Helga König:  Können Sie unseren Lesern kurz etwas zur Geschichte der Leipziger Buchmesse mitteilen? 

 Oliver Zille, Direktor  der
Leipziger Buchmesse
Oliver Zille: Die Geschichte der Leipziger Buchmesse reicht bis ins Mittelalter zurück. Leipzig ist außerdem der Ort, der dank der aufklärerischen Politik des Kurfürstentums Sachsen seit Mitte des 18. Jahrhunderts zum Zentrum des Buchhandels in Europa wurde und an dem Buchhändler vor allem deutschsprachige Bücher gezeigt und verkauft haben. Die Leipziger Buchmesse, in der Form wie wir sie heute kennen, hat sich nach dem Umzug auf das neue Messegelände im Jahr 1998 zu dem entwickelt, was sie heute ist – eine Messe für Leser mit gestandenen und innovativen Autoren und Verlagen, begleitet von Europas größtem Lesefest "Leipzig liest".

Helga König:  Welches Angebot darf man zwischen dem 13. und 16. März 2014 in Leipzig auf dem Messegelände erwarten? 

Oliver Zille: Die Besucher erwarten vier vollgepackte Tage rund um das Buch. Wir hoffen, mit unseren Themenwelten die verschiedensten Geschmacksnerven zu treffen – von den Bereichen Kinder- und Jugendbuch, Bildung und Wissen, deutschsprachige und internationale Literatur, Digitale Medien, Buchkunst bis hin zu Musik ist alles dabei. Highlights der diesjährigen Buchmesse sind der "Auftritt Schweiz", der Auslandsschwerpunkt "tranzyt. kilometer 2014. Literatur aus Polen, der Ukraine und Belarus" und die Veranstaltungen von TRADUKI, dem europäischen Netzwerk von und nach Südosteuropa. Mehr Raum für die Entfaltung unserer Besucher schaffen wir außerdem mit der Manga-Comic-Convention, die dieses Jahr erstmals im Verbund mit der Leipziger Buchmesse stattfindet. In der kompletten Halle 1 gibt es mehr als 200 Veranstaltungen für Manga-, Comic- oder Graphic Novel-Fans. 

Helga König:  Können Sie uns etwas zur diesjährigen Preisverleihung mitteilen? 

Oliver Zille: Ein besonderes Highlight ist die Jubiläumsveranstaltung "10 Jahre Preis der Leipziger Buchmesse" am 12. März im Hôtel de Pologne in der Leipziger Innenstadt. Dazu laden wir alle Literaturbegeisterten ein, die fünf Nominierten der Kategorie Belletristik in Lesung und Gespräch live zu erleben. Der Preis der Leipziger Buchmesse wird dann am Donnerstag, den 13. März 2014, in der Glashalle auf dem Messegelände in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung verliehen. 

Helga König:  Was darf man sich konkret unter dem Lesefest "Leipzig liest" vorstellen?

Oliver Zille:"Leipzig liest" ist das größte Lesefest Europas. Es bietet Verlagen und ihren Schriftstellern die Möglichkeit, sich dem Publikum in Leipzig direkt zu präsentieren…und das an den ausgefallensten Plätzen. Zur Lesebühne verwandeln sich zum Beispiel das Bundesverwaltungsgericht, das Gondwanaland im Leipziger Zoo oder sogar der Leipziger Südfriedhof. In diesem Jahr sind 3.000 Autoren und Mitwirkende in 3.200 Veranstaltungen an 410 Leseorten in der Stadt und auf dem Messegelände mit dabei. 

Helga König:  Was sollten sich die Besucher in Halle 4 im Musikbereich auf keinen Fall entgehen lassen? 

Oliver Zille: Natürlich wollen wir wie jedes Jahr auf musikalische Innovationen und kreative Entwicklungen aufmerksam machen. In Halle 4 präsentieren sich über 30 Aussteller, darunter auch die großen deutschen Musikverlage wie C.F. Peters, Breitkopf & Härtel, Schott und Bärenreiter. Die zentralen Anlaufpunkte im Musikbereich sind das Musikcafé und das Musikzimmer. Im Musikcafé haben die Besucher wieder die Möglichkeit, bei Live-Vorführungen, kleinen Konzerten, Workshops und Diskussionen dabei zu sein oder auch dem Blüthner-Flügel zu lauschen. Im Gegensatz dazu richtet sich das Musikzimmer mit Aktionen zum Singen, Musizieren und Ausprobieren speziell an Kinder, ihre Eltern und an Pädagogen.

Helga König: Können Sie uns etwas zum "Auftritt Schweiz" mitteilen?

Oliver Zille:  Der "Auftritt Schweiz" ist ganz klar eines der Highlights im diesjährigen Programm. Unsere Nachbarn zeigen, wen und was ihre Literatur- und Kulturszene alles zu bieten hat – und da kommt einiges auf uns zu! Die Schweiz hat über 80 Autoren im Gepäck, zum Beispiel Melinda Nadj Abonji, Lukas Bärfuss, Ralph Dutli, Catalin Dorian Florescu, Jonas Lüscher, Milena Moser oder Adolf Muschg. Auch das Leipziger Stadtbild wird sich verändern wenn insgesamt 40 rote Bänke ab dem 7. März den Weg zur hiesigen Literatur und Kultur weisen werden oder wenn die "rote" Schweizer Straßenbahn der Linie 16 den Besucher zu den Veranstaltungen auf dem Leipziger Messegelände führen wird. Man sieht also: Die Schweiz hat mehr zu bieten als Käse, Kräuter-Bonbons und Abfahrtspisten. 

Helga König: Kann die Antiquariatsmesse als Bestandteil der Leipziger Buchmesse betrachtet werden oder wie soll man diese verstehen? 

Oliver Zille: Die Leipziger Antiquariatsmesse ist ganz klar als Ergänzung und fester Bestandteil des Buchmesseprogramms zu sehen. Detlef Thursch von "abooks.de" richtet gemeinsam mit uns in diesem Jahr den 20. Jahrgang dieser wunderbaren Veranstaltung aus und schafft damit wieder einen großzügigen Bereich für alle Fans des alten Buches.

Sehr geehrter Herr Zille, ich danke Ihnen für das aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König

Copyright für die Antworten und das Foto von Oliver Zille: Leipziger Buchmesse

Hier können Sie Karten zur Leipziger Buchmesse bestellen: http://www.leipziger-buchmesse.de/

Helga König im Gespräch mit dem Präventologen Hans-Peter Hepe, Autor der Buches "Heilung aus eigener Kraft"

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Lieber Herr Hans-Peter Hepe, dieser Tage habe ich ihr Buch"Heilung aus eigener Kraft"rezensiert. Heute möchte ich Ihnen einige Fragen dazu stellen. 

Helga König: Können Sie unseren Lesern kurz etwas über Ihre berufliche Tätigkeit als Präventologe berichten?


 Hans- Peter Hepe
Foto aus seinem Bestand
Hans-Peter Hepe: Eigentlich weiß jeder, wie gesund leben geht: Dreimal täglich Obst und Gemüse essen, weniger Süßes naschen, Stress vermeiden, Maß halten beim Alkohol, nicht rauchen und regelmäßig Sport treiben sowie für ausreichend Entspannung sorgen. Doch Wissen ist die eine Seite. Alte Gewohnheiten und Verhaltensmuster zu durchbrechen eine andere. Oft fehlen Motivation und das Wissen, was für das eigene Wohlbefinden am besten geeignet ist. In dieser Stelle setzen Präventologen mit Verhaltensprävention an. Meine Aufgabe ist es, Menschen so für ihre Gesundheit zu begeistern, dass sie mit Lust und Freude ihr Verhalten, wie krankmachende Ängste und verdrängte Emotionen, verändern können. Denn Gesundheit ist ein komplexes Zusammenspiel aus körperlicher und seelischer Verfassung.

Helga König:Wie groß sind die Erfolgschancen für Menschen, die bereits an Depressionen erkrankt sind, wenn sie den von Ihnen vorgeschlagenen Heilungsweg konsequent gehen?

Hans-Peter Hepe: Wenn wir uns verdeutlichen, dass Ursache und Lösung bei Depression ein und dieselben Faktoren sind, dann wird uns schnell klar, wie enorm hoch die Erfolgschancen bei Depression sein können, wenn wir konsequent den Heilungsweg mit REENTRY gehen. Depression ist durch innere Faktoren, wie instabiles Selbstbildnis, Gefühl von Leere, Unberechenbarkeit gegenüber zwischenmenschlichen Beziehungen und ausgeprägten Stimmungsschwankungen von Aggression und Niedergeschlagenheit geprägt. Die Gesundheit des Menschen wird durch innere Faktoren gefördert, die sich mit Verhaltensprävention stark beeinflussen lassen: ein stabiles Selbstwertgefühl und ein gutes Verständnis von sich selbst, ein positives und aktives Verhältnis zum eigenen Körper, die Fähigkeit zu sozialen Beziehungen und die Integration in eine soziale Gemeinschaft. Konkret: Wer "gegensätzliche Kräfte" in seinem Inneren wieder vereinen kann, überwindet seine Depression im Eiltempo!

Helga König: Sie zeigen in Ihrem Buch einen gut nachvollziehbaren Weg auf, sich von diversen Krankheiten, Krisen und Konflikten zu befreien. Worin liegt die Gemeinsamkeit dessen, was Krankheiten, Krisen und Konflikte auszulösen vermag?

Hans-Peter Hepe: Ein kleines Beispiel dazu: Stellen sie sich vor, sie rennen los, um den Bus noch zu erreichen – und dieser fährt Ihnen vor der Nase weg. In dem Moment, wo sie es erkennen, dass der Bus nicht mehr erreichbar ist, geben sie ihre Zielvorstellung auf – und hören auf zu rennen. Die Erwartung wird aufgegeben.

Im Falle psychosomatischer Erkrankungen, Konflikten und Krisen geschieht dieses jedoch nicht. Stattdessen halten wir weiterhin an den Erwartungen fest nach dem Motto "Das darf nicht sein!"Ähnlich dem Spruch "Ich weiß, dass es nicht schlimm ist mal zu versagen, aber ich habe trotzdem Angst davor." Die Gemeinsamkeit von Krankheiten, Konflikten und Krisen ist also das Festhalten an Erwartungen "Das darf nicht sein" und dem zwangsläufigen Scheitern unserer Bewältigungsstrategien.

Helga König: Sie nennen eine große Anzahl von Faktoren, die uns krank machen können, darunter soziale Isolation, aber auch Angst. Können Sie uns dazu Näheres sagen?

Hans-Peter Hepe: Körperliche und seelische Störungen entstehen nicht direkt durch unsere Erlebnisse, wie zum Beispiel Mobbing, sondern indirekt durch uns selbst, in dem wir uns tot stellen und unsere Gefühle auf Eis legen, um die damit verbundenen Konflikte zu vermeiden. Und wir haben eine breite Palette von Vermeidungsstrategien entwickelt, um uns mit den emotionalen Schmerzen nicht auseinander setzen zu müssen. Wir ignorieren, verdrängen, rationalisieren, projizieren, bagatellisieren und vieles mehr. Doch damit löst sich unsere emotionale Energie nicht auf.

Ganz im Gegenteil, immer wieder rutschen wir in vertraute Schreckensbilder ab, sind "in unserem Film" und trauen uns immer weniger zu, nach dem Motto "Lieber bin ich still, als erleben zu müssen, dass mich jemand mobbt"– und der Teufelskreis sozialer Isolation schließt sich. 

Doch das Schlimmste, was uns passieren kann, ist der Verlust unseres Vertrauens in uns selbst, unsere Partnerschaft, Familie oder Arbeitsplatz. Wenn wir die Erfahrung machen müssen, dass wir die Wertschätzung unserer Eltern, Partners oder Arbeitskollegen nicht erringen können, ganz gleich, was wir alles unternehmen, dann werden wir von Gefühlen der Verunsicherung, Ohnmacht, Wertlosigkeit und Angst überschwemmt.

Wenn wir das Gefühl bekommen, abgelehnt oder nicht beachtet zu werden – was noch schlimmer ist -, dann leiden wir über alle Maßen und suchen nach Lösungen, die unseren Schmerz lindern können. Wir nehmen jetzt, was wir kriegen können: Computerspiele, Drogen, Gewalt gegen andere usw. Angst hat viele Gesichter!

Helga König: Jeder Mensch verfügt über eine Vielzahl von Glaubenssätzen aus der Kindheit, die dazu führen, in späteren Jahren nicht sinnvoll und gesundheitsförderlich zu reagieren. Schafft man es, ohne therapeutische Hilfe, sich solche Glaubenssätze klarzumachen?

Hans-Peter Hepe: Ich antworte Ihnen mit einer kleinen Parabel: Eine Psychologin schritt während eines Stress-Seminars mit einem Glas Wasser durch den Zuschauerraum. Sie fragte mit einem Lächeln: „Wie schwer ist dieses Glas?“ Die Antworten pendelten sich zwischen 200g bis 500g ein. Die Psychologin antwortete: „Das absolute Gewicht spielt keine Rolle. Es hängt davon ab, wie lange ich es halten muss. Halte ich es für eine Minute, ist es kein Problem. Wenn ich es für eine Stunde halten muss, werde ich einen leichten Schmerz im Arm verspüren. Muss ich es für einen ganzen Tag halten, wäre mein Arm taub und paralysiert. Das Gewicht des Glases ändert sich nicht, aber umso länger ich es halte, desto schwerer wird es.“

Sie fuhr fort: "Stress und Sorgen im Leben sind wie dieses Glas mit Wasser. Denke über sie eine kurze Zeit nach und sie hinterlassen keine Spuren. Denke über sie etwas länger nach und sie werden anfangen dich zu verletzen. Wenn du über deine Sorgen den ganzen Tag nachdenkst, wirst du dich irgendwann wie paralysiert fühlen und nicht mehr in der Lage sein, irgendetwas zu tun." 

Wir sollten uns nicht von der Vielzahl der Möglichkeiten beeindrucken lassen, sondern uns in erster Linie auf die "dicken Brocken" konzentrieren, die wir jahrelang mit uns herumschleppen und darüber nachdenken. Jeder Teilnehmer, der mit mir persönlich gearbeitet hat, kam schnell auf die Worte, die ihn in seiner Kindheit beschämt oder verletzt haben, oder auf das extreme Verhalten der Eltern zu sprechen, was damals Ängste auslöste – und fest daran glaubte, dieses oder jenes tun zu müssen, um nicht als Versager da zu stehen. Und die Versagensangst ist geboren!

Helga König: Wie häufig muss man diesen fatalen Glaubenssätzen sogenannte "Reentry- Sätze" entgegenhalten, wann sind alte Glaubenssätze aufgelöst und woran merkt man dies?

Hans-Peter Hepe: Dass man sich auf einem Erkenntnisweg befindet spürt man sehr deutlich im Körper. Beim Auffinden eines fatalen Glaubenssatzes fühlen wir eine Einengung, wir bekommen einen Druck auf unsere Brust, als ob uns die Luft weg bleibt – genauso als würden wir urplötzlich in einer gefährlichen Situation stecken. Die biochemische Antwort ist immer die Gleiche – egal ob wir uns das Erlebte nur vorstellen oder tatsächlich gerade erleben. Jetzt wissen wir, dass wir unseren "dicken Brocken" gefunden haben!

Halten wir den fatalen Glaubenssätzen unseren Reentry-Satz entgegen, verstärkt sich für den ersten Augenblick der emotionale Druck auf der Brust. Es spitzt sich sozusagen noch einmal zu! Jetzt gilt es, nicht zu bewerten, sondern dem Schrecken ins Gesicht schauen, damit der Schrecken sein Gesicht verliert. Jetzt kommt es zu einer nachhaltigen Erleichterung und zu der Erkenntnis, endlich den verloren geglaubten Schlüssel für sein Glücklichsein gefunden zu haben.

Helga König: Sie nennen verschiedene Persönlichkeitsmuster, deren Lebensstrategien voneinander abweichen. Können Sie unseren Lesern dazu etwas sagen?

Hans-Peter Hepe: So wie 7 Milliarden Menschen nur vier Blutgruppen haben, so können wir den Menschen bei aller Individualität auch auf vier Bindungsstile zurückführen. Im Zusammenspiel von sozialen Beziehungen und Bindungen und deren Bedeutungen für das Kind in seinen entscheidenden vier Lebensphasen bis zum 6. Lebensjahr entsteht das, was wir als Persönlichkeitsmuster oder Temperamente bezeichnen.

Die erste Lebensphase umfasst die ersten Monate unseres Daseins und ist davon geprägt, ob unsere Eltern unsere Bedürfnisse erfühlen und erfüllen. Ist das nicht der Fall und unsere Eltern stecken ihrerseits in Beziehungskonflikten und haben keine Zeit, uns gebührend zur Kenntnis zu nehmen, stürzen wir in eine Bindungsleere. Wir fallen auf uns zurück, beschäftigen uns mit uns selbst und tun uns ein Leben lang schwer, soziale Bindungen zu empfinden und aufzubauen. Wir sind sachorientiert und neigen zu Rechthaberei.

Die zweite Lebensphase ist die Wir-Symbiose. Wir erfahren unseren Wunsch nach selbständiger Bewegung und eigener Identität in Abhängigkeit von der Zustimmung oder Ablehnung unserer Eltern.

Mussten wir die Liebe unserer Eltern durch Wohlverhalten gewinnen, erfahren wir uns nur als Echo. Wir werden zunehmend beziehungsorientiert und fürchten uns vor der eigenen Entfaltung, vor dem eigenständigen Ich. Wir halten andere für wichtiger als uns selbst und finden keine Abgrenzung.

In der dritten Lebensphase, identisch mit unserem 3. Lebensjahr, taucht nach einer erfüllten Wir-Symbiose langsam das "Ich" auf, das sich als eigenständige Wesen in der Familie integrieren will. Doch wie sollen wir uns integrieren, wenn wir unbeherrschte, unberechenbare oder gefühlskalte Eltern haben. Wenn wir ohne ersichtlichen Grund bestraft oder gelobt werden, nur weil die Eltern auf diese Weise ihre eigenen Konflikte abreagieren. Wir sehnen uns mehr und mehr nach Sicherheit, leben übermäßig das Gewohnte und Vertraute und haben zunehmend Angst vor Neuem und Veränderungen.

Die vierte und letzte Lebensphase ist die Phase der kritischen Realitätsprüfung. Es ist die Zeit der Annahme oder Ablehnung. Im Alter von vier bis sechs Jahren entscheiden wir uns, ob unsere Eltern unser Bedürfnis nach Vorbild und Führung erfüllen. Sind Eltern in dieser Lebensphase des Kindes widersprüchlich, unverständlich und haben wenig Gespür für die Nöte Ihres Kindes, kommt es unweigerlich zu Ablehnung. Wir finden nicht mehr aus der Identifikation mit unseren chaotischen Eltern heraus, bleiben in der Rebellion stecken, sind leicht reizbar und schwierig zu befriedigen. Wir werden willensstark, verstehen es uns durchzusetzen und sprühen nur so vor Ehrgeiz, in der Auseinandersetzung mit anderen unbedingt zu gewinnen.

So wie die Blutgruppe der Schlüssel für die Geheimnisse unserer biochemischen Individualität ist, sind unsere ersten Beziehungsbindungen der Schlüssel für die Geheimnisse unserer Persönlichkeit. Sie enthüllen, wie wir anderen gegenüber denken, fühlen und uns verhalten.

Helga König: Sie haben eine Vielzahl von Krankheiten aufgeführt und machen dem Leser bewusst, dass diese alle in irgendeiner Form auf bestimmten, unterschiedlichen Glaubenssätzen beruhen. Können Sie den Lesern am Beispiel des Herzinfarkts Näheres mitteilen?

Hans-Peter Hepe: Der Mensch verfügt über einen großen und komplexen Körper und benötigt deshalb eine starke "Pumpe" sowie ein ausgedehntes Transportsystem, damit das Blut zu den Abermillionen von Zellen gelangen kann. Die Thematik unseres Herz-Kreislauf-Systems ist demnach die Überwindung eines Durchfluss-Widerstandes, die Aufgabe jeder Pumpe, und der Transport. Und so ist ein emotionaler Widerstand um Selbstkontrolle und gegen vermeintliche Fremdkontrolle auch das größte Risiko für Herzinfarkt. Wir glauben, dass wir trotz extremem Arbeitseinsatz oder sozialem Engagement die Forderungen der anderen nicht erfüllen können. Dabei ärgern wir uns am meisten über uns selbst. Wir können der eigenen emotionalen Überforderung kein Ende setzen. Das Leben wird zum Kampf und plötzlich geht es um alles oder nichts. 

Wut, Frustration, Aggressivität, Wettbewerbsdruck oder finanzielle Probleme, zusammen mit einer zunehmenden Entfremdung von der Familie, den Arbeitskollegen und den engsten Freunde führen schließlich zum Infarkt. Wir fühlen uns allein, ohne Liebe der anderen. Doch wir lieben uns selbst nicht. Ein fataler Glaubenssatz, der zu Herzinfarkt führen könnte, lautet: "Ich muss mich durchsetzen, sonst werde ich nicht geliebt." Oder "Ich noch mehr leisten, sonst bin ich allein."

Die REENTRY-Sätze lauten demnach: "Ich werde nicht geliebt, weil ich mich immer wieder durchsetze" oder "Ich bin allein, weil ich glaube, immer noch mehr leisten zu müssen." 

Wichtig dabei ist, wie bereits ausgeführt, dass unsere individuellen Glaubenssätze mit Gefühlen und Erregungen in unserem Körper verbunden sind – dann spüren wir auch, dass wir auf dem richtigen Weg sind.  

Helga König: Halten Sie es für denkbar, dass ein an Magenkrebs erkrankter Mensch mit der Methode wieder gesund wird oder dient die Methode in diesem Falle nur der Prävention? 

Hans-Peter Hepe: Mein Vater beging Selbstmord, da war ich 11 Jahre alt. Als "Mann im Haus" musste ich sehr früh miterleben, wie meine Mutter über drei Jahrzehnte an ihrem Krebsleiden regelrecht zugrunde ging. Ihr Leben nach dem Suizid meines Vaters war geprägt von vielen Operationen, Chemotherapie, von Ohnmacht und Hoffnung, es endlich geschafft zu haben. Doch keiner hat ihr geholfen, den emotionalen Druck in ihrer Seele abzubauen. Dieser emotionale Druck aus Verdrängung, Verleugnung, Autoaggression, Abspaltung erweist sich im späteren Leben als selbstbehindernd, krankmachend und in vielen Fällen als selbstzerstörerisch. 

Obwohl Krebs nicht zu den schulmedizinisch anerkannten psychosozialen Krankheiten gehört, gibt es viele empirische Befunde, die psychische Konflikte als Auslöser dieser Krankheit ansehen. Krebs steht im Wesentlichen im Zusammenhang mit einem tiefem verdrängten Groll, der seit anderthalb bis zwei Jahren besteht, und wir in dieser Zeit nicht gewagt haben, ihn gegenüber der Person, die uns verletzt hat, auszudrücken. Wir beklagen uns nur innerlich, unser eigenes Leben nicht mehr nach unseren Wünschen gestalten zu können. Heute weiß ich, dass es nicht um "entweder-oder" in den Heilungsmethoden geht, sondern um "sowohl-als-auch". 

Der an Magenkrebs erkrankte Mensch braucht natürlich im ersten Schritt eine medizinische Versorgung – und – im zweiten Schritt eine Hilfe zur Selbsthilfe um seine emotionale Zerrissenheit zwischen seinen inneren Wutgefühlen und seiner äußereren Angepasstheit zu erlösen. Krebs ist ein körperliches Indiz dafür, dass im Grunde das Leben nur noch als Last und die Zukunft als Bürde empfunden wird. Die zentrale Strategie der Prävention und damit auch der Regus mentalis-Methode ist es, die Auslösefaktoren von Krankheiten zurückzudrängen und ganz auszuschalten oder sie gar nicht erst auftreten zu lassen. 

Helga König: Wie hoch ist die Chance, gesund zu bleiben, wenn man Ihre Methoden sehr bewusst dauerhaft anwendet? 

Hans-Peter Hepe:  Regelmäßig zum Jahreswechsel nehmen sich 72 Prozent der Menschen vor, endlich gelassener, gleichmütiger und ruhiger mit Problemen umgehen zu wollen. Es ist der Wunsch, in schwierigen Situationen die Fassung und eine unvoreingenommene Haltung zu bewahren. Das Gegenteil ist Unruhe, Aufgeregtheit, Nervosität und Stress, Gesundheitsräuber Nr. 1.

Die dauerhafte Anwendung der Regus mentalis- Methode führt deutlich zu mehr Seelenruhe, emotionalen Gleichgewicht und überlegter, selbstbeherrschter Gelassenheit. Wenn Stress Gesundheitsrüber Nr. 1 ist, dann ist Gelassenheit das entsprechende Gegengewicht und der Schlüssel für unsere Gesundheit. Gesundheit ist für mich die Fähigkeit, in jedem Augenblick unseres Lebens gegensätzliche Kräfte zu vereinen. Und jetzt kann jeder selbst erahnen, wie groß unsere Chance ist, gesund zu bleiben, wenn Regus mentalis uns in Fleisch und Blut übergeht.

Lieber Herr Hepe, ich danke Ihnen für das aufschlussreiche Interview. Ihre Helga König

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Helga König im Gespräch mit dem Künstler Walter E. Beck

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Lieber Walter E. Beck, heute möchte ich Sie den Lesern von "Buch, Kultur und Lifestyle" vorstellen und deshalb einige Fragen an Sie richten.

Helga König: Wie definieren Sie als freischaffender Künstler und Designer den Begriff "Kunst"?

 Walter E. Beck
Walter E. Beck: "KUNST IST MAGIE, BEFREIT VON DER LÜGE, WAHRHEIT ZU SEIN". Zitat Theodor W. Adorno und somit ein weiteres Ausdrucksmittel außerhalb der Sprache. Kunst ist ein mächtiges, widersprüchliches und zukunftsorientiertes Phänomen, welches von den Künstlern bemeistert werden will. Ganz im Geist der Romantik verstehe ich den Künstler als "MITTLER" zwischen der Arbeit und der Kunst. Die Substanz der Kunst, liegt außerhalb der Lehrung, Überlieferungen und Schriften. Ich denke, sie liegt eher im dadaistischen Höhenflug. Es ist eine Überlieferung außerhalb der Schriften. 

Helga König: Können Sie den Lesern von "Buch, Kultur und Lifestyle" etwas über Ihren Werdegang als Künstler berichten?

Walter E. Beck: Ich gehöre einer Künstlergeneration an, deren Leben und damit Schaffen von gravierenden politischen Einflüssen geprägt wurde. Die 68er Bewegung formt bis heute mein Weltbild. Man mischt sich unmittelbar ein, wurde propagandistisch aktiv und suchte zugleich mittels der Kunst nach überzeitlichen Werten, besann sich auf die Möglichkeit des Verweilens in metaphysischen Dimensionen. In jedem vollendeten Kunstwerk fühle ich durchaus den innigsten Zusammenhang mit dem Universum und der Allmacht. Unabhängig von theologischen Dogmen, suche ich das Geistige hinter der Materie, das Übernatürliche hinter dem Natürlichen. Das "EWIG KÜNSTLERISCHE" ist eine Sprache, welche durch Menschen, Völker und Zeiten geht und als Hauptelement keinen Raum und keine Zeit kennt.

Helga König: Gibt es Personen, die einen besonderen Einfluss auf Ihre künstlerische Entwicklung gehabt haben?

 RED SOUL ARTIST WALTER E. BECK
Walter E. Beck: Ich bin Autodidakt und habe mir im Laufe von 40 Jahren eine Vielzahl von Maltechniken zugelegt, die es mir erlauben, vielseitige Arbeiten anzufertigen. Ich denke, diese "VIELFÄLTIGKEIT" ist auch meine Stärke. Das Grundwissen wurde mir von meinem Freund und Mentor, dem Kunstprofessor Dr. W. Kleinschmidt vermittelt. Seit 2002 bin ich Mitglied in der Norddeutschen Künstlergilde. Diese Gruppe vermittelte mir in den vergangenen Jahren zahlreiche Ausstellungsmöglichkeiten in Norddeutschland. Im Internet bin ich seit Aug. 2012 und diese Plattform ist nicht zu unterschätzen, auch hier habe ich sehr viele Kontakte zu Künstlern weltweit knüpfen können, wie auch zu Ihrem Internetmagazin. 

Helga König: Wo liegen die Schwerpunkte Ihres Schaffens?

 MYSTIK
Walter E. Beck: Mich interessiert die "ABSTRAKTE MALEREI" sie ist die Sichtweise meines künstlerischen Ausdruckes und hat den Anspruch die metaphysischen Dimensionen in meiner, mir eigenen Art, zu vergegenwärtigen. Mir geht es darum, eigene Erfahrungen des Spirituellen, des Transzendenten, Momente individueller Religiosität zum Ausdruck zu bringen, ohne sich dabei im engen Rahmen herkömmlicher Ikonographien zu bewegen...............

Helga König: Was bedeuten Ihnen Farben und nach welchen Kriterien verwenden Sie diese in Ihren Werken?

 LATAAN
Walter E. Beck:  Farben sind natürlich die Grundelemente der "ABSTRAKTEN MALEREI". Sie bestimmen die emotionalen Bilder, die beim Betrachter erahnt werden. Meine Arbeiten lassen sich in bläuliche, rötliche, bräunliche oder auch grünliche Abstraktionen einordnen. Ist eine Hauptfarbe erwählt, so ist diese auch als Gesamtfarbe deutlich zu erkennen und bestimmt die überwiegende Farbigkeit der Arbeit. Die Farben meiner heutigen Arbeiten werden intuitiv bestimmt. 

Helga König: Welche Techniken und welche Materialien bevorzugen Sie?

 Walter E. Beck
Walter E. Beck: Ich verwende alle Materialien,  die mir zur Verfügung stehen, wie etwa Öl-Acryl-Wasserfarbe. Marmormehl, Sand Gips, Tücher, Kräuter wie Paprika, Curry und Pfeffer und sogar Spülmittel und Zitronensaft um gewisse Effekte zu erzielen.

Helga König: Offensichtlich möchten Sie mit Ihren Werken Gedanken visualisieren. Eines Ihrer Werke heißt "Huldigung". Können Sie den Lesern den Gedanken, der zu diesem Gemälde führte, genauer erläutern?


 "Huldigung"
Walter E. Beck: In dem Werk "HULDIGUNG" drücke ich all meine empfundenen Wahrnehmungen aus, die ich während eines Malprozesses durchlebe und die es Wert sind, diese zu huldigen. Diese Arbeit ging in eine New Yorker Sammlung. Der Malprozess mit seiner unerklärlichen Eigenart "DER MAGIE" versetzt mich immer wieder in großes Erstaunen. Die Spannungen, die sich zwischen dem Maler und der Arbeit aufbauen, erzeugen einen Raum der Freiheit und unbegrenzter Freude. Erst durch das malerische Experiment in der Abstraktion erkenne ich die Vielfältigkeit der Zufälligkeit und kann diese Zufälligkeit durch einwirkendes Handeln beeinflussen. Es folgt eine Entstehungsphase höchster Konzentration und intuitiver Imagination, es werden Botschaften ausgetauscht, die den Werdedrang zur Vollendung steigern. Eine unglaubliche, unerklärliche Leichtigkeit entsteht und der Pinsel oder das Malgerät fängt wie von alleine an zu agieren. 


Bei dem Maler entsteht ein Gefühl der intensivsten Erhöhung seiner selbst, weit ab von der Wirklichkeit. Man empfindet das verschleierte Zentrum der Kunst als begreifbar. Die Arbeit neigt sich der Vollendung, wenn in der Arbeit, wie selbstverständlich, ein Geheimnis entstanden ist. Dieses Geheimnis oder diese Aussage des Bildes enthält u. a. auch die dazugehörigen Emotionen, die bei dem Betrachter den gewünschten Kunstgenuss entstehen lässt. 


Helga König: Mich hat Ihr Werk mit dem Titel  "UNAUFHALTSAM UND ENERGISCH SUCHT DIE IDEE DEN PFAD IN DIE REALITÄT" speziell beeindruckt. Können Sie zu diesem Bild Näheres mitteilen?

"UNAUFHALTSAM UND ENERGISCH
SUCHT DIE IDEE DEN PFAD IN DIE REALITÄT"
 
Walter E. Beck: Auch dieses Bild ist unter den oben beschriebenen Kriterien entstanden. Das erkennbare Motiv ist nur zu erahnen und die Entschlüsselung dieser Arbeit überlasse ich den Fachleuten. In diesem Zusammenhang denke ich, das die "ABSTRAKTE MALEREI" erst am Anfang steht und die Entschlüsselung der Werke erst noch begonnen werden muss. Bedenken wir z.B. das die Abstraktion alle Widersprüche der Malerei aufhebt und sich somit in der Region der Weisheit befindet. 

Helga König: Sind Ihre Bilder Momentaufnahmen des Zeitgeistes?

 "BEDROHUNG"
Walter E. Beck: Ja, ich denke das ist so, wir alle befinden uns in einem Zeitfenster,  in denen sich die Geschichte spiegelt. Diese Spiegelung wiederum setzt sich in den Bildern dieser Generation ab. Die Lebenden in diesem Zeitfenster unterliegen den jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Strukturen dieses Zeitfensters und werden somit gewollt oder ungewollt geprägt und geformt. 

Helga König: Wird es in nächster Zukunft eine Ausstellung Ihrer Bilder geben, welche Projekte haben Sie in Planung?

 Walter E. Beck
Walter E. Beck: Im Februar diesen Jahres wurde ich für einen italienischen Kunstpreis ausgelobt. Allein diese Nominierung ist wie ein Ritterschlag für meine Arbeiten, über den ich mich sehr gefreut habe. Im Rahmen dieses Preises stehen auch mehrere Ausstellungen in Italien im Gespräch und so bleibe ich auch weiterhin ein Geheimtipp für den einschlägigen, interessierten Sammler. 

Lieber Walter E Beck, ich danke Ihnen herzlich für das aufschlussreiche Interview
Ihre Helga König

Kontaktadresse:  beck-art@gmx.de

Fotos und Bilder aus dem Bestand von Walter E. Beck.

Helga König im Gespräch mit Prof. Dr. Roger Willemsen

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Lieber Roger Willemsen, dieser Tage habe ich Ihr neues Buch "DAS HOHE HAUS- Ein Jahr im Parlament" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen einige Fragen stellen. 

Helga König: Sie schreiben in Ihrem Werk, dass der im November letzten Jahres verstorbene Kabarettist Dieter Hildebrandt Ihr Buchprojekt leidenschaftlich verfolgt hat und sich diesbezüglich noch Tage vor seinem Tode auf den neuesten Stand bringen ließ. Können Sie unseren Lesern über Ihre Beziehung zu Dieter Hildebrandt besonders was das Projekt anbelangt etwas berichten? 

 Prof. Dr. Roger Willemsen
Roger Willemsen: Ach, das löst immer noch Trauer in mir aus, und es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an Dieter denke. Wir waren fast sieben Jahre gemeinsam auf Tournee mit dem Programm über die "Weltgeschichte der Lüge": Da lernt man sich nicht nur gut kennen, wir waren einander auch wirklich nah. Als Dieter von meinem Plan hörte, war er entflammt wie ein Junger, wollte immer wieder wissen, wie ich bestimmte Charaktere sähe, wie ich Debatten einschätze... Er war einfach ein leidenschaftlicher Zeitgenosse, ernährte sich von Zeitungen, verarbeitete jeden Schnipsel, und so wurde ich auch sein Informant. Dass ich ihm das Buch widmen würde, hat er leider nicht mehr erfahren. 

Helga König: Neben Ihrem Aufenthalt auf der Besuchertribüne im Deutschen Bundestag, haben Sie im letzten Jahr 50 000 Seiten Parlamentsprotokoll gelesen. Live erlebte Politikerreden mitsamt den entlarvenden Gesten der Akteure sind gewiss kurzweiliger als die schriftlichen Parlamentsprotokolle. Was ist Ihnen bei den Protokollen besonders ins Auge gefallen?

Roger Willemsen:  Die Parlamentsrede zeigt häufig eine geradezu unanständige Überdosierung mit Klischees, Stereotypen, Floskeln. Sie wirkt in diesen Teilen abgestorben, von keiner Erfahrung gestreift, von keiner Persönlichkeit getragen. Das wird in der Lektüre manchmal noch transparenter. 

Helga König: Haben Sie auf der Besuchertribüne Menschen kennen gelernt, die das Jahr über immer wieder erschienen sind und wenn ja, haben Sie herausfinden können, welcher Menschentyp diesem eigenwilligen Hobby "Bundestagsreden live erleben" nachgeht? 

Roger Willemsen: Sie werden sich wundern: es kommen kaum Journalisten regelmäßig, da sie die Debatten praktischer im Fernsehen verfolgen. Und für den normalen Besucher ist das Procedere zu kompliziert, er müsste sich alle Stunde neu anmelden, und ich glaube nicht einmal dass das ginge. Ich jedenfalls musste mich jede Woche neu akkreditieren. 

Helga König: Welche Eigenschaft sollte ein Bundestagsredner neben Sachkenntnis Ihrer Meinung nach auf jeden Fall besitzen? 

Roger Willemsen:  Haltung, Überzeugung, die Courage, auch mal gegen Mehrheiten zu agieren, Erfahrung in der Sache schadet so wenig wie Wortschatz. Charisma verlange ich nicht, aber zu wissen, wen man anspricht, kann helfen. Ich weiß nicht, wen sich Angela Merkel als Adressaten vorstellt. Es muss ein genügsames Wesen sein. 

Helga König: Haben Sie von Ihrem Platz aus erkennen können, wer mit wem parteiübergreifend  "gut" kann bzw. zumindest ein entspanntes Verhältnis Dritten gegenüber dokumentiert? 

Roger Willemsen: Sie würden sich wundern, wie oft die erbitterten Gegner nach geschlagener Schlacht herzlich miteinander werden. Das gilt besonders am Ende der Karrieren, da bedankt sich der FDP-Gesundheitspolitiker Erwin Lotter überschwänglich beim SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach, auch für dessen Fairness. Auch Hans-Ulrich Klose (SPD) umarmt zuletzt Ernst Hinsken (CSU), und dass Gysi gut mit Lammert kann, ist, glaube ich, kein Geheimnis. 

Helga König: Konnten Sie feststellen, dass bestimmte Redner erkennbar, eine wohldurchdachte politische Grundhaltung mit individueller Einfärbung ohne sich zu widersprechen, ein ganzes Jahr überzeugend, egal worüber gerade kommuniziert wurde, nach außen bringen konnte? 

Roger Willemsen: Ich fürchte, was Sie suchen, wird man in den Reihen der Großen Koalitionäre vermissen. da sind die Selbstwidersprüche eklatant. Vergleichen Sie mal Gabriel-Reden vor und nach der Wahl! Aber nehmen Sie eine Politikerin wie die junge Diana Golze (Die Linke), die hat Format, Überzeugungskraft und eine konsequente Überzeugung. 

Helga König: Gibt es Bundestagsabgeordnete, deren politische Ethik auf andere ansteckend wirkt? 

Roger Willemsen: Das ist von oben schwer zu erkennen. Aber dieses fränkische Schneewittchen Dorothee Bär (CSU) setzt in der Kategorie Show neue Maßstäbe, und im positiven Sinne habe ich Peter Altmaier (CDU) rhetorisch nie verächtlich erlebt. 

Helga König: Woran erkennt der unbedarfte Zuschauer Berufsschwätzer, welche Worthülsen fallen in solchen Fällen besonders auf? 

Roger Willemsen: Diese notorische Übung von Schönreden-Schlechtreden ist so ermüdend wie die Standards des Selbstlobs, des Danks an die Bundeskanzlerin, des Linken –Prügelns, der Phrasen von "Wir leben in einem schönen Land" bis zu "Die Vergangenheit darf nie vergessen werden"...

Helga König: Welcher Eindruck drängte sich Ihnen im vergangenen Jahr während der Reden auf im Hinblick auf die Frage, was das brisanteste Thema des Jahres 2013 war? 

Roger Willemsen: Brisant war das Staatsversagen in der Aufklärung der NSU-Verbrechen, war das völlige Versagen in der NSA-Abhör-Affäre, und auch de Maizieres Haltung in der Drohnen-Affäre war nicht eben ein Ruhmesblatt. 

Helga König: Haben Sie in im Bundestagsrestaurant spezielle Eindrücke sammeln können, vielleicht auch, was Lobbyisten anbelangt?


Roger Willemsen: Denen sind andere, für Journalisten nicht zugängliche Gebäude vorbehalten, soviel ich weiß. Im Restaurant kann man Liebespaare treffen oder auch mal Ursula von der Leyen mit Familie. Ich mochte da vor allem die Angestellten.

Lieber Roger Willemsen vielen Dank für das aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König

Fotos von Roger Willemsen- Copyright: Anita Affentranger

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Helga König im Gespräch mit Veit Lindau über sein neues Buch "LIEBE RADIKAL"

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Lieber Veit Lindau, dieser Tage habe ich Ihr Buch "Liebe Radikal" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen nun einige Fragen stellen. 

Helga König:  Was hat Sie bewogen, dieses wunderbar erkenntnisreiche Buch zu schreiben? 

Veit Lindau
 Oberle Fotoart

Veit Lindau: Mein Weg in glückliche, lebendige Beziehungen hinein war nicht gerade, sondern krumm, oft schmerzhaft. Geprägt von vielen Missverständnissen. Ich habe es mir und meinen Mitmenschen nicht leicht gemacht. Doch in den zwanzig Jahren, die ich nun zu diesem Thema forsche, habe ich bei mir und meinen Klienten immer wieder erlebt,
 • dass doch immer wesentlich mehr geht, 
 • dass sich Menschen wirklich in einem positiven Sinne verändern können, 
 • dass es möglich ist, selbst scheinbar völlig verkorkste Beziehungen neu zu gestalten, 
 • kurzum, dass Lebendige Beziehungen kein Glückstreffer, sondern eine Kunst sind, die wir erlernen können. Diese gute Botschaft wollte und musste ich teilen. In zwei Jahrzehnten haben sich sehr viele einfache und gleichzeitig wirkungsvolle praktische Ansätze angesammelt – die wollte ich nun konzentriert weitergeben. Und ganz in der Tiefe empfinde ich es als Auftrag. Wenn unserer Welt etwas fehlt, dann ist es bewusste Liebe. 

Helga König: Ist es hauptsächlich das überbordende Ego, das für Menschen eine große Barriere darstellt, sich wirklich auf einen anderen liebend einzulassen? 

Veit Lindau: Nein. Das Ego ist nicht schuld. Es verrichtet einfach nur seinen von der Evolution vorgesehenen Dienst. Wenn es überhaupt einen "Schuldigen" gibt, dann ist es Ignoranz. Unsere Unkenntnis über uns selbst, wie wir ticken, was wir brauchen, wie erfolgreiche Kommunikation funktioniert, gibt dem Ego zu viel selbstzerstörerischen Raum. Begegnen wir ihm mit Bewusstheit und Humor, verliert es seine Macht. Meine Vision: Lebendige Beziehungen als Schulfach. Das würde uns sehr, sehr viel Ärger ersparen.

Helga König: Was hat Sie veranlasst, Ihre Leser aufzufordern, radikal zu lieben? 

Veit Lindau:  Ich mag das Wort. Es stammt von radix, der Wurzel. Viele der gängigen Beziehungsprobleme entspringen (meiner Meinung nach) einer zu oberflächlichen Herangehensweise an diesen essentiellen Bereich unseres Lebens. Ich möchte den Leser einladen, tiefer zu gehen, an die Wurzel. Die Wurzel seiner Sehnsucht, aber auch seiner Liebesfähigkeit. 

Helga König:  Haben Frauen und Männer gleichermaßen Schwierigkeiten, sich vollständig auf das Du einzulassen und woran kann ein Außenstehender die Lebendigkeit einer Beziehung erkennen? 

Veit Lindau: Heißes Eisen, die erste Frage. ;-) Ich weiß, dass es in Beziehungen oft so aussieht, als gäbe es einen, der mehr verantwortlich ist für das, was nicht läuft. Doch ich glaube, diese Welt ist ein Spiegelkabinett. Männer und Frauen haben ihre Herausforderungen mit dem Thema. Und oft projizieren wir den von uns nicht gelebten Anteil auf unser Gegenüber. Ich plädiere dafür, sich voll und ganz auf die eigene Baustelle zu konzentrieren. Dann finden sich auch die passenden Spielpartner. Woran man eine wirklich lebendige Beziehung erkennt? Das ist ganz einfach. Wenn man an sie denkt, empfindet man Freude. Denn man verknüpft die Begegnung mit diesem Menschen mit der Erfahrung des Erblühens, des Inspirierens, des Vertrauens. 

Helga König: Sie zeigen in Ihrem Buch den Weg auf, um am Ende sich sozusagen frei zu lieben. Gefallen hat mir, dass Sie zahlreiche Beispiele geben, wie man den Weg praktisch umsetzt. Haben Sie an Testpersonen die erfolgreiche Umsetzung überprüft? 

Veit Lindau:  Ja, klar. Erst einmal habe ich in das Buch natürlich nur Ansätze aufgenommen, die ich selbst als hilfreich erlebt habe. Und ich habe mittlerweile mit mehreren tausend Menschen gearbeitet – Singles, Paare, Familien und Teams. Ihr Feedback bestätigt die Auswahl.

Helga König: Sie sagen, das Geheimnis einer guten Beziehung sei Kommunikation. Wie sollte diese sich gestalten?

Veit Lindau: Ein Riesenthema. Ein wunderschönes Thema. Aus meiner Erfahrung heraus würde ich sagen: 99% aller Beziehungsprobleme sind Kommunikationsprobleme – nach innen, mit sich selbst und nach außen, mit dem Partner. Wir haben es einfach nicht gelernt. Hier liegt enorm viel Potenzial für Frieden, Freude und Nähe verborgen. Wer wissen will, was es im Detail braucht und wie man es lernen kann, dem empfehle ich die Lektüre des Buches. Hier in Kurzform: Es bedarf einer klaren Ausrichtung, der Fähigkeit, dem anderen zu lauschen, viel Geduld und doppelt so viel Humor! 

Helga König: Können Sie den Lesern erörtern, wieso "mitfühlen" heilt und "mitleiden" schwächt? 

Veit Lindau: Ich glaube, jeder von uns kennt den Unterschied. Wenn wir einem Freund unser Leid erzählen und er leidet mit, hat das nicht mehr viel mit uns zu tun. Der andere nutzt unser Drama, um in seinem zu versinken. Anstatt ruhig zu schauen, wie er uns helfen kann, versinkt er selbst im Sumpf seines Bedauerns. Nach so einem Gespräch fühlen wir uns in unserem Drama bestätigt, aber nicht befreit. Mitgefühl ist die hohe Kunst, mit dem anderen zu fühlen UND einen ruhigen Geist zu bewahren. Das ist nicht einfach, doch erlernbar. Der andere fühlt sich abgeholt und verstanden, doch wir bleiben innerlich zentriert und still. So können wir am besten schauen, welche Hilfe angemessen ist. Manchmal einfach nur die Klappe halten und da sein. Manchmal ein Ratschlag. Und manchmal ein herzhaftes: "Jetzt reicht es. Hör auf, dir selbst so leid zu tun!" 

Helga König: Wie sollte man Liebe am besten kommunizieren? 

Veit Lindau: Mit der Frage kann ich nichts anfangen. Denn wenn es die Liebe gibt, dann ist es ganz sicher eine ihrer wichtigsten Lektionen, dass es den "besten" Weg nicht gibt. Ich habe Menschen in Liebe nur noch stammeln sehen und die Botschaft kam an. Ich habe Menschen brillant über die Liebe sprechen hören und es hat mich kalt gelassen. 

Helga König: Was bedeutet für Sie "Erwachen" in einer Liebesbeziehung? 

Veit Lindau: Definitiv kein singuläres Ereignis, sondern ein Prozess der Bewusstseinserweiterung, in dessen Verlauf (wenn wir nicht einschlafen) wir erkennen dürfen, dass das, was wir gestern für die Endstation der Liebe hielten, sich heute nur als ein weiterer Durchgangsraum herausstellt. Ich habe eine Ahnung und die sagt mir, dass wir alle von einer Kraft durch den Kakao der Evolution gezogen werden und am Ende befreit und ein wenig beschämt lächelnd auf unseren Lebensweg zurückschauen werden, weil wir erkennen, dass wir uns viel zu oft für viel zu klein verraten haben. 

Helga König: Welche essentielle Botschaft möchten Sie liebesbereiten Lesern mit auf den Weg geben?

Veit Lindau:  
1. Folge deiner Sehnsucht. Sie macht Sinn. 
2. Es ist immer noch viel, viel mehr in deinen Beziehungen möglich, als du glaubst. 
3. Bist du bereit, für dein Glück auf dein Rechthaben zu verzichten? 
4. Die Welt deiner Beziehungen ist dein Spiegelkabinett. Was erzählt es dir über dich?
5. Lieben ist ein Verb. Du kannst dich in jedem Augenblick wieder frisch und aktiv dafür entscheiden. Zu Lieben ist eine Wahl, die dir deine Würde schenkt.

Lieber Veit Lindau, ich danke Ihnen  für das aufschlussreiche Interview. 

Herzlichst Helga König

Fotos von Veit Lindau/  Oberle Fotoart

http://www.lifetrust.info/

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Helga König im Gespräch mit Ingrid Müller- Münch, Autorin des Sachbuch "Sprengsatz unterm Küchentisch"

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Liebe Frau Müller-Münch, gestern habe ich Ihr Buch "Sprengsatz unterm Küchentisch" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen.

Helga König:Was hat Sie veranlasst, den Kapiteln Ihres Buches Textauszüge aus dem Brockhaus Konversations-Lexikon voranzustellen?

 Ingrid Müller-Münch
Foto Helga König
Ingrid Müller-Münch: Mich hat einfach fasziniert, dass sich schon im Jahre 1898 der Brockhaus seitenlang zum Thema "Frauenfrage" auslässt. Und das auf eine Weise, die deutlich macht, wie der damalige Zeitgeist so war. Damals ging dieses ehrwürdige Lexikon davon aus, dass eine völlige Gleichstellung der Geschlechter für alle Zeiten unmöglich sein werde. Als Begründung wurde dabei die Rolle angeführt, die der Frau von der Natur angewiesen ist. Schmunzeln musste ich vor allem, als ich las, dass der Mann mehr dem Zorn, der Wut und der Raserei unterworfen sei, das Weib mehr der List, Eifersucht und Melancholie. Das alles ist gerade mal 115 Jahre her.

Helga König: Wieso streben immer noch wenige Frauen die Rolle des Familienoberhauptes aktiv an, obschon die Realität dieses von ihnen immer häufiger abverlangt? 

Ingrid Müller-Münch: Um das Jahresgehalt eines Mannes zu verdienen, benötigen viele berufstätige Frauen noch immer knapp 15 Monate Arbeitszeit. Die meisten jobben immer noch doppelt so häufig wie ihre männlichen Kollegen in Einkommensgruppen, in denen unter 716 Euro verdient wird. Das erschwert natürlich die Rolle der Familienernährerin, die sie unter diesen Voraussetzungen eigentlich gar nicht stemmen können. Vor allem wenn man bedenkt, dass etwa 40 Prozent der Männer, die vom Gehalt ihrer Frauen leben, selbst überhaupt kein Einkommen haben. Allesamt Zahlen, die sich aus der einzigen bislang vorliegenden Untersuchung zu diesem Thema ergeben, durchgeführt von der gewerkschaftseigenen Hans-Böckler-Stiftung. Hier muss sich drastisch etwas ändern. Worüber ja auch derzeit heftig diskutiert wird. Frauen preschen vor, Frauen drängen auf Führungspositionen. Während Männer sich vorsichtig aber vermehrt an typische Frauenjobs wagen, Kindergärtner, Altenpfleger, Grundschullehrer werden. Da tut sich einiges. Damit einhergehend wird automisch die Bezahlung an diesen Stellen geschlechterneutral angepasst werden.

Helga König: Was haben Sie mit den Darstellungen des Zusammenlebens Ihrer Beispielpaare im Buch bezweckt?

Ingrid Müller-Münch:  Die Paare, die ich für mein Buch porträtiert habe, sind vornehmlich unfreiwillig in diese Rollenumkehr geraten. Sie haben es sich nicht ausgesucht, dass plötzlich die Frau die Familie ernähren muss. Das birgt Sprengstoff, wie schon der Buchtitel sagt. Das ist Dynamit drin, in den Beziehungen. Denn nicht nur in unser aller Köpfen, nicht nur in den Vorstellungen eines solchen Paares ist noch immer verhaftet: Der Mann hat der Hauptverdiener zu sein. Er muss die Familie ernähren. Das ist seine Lebensaufgabe. Männer ebenso wie Frauen haben dies internalisiert. Vor allem Paare in den alten Bundesländern gehen automatisch davon aus, dass dies so sein wird. Und wer Untersuchungen über die Zukunftsvorstellungen junger Leute liest, der landet immer dabei, dass sich zwar junge Frauen wünschen, Karriere und Familie unter einen Hut zu bringen, dass junge Männer aber immer noch vorwiegend auf Karriere setzen. Auch wenn es schon die ersten Karriereverweigerer gibt, die keine Lust mehr haben, in dem Haifischbecken der oberen Chefetagen mit zu schwimmen. Sie sind es die dafür sorgen, dass auch dort in der dünnen Luft des höchsten Managements derzeit zaghaft über Halbtagsjobs von Führungskräften nachgedacht wird. Ein wichtiger, guter Schritt. 

Helga König: Hat es historische Gründe, dass sich Frauen in Beziehungen im Westen Deutschlands zumeist immer noch als „Zuverdienerinnen“ begreifen und falls ja welche?

Ingrid Müller-Münch: Die Frau kann – so vor allem die Norm in Westdeutschland – ruhig dazu verdienen. Aber bitte schön, den Mann nicht überflügeln. In den neuen Bundesländern gehen Paare an dieser Stelle mit dem Rollentausch sehr viel gelassener um, da sie es immer schon gewohnt waren, dass Frauen ebenso wie Männer berufstätig sind. Ich habe in meinem Buch ein ostdeutsches Paar beschrieben, die mit großer Gelassenheit diese Rollenumkehr bewältigt. Wie es früher in der DDR dann allerdings abends daheim zuging, wer die Wäsche wusch, das Essen kochte, die Kinder versorgte – dies blieb offenbar auch in der ehemaligen DDR hauptsächlich Domäne der Frauen. Bei der zum Thema "Familienernährerinnen" durchgeführten Studie der Hans-Böckler-Stiftung kam heraus, dass es dort auch häufiger als in Westdeutschland Frauen gibt, die in die Rolle der Haupt- oder Ganzverdienerin geraten. Grund hierfür sind die vermehrten Arbeitsplatzverluste aufgrund von Insolvenzen, Betriebsübernahmen oder Personalabbau nach der Wende. Das Problem dabei ist allerdings, dass nur knapp 43 Prozent der ostdeutschen Frauen mehr als 1.600 Euro verdienen. Man kann sich also vorstellen, was dies für die Familien bedeutet. Eine Besonderheit gibt es allerdings noch: Offenbar haben die Frauen in den neuen Bundesländern durchweg eher eine abgeschlossene Berufsausbildung als die westdeutschen Frauen, die sich nach wie vor eher als Zu-Verdienerinnen verstehen. Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass in Ostdeutschland im Jahr 2010 der Löwenanteil des Familieneinkommens in 15 % aller Paarhaushalte von einer Frau erwirtschaftet wird, in Westdeutschland waren es knappe 10 Prozent. 

Helga König:  Da immer mehr Frauen weitaus besser ausgebildet sind als Männer, wird dies Konsequenzen auf den Arbeitsmarkt haben. Wie stellen Sie sich die Zukunft Adams vor?

Ingrid Müller -Münch:  Das ist die Frage. Werden die zukünftigen Väter, die heutigen jungen Männer vor dieser Entwicklung in Selbstmitleid versinken, verjammerlappen, wie es einige Feuilletons prophezeien. Oder werden sie aktiv daran mitgestalten, auch für sich eine neue Rolle zu suchen und zu finden. Eine Rolle, die sie z.B. von dem Druck befreien könnte, alleiniger oder überwiegender Familienernährer zu sein. Männerforscher, die ich hierzu befragt habe, sehen die Entwicklung gelassen und vornehmlich positiv. Meinen aber durchweg, dass junge Männer sich regen müssen, auch unkonventionelle Lebensmodelle denken sollten. Eine wirklich positive Perspekte, die ich mir wünschen würde und mit der ja auch einige der von mir interviewten Männern schon gedanklich jonglieren, sähe so aus: ein junges Paar handelt untereinander aus, wer wofür am besten geeignet ist. Wer die Karriere macht, wer den Haushalt führt. Vielleicht bietet sich ja eine Teilzeitarbeit für beide an. Auf jeden Fall stelle ich mir ein Aushandeln zwischen den Geschlechtern so vor, dass Beide ohne gesellschaftlichen Druck, ohne das Gewicht tradierter und längst überholter Rollenvorstellungen, ihr Leben ihren Bedürfnissen entsprechend gestalten. Mal schauen, ob das gelingt. 

Helga König: Was kann unternommen werden, dass die Libido eines Mannes nicht in den Keller rutscht, sobald ihn eine Frau versorgt? 

Ingrid Müller-Münch:  Erst einmal müsste von einem solchen Mann, der unversehens und ungewollt in die Rolle des arbeitslosen Partners gekommen ist, der gesellschaftliche Druck genommen werden. Er dürfte nicht als Loser dastehen. Wäre er eine Frau, würde er schlicht und ergreifend in dieser Situation Hausfrau. Nun ist er aber ein Mann, muss mit den Erwartungen leben, die die Gesellschaft auch heute noch an ihn hat. Und da fällt es schon schwer, sich neu zu justieren, eine neue Rolle zu finden, die das Selbstbewusstsein nicht in den Keller rutschen lässt. Wichtig ist auch, dass seine Frau ihn weiterhin achtet und ihn nicht deshalb verachtet, weil er nicht mehr der strahlende Macher ist, der er womöglich einmal war. Es wird von beiden, Männern wie Frauen, einiges abverlangt. Die Paare, die ich portraitiert habe in meinem Buch, beschreiben detailliert die Schritte, von der anfänglichen Depression in den meisten Fällen, bis hin zum schamhaften Verschweigen und günstigstenfalls einem selbstbewussten Umgehen mit den Gegebenheiten. Konflikte die auftauchen lassen sie nicht aus, erzählen, wie sie es schafften, dann doch wieder zueinander zu finden. Viele Paare ihn vergleichbarer Situation könnten von diesen Darstellungen profitieren, hier einiges lernen. 

Liebe Frau Müller-Münch, herzlichen Dank für das erhellende Interview. 
Ihre Helga König

 www.wenn-die-frau-das-geld-verdient.de

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Helga König im Gespräch mit Kurt Buschmann, Saxophonist, Percussionist und Poet

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Lieber Kurt Buschmann, Sie sind Saxophonist, Percussionist und Poet, mit einem Wort ein besonders kreativer Künstler. Damit die Leser von  "Buch, Kultur und Lifestyle" Sie näher kennen lernen, möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen.

Helga König: Können Sie den Lesern Näheres über Ihren künstlerischen Werdegang in jungen Jahren berichten. Wurde Ihre musische Begabung bereits früh gefördert oder war der Weg eher beschwerlich, um dorthin zu finden, wo Sie heute stehen?

 Kurt Buschmann
Copyright: Iris Kudelka
Kurt Buschmann: Beschwerlich, nein, das kann ich wirklich in keinster Weise behaupten! Meine ersten passiven Begegnungen mit Musik machte ich schon sehr früh, meine Großmutter konnte wunderbar singen und spielte großartig Zitter. Mein Vater sang auch sehr gut und spielte Klavier und Akkordeon. Letzteres war auch mein erstes Instrument, das ich vom 8. bis zum 12. Lebensjahr erlernte und man mir die bayerische Folklore damit einbimmste.

Als ich 10 war, wurde meine Knabenstimme entdeckt und von da an war ich als Scola-Vorsänger für den katholischen Gottesdienst verhaftet und kurz danach fand ich mich in einem Vokalsextett mit eben solchen Lerchen wie mich wieder. Ich wusste damals nicht so richtig, was da mit mir passierte, sie stellten uns auf die Bühnen dieser oberbayerischen Kleinstadt und wir sangen. Vieles war lateinisch und ich frag mich heute noch, wie ich das geschafft habe, mir die Texte rein zu ziehen, ohne wirklich zu wissen, was wir da trällerten, aber das Publikum war begeistert. Mit dem Ortswechsel nach München, ich war fast 14, da begann eine entscheidend neue Ära: ich bekam meine erste Western-Gitarre und spielte mit meinen Freunden die Hitparade mit drei Griffen, was damals noch ging, rauf und runter. Ein Jahr später kaufte ich mir mit dem Geld, für das ich in den Ferien gearbeitet hatte, meine erste E-Gitarre mit Verstärker und gründete die Band "Who Knows". Das war wie ein seelischer Befreiungsschlag, denn hier rockten wir uns fast täglich bis zur Erschöpfung alles vom Hals, was uns nervte, ärgerte, quälte. Mit 16 eröffnete ich meinen Eltern ich werde Musiker, was nicht nur ein mächtiges "Hände über die Köpfe zusammenschlagen" auslöste, sondern die Konsequenz, dass ich inoffiziell mein Elternhaus verlassen habe, um meinem erklärten Weg zu folgen. Ich beendete die Schule und eine Lehre als Industriekaufmann, war anschließend in einem Rechenzentrum als Operator beschäftigt und machte Musik, Musik Musik, u.a. mit meinem Freund Hans im Gitarren-Duo (Blues und Folk) und in der Band “Panther, Tiger und Co.“

Helga König: Sie haben als Musiker 1978 die Rockband "Panther, Tiger und Co" gegründet. Der Name der Band ist gewiss kein Zufall gewesen. Was verbindet Sie gedanklich mit Tucholsky?

Kurt Buschmann:  Es war damals die Zeit meiner inneren Revolution, die nach einem Kanal suchte, um sich nach außen zu arbeiten. Wir waren alle ziemlich anti drauf, was die Ansichten unserer Eltern und ihrer Generation betraf. Es ging uns um Freiheit und Gerechtigkeit und wir fingen an Marx und Lenin zu lesen. Von da aus waren Brecht, Tucholsky und Co. auch nicht weit mehr. Wir verrockten z.T. ihre Texte und schrieben auch die ersten eigenen Songs, die die gesellschaftlichen Missstände anprangerten.

Helga König: Was hat Sie als Bayer dazu veranlasst, 1979 nach Hamburg zu übersiedeln?

 Kurt Buschmann
Copyright: Olaf Rocksien
Kurt Buschmann: Es war nicht so, dass es mir in Bayern und München nicht gefallen hätte, es ist wirklich wunderschön dort. Aber ich musste irgendwie aus diesem, für mich unerträglichen, alten Mief raus, der meine Kindheit und Jugend auf eine Weise prägte, dass ich das Gefühl von geistiger Enge nicht los wurde. Ich musste aus Bayern weg! Und wie es denn dann so passierte, ich spielte ein Solokonzert in Nürnberg und verliebte mich in eine Hamburgerin, die gerade bei einem Freund zu Besuch war. Fünf Monate später, am 5. Januar 1979, lief ich mit Sack und Pack in Hamburg ein.

Helga König: Saxophon spielen Sie seit 1983. Wie kam es dazu und wie entwickelte sich daraufhin Ihr Musikerleben weiter?

Kurt Buschmann:  1979 zog ich, wie gesagt, mit dem bayerischen Blues im Gepäck nach Hamburg, spielte Solo und in mehreren Duos, Trios wie Bands Gitarre, Bluesharp und Bass. Eines Tages, ich zog gerade im Volkspark-Studio, in dem zur selben Zeit die "City Blues Connection" ihre neue LP aufnahmen, meine Demobänder ab, da meinte Heiko, der Bluesharp-Spieler, er hätte sich ein Saxophon gekauft. Keine Ahnung damals, was mich da geritten hat, ihn zu fragen, ob ich da mal drauf rumprobieren darf. “Klar“ meinte er, “mach oben die Zähne drauf, unten die Lippe ran und dann tu so, wie wenn Du auf Klo sitzen würdest“ und ließ mich damit alleine rum machen. Ich spielte stundenlang und es war die absolute Offenbarung! Ich hatte mein Instrument gefunden, konnte sofort einen klaren, warmen Ton erzeugen und fühlte mich auf dem Saxophon wie zu Hause angekommen. Am nächsten Tag kaufte ich mir ein Alto-Sax und übte wie ein besessener bis zu fünf Stunden täglich. Damals war ich Sänger von "Per Express". Wir spielten eigenes Zeugs aus einer Mischung von NDW und Deutschrock und bereits nach drei Monaten kam das Sax bei den Demoaufnahmen und live zum Einsatz. Mit dieser Band gewannen wir dann auch 1985 beim ersten NDR Hörfest. Ich fing dann ziemlich schnell an, Saxophonstunden zu geben und war stolz wie Hulle, jetzt keine Nebenjobs mehr machen zu müssen, die mit Musik nichts zu tun hatten. Dann ging alles recht flott: Cold Sweat, Frank Seidel Band, Ted Herold, Sammy’s Saloon, Panther Blues Band, die Worldfusion-Formation Kurt Buschmann & Friends, Rainer Baumann Band, Jazz-Duos und -Trios Heggen’s Heroes (in dieser Formation auch Konzerte mit Inga Rumpf), Phonus Balonus, TV-Auftritte und Gastsaxer in diversen Formationen im In- und Ausland.

Helga König: Was sind die bisherigen Höhepunkte Ihres Musikerlebens gewesen und was ist für die nähere Zukunft geplant.

Kurt Buschmann: Der erste Höhepunkt war, wie schon erwähnt, das NDR-Hörfest 1985 mit “Per Express“, da waren wir auch auf dem LP-Sampler mit einem Titel vertreten und unsere Musik wurde auf NDR 2 gespielt. Dann die erste, unter meinem Namen produzierte CD “EAU“, natürlich die Konzerte mit Heggen’s Heroes & Inga Rumpf, die Sessions mit Tonky de la Pena, dem spanischen John Mayall, in Valencia, die Sessions mit Lisa Otey, einer fantastischen Sängerin und Pianistin aus Tucson/Arizona und wenn ich es gerade so recht überlege, eigentlich jedes Konzert, jede Session, jede CD-Produktion, TV-Auftritte, wenn meine Musik im Radio gespielt wurde, Begegnungen, Konzerte, Sessions und Produktionen mit tollen Menschen und Musikern aus den verschiedensten Kulturen, wie mit dem indischen Tablaspieler Swapan Bhattacharya, über den ich auch den Meisterschüler von Ravi Shankar, Shalil Shankar kennen lernen durfte… eigentlich war und ist alles für sich ein erhebender Moment und Höhepunkt, einschließlich die Erlebnisse damals auf der Straße und in den kleinen Clubs, in denen ich heute auch total gerne spiele, weil diese Atmosphäre einfach einmalig ist, wenn das Publikum so nah an einem dran ist. Bis auf wirklich ganz wenige Ausnahmen, kann ich sagen, dass mir bis heute alles Spaß gemacht hat. Dafür bin ich sehr glücklich und dankbar, weil ich über viele wunderbare Musikerfreunde sehr viel gelernt habe, nicht nur musikalisch, sondern besonders über das Leben. Aktuell liegen meine Prioritäten auf Projekten wie der Kurt Buschmann Group, The Walkin‘ Bushmen und dem Caty Grace-Trio, wo wir hauptsächlich für Events spielen, meinen CD-Produktionen und dem ArtWordMusic-Projekt "Found In Translation", das ich gerade mit meiner Liebsten, der bildenden Künstlerin Maggie Szuszkiewicz, den Autoren Krzysztof Niewrzęda und Peter H. Gogolin, sowie der dafür besetzten Kurt Buschmann Group mit Henning Kiehn, Piotrek Jazwinski und Józef Skrzek aus dem Boden stampfe. Das Konzept steht und ich bin dabei, die Gelder für die Vorfinanzierung einzuwerben.

Helga König: Können Sie den Lesern kurz etwas zu Ihrem aktuellen Album "Coffee for angels" berichten?

Kurt Buschmann:  Das Album "coffee for angels" ist eine Hommage an die große, über alles blickende, wahrnehmende und lassende Liebe, nach der ich mich mein ganzes Leben lang als Gegenüber real gesehnt habe, an die ich brennende Gedichte geschrieben habe und die mir mit Maggie in mein Leben getreten ist. Das soll nicht heißen, dass wir nur im siebten Himmel schweben, sondern dass die Liebe, die jeder in uns trägt, alles ermöglicht, um in Liebe zu sein und in Auseinandersetzungen auch in ihr zu bleiben. Maggie hat , wie auch für das vorletzte Album “longing to roam“, ihre Kunstwerke für das Cover und Booklet beigetragen. Jenseits aller kollektiven Gedanken und Klischees, gibt es ein ganz eigenes Brennen für was. Einer meiner Gedanken, die mich immer begleitet haben ist "es muss noch mehr geben als alles", dieser Gedanke hat eine neue Qualität erreicht, seit Maggie und ich uns begegnet sind, denn nun gilt dieser Gedanke im Einverständnis für uns beide gemeinsam nach vorne. Die Titel auf diesem Album sind zu unterschiedlichen Zeiten aufgenommen und eines der Hightlights ist das Lovethema aus dem Film Cinema Paradiso, das ich zusammen mit meinem lieben Freund und Kollegen Dimitris Liatsos produziert habe, dessen wunderbare Stimme und sein feines Gitarrenspiel in diesem Titel zu hören ist. Den Anfang bildet der Titel “ Have I told you lately“ von Van Morrison, denn ich mit dem Sänger und Pianisten Frank Seidel produziert habe. Ein weiterer Titel, der mir sehr am Herzen liegt ist “Dona“, vielen bekannt von Donovan, was aber ein altes jüdisches Lied ist, das ursprünglich “Das Kälbl“ heißt. Alle weiteren Titel sind aus eigener Feder, bzw. mit dem Pianisten Sven Selle geschrieben. Der NDR Moderator Lutz Ackermann schrieb mir: "Hallo, lieber Kurt, Dein Album gefällt mir sehr gut, ich höre es besonders gerne beim Autofahren. Werde einiges hin und wieder bei "Sweet, soft & lazy" spielen.“

Helga König:  Eingangs erwähnte ich, dass Sie auch Percussionist sind. Können Sie die Leser diesbezüglich näher aufklären?

Kurt Buschmann:  Die Percussion ist, nach dem Saxophon, meine zweite Liebe. Ich habe in den 80ern mit Djembe, einer afrikanischen Trommel angefangen und mich im Laufe der Zeit in weitere Percussionsinstrumente wie Congas und Cajon rein gearbeitet. Ich spiele in einigen Projekten Sax und Percussion, hab mich aber nie auf ein spezielles Genre festgelegt, was heißt, ich bin eher so ein “Wald- und Wiesen“-Trommler, der alles kann, aber nichts in den feinen Details beherrscht. Letzteres ist auch nicht mein Weg, denn die Samba-Trommler haben keine Ahnung vom afrikanischen (ganesischen) Kpanlogo und die wiederum keine Ahnung vom Bossa Nova. Ich bediene auf meine Weise die Genres, die ich ja auch mit dem Sax spiele. Ansonsten trommle ich mit Businessleuten, z.B. bei Firmenfusionen, wo es um einen gemeinsamen Rhythmus geht, um Team- und Beziehungsmanagement. Da arbeite ich auch mit dem großen Experten diese Themas Heinz Schöning (New Coach) zusammen. Ebenso werde ich auch sozialen Institutionen, wie das Elsa Brandström Haus in Hamburg u.a. gebucht.

Helga König: Sie haben Songtexte, Gedichte und Kurzgeschichten veröffentlicht. Ist die Gabe der Poesie für die Gabe ein guter Musiker sein zu können zweckdienlich?

Kurt Buschmann: Ich bin der Ansicht, dass am besten alles, was man im Leben tut, einen gewissen Grad an Poesie enthalten sollte. Poesie, das ist der Herzküsser, mit dem man auch strenge Dinge verdichten kann.“...mit einem Saxophon, das bei Standards wie Summertime, My Foolish Heart... am liebsten die menschliche Stimme übernimmt...“ schrieb die Fachzeitschrift ’Jazz Podium‘ über mich, ich denke, das drückt es aus, dass die Poesie in meiner Musik enthalten ist. Aber ein Musiker muss nicht wortschöpfender Poet sein, wie ein Schriftsteller auch kein musikschöpfender Poet sein muss. Bei mir rummst beides eben zusammen, das ist auch ok. 

Helga König: Darf ich Sie bitten unseren Lesern eines Ihre Gedichte- am besten ein Liebesgedicht, weil der Frühling begonnen hat,  zu schenken? 

Kurt Buschmann: Ja, sehr gerne! 

Endzeitlose 

Wenn ich Dich atmen fühle,
am anderen Ende der Stadt,
dort, wo der Mond die Nacht
regiert, dem Fluss das wellen
lehrt und der Wind den Blättern
diese Melodie entlockt, die
der Saat alles Seins jeden
Augenblick ein Willkommen
zu lächelt, dort, wo keine
Glocke zum Gebet ruft, es
in allem ist, so da, so nah
und kein Raum mehr im
Takt existiert, nur Dein Puls,
der aller Zeit voraus das Jetzt
bestimmt, dann weiß ich,
Du bist. 

Helga König:  Last not least, wie definieren Sie sich als Künstler?

Kurt Buschmann: Auch nicht anders als wenn ich mich als Mensch definieren sollte. Wir Künstler haben eher das Problem, dass wir definiert werden, wovon wir uns teilweise massiv abgrenzen müssen, wenn es z.B. um Buchungen geht. Ein “Ihr habt doch nur Spaß“ kommt manchmal leider immer noch vor, wenn es um Gagenverhandlungen geht. Mittlerweile ist ab dann das Gespräch von meiner Seite beendet. Denn dass wir Spaß haben, ist die Grundsubstanz für das Gelingen eines Events, sagen die Eventmacher und Veranstalter, die meine und unsere Qualitäten aus Erfahrung zu schätzen wissen. Ich mache einfach nur das, was mir am Herzen liegt. Wahrscheinlich besteht darin die Kunst (des Lebens)

Lieber Kurt Buschmann, ich danke Ihnen herzlich  für das aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König

Fotos: Kurt Buschmann, soweit bekannt habe ich die Fotografen benannt.

Peter Jakob König im Gespräch mit Günther Raupp, Raupp Design GmbH

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Lieber Herr Raupp, vor geraumer Zeit habe ich Ihr Werk "The FERRARI Book" auf "Buch, Kultur und Lifestyle" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen.

Peter J. König: Was hat Sie bewogen den Weg als Designer und Fotograf einzuschlagen und wie sind zu dazu gekommen? 

 Günther Raupp
Günther Raupp: Mein Interesse schon als Jugendlicher galt zwei Bereichen, die auf den ersten Blick nicht so nahe zusammen liegen: Automobil-Rennsport und Kunst. Mein Schwerpunkt tendierte mal mehr in die erste oder in die zweite Richtung. Schließlich studierte ich Malerei und Kunstgeschichte auf der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Schon während dem Studium hatte ich ca. 30 Ausstellungen meiner Malerei. Doch irgendwann kaufte ich mir eine Kamera und begann, zu fotografieren. Mehr noch: Ich ‚schoss’ gleich durch die Fotografie hindurch und war fasziniert von den Möglichkeiten Audiovisueller Medien. Die Inszenierung projizierter Fotos zusammen mit Tönen und Musik als Gesamtkunstwerk nahmen mich gefangen. Das Glück wollte es, dass ich in einer einzigen Woche im September 1977 in einer Galerie in Stuttgart meine letzte Malerei-Ausstellung eröffnete, am Mittwoch darauf mein Künstlerisches Examen an der Kunstakademie ablegte und am darauffolgenden Samstag die Ausstellungseröffnung eines Audiovisuellen Projektes über Venedig in der Staatsgalerie Stuttgart feiern konnte. Ich war damals grade 25. Klar, ab da war der Wolf von der Kette. 

Peter J. König: Können Sie unseren Lesern etwas zu Ihren ersten selbständigen Aktivitäten danach erzählen? 

Günther Raupp: Mit der Referenz des Venedig-Projektes in der Staatsgalerie Stuttgart hatte ich natürlich gute Voraussetzungen zum Start als Medienschaffender. Meine ersten Aufträge kamen somit von Unternehmen, die mit ihren Produkten eine große Affinität zu Kunst und Design hatten, wie zum Beispiel Knoll International und Kodak. Oder von Unternehmen, die aus ihrem Wettbewerbsumfeld heraus nach neuen kommunikativen Lösungen suchten wie AEG oder BASF. Meine Positionierung erreichte ich über kreative, visuell attraktive Kommunikationslösungen auf dem Gebiet der Audiovisuellen Medien. Als sich in der Startphase mit FIAT und Porsche auch schon die ersten Automobil-Kunden einstellten, kam dann, wie zu leicht zu vermuten ist, eine Menge Leidenschaft in den beruflichen Alltag. Mit Porsche ging ich dann zuerst den Weg vom Film zur reinen Fotografie, dem andere Kunden folgten. Anders als manche Fotografen-Kollegen, die im Lauf der Zeit auch Filme drehen, kam ich also vom Film zur Fotografie. 

Peter Jakob König: Wie muss man sich Ihre frühe Begeisterung für sportliche Automobile vorstellen und welches Interesse hatten Sie am Rennsport? 

  340 AMERICA, 1951, Palm Beach/Florida
Günther Raupp: Autos und besonders Sportwagen sind für Männer archaische Elemente, deren Wurzeln früher mit Sicherheit bei rassigen Pferden, tollen Segelschiffen oder auch Waffen zu finden waren. Da ich’s aber weder mit Tieren noch mit Wasser und als Pazifist auch mit der letzten Kategorie nicht hab, sind’s für mich Sportwagen. Manche Künstler haben das Automobil als die eigentliche Skulptur des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Und zwei Schweizer Originale, der Bildhauer Jean Tinguely und der Formel 1-Rennfahrer Jo Siffert, waren dicke Freunde und sogen die Welt des jeweils anderen mit Begeisterung auf. So hatte der berühmte Bildhauer der grobschlächtigen, teils sich selbst zerstörenden beweglichen Skulpturen einen filigranen 1,5 Liter Lotus Formel 1 Rennwagen in seinem Schlafzimmer stehen... Mich faszinieren die Formen, der Klang und der Geruch von Rennwagen. Mich euphorisiert Beschleunigung, Kurven machen mich geradezu süchtig. Andere tanzen oder schwimmen gerne, ich fahre gerne. Fahren ist für mich Jazz. 

Peter Jakob König: Ferrari ist Ihre absolute Leidenschaft, wie kam es überhaupt dazu? 

  250 California, 1960, Villa d’Este/Lago di Como, Italien
Günther Raupp: Das ist nicht nur meine Leidenschaft. Ein Ferrari ist zunächst das pure Produkt der Leidenschaft seiner Designer und seiner Konstrukteure! Ferrari, das ist die Lust am Extremen, eine Vorstellung von Qualität, die Freude an der Suche und am Willen, über sich selbst hinauszugehen, ohne sich jemals mit dem Erreichten zufrieden zu geben – ja immer noch einen Schritt weiter zu gehen. 

Peter Jakob König:  Sie haben Enzo Ferrari, den legendären Gründer noch persönlich getroffen, wie darf man sich das vorstellen?

Günther Raupp: Nachdem ich ihm ganz mutig meinen ersten, damals noch selbst produzierten Ferrari Kalender sandte, schrieb er mir gleich, dass er sich sehr freut und er mir herzlich dafür dankt. Danach begegnete ich dem großen alten Herrn kurz bei einer Veranstaltung. Beides liegt jetzt die Kleinigkeit von runden 30 Jahren zurück. Doch seine charismatische Persönlichkeit macht bis Heute den Unterschied zu allen anderen Automobil-Unternehmen aus. In meinem Beruf als Werbefotograf hab ich das gesamte automobile Alphabet, von „A“ wie Audi bis „V“ wie Volvo kennen gelernt. Da konnte ich einiges an Management-Stil und -Kultur kennen und schätzen lernen. Doch keines dieser Unternehmen hat einen solchen Granden wie den Commendatore als Galionsfigur. Mit einiger Souveränität, aber auch einem leisen Schmunzeln nannte Ferrari vor 12 Jahren seinen damaligen Spitzensportwagen schlicht „Enzo“. Undenkbar, dass deutsche Traumsportwagen als „Ferdinand“ oder gar als „Gottlieb“ daherkommen! 

Peter Jakob König: Wollen Sie etwas über Ihr letztes Werk, den spektakulären Bildband "The Ferrari Book" berichten?

Günther Raupp:  Der Anlass für „The Ferrarri Book“ ist 2014 jetzt das Erscheinen des 30. Ferrari Kalenders, den ich seit 1984 in einer nie unterbrochenen, kontinuierlichen Folge fotografieren und gestalten durfte. Seit Jahren wird die Zusammenarbeit für den Offiziellen Ferrari Kalender jeweils für lange Zeit vertraglich immer wieder neu abgeschlossen. Eine in der heutigen Medien-Landschaft sicher nicht allzu häufig anzutreffende Qualität der Zusammenarbeit eines so namhaften Unternehmens mit einem Kreativen. So hat mich Verleger Hendrik teNeues nach fünf Jahren zum zweiten Mal eingeladen, ein berauschendes Buch aus meinem umfangreichen Ferrari Archiv zu gestalten. Format, Seitenvolumen und die gesamte Ausstattung des neuen Werks waren noch großzügiger abgesteckt als beim ersten Mal. Aber viel mehr noch: Der Verlag ließ mir vollkommene Freiheit bei der Konzeption und Gestaltung des Buches. Sie haben schlicht das faszinierendste aller Ferrari Bücher erwartet. Und bekommen. Fast 70 Jahre Ferrari Historie, die ich fotografierte. Über 300 Seiten stark im Format 29 x 37 cm mit meist doppelseitigen Bildern, allseits im Anschnitt. Ein Offizielles Ferrari Buch mit Vorwort von Piero Ferrari, dem Sohn des Gründer-Patriarchen, der mir vor 30 Jahren zu meinem ersten Kalender gratulierte. Keine kleine Challenge, ich sagte mir aber, das ist dein Rennen, Raupp. Danke teNeues, Danke allen bei Ferrari!

Peter Jakob König: Neben Ihren phantastischen Bildaufnahmen der "roten Göttin" sind Sie auch am aktuellen Geschehen in der Formel 1 interessiert, und wie fließt dieses in Ihr Schaffen ein?

  F40 GTE, 1996, Kyalami Grand Prix Circuit/Südafrika
Günther Raupp:  Nun, hier bin ich nur Konsument und kein Akteur. Ich geh auch nicht mit der Kamera zu Rennen. Da gibt’s Kollegen, die sich darauf spezialisiert haben, das ist eine andere Sparte. Bei der Formel 1 Berichterstattung im Fernsehen erleide ich unsägliche Qualen, weil das nur flachstes Yellow Press-Niveau hat. Wenn die Roten gewinnen, freu ich mich, weil ich die Leute kenne und weiß, welche Anstrengungen dahinter stehen. Für mich steht aber der Sport im Vordergrund und der hat im Sieg wie in der Niederlage oft auch einigen Witz parat. So freue ich mich auch über Siege manch anderer Teams. 

Peter Jakob König: Wird es demnächst weitere Ausstellungsprojekte geben, ähnlich wie z.B. in Völklingen?

Günther Raupp:  Meine sechsmonatige Einzelausstellung in der Gebläsehalle des UNESCO Weltkulturerbes Stahlhütte Völklingen war ein außergewöhnliches Ereignis. Eine solch spektakuläre Ausstellungs-Location bekommst du nur alle fünf Fotografenleben einmal angeboten. 33.000 Besucher und Presse-Berichterstattung selbst in China! Meine großformatigen Bilder gewinnen zunehmend das Interesse von Kunstsammlern. Ich hab jetzt weitere Ausstellungs-Angebote in Südafrika, Taiwan, Japan und China. Ich denke, richtig organisiert kann das eine Art Ausstellungs-World Tour geben mit meinen Ferrari Bildern. 

Peter König: Sie kommen gerade von Fotoaufnahmen zum Ferrari-Kalender 2015 aus Florida zurück, wie viele Kunstobjekte dieser Art haben Sie bereits realisiert und wie viel Zeit nimmt ein solches Projekt in Anspruch?

 599 GTB FIORANO, 2008, Marktplatz und Rathaus
von Maranello/Italien
Günther Raupp: Die ca. sechs bis acht historischen Ferrari eines Kalenders werden regelmäßig bei einem oder zwei Shootings in Amerika realisiert. Fahrzeuge, die Locations und das Licht in Californien und Florida sind sichere Voraussetzungen für Ergebnisse, wie ich sie mir vorstelle. Ist ja auch eine Frage des Produktions-Budgets. Da geht neben der normalen Canon Ausrüstung auch die digitale Hasselblad, Licht und Stromerzeugung mit rüber, um am Set notfalls auch auf einer Rennstrecke bei Sonnenaufgang autark produzieren zu können. Die Range aller aktuellen Ferrari Gran Turismo wird dann im Frühjahr noch in Italien fotografiert. Das muß zeitlich alles sehr kompakt passieren, es gibt ja noch mehr zu tun. 

Peter J. König:  Gibt es neben Ihrer absoluten Leidenschaft, alles um das Kultobjekt Ferrari herum noch andere reizvolle Projekte, denen Sie Ihr künstlerisches Schaffen widmen?

Günther Raupp: Da sind natürlich auch Projekte für Jaguar, Porsche, Opel, Volkswagen und viele andere zu nennen. Überraschend vielleicht, daß meine Passion aber auch in eine ausgedehnte Fotoproduktion über den Garda-See, die Philippinen oder eine Food-Kampagne münden kann. Privat gilt meine Leidenschaft der Kunst des Kochens, Jazz Musik, unserem Garten, meinem Renn-Kart und Mountain Bike.

Lieber Herr Raupp, ich danke Ihnen herzlich für das aufschlussreiche Interview.

Ihr Peter Jakob König

Fotos aus dem Bestand von Günther Raupp

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Helga König im Gespräch mit der Künstlerin Darya von Berner

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Liebe Darya von Berner, nachdem ich am Samstag Ihre Installation "Der rote Faden" in Frankfurt anlässlich der "Biennale der Lichtkultur" bewundern konnte, möchte ich Sie heute den Lesern von "Buch, Kultur und Lifestyle" vorstellen und deshalb einige Fragen an Sie richten.

Helga König: Können Sie den Lesern von "Buch, Kultur und Lifestyle" etwas über Ihre Herkunft mitteilen und hier vielleicht auch kurz etwas über den Einfluss berichten, den Ihre berühmte Großmutter auf Sie hatte?

 Darya von Berner
Foto: Helga König 
Darya von Berner: Mercedes Pinto war eine Dichterin und Feministin. Ihr autobiografisches Buch über das Leben mit ihrem ersten Mann wurde von dem spanischen Regisseur  Luis Bunel unter dem Titel "EL" verfilmt. Luis Bunel,  der als surrealistischer Regisseur zu den wichtigsten Filmemacher des 20. Jahrhundert zählt, schätze und verehrte Mercedes Pinto. Pablo Neruda hat ihr ein Gedicht gewidmet, welches auf ihrem Grabstein in Mexico City verewigt ist. Für mein Leben ist sie die Wächterin und Symbol für Freiheit. Sie hat geschlossene Türen geöffnet. Mut in einer für Frauen noch nicht zugängigen Gesellschaft bewiesen und mein Leben beeinflusst und geprägt.

Helga König:  Im Rahmen Ihrer Ausbildung haben Sie u.a. ein Stipendium an der spanischen Akademie der Schönen Künste in Rom erhalten. Können Sie den Lesern über die Erfahrungen in dieser Zeit Näheres mitteilen?

Darya von Berner: In Rom erlebte und fühlte ich die große Vergangenheit unserer kulturellen Geschichte und den spannenden Gegensatz beim Besuch in einem Supermarkt. Im Pantheon spürte ich, dass die Interessen der Menschen  nicht  das Zentrum der Welt ist, obwohl sie so denken. Das bekannte Gemälde von  Johann Heinrich Wilhelm Tischbein  "Goethe in der Campagna" drückt auch die Neugierde auf eine andere, erlebnisvolle Welt aus.

Helga König: Wo liegt der Schwerpunkt in Ihrem Schaffen?

Darya von Berner: Die Kunst zeigt ihren Sinn für mich darin, dass man sie verstehen kann und die Klarheit meines Anliegens deutlich macht.

Helga König: Was dürfen die Betrachter Ihrer Kunst erwarten, wenn Sie sogenannte "Atmosphären" schaffen?

Darya von Berner: Wir fühlen uns alle als das Zentrum des Geschehens.  Denken wir an Don Quijote, der glaubte,  seine eigene Welt zu sein und diese zu machen. Fiktion und Realität waren gemischt. Wir sind alle Don Quijote, wir sind alle in der Mitte der Fikton. Die Atmosphäre wird so empfunden und wahrgenommen, wie es die Stimmung des  Betrachters genau diesem Moment zulässt.

Helga König: Sie haben u.a. wunderschöne Skulpturen realisiert. Welche Vorstellungen treiben Sie hier im kreativen Schaffen an?

Darya von Berner: Mein  Antrieb bei all meinen Arbeiten, ob Gemälde, Skulpturen, Lichtinstallationen und mehr,  ist meine Suche den Sinn zu verstehen.

Helga König: Was sind Ihre hauptsächlichen Inspirationsquellen?

Darya von Berner: Wenn ich etwas nicht verstehe, fühle ich mich wie in einem Käfig aus dem ich mich nicht befreien kann. Mein Wille frei zu werden,  ist der Weg durch das Schaffen eines neuen Kunstwerkes.

Helga König: Können Sie zu Ihren Installationen mit Licht zunächst allgemein etwas mitteilen?

Darya von Berner: Ohne Licht können wir nicht leben. Im Licht liegt  das Verstehen auch für blinde Menschen. Reflexionen verändern Farbe und Wahrnehmung und Fiktionen.

 "Der Rote Faden"
Helga König: Am Samstag hatte ich Gelegenheit, Ihre jüngste Arbeit, den "Roten Faden" in Frankfurt anlässlich der Biennale bewundern zu können. Können Sie diese Arbeit bitte näher erläutern, nicht zuletzt wie sich die Idee dazu entwickelt hat und wie es dazu kam, diese Idee gerade am Haus von Monika Hermann-Simsch und Dr. Peter Hermann kunstvoll zu verwirklichen?


Darya von Berner: Unter einem  "Roten Faden" versteht man einen Weg oder auch eine Richtlinie. Etwas zieht sich wie ein roter Faden durch etwas hindurch. Somit ist die Methaper des roten Fadens ein Sinnbild für die Affektivität, für die Geschichte der Menschheit, so in verschiedenen orientalische Legenden, Johann Wolfgang von Goethes "Wahlverwandschaften" und in E.T.A. Hoffmanns "Die Serapionsbrüder". Hoffmann zitiert Goethes Gedanken, berührt von dem Bild, dass die Menschenleben gefühlsmäßig miteinander an einem roten Faden verbunden sind. Meine Begegnung mit Monika anlässlich der  Finissage meiner Installation "Im Lichte der Frankfurter Küche" im Ernst-May- Haus  war wunderbar unbeschwert, eine gute Begegnung. Mein späterer Besuch in ihrem und Peters Wohnhaus, von Charles Moore entworfen, hat mich für dieses Projekt inspiriert.

Helga König: Wie interpretieren Sie den Begriff "Kunst"“?

Darya von Berner: Die Kunst konstruiert eine Welt.

Helga König: Woran arbeiten Sie zurzeit und welche Projekte haben Sie in Planung?

Darya von Berner: Bienale de Salvador de Bahia in Brasilien         (Juni 2014)
Bernhard Tschumi Pavillion, Groningen    (2015)
Tabacalera, Madrid                                    (2015)
Der Roten Faden Museen, Frankfurt         (2016)



Liebe Darya von Berner, ich danke Ihnen herzlich  für das aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König






  

Helga König im Gespräch mit Prof. Dr. Wilhelm Schmid über sein Buch "Gelassenheit: Was wir gewinnen, wenn wir älter werden"

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Lieber Herr Prof. Dr. Schmid, dieser Tage habe ich Ihr Buch "Gelassenheit: Was wir gewinnen, wenn wir älter werden"rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen. 

Helga König: Wo liegen nach Ihren Beobachtungen bei Männern und Frauen jeweils die Schwerpunkte der Ängste vor dem Älterwerden? 

Prof. Dr.  Wilhelm Schmid
Foto: Susanne Schleyer 
Prof. Dr. Wilhelm Schmid: Vielleicht haben Frauen mehr Angst davor, an Attraktivität zu verlieren. Aber Männer wollen ja auch nicht von ihren Haaren lassen.

Helga König: Wer bestimmt die Wertigkeit betagter und weniger betagter Menschen? 

Prof. Dr. Wilhelm Schmid: Wertigkeit? Jeder Mensch hat hohen Wert. In Altenheimen wird das nicht immer beachtet, darauf müssen wir als Gesellschaft sehr aufmerksam sein. 

Helga König:  Ist es notwendig, sich überhaupt mit dem Älterwerden zu befassen oder genügt es nicht einfach, Tag um Tag zu leben und seinen Aufgaben nachzukommen?

Prof. Dr. Wilhelm Schmid: Das entscheidet jede und jeder selbst. Wer nur für den Tag leben kann, soll das tun. 

Helga König: Was ist daran für viele so erschreckend, dass das Leben endlich ist, gewöhnt man sich nicht von Kindesbeinen an diese Tatsache? 

Prof. Dr. Wilhelm Schmid: Für Kinder ist das meistens so fern wie der Mond von der Erde. Im Erwachsenenalter scheint das dann langsam näherzurücken. Ab etwa 60 steht das Faktum deutlicher als zuvor vor Augen. Moderne Menschen haben offenbar große Schwierigkeit damit, da sie glauben, dass über die Endlichkeit hinaus nichts ist.

Helga König:  Müssen wir uns ab dem 50. oder 60. Lebensjahr wirklich die Frage stellen, wie viel Zeit uns für bestimmte Zukunftspläne noch bleibt?

Prof. Dr. Wilhelm Schmid: Niemand muss müssen. Aber wir können. Das hat den Vorteil, rechtzeitig Dinge anzugehen, die uns wichtig sind. 

Helga König: Wenn Gelassenheit sich als angstmindernd erweist, wie lässt sich diese am sinnvollsten einüben? 

Prof.  Dr. Wilhelm Schmid: Mit den 10 Schritten, die ich in meinem Buch “Gelassenheit” vorschlage. Die Berührungen und Beziehungen nicht vergessen, die gelassen machen!  

Helga König: Sie sagen, dass im Alter die existentielle Einsamkeit, melancholisch mache. Was heißt das konkret?

Prof. Dr. Wilhelm Schmid: Erst beim Älterwerden bemerken Menschen, dass langsam aber sicher die vertrauten Anderen weniger werden. Und auch ich bin traurig darüber, irgendwann meine Liebsten verlassen zu müssen.

Lieber  Herr Prof.  Dr. Schmid, ich danke Ihnen für das erhellende Interview.

Ihre Helga König

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Helga König im Gespräch mit dem weißrussischen Künstler Mirovlad Palachich

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Lieber Mirovlad Palachich, da ich von Ihrem künstlerischen Schaffen sehr beeindruckt bin, möchte ich Sie und Ihre Werke heute  den Lesern von "Buch, Kultur und Lifestyle" vorstellen und deshalb auch einige Fragen an Sie richten.

Helga König: Können Sie  uns  bitte berichten, wo Sie konkret geboren und aufgewachsen sind?

 Mirovlad Palachich
Mirovlad  Palachich:  Geboren wurde ich in der russischen Stadt Novosibirsk am 15. März 1982. In der Stadt Brest in Weißrussland bin ich aufgewachsen. Hier lebe und arbeite ich auch.

Helga König: Seit wann befassen Sie sich mit Kunst und haben Sie eine spezielle künstlerische Ausbildung in Weißrussland  absolviert?

Mirovlad  Palachich: Seit meiner Kindheit zeichne ich und hatte im Alter von 10 Jahren meine erste Einzelausstellung. Ausgebildet wurde ich in der School of Art, Universität (Fachbereich Kunst) in Brest. Nach meinem Studium  arbeitete ich zwei Jahre  als Lehrer in einer Kunstschule und unterrichtete dort Schüler in den Fächern Malerei und Komposition. 

Helga König:  Sie haben in Ihren Bildern den Stil des "symbolischen Groteske" entwickelt. Können Sie dies bitte näher erläutern?

Mirovlad  Palachich:  Unter Symbolismus versteht man die Interpretation von Bildern mit unterschiedlicher Bedeutung. Grotesk  ist eine eine Kunstform, eine Kombination der Gegensätze wie etwa Realität und Fantasie, Schönheit und Hässlichkeit, Komödie und Tragödie. "Symbolische Groteske" meint Zeichen und Symbole, die in einer Kombination von realen und fantastischen Bildern zum Ausdruck kommen. 

Helga König: Wurden Sie stilistisch von alten Malern beeinflusst und wenn ja von wem?

Mirovlad  Palachich: Inspiriert werde ich  durch die "Nordische Renaissance" des 15. -17. Jahrhunderts und hier durch Künstler aus Flandern, den Niederlanden und Deutschland. Meine Lieblings-Künstler sind Hieronymus Bosch, Pieter Bruegel, Jan van Eyck, Hans Holbein, Jan Memling, Albrecht Dürer, Rogier van der Weyden und viele andere. 

Helga König: Wie entwickeln Sie Ihre Allegorien, welchen Inspirationen folgen Sie?

Mirovlad  Palachich:  Ich  nutze die Allegorie und Symbole für meine Werke, weil ich dem Betrachter Sinn vermitteln möchte. 

Helga König: Mit welchen Materialien arbeiten Sie in erster Linie?

Mirovlad  Palachich: Ich arbeite mit einer komplizierten Technik der Malerei. Dabei handelt es sich um Multi-Layer- Ölgemälde (Glasur). Meine Malerei  entwickele ich auf einer Holzplatte, ganz ähnlich wie die russische Ikonographie. Zudem arbeite ich auch mit Materialien wie Acryl, Kunst Gold.

Helga König: Können Sie zu den verschiedenen Zeichen und Symbolen  in Ihren Werken etwas berichten, so etwa zu dem Symbol "Schneckenhaus"?

Mirovlad  Palachich: Ich verwende keine urheberrechtlich geschützten Zeichen: "Die Schnecke" steht für die unendliche Entwicklung. "Blumen" symbolisieren Liebe und Leidenschaft, "ein trockener Baum" steht für Schwäche und Eitelkeit, "Flügel" für Naivität und Unreife, ein "Fischnetz" für eine leere Hoffnung, ein "Löffel mit Löchern" für leere Unterschlagung und "Musikinstrumente" schließlich für emotionale Erfahrungen .

Helga König: Was können Sie zu Ihrem Gemälde "Der Wanderer" sagen, welche Vorstellung haben Sie hier visualisiert?

Mirovlad  Palachich:  Mein Werk  "Der Wanderer" visualisiert eine Pilgerreise, die Reise durch unser Leben. Die Straße ist das Symbol des Lebens.  Der Wanderer ist in ständiger Bewegung ganz so wie ein Mann in seinem Leben.  Der Löffel mit Löchern symbolisiert,  wie schon erwähnt, die leere Unterschlagung, den Zeitverlust, den Verlust von Energie.

Helga König: Wie darf man das Gemälde "Ein Blumenstrauß" interpretieren?

Mirovlad  Palachich:  Das Gemälde "Ein Blumenstrauß" symbolisiert die Liebe und Leidenschaft.  Dabei möchte ich betonen, dass Malerei ein Ausdruck des Zustands der Liebe und ein Gefühl der Leidenschaft ist. 

Helga König: Gibt es Ausstellungen Ihrer Bilder in Weißrussland oder anderswo?

Mirovlad  Palachich: Ich habe bereits sehr viel Ausstellungen in verschiedenen Städten und Ländern realisieren können und zwar in der Tschechische Republik, in Spanien und in Weißrussland.  Teilgenommen habe ich  auch an Freiluft-Ausstellungen in Bulgarien und in  Polen. Die größte Zusammenarbeit  allerdings findet  mit Deutschland statt. Hier  fand 2012 in Berlin  eine erfolgreiche Ausstellung  mit meinen Werken statt. Zur Zeit  läuft die  Einzelausstellung "Gold auf Rot" in meiner Heimatstadt  Brest.

Helga König: Woran arbeiten Sie  derzeit?

Mirovlad  Palachich: Derzeit  bin ich damit beschäftigt, ein Porträt einer besonderen Person zu malen, dabei geht es um die Darstellung ihrer Persönlichkeit.  Zudem richte ich mir gerade ein neues Atelier ein, damit  ich in  professioneller Atmosphäre  arbeiten und Gäste empfangen kann.

Helga König: Wie definieren Sie den Begriff Kunst?

Mirovlad  Palachich:  Kunst ist ein Versuch mit der Natur zu konkurrieren. 

Helga König: Vielleicht noch eine letzte Frage. Können Sie uns Näheres zu Ihrem Gemälde "Matroschka sagen?

Mirovlad  Palachich:  Basis der Arbeiten für die ikonischen Bilder "Matroschka" sind die russischen Holzpuppen.  In den alten Tagen war der Name "Matriosha" der häufigste weißrussische Frauennamen. Er hatte seine Wurzeln im lateinischen Wort «mater»,  das Mutter bedeutet. Der Name "Matroschka" wird also  mit der Mutter assoziert, auch mit  großer Familie, Gesundheit und dicker Figur und bis heute symbolisiert "Matrjoschka" Mutterschaft und Fruchtbarkeit. 

Lieber Mirovlad Palachich, ich danke Ihnen für das aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König

Bilder: Mirovlad Palachich, privat

Kontaktdaten: www.palachich.com und auf facebook  

Helga König im Gespräch mit Philippe Köser, Inhaber der H. Köser GmbH

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Lieber Herr Köser, dieser Tage habe ich einige vorzügliche Delikatessen aus Ihrem Hause auf  "Buch,Kultur und Lifestyle" in der neuen Rubrik "Feine Speisen in edlem Ambiente" vorgestellt. Damit die Leser ein wenig mehr über Sie und die "H. Köser GmbH" erfahren, möchte ich heute einige Fragen an Sie richten.

Helga König: Die Firmengeschichte Ihres Hauses begann Mitte des 19. Jahrhunderts. Können Sie den Lesern von "Buch, Kultur und Lifestyle" kurz etwas über deren Verlauf berichten?

Philippe Köser:  1862 gründete Johann Hinrich Köser seinen Obst- und Gemüsehandel in Hull (England) und Hamburg. Daher auch das "H." für "Henry" im Firmennamen. Unterstützt wurde er ab 1885 von seinen Söhnen. Die ernteabhängigen Früchte wichen nach und nach dem Fisch. Kösers operierten bald ausschließlich von Hamburg aus und erhielten hier die erste Konzession für eine deutsche Fischauktion. Das System kannten sie aus England. Über 60 Jahre lang prägte Walter Köser die Auktion an heute historischer Stelle. Hierzu gehörten die damit verbundenen Zuliefereinheiten wie z. B. Kistenmacher, Pferdestallungen, Kutscher, Fuhrwerken usw., die im perfekten Zusammenspiel logistische Meisterleistungen vollbrachten. Die Auktionshalle in Hamburg-Altona steht heute unter Denkmalschutz.

Parallel betrieb Johann Hinrich eine Reederei. 1886 stach seine „Solea“ in See. Nach der „Sagitta“ des Unternehmers Friedrich Busse der zweite deutsche Fischdampfer. Seine Söhne Walter und Arthur gründeten zusätzlich ein Fischhandelsunternehmen, was sich nach dem 2. Weltkrieg und der Verstaatlichung des Auktionswesens als einziges verbliebenes Standbein weiterentwickelte.

Die dritte Generation gründete in Bremerhaven eine Niederlassung, die ab den 1950er Jahren als Pionier der Schockfrostung Fischfilets nach USA exportierte. Hieraus entstand ein Großhandel für Gastronomie und Lebensmitteleinzelhandel, der später in die heute bestehende Delikatessen-Manufaktur mündete.

Helga König: War für Sie von Kind an klar, welchen beruflichen Weg Sie beschreiten werden und wo liegen die Schwerpunkte der Vermarktung der angebotenen Delikatessen beim Firmenchef der 5. Generation?

 Philippe Köser
Philippe Köser: Die Firma war in der Familie immer schon sehr präsent. Klar war mir die Nachfolge nicht. Eigentlich wollte ich Architekt werden. Den Entschluss für das Unternehmen fasste ich mit 23. Allerdings entstand als Kind eine deutliche Affinität zu klassischen Delikatessen und gutem Essen mit echtem Geschmack. Wir hatten als Kinder das Glück durch natürliche Ernährung Geschmacksfähigkeiten zu entwickeln, die vielen Heranwachsenden heute versagt bleiben. Nicht zuletzt hieraus entstand ein Anspruch an Lebensmittelqualität, der die allgemein übliche Verwendung von Geschmacksverstärkern etc. bei der Herstellung von Köser-Delikatessen hier im Hause ausschließt. 

Helga König: Ihr Unternehmen ist in Bremerhaven ansässig. Wie darf man sich die Arbeit der Beschäftigten dort vorstellen? 

 Philippe Köser
Philippe Köser: Abwechslungsreich (er schmunzelt), denn jeden Tag wird etwas anderes gefertigt. Der Begriff Manufaktur wird in den letzten Jahren bundesweit sehr strapaziert. Für unser Haus gibt es aber keine zutreffendere Bezeichnung. Wörtlich von Hand wird in vergleichsweise kleinen Mengen geputzt, entkernt, gekocht, eingelegt, blanchiert, gerollt, verpackt usw., denn nur so lässt sich der hohe Qualitäts-Standard halten. Rezepturgetreu entstehen in der Großküche, die der eines Spitzen-Restaurants vergleichbar ist, mit wenig maschineller Unterstützung besondere Gerichte. 

Jeder im Hause weiß wie wichtig die Güte gleichbleibender Hochwertigkeit der Produkte ist. Die akkurate Rezeptentwicklung ist dabei von entscheidender Bedeutung. Parallel werden Zutaten wie Krustentiere, Fischfilets, Fleischmedaillons, Teigwaren, Gewürze etc. sorgfältig für den Hobbykoch oder Küchenchef verpackt.

Die vollkommene Kundenzufriedenheit zu garantieren ist für alle Mitarbeiter gelebtes Ziel. Das erfordert eine hohe Identifikation und das abteilungsübergreifende Zusammenspiel um eine reibungslose Erfüllung der Kundenwünsche zu gewährleisten. Dieses gilt auch für die Buchhaltung, Beschaffung, Marketing und IT. Sie haben ein ebenso hohes Service-Bewusstsein wie die Mitarbeiter am Telefon. Ich will z. B. kein externes Callcenter, was zwar günstiger wäre, aber bei diesem komplexen Themenfeld eben nicht spürbar "Köser" ist. 

Jede Mitarbeitergeneration gibt an die nächste das seit Jahrzehnten bewährte Prinzip der Zuverlässigkeit weiter, vermittelt wertvolle Kenntnisse und integriert Neues.

Das Ganze funktioniert, weil alle zusammenarbeiten. Wenn beispielsweise kurz vor Auftragsannahmeschluss am späten Nachmittag noch ein Kunde anruft darf nichts stocken, denn der LKW steht abfahrbereit am Tor. Dann heißt es trotz Zeitdruck wie immer: freundlich beraten, das Lager und die Expeditionsabteilung informieren, Versandpapiere drucken, Delikatessen zusammenstellen, Paket transportsicher packen, gut verschließen und an den Fahrer sicher übergeben. Der Kurier muss seine Zeiten einhalten können, damit jeder Kunde am nächsten Tag bis spätestens 12.00 Uhr versorgt ist.

Helga König: Der erste Delikatessen-Katalog unter dem Firmennamen Köser erschien im Jahre 1975. Wie sehr hat sich die Produktpalette erweitert und wird es den Katalog auch in Zukunft noch geben, wo doch das Internet für Ihren Versandhandel geradezu die ideale Plattform darstellt?

Philippe Köser:  Aus dem Großhandel mit Fisch und Meeresfrüchten bildete sich die Erkenntnis heraus, Endverbrauchern und der anspruchsvollen Gastronomie Spezialitäten und Delikatessen anzubieten und in maximal 48 Stunden an jeden Punkt in Deutschland zu liefern. Die Palette unterliegt einem stetigen Wandel. Klassiker, Trends, Favoriten, Neuentdeckungen prägen diese Veränderungen. Während wir damals noch Austernbecken hatten, bietet Köser nun auch vegetarische Produkte an. Das Rinderfilet Wellington z. B. oder der Königliche Salm haben sich hingegen über die Jahrzehnte gehalten und gefestigt.

Das Sortiment ist mittlerweile so umfassend, dass der Bedarf für bequeme Genießer (durch fertige Köser-Gerichte) und für eigene Kreationen und Rezepte gedeckt wird. Aus den 48 Stunden Lieferzeit sind weniger als 24 geworden.

Der Katalog hat nach wie vor eine entscheidende Bedeutung. Menschen wollen etwas in der Hand haben, sie möchten blättern, ankreuzen, sich entscheiden, umentscheiden bis sie bestellen. Das erfolgt telefonisch, per Post oder über den Online-Shop. 

Das Kaufverhalten ist bei Lebensmitteln noch sehr haptisch geprägt – und sei es, dass man einen Katalog in Händen halten will oder Beratung am Telefon erwartet. Sogar der online blätterbare Katalog ist vielen Betrachtern vertrauter als das Navigieren in einer digitalen Auswahl. Gleichwohl ist der Online-Shop von entscheidender Bedeutung für Gegenwart und Zukunft. Besonders der mobile Mensch erwartet die Möglichkeit, sich jederzeit und überall informieren zu können, zu kommunizieren und zu bestellen. Koeser.com gehört zu den ältesten Internet-Shops in Deutschland, wurde einige Male erneuert, ständig optimiert und in Kürze erfolgt ein weiterer Relaunch.

Helga König: Sie bieten in Ihrem Katalog u. a. vorzüglich mundenden Räucherlachs in unterschiedlicher Zubereitungsform an. Können sie uns etwas über die Qualität der Produkte und das Knowhow Ihrer Firma speziell beim "Königlichem Salm" mitteilen? 

Philippe Köser: Königlicher Salm ist mit Abstand einer der besten Räucherlachse, die es gibt. Diese zugegebenermaßen sehr selbstsicher klingende Aussage stützt sich nicht nur auf zahlreiche außerordentlich positive Reaktionen von Kunden und Geschenkempfängern. Meistens hören wir Sätze wie "so einen Lachs habe ich noch nie gegessen" oder " ich wusste gar nicht, dass Lachs so schmecken kann". 

Möglich wird diese Qualität nur durch exakte Einhaltung des bewährten Weges den ein Lachs von der Aufzucht bis zum Kunden zurücklegt. Es beginnt mit der Auswahl der noch schwimmenden Fische. Nur die langsam wachsenden kommen für Königlichen Salm infrage. Sie garantieren eine Konsistenz, deren Festigkeit und Zartheit Maßstäbe setzt. Im Gegensatz zu den allgemein üblichen schnell wachsenden " Turbolachsen" gewährleisten sie später das angenehme Mundgefühl und die optimale Schnittfähigkeit, die ihresgleichen suchen. 

Später ist die Einhaltung der Rezeptur vom milden Salzen von Hand bis hin zur präzisen Räucherung wichtig. Letztere erfordert erhebliches Geschick und Erfahrung, denn die verschiedenen Faktoren, die der Räuchermeister beachten muss, machen seine Aufgabe zur Gratwanderung. Das Wetter mit Temperatur und Luftfeuchtigkeit spielt eine ebenso tückische wie spannende Rolle. 

Derartige Unwägbarkeiten gilt es durch Geschick auszugleichen - trotz aller Widrigkeiten, die in diesem Naturprodukt stecken. Es ist die Verlässlichkeit und die Beherrschung dieses Ablaufs die den Königlichen Salm zu seiner Alleinstellung geführt haben und täglich von neuem sichern. Nur so können die beliebten Räucherlachsspezialitäten entstehen.

Helga König: Auch Matjes-Liebhaber kommen bei Ihnen auf Ihre Kosten. Worauf legt die Köser-Manufaktur im Bereich der Matjesfilets besonderen Wert? 

Philippe Köser:  Bei Matjes entscheiden Frische, Zartheit und milde Salzung. Deshalb haben wir nur die echten holländischen Matjes, die unvergleichlich sind. Diese liefern wir 12 Monate im Jahr. Dreh- und Angelpunkt ist der Fettgehalt von ca. 20%. Nur so zergeht Matjes auf der Zunge. 

Helga König: Können Sie den Lesern Wissenswertes zu den vielen  Caviarsorten berichten, die Sie anbieten?

Philippe Köser: Da sprechen Sie ein sehr weites Feld an. Wir unterscheiden Stör-Caviar (mit „C“) von Kaviar (mit „K“), der aus Lachs, Forelle, Fliegenfisch oder Hecht gewonnen wird, um zu verdeutlichen wie besonders Stör-Caviar ist.

Alle Stör-Caviarsorten von Köser sind „Malossol“. Die Geschmacksnote Malossol (russisch: mild gesalzen) ist angenehm mild. So werden die Geschmacksnerven nicht von den typischen Nuancen abgelenkt. Authentischer ist Caviar nicht möglich. Der reichhaltige Geschmack ist auch für Laien deutlich spürbar................................ 

Bei Köser gibt es keinen Caviar, der gegen das internationale Artenschutzabkommen (CITES) verstößt. Bis vor etwa 6 Jahren gab es noch legalen Wildcaviar vom Stör. Zu dem Zeitpunkt hatten wir uns bereits gemeinsam mit Caviarexperten über etwa 5 Jahre mit Alternativen beschäftigt. Durch Aquakulturen konnten wir schon früh erfüllen was heute aufgrund des Artenschutzabkommens weltweit praktiziert werden muss. 

Am Anfang ließ der Geschmack zu wünschen übrig, aber recht schnell erreichte Zuchtcaviar eine Güte, die Kenner zu schätzen wissen. Heute verfügen wir über ausreichende zuverlässige Quellen klassischer Sorten. So gibt es für jeden Anlass zu angemessenen Preisen heute noch die Delikatesse, die zu Beginn des Jahrhunderts unverschämt teuer wurde...... 

Der Kaviar (mit „K“) bewegt sich auf einem ganz anderen Preisniveau und ist ebenfalls fast ausschließlich Malossol. Ihn empfehle ich zu unseren Blinis und Röstis mit Crème fraîche, Schmand oder auch zu gebuttertem Toast. Wer mit Kaviar optisch und geschmacklich für die Aufwertung von zum Beispiel Vorspeisen oder Hauptgerichten sorgen möchte, liegt mit unserem Laxa-Malossol richtig. Das mittelgroße, orange leuchtende Korn der Lachsforelle spricht das Auge an. Lediglich der Trota-Malossol und die beiden Tobbikos enthalten unvermeidliche Zusatzstoffe.

Helga König: Krustentiere vom Feinsten, Fische, aber auch hervorragendes Fleisch und Desserts, wie auch Menüs etc. verdeutlichen, dass man sich als Gourmet selbst in abgelegenen Gebieten mit Delikatessen versorgen kann. Wird es zukünftig besondere Produkte für spezielle neue ausländische Märkte bei Ihnen geben, die sich durch das Internet eröffnen lassen? 

 Philippe Köser
Philippe Köser: Natürlich versenden wir auch ins Ausland. "Dienstag bestellt - Donnerstag in Kapstadt geliefert" ist kein Hexenwerk. Oft bekommt man gerade im Ausland nicht seine gewohnten oder bekannten Spezialitäten. Allerdings gibt es Machbarkeitsgrenzen. Dazu gehört die Lieferzeit. Ab drei Tagen wird es besonders aufwendig. In manchen Ländern ist die Logistik nicht wie z. B. in Deutschland. KO-Kriterien erleben wir in den USA. Dort lässt die FDA nur mit erheblicher Verzögerung Nahrungsmittel-Importe zu. Allerdings nutzen auch Amerikaner den Köser-Geschenkservice und bestellen so für Empfänger in Europa.

Helga König: Können Sie den Lesern die wesentlichen Merkmale des sogenannten "Köser-Prinzips" mitteilen? 

 Philippe Köser
Philippe Köser: Das Köser-Prinzip besteht aus Zuverlässigkeit. Dieser Begriff begleitet uns im Hause Tag für Tag. Wie sichern wir die Beschaffung der besten Zutaten, des besten Fleisches, der besten Fische und Krustentiere in höchster Qualität und ausreichender Menge zum erforderlichen Zeitpunkt? Wie lagern wir optimal? Wie vermitteln wir die über Jahrzehnte gelebte Qualitätsphilosophie an neue Mitarbeiter? Wie erhalten wir für alle Kunden den natürlichen Geschmack ohne Zusatzstoffe? Wie transportieren wir in kürzester Zeit und absolut sicher die Wunschdelikatessen an anspruchsvollste Kunden? 

Alle diese Fragen sind nur lösbar durch ein fein abgestimmtes bewährtes System, das sich im Laufe der Jahrzehnte immer weiterentwickelt hat. Durch kritisches Hinterfragen und aufmerksames Zuhören. Nichts ist wertvoller als die ausgesprochenen Gedanken von Kunden und partnerschaftlich zusammenarbeitenden Mitarbeitern und Geschäftspartnern im In- und Ausland. Die meisten Verbesserungen sind auf diese Weise entstanden. Ich glaube, dass die Zuverlässigkeit ein Hauptgrund dafür ist, dass Kunden seit Jahrzehnten Köser kaufen und Kinder wie Enkel sich als Neukunden für uns entscheiden. Die heute über 60-jährigen z. B. wissen noch am besten wie Spezialitäten, Gerichte und Zutaten schmecken können. Jüngere erinnern sich an (Groß)-Mutters gute Küche und einige möchten trotz Zeitmangel oder Bequemlichkeit nicht auf Geschmack verzichten. Langjährige Kunden bemerken die kleinste Veränderung ihrer gewohnten "Köserlichkeiten" (Wortschöpfung eines Stammkunden). Der Kunde will keine leeren Versprechungen. Wenn wir sagen, dass Gerichte ohne Glutamat entstehen, kommt auch im Lieferpaket echter Geschmack. "Ohne Konservierungsstoffe" und „Top-Rohwaren“ sind keine Worthülsen, denn Mogelpackungen würden uns als Anbieter schnell einholen. 

Helga König: Was empfehlen Sie Neukunden als Einstiegsbestellung? 

Philippe Köser: Der Einstieg bei Köser ist mit Probierpaketen und Menus am einfachsten. Sie bieten Vielfalt zum Kennenlernen. Manch einer zweifelt an der Machbarkeit. Kommt mein Paket unbeschädigt an? Funktioniert das Zubereiten? Verständliche Bedenken, wenn man das erste Mal bestellt. Wenn dann aber die Sendung da ist und der Kunde sieht, dass er nicht allein gelassen wird weil Rezepte und leicht nachvollziehbare Zubereitungsanleitungen ihn bis auf den Teller begleiten, steht dem entspannten Genuss nichts mehr im Wege. Auch Königlicher Salm ist immer ein guter Einstieg um auf den "Geschmack" zu kommen.

Lieber Herr Köser,  ich danke Ihnen  herzlichst für das überaus aufschlussreiche  Interview.

Ihre Helga König


Helga König im Gespräch mit Dr. Peter Teuschel, Autor des Buches "Das schwarze Schaf"

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Lieber Herr Dr. Teuschel, dieser Tage habe ich  Ihr Buch"Das schwarze Schaf"rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen. 

Im allgemeinen Sprachgebrauch versteht man unter einem "schwarzen Schaf" eine Person in der Familie, die auf die sogenannte "schiefe Bahn" geraten ist. Ihre schwarzen Schafe sind jedoch Menschen, die zu Außenseitern in der Familie gemacht werden, um sie auf diese Weise konsequent wegzumobben. 

Helga König: Welche Erfahrungen haben Sie bei Ihren Patienten sammeln können im Hinblick auf Schuld und Schamgefühle, wenn diesen seitens eines Elternteils das Gefühl vermittelt wurde, das sie "nichts wert" sind? 

 Dr. Peter Teuschel
Dr. Peter Teuschel:  Diese Erfahrung löst bei nahezu allen betroffenen Frauen und Männern ganz erhebliche Schamgefühle aus. Zurückweisung durch die Eltern ist eine existentielle Erfahrung. Beginnt sie bereits im Kindesalter, übernimmt das Mädchen oder der Junge diese Entwertung in seine Selbstbeurteilung und identifiziert sich unbewusst mit dem von den Eltern suggerierten negativen Selbstbild. Die Scham bezieht sich somit nicht selten auf die Existenz an sich. Schuldgefühle entstehen meist durch den Versuch, sich selbst etwas aufzuwerten, womit gleichzeitig eine gewisse Vorwurfshaltung den Eltern gegenüber einhergeht. Die hierin enthaltene "Undankbarkeit" löst oft ganz massive Schuldgefühle aus. So sind Schuld- und Schamgefühle ein typisches Merkmal schwarzer Schafe. 

Helga König:  Wie äußern sich Benachteiligungen in Familien bei mehreren Geschwistern generell? 

Dr. Peter Teuschel:  Eines der Geschwister, eben das "schwarze Schaf", wird gegenüber allen anderen schlechter behandelt. Es bekommt weniger Zuwendung, weniger Zärtlichkeit, weniger Geduld. Oftmals sind die Benachteiligungen auch ganz konkret materiell: Weniger Taschengeld, weniger Nachspeise, weniger Geschenke. Anders herum kann auch eines der Kinder übermäßig belastet werden, indem es deutlich mehr Arbeit auferlegt bekommt, mehr Pflichten erfüllen muss oder ihm Verantwortung übertragen wird, von der es überfordert ist. 

Helga König: Sie schreiben, dass es im familiären Mobbing zumeist einen Mobber, aber auch Helfershelfer, Zuschauer, Wegschauer und Unterschützer gibt. Weshalb ist der Mut, selbst dann, wenn die Kinder bereits erwachsen sind, seitens anderer so gering, dem oder der Gemobbten beizustehen? 

Dr. Peter Teuschel: Zum einen handelt es sich um Angst. Es ist einfach leichter, auf Seiten des Täters zu stehen als auf Seiten des Opfers. Solidarisiere ich mich mit dem schwarzen Schaf, laufe ich Gefahr, selbst zur Zielscheibe von Ausgrenzung und Benachteiligung zu werden. Zum anderen sind oft bei den Helfern und "Wegschauern" konkrete Eigeninteressen zu erkennen. Sei es, dass das Unterdrücken der Schwester oder des Bruders sadistische Freude bereitet oder der eigenen Selbsterhöhung dient, sei es, dass beispielsweise im Rahmen von Erbangelegenheiten der Vorteil darin besteht, dass ich schlicht mehr Geld bekomme, wenn meine Schwester oder mein Bruder enterbt wird. 

Helga König: Was veranlasst einen elterlichen Mobber dazu, sein eigenes Kind zu mobben und nicht selten das weniger "gut geratene" Kind dem gemobbten extrem vorzuziehen? 

Dr. Peter Teuschel: Diese Frage ist sehr schwer zu beantworten. Viele "schwarze Schafe" sind ein Leben lang auf Mutmaßungen angewiesen, was die Motive der Ausgrenzung betrifft. Ich möchte einige Beispiele nennen: Ein Vater vermutet, dass der Sohn das Kind eines anderen Mannes ist und lässt seine Wut an dem "Kuckuckskind" aus. Eine Mutter ist sauer auf das "Nesthäkchen", das ungeplant zu einem Zeitpunkt geboren wurde, als sie eigentlich wieder arbeiten wollte. Ein anderer Vater sieht seinen Sohn unbewusst als Bedrohung und zieht diesem die Töchter vor. Eine Mutter hat eine Persönlichkeitsstörung mit impulsivem Verhalten, die beiden robusten Kinder kommen damit klar, das empfindsame Kind nimmt Schaden. Von zwei Geschwistern hat eines eine schwere Erkrankung und bekommt alle Zuwendung, derer die Eltern fähig sind. Für das andere Kind ist keine Kraft mehr übrig. In eine sehr konservative Familie mit strengen Regeln wird ein Kind geboren, das einfach "anders" ist: wild, unkonventionell, eigensinnig. Es wird gegenüber den "braven" Geschwistern ausgegrenzt. Diese Beispiele mögen verdeutlichen, wie vielfältig die Konstellationen und Motive sein können. 

Helga König: Wie äußert sich die Ausgrenzung der ungeliebten Kinder in jungen Jahren und welche Folgen entstehen für das gemobbte Kind in der Psyche? 

Dr. Peter Teuschel: Je früher die Ausgrenzung beginnt, um so eher wird sie sich durch Liebesentzug auszeichnen, durch ein kaltes, abweisendes Verhalten dem Kind gegenüber. Diese erlebte Lieblosigkeit wird vom Kind als die Erfahrung gespeichert, nicht "liebens-wert" zu sein. Dies führt zu einer sehr negativen Selbstbewertung und kann neben der allgemeinen Beeinträchtigung des Lebensgefühls auch psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen auslösen.

Helga König: Sie schreiben, dass es zwei Konstellationen von Mobbing in Familien gibt. Welche der beiden Konstellationen tritt eher auf? 

Dr. Peter Teuschel:  Ich nehme an, dass die Frage auf die beiden Prinzipien "zu wenig" und "zu viel" abzielt. Auch wenn Fälle von Überforderung nicht selten sind und schwarze Schafe beispielsweise den (oft unausgesprochenen) Auftrag erhalten: "Du musst die Familie "retten", du musst dich um uns alle kümmern, nur du kannst das schaffen, wir sind alle zu schwach dazu", so überwiegen nach meiner Erfahrung doch diejenigen Fälle, bei denen ein Kind dadurch zum "schwarzen Schaf" gemacht wird, dass ihm etwas Wichtiges und Wesentliches vorenthalten wird. 

Helga König: Wieso erkennen Eltern, wenn man sie selbst von dritter Seite auf ihr Mobbingverhalten anspricht, zumeist nicht wie unfair und oft sogar niederträchtig sie sich verhalten? 

Dr. Peter Teuschel:  Viele Eltern fühlen sich von vorneherein dadurch im Recht, dass sie eben die Eltern sind. Unser Bild von "Familie" beinhaltet, dass die Kinder "Vater und Mutter ehren" müssen. Dass das auch andersherum eine Pflicht ist, vergessen manche Eltern. Sie verlangen Unterordnung und Dankbarkeit von ihren Kindern, egal wie schäbig sie sich selbst verhalten. Spricht man Eltern schwarzer Schafe auf ihr Fehlverhalten an, so weisen sie das meist völlig von sich und sprechen von "undankbaren" oder "missratenen" Kindern, so zumindest ist meine Erfahrung. 

Helga König: Können Sie dem Leser ein wenig über die gestörte Persönlichkeit von familiären Mobbern berichten und hier auch, was es mit deren schizoiden Persönlichkeitsmerkmalen auf sich hat? 

Dr. Peter  Teuschel:  Eine Störung der Persönlichkeit eines Elternteils wirkt sich meist dann schädigend aus, wenn dieser Elternteil der dominante ist. Eine persönlichkeitsgestörte Mutter mit sadistischen Zügen, der der Vater nicht gewachsen ist, wird sich viel schädlicher in der Familie auswirken als eine ängstlich-selbstunsichere Frau, die sich gerne hinter ihrem Ehemann versteckt. Es kommt aber auch vor, dass beide Elternteile Defizite in ihrer Persönlichkeit aufweisen, zum Beispiel bei unreifen Charakteren, denen das eigene Wohl wichtiger ist als die Versorgung der Kinder. Die angesprochene schizoide Persönlichkeitsstörung zeichnet sich durch ein kaltes, unemotionales und abweisendes Wesen aus. Diese Menschen haben meist kein Interesse an zwischenmenschlichen Aktivitäten und können sich schlecht in andere einfühlen. Nicht verwechselt werden sollte diese Störung mit der Schizophrenie, die eine schwere psychotische Erkrankung ist und mit Wahn, Halluzinationen und zum Teil schweren Verhaltensstörungen einhergeht.

Helga König: Sie sagen, in Familien, in denen gemobbt wird, gehe es letztlich auch um Geld und somit um das Erbe. Kann man davon ausgehen, dass es dem Mobber und dem Unterstützer letztlich um eine langangelegte Strategie geht, sich der Rechte des schwarzen Schafes zu bemächtigen? 

Dr. Peter Teueschel:  In vielen dieser Fälle ist das so. Wird ein "schwarzes Schaf" enterbt (was immer auch ein "entliebt" beinhaltet), so kann man im Nachhinein oft jahrzehntelang bestehende Verhaltensweisen erkennen, die auf genau diesen Endpunkt zulaufen. Das Enterben ist dann der letzte Schlag, mit dem die vielleicht auf Seiten des Kindes noch bestehende Beziehung zu den Eltern endgültig zerschlagen wird. Mit dem Wegnehmen des ihm zustehenden Anteils am Familienbesitz ist die Botschaft verbunden: "Du bist kein Teil dieser Familie!" Geschieht dies, nachdem oft Jahre und Jahrzehnte so getan wird, als sei alles in Ordnung, so ist die Wirkung auf die Psyche buchstäblich die einer "platzenden Bombe". In anderen Fällen hat man den Eindruck, dass das Enterben nur ein weiteres Mosaiksteinchen in einer ohnehin desaströsen Beziehungsgestaltung ist. In diesen Fällen rechnen die "schwarzen Schafe" meist schon damit, enterbt zu werden. 

Helga König: Welche Problemfelder weist die Psyche eines durch den Vater oder die Mutter gemobbten Kindes auf? 

Dr. Peter Teuschel:  Von den meist bestehenden Scham- und Schuldgefühlen haben wir schon gesprochen, ebenso vom unvermeidlichen Selbstwertproblem. Viele "schwarze Schafe" entwickeln auch eine fatale Neigung, sich mit anderen zu vergleichen (und natürlich schlecht dabei abzuschneiden ...). Andere berichten von einer ihnen unerklärlichen Ruhelosigkeit, die sich sowohl innerlich wie auch äußerlich auswirken kann. In ersterem Fall entsteht ein Lebensgefühl, dem Glück immer hinterherlaufen zu müssen, ohne es je ganz zu erreichen, nie zufrieden sein zu können oder sich in tausend Aktivitäten zu verlieren, um sich von der inneren Leere abzulenken. Die äußere Rastlosigkeit führt zu häufigen Umzügen, wiederholtem Wechseln des Arbeitsplatzes oder Partners, mit dem Gefühl, sich nirgendwo "daheim" zu fühlen. Wie bereits erwähnt können neben diesen allgemeinen Beeinträchtigungen der Lebensführung auch handfeste psychische Störungen wie beispielsweise Depressionen entstehen, mit denen die Betroffenen dann zu mir als Facharzt für Psychiatrie in Behandlung kommen.

Helga König:  Welche Möglichkeiten gibt es, damit die psychischen Verletzungen der/des Gemobbten heilen können, nachdem diese gemobbten Personen bereits um die emotionale familiäre Zuwendung und um ihren fairen Erbanteil gebracht wurden? 

Dr. Peter Teuschel: Zunächst einmal gilt es, die eigene Rolle als "schwarzes Schaf der Familie" zu erkennen und insofern zu akzeptieren, als ich mir in diesem Punkt nichts mehr vormache. Dies ist ein oft langwieriger und immer schmerzlicher Prozess, beinhaltet er doch die Erkenntnis, das seit der Kindheit Vermisste auch weiterhin nicht von der Familie zu bekommen. An diesen Prozess des Akzeptierens der schlimmen Wahrheit schließt sich dann ein nicht minder schwieriger des Loslassens an. Ziel ist, eine Position der größeren Distanz zur Familie zu finden. Auch wenn manche Menschen ganz konkret den Kontakt zur Familie abbrechen, ist vor allem der innere Abstand wichtig. Schwarze Schafe erkennen dadurch, dass nicht sie selbst einen Makel haben, sondern die Behandlung durch ihre Familie das Krankhafte, das Schlechte ist. Habe ich diese Distanz erreicht, so kann ich gezielt daran arbeiten, mir ein positiveres Selbstbild zu verschaffen und auf Abstand zu allen zu achten, die mir nicht gut tun und alles zu vermeiden, das mir schadet. Was hier in wenigen Sätzen zusammengefasst ist, braucht seine Zeit. Man wird über lange Jahre zum "schwarzen Schaf" gemacht und es dauert lange, sich davon zu befreien. Manche schaffen es aus eigener Kraft, andere mit einem guten Freund, der ähnliches erlebt hat und wieder andere kommen durch eine Psychotherapie ans Ziel. Das "wie" muss jede(r) für sich entscheiden. Ich möchte aber allen „schwarzen Schafen“ Mut machen, diesen Weg zu gehen!

Lieber Herr Dr. Teuschel, für dieses  aufschlussreiche Interview danke ich Ihnen vielmals.

Ihre Helga König
http://www.schwarzeherde.de/
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Helga König im Gespräch mit Inge Huber (Jeanne B.Barondeau), Curnonsky-Biografin

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Liebe Frau Huber anlässlich  Ihrer neuen Publikation"CUR NON... BIBENDUM ou Du Pneu Michelin au Guide Gastronomique?"über den berühmtesten Gastrokritiker und Gastronom Frankreichs Curnonsky möchte ich Sie und Ihr diesbezüglich umfangreiches Engagement den Lesern von "Buch, Kultur und Lifestyle" vorstellen.

Helga König:  Sie haben den Nachlass des berühmten, französischen Gastronomie-Kritikers Curnonsky vor 10 Jahren erworben. Wie kam es dazu ? 

 Inge Huber (Jeanne B. Barondeau)
Inge Huber: Vor etwa zehn Jahren gestaltete ich Gärten und kaufte Vasen und Steinobjekte, um die Renaissancegärten damit auszustatten. In Paris erwarb ich damals einige Objekte aus der Sammlung eines alten Herrn, der mir im Zuge dessen auch seine umfangreiche Bibliothek anbot, die, wie er mir sagte größtenteils aus Fachbüchern über Kunstgeschichte und Sammlungsbänden bestünde. Er wüsste seine bibliophilen Schätze gerne in meiner Obhut, außerdem wären unter seinen Beständen interessante Dokumente und Schriften, die zu vollenden wären… Ja, sagte er damals mit sicherer Stimme, « Sie sind es, Sie werden mein Werk vollenden, ich spüre das » - Ich verstand nicht, was er meinte, war aber fasziniert von dieser charismatischen Persönlichkeit. Ich fuhr des Öfteren nach Paris, um meinen Kofferraum mit ausgewählten Büchern zu füllen. Längst hatte ich die Wertigkeit dieser Sammlung erkannt und übernahm schließlich die gesamte Bibliothèque von ca. 3000 Bänden. Nichtsahnend auch die schäbigen Pappkartons, die den Nachlass von « Curnonsky » enthielten. 

Helga König:  Waren an den Kauf Auflagen gebunden und weshalb hat sich kein französisches Gastronomie-Museum oder ein anderes Museum damals für den Nachlass
interessiert ?  

Inge Huber: Es gab weder ein Gastronomie-Museum noch wusste jemand von diesem Schatz, der mehr als ein halbes Jahrhundert als verschollen galt. Der Besitzer dieser Bibliothek war 1955 Sekretär von Curnonsky. Er hatte den Nachlass geerbt. Die mit der Schenkung von Curnonsky verbundene Auflage, nämlich sein gastronomisches Erbe einem Museum einzuverleiben, war ihm nicht gelungen. Das war es offensichtlich, was er bei unserer ersten und letzten Begegnung andeutete mit "mein Werk zu vollenden", vielleicht hat ihn zu später Stunde sein Gewissen belastet.

Helga König: Welche Zwecke verfolgten Sie beim damaligen Kauf mit diesem Nachlass, war der primäre Anlass des Kaufs, der Wunsche ein Buch über Curnonsky zu schreiben ?

CUR NON... BIBENDUM 
Inge Huber: Der primäre Anlass war diese einzigartige Bibliotheque, sie war komplett auf meine Interessensgebiete abgestimmt. Kunstbücher und Folianten über Italien, Pompei, Bildhauerei, Keramik, Malerei, die ganze Palette der bildenden Künste. Bisher hatte mich Gastronomie nur am Rande interessiert, so wusste ich bis dato nichts von Curnonsky. Diese fasettenreiche Lichtgestalt der Belle Époque hat mich sofort begeistert, sein Lebenswerk oder nennen wir es „Lifestyle“ hat sich mir blitzschnell offenbart und den Entschluss zu einem Buch rasant beschleunigt. Mangels eines Verlegers habe ich mit großem Schwung gleich drei Bände der "L’Héritage de Curnonsky", "Edition Musée", selbst verlegt und mit Jeanne B. Barondeau signiert. Dabei dachte ich schon an eine eventuelle Ausstellung. Es ist die Zusammenfassung von Originaltexten vieler Chroniken und Artikel kulinarischer Themen, die Curnonsky über Jahre in Zeitungen oder Gazetten veröffentlicht hatte, und eine bildreiche Beschreibung seines gastronomischen Wirkens.

Helga König:  Drei Bände der „L’Heritage de Curnonsky“ waren verlegt – wie ging es weiter?

Inge Huber:  Während des Schreibens gab es Zeiten des Zweifelns, die mir aber immer wieder von Hans Haas vertrieben wurden. Oftmals besuchte ich ihn spätabends im Tantris und wir tranken ein Glas Champagner und blätterten in meinen Dossiers - "Machen Sie weiter Frau Huber, die Franzosen werden ihnen noch den roten Teppich auslegen!". Einmal rief er um Mitternacht seinen Freund Marc Heaberlin in Illhaeusern an "Du glaubst nicht was ich hier vor mir liegen habe, eine Sensation!- Du kennst doch den Curnonsky…!“ (Haeberlin war begeistert und schreibt das Vorwort für das Buch.

Dr. Hubert Burda räumte meine letzten Zweifel kurz vor der Buchmesse 2007 aus. Als er meinen Dammi durchblätterte, riet er mir "Das ist eine großartige Sache, Sie müssen damit nach Frankfurt zur Buchmesse. Ich werde Sie dabei so gut ich kann unterstützen! - Vielleicht berichten wir etwas in einer unserer Zeitungen…" Diese Buchmesse entpuppte sich als das grässlichste Erlebnis meines Daseins. Ich nannte es: "Der schwere Gang nach Canossa" und möchte mich in Einzelheiten nicht mehr darüber äußern. Noch im Zug auf der Rückfahrt entschloss ich mich für den Eigenverlag. Ein unbeschreiblicher Moment, nach vielen Jahren Arbeit das fertige Werk in den Händen zu halten. Dr. Burda hielt Wort, es erschien als großartig aufgemachter Taktgeber die erste Berichterstattung in "Wohnen Träume", kurz darauf ein grandioser Artikel in "Apero"(Witzigmann); es folgten "Kir Royal", und  "Foodhunter". 
Hans Haas kochte im Tantris eine wunderbare "Bouillabaise à la Curnonsky" und ich danke ihm noch heute für seine Unterstützung…

Helga König: Was geschah, nachdem Ihr erstes deutsches Curnonsky –Buch 2010 (Collection Rolf Heyne) auf den Markt kam, wie reagierte die Presse ? 

 CURNONSKY
Inge Huber: Die deutsche, österreichische und schweizerische Presse hatte mit Begeisterung viele großartige und umfangreiche Artikel über das Buch "CURNONSKY, oder das Geheimnis des Maurice-Edmond Sailland", geschrieben. Ein Film in 3Sat, Rundfunksender in mehreren Ländern haben über die Biographie von Curnonsky berichtet. Ein Gourmet, ein Lebemann, der Gastro-Kritiker der mit « Bibendum » signierte, das waren die Schlagzeilen. Siebeck schrieb:  "Er gehörte zur Journaille, wurde Prinz genannt und wie ein König verehrt." (http://www.zeit.de/2010/19/Siebeck-Feinschmecker)  Die französische Presse schwieg, obwohl ich in Paris zweimal (2008 und 2010) den Gourmand Cookbook Award bekam. ("Ein Fest für den Leser", so die Jury) 

Helga König: Können Sie im Zusammenhang mit Curnonsky etwas über das Reifenmännchen "Bibendum" berichten? 

 CURNONSKY
Inge Huber: Es gibt zu der Entstehungsgeschichte des Maskottchens „Bibendum“ zwei völlig kontroverse Darstellungen und Behauptungen. Einmal ist da die neueste Firmenchronik von Michelin: "100 Jahre Bibendum", die Curnonsky als Mitarbeiter nicht erwähnt. Zum Zweiten decken sich die Memoiren von Curnonsky nicht mit der Darstellung der Michelins. Curnonsky erinnert in seinem Buch (Souvenirs Littéraires et Gastronomiques) ... "ich spreche natürlich von einer Zeit vor mehr als sechzig Jahren, damals als ich noch missachtet wurde, war ich es, der mit Bibendum signierte... Curnonsky versichert dort auch, dass die berühmten Werbe-Sätze vom Reifen Michelin aus seiner Feder stammen. 
1. "Le Pneu qui boit l’obsacle" (Der Reifen schluckt die Nägel) 
2. "Il y a quarante immortels, mais un seul increvable:le pneu X" (Es gibt vierzig Unsterbliche, aber nur einen Unvergesslichen, den Reifen X.) 
Das waren damals die durschlagenden Wortschöpfungen, die auf den Plakaten standen und dem Luft- Reifen zum großen Erfolg verhalfen. Zeitgenossen erinnern, Curnonsky war der Namensgeber für „Bibendum“, nachdem das Maskottchen von O’Galop zeichnerisch dargestellt war. Unzählige Briefe und Belege hierzu befanden sich im Nachlass von Curnonsky und Vieles habe ich nachträglich in aufwendigen Suchaktionen dazu erworben. 

Helga König: Wie reagierte Michelin überhaupt, haben Sie versucht mit Michelin gemeinsam eine Ausstellung zu Curnonsky zu realisieren? 

 Curnonsky
Inge Huber: Erst nachdem ich die Firmengeschichte Michelin gründlich studiert  hatte, wagte ich Anfang 2008 meine Erkenntnisse der Reifenfirma in Karlsruhe mitzuteilen. Ich bot die neu entdeckte "Collection Curnonsky" als Ausstellung im Firmensitz Clermont Ferrand an. Umgehend besuchte mich ein Michelin-Mitarbeiter in München, um sich von der Glaubwürdigkeit meiner Unterlagen bezüglich einer Ausstellung in Frankreich zu überzeugen. Nachdem er alle Unterlagen von Bibendum und Curnonsky abgelichtet hatte, versprach er mir, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten zu engagieren, aber "letztendlich entscheiden die Kollegen in Paris". Im Gegenzug besuchte ich das Firmenarchiv in Clermont Ferrand und stellte enttäuscht fest, dass in diesen heiligen Hallen von Curnonsky nichts verwahrt wurde. In einem der Alben "Lundis de Michelin" fehlte der wöchentliche Artikel "631 aus dem Jahre 1913". Diesen Artikel "Bon Blague" hatte Curnonsky gegen alle Absprachen und einmalig mit Curnonsky signiert. Wochen später teilte man mir offiziell u. a. mit, dass Curnonsky wie viele andere auch auf Anfrage der Michelins einige Chroniken schrieb... 

Helga König: Worum geht es überhaupt in Ihrer neuen Publikation „CUR NON... BIBENDUM ou Du Pneu Michelin au Guide Gastronomique" und warum überhaupt ein ebook? 

Inge Huber: Es geht darin in erster Linie um eine lückenlose und vollständige Biographie von Curnonsky. Eingebunden in dieses Buch habe ich seine "Mémoirs secrets"– die geheimen Erinnerungen, viele persönliche Erlebnisse und Wahrheiten unter dem Siegel der Verschwiegenheit unterschiedlich signiert. Noch heute, wenn ich diese Briefe lese, berühren mich seine verzweifelten und letztlich gescheiterten Versuche der Rentenbehörde zu erklären, als Maurice-Edmond Sailland geboren, als Schriftsteller und Journalist mit Pseudonym signiert zu haben und seit Jahrzehnten "Curnonsky", "Prinz der Gastronomen" zu heißen. Curnonsky schrieb in dieser Époche nicht nur für die Michelin als "Literatur-Nègre" (Ghostwriter). Er schrieb auch für die Literaturfabrik "Willy" - Er signierte zeitweise mit mindestens 10 Pseudonymen. Dies war und ist zu allen Zeiten ein Streitpunkt bezüglich der Autorenrechte. Für die Michelins, die in großem Maße von seiner einzigartigen Kreativität profitiert haben, wäre es damals ein Klacks gewesen sich seiner Verdienste zu erinnern und dies auch bei den Behörden zu bestätigen. Dieses neue ebook "CUR NON... BIBENDUM ou Du Pneu Michelin au Guide Gastronomique?" ist quasi ein Nachschlag zu meinen vorherigen Büchern. In meinem Buch "Curnonsky, souvenirs gastronomiques..." habe ich dieses Thema bereits ausführlich bearbeitet. Hier versuche ich mit neuen Fakten und Originalbelegen den Zusammenhang zwischen Curnonsky und Bibendum, dem Michelin Reifen und dem Guide Michelin nochmals zu erhärten, denn viele der Leser erkennen nicht den Zusammenhang von Autoreifen und Gastronomie. Von Bibendum und Curnonsky. 

Das  ebook ist eine Notlösung, sollte sich für eine Printausgabe ein Verleger finden, wäre es wünschenswert. 

Helga König: Weshalb haben Sie den Text in Französisch und nicht in Deutsch verfasst?

Inge Huber:  Ich hatte bei meinen ersten Büchern die Absicht, die Vielfalt der Arbeiten, die Chroniken und journalistischen Artikel möglichst originalgetreu zusammenzutragen. Ich habe Curnonsky’s Original-Texte neu verlegt und somit sein Gastronomisches Werk und Wirken der Vergessenheit entrissen. Curnonsky spickte seine Geschichten gerne mit eigenen Wortschöpfungen und schrieb oftmals im Dialekt "à la Rabelaise". Diesen Witz, diesen hintergründigen Humor könnte man gar nicht in Deutsch wiedergeben. 2010 habe ich dann ja seine Biographie für ein deutschsprachiges Publikum unter Inge Huber geschrieben.

Helga König: Wie soll es mit Ihrem Projekt weitergehen, beabsichtigen Sie sich nun wieder von dem Nachlass zu trennen un ihn beispielweise einem Museum zu überlassen oder auch zu verkaufen? 

 "CURNONSKY"
Inge Huber: Curnonsky gehört nach Frankreich und der Nachlass sollte, wenn möglich nicht auseinander gerissen werden. Ich habe noch nicht aufgegeben an eine späte Einsicht aus Frankreich zu glauben. Nachdem die Franzosen mit ihrer Gastronomie in die UNESCO aufgenommen wurden, seit Depardieu (nachdem er meine Bücher gelesen hatte) in der Match kundtat, dies sei Dank eines Curnonsky’s geschehen, seitdem Expräsident Sarkozy im Besitz der Bücher ist, hoffe ich noch immer, dass irgendwann einmal der Groschen fällt. Der Verkauf der Kollektion wäre meine letzte Lösung. Aber ich gestehe, dass derzeit eine Inventarliste entsteht, die erst einmal die Komplexität des gesamten Nachlasses zusammenfasst, inklusive seines literarisches Schaffens, der Pariser Theaterwelt und der Belle Époque. 

Helga König: Wie erklären Sie sich, dass Curnonsky in Frankreich im Hier und Jetzt so wenig Beachtung geschenkt wird. Sind das die posthumen Wehrmutstropfen für Gastro-Kritiker oder gar Kritiker generell?

 Cur Non... Bibendum?
Inge Huber: Im Juli 2013 besuchte mich in München Monsieur Thierry Gardinier, Besitzer des Sternerestaurants Taillevent aus Paris... Wir sprachen lange miteinander, er sah sich Einiges an, bekam meine Bücher und versprach, er werde nachdenken... kurze Zeit später gab es im Taillevent ein Menu : „Les Cinq de Curnonsky“ zum Preis von 1.200 € pro Person, „une expérience inoubliable pour vos sens! „– war zu lesen. Die Pariser Presse überschlug sich vor Begeisterung und Curnonsky war wieder einmal in aller Munde! Man schrieb und diskutierte daraufhin in vielen Glanz-Magazinen ob denn Curnonsky lieber Weißwein als Rotwein trank. Le Figaro schrieb: Tomber amoureux cinq fois en deux heures... plus große und rühmliche Worte auch über den Prinzen der Gastronomie! Nein, nein, das Curnonsky in Frankreich keine Beachtung fände, das sehe ich nicht so, Curnonsky wird unendlich oft von Gastrokritikern zitiert, wenn es gerade in „Eine Gute Küche ist wenn die Dinge nach dem schmecken was sie sind...“ Seine Geschichten werden erzählt, seine Rezepte gekocht. Jeder bedient sich Seiner für die eigene Storry. Kein französischer Journalist hat Lust sich Ärger mit dem Caoutchouc Giganten Michelin einzuhandeln oder sich um anderer Leute Bücher zu kümmern ... Sie arbeiten alle an der eigenen Karriere, ihren eigenen gastronomischen Höhenflüge. Trauriges Fazit: Der „Prinz der Gastronomen“ konnte sich keinen Alterssitz leisten. Am 22. Juli 1956 fanden sie ihn tot auf dem Trottoir vor seinem Haus. Er sei aus Altersschwäche aus dem Fenster des dritten Stocks gestürzt stand in den Zeitungen... Sein Grab befindet sich in Beauchamp nahe bei Paris, hier ruht der „Prinz“ vereint mit seiner Mätresse Germaine. Seine Hinterlassenschaft wartet aber noch immer auf einen geeigneten und würdigen Platz …

Liebe Frau Huber, ich danke Ihnen für das wirklich aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König

Link zur Website von  Jeanne B. Barondeau: Hier kann man auch Bücher zu Curnonsky bestellen. http://www.curnonsky.com/

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Helga König im Gespräch mit Prof. Götz W. Werner (Gründer und Aufsichtsratsmitglied des Unternehmens dm-drogerie-markt) über sein Buch "Womit ich nie gerechnet habe".

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Lieber Herr Prof. Werner, vor geraumer Zeit habe ich Ihr Buch "Womit ich nie gerechnet habe" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen. 

Helga König: Was empfehlen Sie Menschen konkret, um sich für Evidenzerlebnisse zu öffnen? 

Prof. Götz W. Werner
Foto: Daniel Torz
Götz W. Werner: Sich mit den Menschen und der Welt vertraut zu machen, sich für sie zu erwärmen. Es braucht Neugier und Offenheit. Wer so in die Welt schaut, dem wird schließlich klar werden, was an der Zeit ist. Wer hingegen distanziert oder "cool" bleibt und nichts an sich heranlässt, wird auch keine Ideen haben, was er tun kann. Die Voraussetzung für Evidenz, für innere Gewissheit und Sicherheit ist Menschen- und Weltinteresse. Interesse ist das Mindeste, die Steigerung wäre Anteilnahme – ist man wirklich bereit, Anteil an den Sorgen und Nöten seiner Mitmenschen zu nehmen? – und der "Superlativ" ist Liebe. Wer andere Menschen liebt oder wer liebend in die Welt schaut, der muss nicht lange fragen, was zu tun ist. Einer liebenden Mutter ist ja auch sofort klar, was ihr Kind braucht. Liebe macht sehend – und nicht blind

Helga König:  Sie unterscheiden sich in vielen Belangen von dem Unternehmerbild, das allgemein als "Klischee" im Raum steht. Wie kann nach Ihrer Einschätzung überzeugende Aufklärung aussehen, damit ein ethischer Ansatz in vielen Firmen die Basis allen Handelns wird, wo doch dieser ethische Ansatz augenscheinlich nachhaltigen Erfolg verspricht? 

Götz W. Werner: In Unternehmen wird heute schon vieles richtig gemacht. Die Frage ist nur, ob die Verantwortlichen sich dessen bewusst sind – und die Wirtschaft ist ein Spiegel des gesellschaftlichen Bewusstseins. Ein Unternehmen kann nur die Dinge tun, die die Kunden auch verstehen. Solange Konsumenten zuerst auf den Preis schauen, werden Unternehmen sich vorrangig um günstige Produkte und Dienstleistungen bemühen. Eine Gesellschaft hat die Unternehmen, die sie verdient. Hier ist in den vergangenen Jahren sehr viel geschehen. Als wir bei dm in den 80er Jahren Bioprodukte eingeführt haben, sind wir belächelt worden. Heute gibt es im Lebensmitteleinzelhandel – wozu auch die Drogerien gehören – niemanden mehr, der nicht auch Bio-Produkte anbietet.

Helga König: Achtsamkeit scheint eine wichtige Grundlage Ihres erfolgreichen Handelns zu sein. Ist es die Gier, die viele Kaufleute unachtsam werden lässt? 

Götz W. Werner: Gier würde ich es nicht nennen. Es gibt in jedem Menschen den Hang dazu, das Erreichte zu konservieren. Das finden Sie auch in Goethes Faust: "Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehen!" Sobald man das Erreichte erhalten will, liegt der Fokus auf der Vergangenheit – anstatt aufmerksam die Gegenwart und die Spuren der Zukunft im Heute zu beobachten. 

Helga König:  Sie scheinen aggressiver Werbung mehr als nur skeptisch gegenüber zu stehen. Laufen Unternehmen in eine fatale Falle, wenn Sie sich in die Hände solcher Reklamefirmen begeben, die ja sogar vereinzelt die Strategie umsetzen, Menschen an ihren schlechtesten Seiten wie Gier, Neid, Missgunst etc. zu packen? 

Prof. Götz W. Werner
Foto: Daniel Torz
Götz W. Werner: Jedes Unternehmen muss sich fragen, welche Kundschaft es erreichen will. Wir haben bei dm das Ziel, eine bewusst einkaufende Stammkundschaft anzusprechen. Und das Bewusstsein spricht man eben anders an als die Triebe. Man sollte die Menschen – im Sinne Goethes – stets so behandeln, wie sie sein könnten. Darum stehe ich Werbebotschaften, die die Triebe ansprechen, skeptisch gegenüber. Meinen Studenten stelle ich gerne die Aufgabe, die Werbebotschaften in einem Magazin aufmerksam zu beobachten. Es ist dramatisch, wie wenige den Menschen als Bewusstseinswesen und wie viele ihn als Triebwesen ansprechen

Helga König:  Ähnlich wie Sie, habe ich die Beobachtung gemacht, dass Hierarchien für Unternehmen nicht wirklich zweckdienlich sind, weil sie Neid und Missgunst sowie energiefressendes Konkurrenzdenken schüren und sich negativ auf den Erfolg einer Firma auswirken. Prozessdenken ist eindeutig die klügere Maßnahme. Bedarf diese Maßnahme eines generellen neuen Männerverhaltens, schließlich wurde den Männern über Generationen hierarchisches Denken antrainiert? 

Götz W. Werner: Hier haben es Frauen sicher auch deswegen einfacher, weil sie einen anderen Arbeitsbegriff haben als Männer. Sie haben einen anderen Blick für die Aufgaben in einer Familie, in einer Gemeinschaft als Männer, die manchmal erst tätig werden, wenn etwas bezahlt wird – also wenn eine Tätigkeit im gesellschaftlichen Bewusstsein als Arbeit anerkannt ist. Dieses Schauen nach "oben", auf diejenigen, die über den Lohn entscheiden, ist nicht mehr zeitgemäß. Oben ist bekanntlich nicht vorne. Damit ein Prozess gelingt, müssen die Beteiligten stets das Ziel vor Augen haben – also den Kunden, für den sie leisten. Damit alle den Kunden sehen können, braucht es entsprechende Instrumente. Die Menschen müssen selbst wahrnehmen können, was der Kunde will, um aus eigener Einsicht handeln zu können. Heutzutage im Informationszeitalter ist das möglich – in früheren Zeiten war das anders und damals war es auch sinnvoll, auf denjenigen zu schauen, der wusste, wo es langgeht.

Helga König: Wie notwendig ist Ausdauer, um zu wirklichem Erfolg zu gelangen und ist es notwendig, sich bei aller Ausdauer Zeitlimits zu setzen?

Götz W. Werner: Die Frage ist: Sind Sie mit Ihrer Wahrnehmung Ihrer Zeit voraus oder nicht? Unternehmer sind ja oft verrückt – ver-rückt auf der Zeitachse. Sie nehmen Entwicklungen wahr, die für die Mehrheit noch nicht real sind. Ein Unternehmer, der seiner Zeit voraus ist, braucht mehr Ausdauer als ein Unternehmer, der mit dem Zeitgeist geht. Dass man bei aller Ausdauer auch einen Blick auf die Situation haben muss, um zu bemerken, wann Ausdauer in Sturheit oder Blindheit umschlägt, versteht sich von selbst. Um dies zu bemerken, braucht es keine Zeitlimits, sondern situative Geistesgegenwart. Man muss beständig die eigenen Ziele in Frage stellen.

Helga König:  Wird sich die "dialogische Führungsidee" langfristig als sinnstiftende Maßnahme an Führungsakademien und damit auch in Unternehmen durchsetzen und stehen wir eventuell am Anfang einer generellen Demokratisierung, deren Ziel der mündige Mensch ist, der sich, egal auch wo, stets auf Augenhöhe seines jeweiligen Gegenübers befindet? 

 Prof. Götz W. Werner
Foto: Daniel Torz
Götz W. Werner: Das ist für mich keine Frage, sondern eine Tatsache. Überall, wo Sie hinschauen, erkennen Sie die zunehmende Individualisierung. Jeder einzelne ist mehr denn je auf sich selbst zurückgeworfen.

Lieber Herr Prof. Werner, ich danke ihnen herzlichst für das aufschlussreiche Interview.

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