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Channel: Interviewseite Helga König und Peter J. König- Buch, Kultur und Lifestyle
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Interview: Helga König im Gespräch mit Michael Ehlers, bekannt auch als Hein Hansen über sein Buch "Der Fisch stinkt vom Kopf"

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Lieber Herr Ehlers, dieser Tage habe ich Ihr Buch"Der Fisch stinkt vom Kopf"rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen.

Helga König: Sie sind Motivationsexperte, haben einen Ratgeber für Mitarbeiter sowie Führungskräfte in Unternehmen verfasst und eingangs dramatische Zahlen der Gallup-Studie genannt, die in Unternehmen eigentlich für große Unruhe sorgen müssten. Weshalb gibt es immer mehr aktiv unengagierte Mitarbeiter?

 Michael Ehlers
Michael Ehlers: Es hapert zu oft an den Kommunikationsfähigkeiten der Führungskräfte und auch der Mitarbeiter. Wo früher Rhetorik trainiert wurde und damit tatsächlich die Persönlichkeit der Menschen ausgebildet wurde, wird heute zu oft auswendig gelernt. Richtiger Umgang mit Feedback beispielsweise ist oft noch total unterentwickelt. Ebenso fehlt es an anwendbarer Menschenkenntnis. Somit werden oft die falschen Knöpfe gedrückt und es wird versucht Menschen extrinsisch, z.Bsp. über die Gehaltshöhe zu motivieren.

Die extrinsische oder sekundäre Motivation unterscheidet sich dabei von der intrinsischen oder primären Motivation. Bei letzterer wird die Tätigkeit ihrer Selbstwillen ausgeführt, zum Beispiel, weil sie Spaß macht. Bei der sekundären Motivation verhält es sich anders. Hier wird die Tätigkeit als Mittel zum Zweck empfunden, zum Beispiel um Geld oder Anerkennung zu verdienen. 

Handeln seine Mitarbeiter zum Großteil aus dieser Einstellung heraus, ist das für einen Unternehmer alles andere als hilfreich, ja sogar kontraproduktiv! Anstatt intrinsisch motiviert Lust auf Leistung zu haben, sieht der unmotivierte Mitarbeiter seine Arbeit als Last oder Qual und die dazugehörige Entlohnung im besten Fall als Schmerzensgeld an.

In diesem Moment kündigt der Angestellte innerlich und arbeitet aktiv gegen seinen Arbeitgeber. Nun liegt es jedoch in der Hand der Führungskräfte, welche Einstellung ihre Mitarbeiter zur Arbeit haben. Mein Buch soll ihnen aber auch den Mitarbeitern als Ratgeber dienen, wenn es darum geht neue Motivation zu schöpfen. 

Helga König:  Ihre These lautet "Jeder Mensch sei grundsätzlich leistungsbereit". Womit begründen Sie diese These?

Michael Ehlers: Meine These geht auf die bereits erwähnte intrinsische Motivation zurück und lässt sich mit der menschlichen Psychologie erklären. Sind wir intrinsisch motiviert, tuen wir etwas um seiner Selbstwillen. Wir benötigen beispielsweise keinen zusätzlichen Anreiz, wie eine Bezahlung, weil uns die Tätigkeit an sich Spaß macht. Denken Sie an einen Hobby-Angler, der seinen Sonntag damit verbringt, sich stundenlang im nassen Gras sitzend von Mücken zerstechen zu lassen und am Ende ohne einen einzigen Fisch nach Hause geht. 

Am nächsten Sonntag würde er das gleiche wieder tun und zwar, weil es ihm mehr um das Angeln als um den messbaren Ertrag, den Fisch geht – weil es ihm Spaß macht! Wenn uns etwas Spaß macht, sind wir von uns aus am leistungsbereitesten und auch am zufriedensten. Dies ist das Idealszenario, das es nicht nur im privaten Alltag sondern auch im Unternehmen zu erreichen gilt.

Helga König: Können Sie unseren Lesern kurz erläutern, was Sie dazu bewegt hat, die Verkäufer des Hamburger Fischmarktes für Motivationsstudien aufzusuchen?

Michael Ehlers: Ich habe mir beim Schreiben des Buches nicht nur die Jungs und Mädels vom Hamburger Fischmarkt zum Vorbild genommen, sondern war auch in Seattle beim legendären Pike Place Fish Market. Im Grunde geht es darum, dass – Hand auf’s Herz - der Beruf der Fischverkäufer echt kein Zuckerschlecken ist!

Man steht wahnsinnig früh auf, es ist kalt, es ist nass, es riecht nach Fisch und das Gehalt allein würde auch nur wenig davon entschädigen können. Und doch! Waren Sie schon mal auf dem Fischmarkt? Kennen Sie die Atmosphäre dort? Ich kann das nur empfehlen! Es herrscht ein so offener, direkter, rauer aber gleichzeitig herzlicher Tonfall und man merkt einfach, dass die Jungs und Mädels trotz der harten Arbeit Spaß an ihrem Wirken haben. Deshalb der Fischmarkt als Inspirationsquelle.

Helga König: Sie benennen und erläutern in Ihrem Buch fünf Motivationstypen und schreiben, dass Sie diese Typologie in mehreren Seminaren im Management Institut Ruhleder von Prof. Werner Correl erlernt hätten. Was hat es mit dieser Typologie auf sich? 

 Hein Hansen
Michael Ehlers: Prof. Werner Correll ist einer der bedeutendsten Wissenschaftler der westlichen Welt, wenn es um anwendbare Motivationspsychologie geht. Es war ein Geschenk von ihm ausgebildet zu werden. Seine Typologie schafft es hochkomplexe Vorgänge für Anwender verständlich zu machen. Der Weg dorthin: Möchten wir auf jemanden eingehen, sei es auf einen Kunden im Verkaufsgespräch oder aber um einen Mitarbeiter zu motivieren, müssen wir den Standpunkt von unserem Gegenüber kennen. Um ihn abholen zu können, wo er steht, müssen wir jedoch auch wissen, was er für individuelle Vorstellungen und Wünsche hat. 

Das ist in der Praxis nun weit schwerer als in der Theorie, denn wir kennen unseren Gegenüber schlicht nicht persönlich genug. Hier ist eine einfache Typisierung hilfreich. In meinem Buch habe ich seine Theorie noch einmal vereinfacht. Im Fischverkäufer-Slang. Wenn wir die Grundmotive unseres Gegenübers identifiziert haben, fällt es uns leicht mit Intuition die richtigen Worte zu finden um ihn dauerhaft intrinsisch zu motivieren. 

Helga König: Was macht den SUV- TYP attraktiv für Unternehmen? 

Michael Ehlers Wenn es nach der Typologie von Prof. Werner Correl geht, ist der SUV-Typ so attraktiv für den klassischen Unternehmer, weil er diesem am ehesten gleicht. Doch um das als Antwort stehen zulassen, bedarf es einer näheren Erklärung, was den SUV-Typen eigentlich ausmacht. 

Der SUVler strebt nach Unabhängigkeit und Eigenverantwortung, das sind seine Grundmotivationen. Er möchte in geistiger und wirtschaftlicher Unabhängigkeit leben und arbeiten können. Gleichzeitig wünscht er sich Mitbestimmung und damit Mitverantwortung. Letzteres gilt sowohl für Erfolge, wie auch für Misserfolge. Der SUV-Typ ist jemand, der All-In geht. Er arbeitet nach der in vielen Unternehmen immer noch weit verbreiteten Managment-by-Results Strategie.

Ihn interessieren also nur die Ergebnisse, genauso wie seinen Vorgesetzten den Unternehmer. Bei all seiner daraus resultierenden Beliebtheit bei Unternehmern ist zu sagen, dass der SUV-Typ inzwischen eine echte Rarität ist.

Nur 1,2 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung teilen seine Motivationslage, was gleichzeitig verdeutlicht, dass nur ein verschwindend geringer Teil der Allgemeinheit bereit ist im Job eigene Initiative und Verantwortung zu entwickeln. 

Helga König: Weshalb ist es wichtig glaubhafte Ziele zu kommunizieren und wie lassen sie sich verinnerlichen?

Michael Ehlers:  Nur glaubhafte Ziele sind realistische Ziele und nur wenn die Umsetzung dem Mitarbeiter tatsächlich machbar erscheint, ist er motiviert auf das Ziel hinzuarbeiten. Gleichzeitig wird durch diese Formulierung von glaubhaften Zielen sichergestellt, dass sich die Mitarbeiter mit dem Ziel genauso wie mit der Arbeit dafür identifizieren. 

Damit sie die Ziele noch mehr verinnerlichen, ist es wichtig die Mitarbeiter in den Formulierungsprozess mit einzubeziehen. Dies signalisiert dem Mitarbeiter nicht nur Vertrauen und Wertschätzung. Dadurch, dass er nicht einfach Zielvorgaben vorgesetzt bekommt, sondern diese selbst mitbestimmt darf, ist der Mitarbeiter zudem auch am leistungsbereitesten. 

Helga König: Weshalb führt kommunikativer Misserfolg zu kognitiver Dissonanz und wie lässt sich kommunikativer Misserfolg vermeiden? 

Michael Ehlers: Kommunikativer Misserfolg äußert sich dadurch, dass die individuellen Erwartungen und Ziele der Realität nicht standhalten. Zum Beispiel weil man sich mit den beruflich diktierten Zielen aufgrund der eigenen Grundmotivation nicht identifizieren kann. Diese geistige Spannung wird in der Psychologie "kognitive Dissonanz" genannt und ist ein absoluter Frustauslöser und Demotivator. 

Dem ganzen wirkt man am besten durch die richtige Motivation und die gemeinsame Formulierung von glaubhaften Zielen entgegen. Wer dazu noch mehr wissen möchte, dem lege ich gerne mein Buch ans Herz, denn genau darum geht es ja in "Der Fisch stinkt vom Kopf". 

Helga König: Können Sie die Leser kurz über die Bergquist-Methode aufklären? 

 Hein Hansen
Michael Ehlers:  Also die Bergquist-Methode geht auf das Jahr 1986 zurück. Jim Bergquist, Unternehmensberater und Namensgeber der Philosophie, wurde damals von dem Besitzer eines Fischstands in Seattle konsultiert, der mit einem nicht besonders ertragreichen Geschäft zu kämpfen hatte. Man setzte sich zusammen um einen Weg aus der Misere zu finden und einer der Fischverkäufer formulierte als Ziel, dass der Fischstand weltbekannt werden sollte. 

Zur Umsetzung dieses Zieles wurden im Arbeitskreis vier einfache Prinzipien formuliert: 
1. Arbeit als Spiel, 
2. Freude bereiten, 
3. Präsent sein und 
4. Die eigene Einstellung wählen. 

Was soll man noch sagen? Der Erfolg, den der ehemals graue Fischstand nun hat, spricht für sich und der Pike Place Fish Market steht als "world famous" in so ziemlich jedem Reiseführer Seattles. Zusammengefasst geht es also darum, die Arbeit spielerisch anzugehen, da sie so einfach mehr Spaß macht. Gleichzeitig geht es darum, andere mit jenem Spaß an der Sache anzustecken, einzubeziehen und als echtes Team zu agieren. 

Darüber hinaus ist es wichtig präsent zu sein, für den Kunden wie auch für die Kollegen und achtsam mit ihnen umzugehen. Zu guter Letzt liegt es an jedem einzelnen seine Einstellung zu wählen, mit der er zur Arbeit geht. Eine positive Haltungsentscheidung ist dabei natürlich nicht nur ansteckend für andere und damit gut für das Betriebsklima sondern auch geschäftsfördernd. 

Helga König: Mitarbeiter- und Kundenloyalität sind ein wertvolles Kapital eines Unternehmens. Auf welche Weise können Sie als Motivationsexperte etwas zur Erhaltung dieses Kapitals beisteuern?

Michael Ehlers:  Wann ist ein Mitarbeiter oder ein Kunde loyal? Wenn er zufrieden ist! Als Motivationsexperte stehe ich Unternehmern, Managern und anderen Führungskräften dabei zur Seite, wenn es darum geht, die Bindung von Mitarbeitern und Kunden durch die richtige Strategie bzw. Motivation zu optimieren und so zum Erhalt des Kapitels Mitarbeiter- und Kundenloyalität beizutragen.

Helga König: Wie reagieren Führungsleute in Unternehmen, wenn Sie ihnen vorschlagen, dass Sie spielerische Elemente in ihren Arbeitsalltag einfließen lassen sollen?

Michael Ehlers: Das ist natürlich nicht ganz leicht. Mit der Parole "Ab jetzt sind wir alle lustig" kommt man da nämlich nicht wirklich weit und wenn man alle zwingt, sich des Spaßes wegen rote Clownsmasken aufzusetzen beim nächsten Meeting, kann das auch richtig nach hinten losgehen. Das wissen natürlich auch die Herren aus der Führungsetage. 

Bevor deshalb spielerische Elemente im Unternehmen eingeführt werden und greifen können, ist ein gutes Arbeitsklima zu schaffen. Beim Spielen kann man sich schon mal richtig zum Affen machen, das wagen und verzeihen sich die meisten nur, wenn sie das im vertrauten Kreis machen können. Der Arbeitsplatz muss als Grundvoraussetzung also ein Ort sein, der eine Atmosphäre des gegenseitigen Vertrauens und der Sicherheit ausstrahlt. Ist das der Fall, legt sich in den meisten Fällen auch die Skepsis gegenüber dem Einsatz von spielerischen Elementen im Arbeitsalltag.

Lieber Herr Ehlers, ich danke Ihnen herzlich für das Interview. 

Ihre Helga König

Das Buch ist überall im Handel erhältlich.

Bitte klicken Sie auf den Link dann gelangen Sie zur Website von Herrn Ehlers http://motivationsvortrag.de/.

Helga und Peter J. König im Gespräch mit Dipl-Oec. Wolfgang Friedrich, Inhaber des Spezialitätenversands Vincent Becker e.K

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Lieber Herr Friedrich, Sie sind Inhaber des Spezialitätenversands "Vincent Becker" e. K www.vincent-becker.de. Dieser Tage haben wir  diverse Produkte aus Ihrem Hause auf "Buch, Kultur und Lifestyle" vorgestellt und möchten heute einige Fragen an Sie richten.

 Hier die Links zu den Produktbeschreibungen:

Helga König: Seit zwei Jahrzehnten sind Sie als  "Food Scout" aktiv und betreiben die Website www.vincent-becker.de. Können Sie unseren Lesern berichten, was Sie dazu veranlasst hat, sich intensiv mit Feinkostspezialitäten und Weinen, Accessoires für Küche und Keller sowie Präsent-Ideen zu befassen?

 Dipl-Oec.  Wolfgang Friedrich
Inhaber: Vincent Becker e. K.  
Wolfgang Friedrich: In meinem früheren Leben war ich im Management bei einem internationalen Getränkekonzern beschäftigt. In meiner Funktion hatte ich auch öfters in Österreich zu tun. Ich glaube hier wurde das Saatkorn für meine Leidenschaft zu gutem Essen und Trinken gelegt. Der liebevolle Umgang mit Lebensmitteln und die Wertschätzung regionaler Spezialitäten haben mir imponiert. 


Als ich vor über 20 Jahren vor einer beruflichen Entscheidung stand,  stellte ich nach ausgiebigen Recherchen fest, dass diese Feinkostspezialitäten, die ich so lieben gelernt hatte, über Versand nur sehr eingeschränkt angeboten wurden. Ich war Optimist genug, anzunehmen, dass es außer mir noch andere anspruchsvolle Verbraucher geben müsste, die solch ein Angebot vermissten und gründete den Feinkostspezialitätenversand VINCENT BECKER. 



Ich sollte zum Glück Recht behalten. Was mit einigen wenigen Produkten begann,  hat sich im Laufe der Jahre zu einem umfangreichen, aber sehr gezielt ausgesuchten Sortiment ausgeweitet. In der Folge war es nur konsequent,  auch Präsente für Firmen anzubieten, die ihre Kunden mit nicht alltäglichen Genüssen überraschen wollen. 


Peter J. König: Können Sie uns kurz etwas zu Ihrer Firmenphilosophie berichten?

Wolfgang Friedrich: Wir möchten kleine Produzenten und anspruchsvolle Verbraucher zusammenbringen. Viele unserer Partner sind perfekte Vertreter ihrer Stilrichtung, die ursprüngliche Genüsse bewahren, die sonst der Gleichgültigkeit oder finanziellen Zwängen zum Opfer fielen. Wichtig ist mir dabei, die Partner persönlich zu kennen. Wir möchten kein Allrounder sein, sondern unseren Kunden ein ausgewähltes Sortiment mit hohem Qualitätsstandard anbieten. Dabei ist uns auch der persönliche Kontakt zu unseren Kunden wichtig. 

Helga König:  Ihr angebotenes Sortiment beinhaltet u.a. Produkte, die Sie unter dem Begriff "Ursprüngliche Genüsse" zusammenfassen. Zu diesen Produkten zählen auch Kreationen des Jahrhundertkochs Eckhart Witzigmann. Was macht sogenannte "ursprüngliche Genüsse", auf hohem Niveau zubereitet, für Gourmets so reizvoll, ich denke dabei auch an die Wurstspezialitäten vom Eichelschwein?

Wolfgang Friedrich:  "Ursprüngliche Genüsse" bedeutet auch die Rückbesinnung auf schon fast vergessene Lebensmittel oder Tier-Rassen, die aus betriebswirtschaftlichen Gründen bedeutungslos geworden sind oder als Rasse schon fast ausgestorben waren, wie zum Beispiel das Woll-oder Mangalitzaschwein. Witzigmann zeigt uns mit seinen Kreationen, dass man durch raffinierte Rezepturen auch aus relativ bodenständigen Zutaten kulinarische Erlebnisse schaffen kann. 

Peter J. König: Ihre Produktpalette beinhaltet des Weiteren delikate Salami, Schinken, Speck, Pancetta und Lardo. Welche Kriterien sind Ihnen hier bei den Produkten besonders wichtig?

Wolfgang Friedrich: Auch hierbei war es mir immer wichtig, regionale Spezialitäten von bester Qualität zu finden. So kommt zum Beispiel der Südtiroler Schinken von einem kleinen Bauernhof und nicht aus einer Speckfabrik. Dann kann es schon mal passieren, dass ich einige Monate keinen Speck liefern kann, weil seine Kapazitäten nur sehr begrenzt sind. Der Lardo ist das Original aus Colonnata und die Wurst vom freilaufenden Durac Schwein (Salami, Sobrassada und Chorizo) produziert die Familie Rovira, die auf dem Hochland von Barcelona auch ein Sterne-Restaurant betreibt. 

Helga König: Können Sie uns etwas über die Konfitüren von Christine Ferber aus dem Elsass berichten, die Sie ebenfalls in ihrem Sortiment haben? 

 Foto: Helga König
Wolfgang Friedrich: Christine Ferber ist ein Phänomen. Vor nun fast 20 Jahren haben wir uns auf einer kleinen Feinkostmesse in Colmar kennengelernt. Seither hat sich ihr Anspruch bezüglich der Qualität der Früchte und die Art der Zubereitung keinen Deut geändert. Nur die aromatischsten Früchte mit der optimalen Reife werden von ihr in kleinen Kupfertöpfen (wegen der optimalen Hitzeverteilung) schonend verarbeitet, dann von Hand! in die hübschen Gläser gefüllt und später mit dem für ihre Konfitüren typischen Stoffdeckchen und einem Schleifchen versehen. Christines Konfitüren sind in Frankreich und in Japan Kult und haben auch bei meinen Kunden viele begeisterte Fans gefunden. 

Peter J. König:   Neugierig gemacht hat uns auch Ihr Gourmet-Kaffee. Dürfen wir dazu Näheres erfahren? 

  Dipl-Oec.  Wolfgang Friedrich 
Inhaber: Vincent Becker e. K.  
Wolfgang Friedrich: Mrs. Rose Kaffee gehört zur Keimzelle meines Sortiments. Die Rösterei von Mrs. Rose habe ich vor 20 Jahren auf der Vinitaly, einer bedeutenden Weinmesse in Verona, kennengelernt. Nicht nur der Name und das Design der Dose dieses italienischen Spitzenkaffees ist ungewöhnlich. Sie war bereits damals eine der wenigen Röstereien, die ausschließlich seltene und teure Arabica- Kaffeesorten verwendet haben. Ein wunderbar aromatischer Kaffee mit wenig Koffein, was ihn auch sehr bekömmlich macht. 

Helga König:  Sie vertreiben wunderbare Pasta- und Pesto- Spezialitäten, einige Ihrer Pestos kommen von Grossauer Edelkonserven. Können Sie auch dazu kurz etwas berichten?

 Foto: Helga König
Wolfgang Friedrich:  Stefan Grossauer aus dem österreichischen Kamptal ist ein typischer Vertreter einer jungen Generation, die mit viel Enthusiasmus und Leidenschaft ans Werk gehen. Er stellt aus hochwertigen Grundprodukten und saisonalen Zutaten außergewöhnliche Pestos mit unvergleichlichem Geschmack her. So grob, dass man die einzelnen Zutaten sehen kann, und jede Zutat so gut, dass sie auch einzeln schmeckt.

Peter J. König: Worauf legen Sie bei Ihren ausgewählten Ölen besonderen Wert? 

 Foto: Helga König
Wolfgang Friedrich: Ölkauf ist Vertrauenssache. Deshalb hat bei mir oberste Priorität, dass ich unsere Öle meinen Kunden ruhigen Gewissens anbieten kann. Ich biete speziell Olivenöle an, die zum Einen von kleinen Produzenten, die ich persönlich kenne, stammen, erwähnen möchte ich hier beispielsweise das Weingut Di Giovanna auf Sizilien, deren Olivenöl eine phantastische und gleichbleibende Qualität hat, zum anderen wähle ich Olivenöle von renommierten Betrieben aus, die seit Jahren gleichbleibende Qualitäten produzieren und dafür auch die besten Auszeichnungen für Ihre Öle erhalten. 

Ein ganz spezielles Olivenöl ist das Agrumato al Limone. Dieses Öl wird aus der gleichzeitigen Pressung von Oliven und unbehandelten Zitrusfrüchten gewonnen. Diese Öle beziehe ich seit vielen Jahren von den Brüdern Ricci, die man als Pioniere für diese Spezialität bezeichnen kann. 

Beim Walnussöl bleibe ich in der Region. Dieses beziehe ich in hervorragender Qualität n einer traditionell arbeitenden Ölmühle am Kaiserstuhl. 

Helga König: Sie bieten u.a. eine Reihe interessanter Schaumweine an. Darunter auch einen Sekt aus dem Weingut von Gérard Depardieu. Was spricht für diesen Loire-Sekt, mal unabhängig von seinem Namen "Taille Princess de Gérard brut rosé"? 

Wolfgang Friedrich: Der Schauspieler Gérard Depardieu besitzt als passionierter Weinliebhaber auch ein Weingut an der Loire. Vor einigen Jahren beschlossen er und der Chef von Bouvet Ladubay, Patrice Monmousseau, aus seinen Trauben einen besonderen Schaumwein zu kreieren. Bouvet-Ladubay ist einer der ältesten und renommiertesten Schaumweinhersteller an der Loire. Das Ergebnis ist eine hochklassige Cuvée aus Cabernet Franc und Pinot Noir. Die Grundweine wurden zum Teil in Barriques ausgebaut. Entstanden ist ein prickelnder Rosé mit feiner Frucht, elegant und rassig, wunderbar moussierend und lange anhaltend.

Der Name ist eine Erinnerung an Depardieus Mutter, die im Diamantengeschäft tätig war; mit Taille Princess wird der aufwändigste und anspruchsvollste Diamantenschliff bezeichnet. 

Peter J. König: Auch eine Fülle hochwertigster Weine, Obstbrände und Grappa bieten Sie an. Welche Schwerpunkte haben Sie dabei gesetzt? 

  Dipl-Oec.  Wolfgang Friedrich 
Inhaber: Vincent Becker e. K.  
Wolfgang Friedrich: Bei den Weinen und Schnäpsen haben wir den Schwerpunkt auf Österreich gelegt. Einerseits, weil die wunderbaren Weine aus Österreich nach wie vor bei uns unterschätzt werden und durch Ihre heimischen Traubensorten wie Grüner Veltliner, Welschriesling, Blaufränkisch oder Zweigelt eigenständige Trinkerlebnisse bieten. Andererseits helfen mir meine langjährigen Kontakte in Österreich, die interessanten Winzer und Weine für meine Kunden zu finden. 

Die Obstbrände der Obstbrennerei Gölles gehören schon lange zu der Spitze nicht nur in Österreich. Alois Gölles kann bei den Grundprodukten weitgehend sein eigenes Obst zum optimalen Zeitpunkt verarbeiten. Dies und die langjährige Erfahrung eines engagierten Brenners schmeckt man einfach.

Helga König: Sie bieten auch ein umfangreiches Sortiment an Fertiggerichten an. Gibt es nach solchen Produkten bei Ihrer Kundschaft eine Nachfrage? 

 Foto: Helga König
Wolfgang Friedrich: Die Produkte, die wir unseren Kunden anbieten,  haben wir sehr sorgfältig nach unseren hohen Ansprüchen ausgesucht. Das reicht vom mittelständischen schwäbischen Betrieb Heim, der seine Suppen nach bester Gasthausküchentradition herstellt, über das Gut Klepelshagen in der Uckermark, die ihre Gerichte aus dem Fleisch der eigenen in artgerechter Haltung lebenden Tiere handwerklich verarbeitet,  bis zu den Gourmet-Gerichten vom Sternekoch Gutbert Fallert aus Sasbachwalden, bei deren Genuss man meint, im Feinschmeckerrestaurant zu sitzen.

Ja, die Nachfrage bei unserer anspruchsvollen Kundschaft nach solchen hochwertigen Fertiggerichten steigt ständig und wir sind auch in diesem Bereich immerfort auf der Suche nach neuen Produkten. Auch bei den Desserts sind wir fündig geworden, Schokoladensoufflés mit einem flüssigem Trüffelkern auf naturreinem Fruchtmark, den man nach Erwärmung im Wasserbad direkt aus dem Weckglas geniessen kann.

Lieber Herr Friedrich, wir danken Ihnen für das aufschlussrieche Interview.
Helga König und Peter J. König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie auf die Website des Spezialiätenversandes www.vincent-becker.de




Helga und Peter J. König im Gespräch mit Matthias Wolf, Geschäftsführer des Weinguts Schloss Ortenberg

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Lieber Herr Wolf, Sie sind Geschäftsführer des Weinguts Schloss Ortenberg.  Auf "Buch, Kultur und Lifestyle" haben wir  drei Ihrer Weine vorgestellt und möchten nun einige Fragen zu Ihrem Weingut und Ihren Weinen an Sie richten.

Helga König: Können Sie uns bitte sagen, wo genau das Weingut Schloss Ortenberg zu finden und in welche Kulturlandschaft es eingebettet ist?

 Matthias Wolf
Geschäftsführer des Weinguts Schloss Ortenberg 
Matthias Wolf: Das Weingut liegt eingebettet inmitten von Weinbergen in der Einzellage Andreasberg. Von hier eröffnet sich dem Besucher ein herrliches Panorama mit Sicht über die oberrheinische Tiefebene bis hin zu den Vogesen. Die Weinberglagen liegen alle im Klimadreieck Oberrhein-Kinzigtal, welches ein hervorragendes Klima für den Weinbau hat.

Peter J. König: Wie lange existiert dieses Weingut und welche historischen Besonderheiten gilt es zu berichten? 

Matthias Wolf:  In seiner heutigen Form existiert das Weingut seit 1997. Damals fusioniert das ehemalige Stiftungsweingut St. Andreas der Stadt Offenburg sowie das Weinbauversuchsgut des Ortenaukreises. Das Weingut St. Andreas wurde als Stiftungsweingut im Jahre 1500 gegründet und ist eines der ältesten noch existierenden Weingüter Badens. Das Versuchsweingut Schloss Ortenberg wurde im Jahr 1951 durch den Ortenaukreis als Forschungsweingut im ehemaligen Kutscherhaus von Schloss Ortenberg gegründet. Im Schloss selbst befindet sich eine Jugendherberge. Die ehemaligen Schlossbesitzer waren schon immer im Besitz eines eigenen Weingutes mit Reben. Diese gingen aber durch die Wirren des 2. Weltkrieges verloren. 

Helga König: Wieviel Hektar Rebfläche umfasst Ihr Weingut und welche Rebsorten werden dort angebaut? 

Matthias Wolf:  Wir bauen inzwischen auf 45 ha Reben an und sind damit das größte kommunale Weingut Deutschlands. 

Die zwei wichtigesten Sorten sind der Klingelberger, so wird der Riesling in der südlichen Ortenau genannt, und der Spätburgunder. Sie wachsen zusammen auf 50 % der Rebfläche. Der Rest ist hauptsächlich mit Müller-Thurgau, Weißburgunder, Grauburgunder und Sauvignon blanc bestockt. es finden sich aber auch Spezialitäten wie Gewürztraminer, Muskateller, Scheurebe oder gar Cabernet Sauvignon und Merlot. 

Peter J. König: Welche Besonderheiten können Sie unseren Lesern über Ihr Terroir berichten?

Matthias Wolf: Unsere Reben wachsen hauptsächlich in Granitverwitterungsböden, welche sehr karg aber äußerst mineralreich sind. Zudem findet sich in kleinen Teilen unserer Weinberge Sandstein, Gneis und Löss. Außerdem profitieren sie von den starken Temperaturunterschieden hier im Klimadreieck Kinzigtal-Oberrhein. Starke Tageserwärmung durch Einfluss von Mittelmeerluft und nächtlichen Abkühlung durch Kaltluftströme aus dem Schwarzwald sind zudem das zweite Prägende Element unseres Terroirs. 

Helga König: Welche Philosophie leitet Sie, damit Ihre Weine einen exzellenten Charakter entwickeln können? 

Matthias Wolf 
Matthias Wolf: Wir möchten das Terroir zu gut als möglich herausarbeiten. Das zeigt sich in fruchtigen und eleganten Weinen, welche zudem einen gehaltvollen Körper haben. Wichtig ist mir: Je höher wir in unserer Qualitätspyramide kommen, desto haltbarer müssen die Weine sein. 

Peter J. König:  Die Gegend um Offenburg ist für besondere Weine und außerordentliche Lagen bekannt. Was können Sie diesbezüglich zum Weingut Schloss Ortenberg sagen und welches sind Ihre präferierten Rebsorten? 

Matthias Wolf: Wir besitzen Weinberge in fünf teilweise sehr unterschiedlichen Lagen, welche natürlich auch unterschiedliche Sorten bevorzugen. Ich persönliche präferiere die Vielfalt und das auch in unseren Sorten. 

Helga König: Können Sie etwas darüber berichten, ob die zunehmende Erderwärmung sich auf den Anbau Ihrer Weine auswirkt und ob Sie dementsprechend an weitere mediterranere Rebsorten denken? 

Matthias Wolf:  Der Begriff Klimaerwärmung ist in regionaler Hinsicht die falsche Bezeichnung. Hier müssen wir von Klimaveränderung sprechen. Für uns bedeutet das neben steigenden Durchschnittstemperaturen auch mehr Wetterextreme. Auf Hitze folgen Starkregen oder umgekehrt. Mit den mediterranen Sorten arbeiten wir schon sehr lange. Es wird hier sicherlich zu einer Flächenausdehnung kommen, welche aber langsam von statten gehen wird. Man kann am Markt etablierte Sorten nicht von heute auf morgen ersetzen. 

Peter J. König: Können Sie uns bitte sagen, wie Sie mit ihren angehenden Weinen verfahren, sowohl im Weinberg als auch anschließend bei der Ernte und bei der Kellerwirtschaft? 

Matthias Wolf: Wir achten auf dem Weintypus entsprechende Erträge und einer naturnahen Pflege unserer Weinberge. Die Qualität der Trauben versuchen wir durch schonendste Verarbeitung im Keller zu erhalten und dann wiederum dem Weintypus entsprechend im Stahltank, Holzfass oder Barrique auszubauen.

Helga König: Werden Ihre Weine überwiegend regional und auch international vermarktet und gibt es bei Ihnen auf dem Weingut besondere Veranstaltungen, für die sich unsere Leser interessieren könnten? 

 Matthias Wolf
Matthias Wolf: Wir vermarkten unsere hauptsächlich deutschlandweit. Seit einigen Jahren sind wir jedoch auch im Export erfolgreich und das mit steigender Tendenz. 

Peter J. König: Können Sie zum Schluss noch einmal mitteilen, was Sie besonders an Ihren Weinen von Schloss Ortenberg schätzen? 

Matthias Wolf:  Einfach große Weine aus besten Lagen. Wir haben für jeden Anlass den passenden Wein. 

Lieber Herr Wolf, wir danken Ihnen für das aufschlussreiche Interview
Helga und Peter J. König.

Bitte  klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie  auf die Website von Schloss Ortenberg und können dort Weine bestellen. www.weingut-schloss-ortenberg.de

Helga König im Gespräch mit dem Starkoch Johann Lafer, Autor des Buches "Lafers Kräuterküche"

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Lieber Johann Lafer, dieser Tage habe ich Ihr Buch "Lafers Kräuterküche" auf  "Buch, Kultur und Lifestyle" rezensiert. Heute möchte ich hierzu einige Fragen an Sie richten.

Helga König: Sie schreiben, dass Ihre Mutter mit brauner Minze das Rührei aufpeppte und dieser Geschmack "das Größte" für Sie gewesen sei. Welche Rolle spielt Minze heute in Ihren Rezepten?

 Johann Lafer
co: Guido Karp
Johann Lafer: Natürlich verwende ich Minze immer in meinem herzhaften Gerichten. Am liebsten jedoch bei Süßspeisen. Gerne aber auch bei Salaten, in Kombination mit frischen Erbsen, Gurken oder gebratenen Zucchini. Dieses Kraut hat halt ein herrlich frisches Aroma!

Helga König: Sie sind gebürtiger Österreicher. Können Sie unseren Lesern drei landestypische Kräuter nennen und wozu man sie beispielsweise verwendet?

Johann Lafer: Sehr beliebt ist natürlich der Schnittlauch. z.B. als Soße zum Tafelspitz. Dann mögen wir in Österreich den Majoran sehr. Es wird für Gulasch verwendet und zum Verfeinern von Kartoffelgerichten jeder Art. Außerdem ist im Frühjahr der Bärlauch aus der österreichischen Küche nicht mehr wegzudenken. Man benutzt ihn zur Zubereitung von Pasten, Suppen oder Soßen. 

Helga König: Was bedeutet Ihnen Ihr Kräutergarten, ist er auch Quelle der Inspiration?

Johann Lafer: Ich liebe es in meinem Kräutergarten zu sitzen, die Ruhe zu genießen und mit Sicherheit entsteht in dieser entspannten Atmosphäre auch die eine oder andere Idee für ein neues Gericht bzw. ein Aromenkombination.

Helga König: Sie haben eine Reihe interessanter Kräuter in Ihrem Buch vorgestellt u.a. auch Olivenkraut.  Wozu kann man es verwenden?

Johann Lafer:  Das Olivenkraut schmeckt, wie sein Name schon sagt, nach frischen Oliven und zählt deshalb zu den beliebtesten Würzkräutern der mediterranen Küche. Wenngleich das Kraut leider bei uns noch keinen allzu großen Bekanntheitsgrad hat. Ich nehme es meistens zum Verfeinern von Salatsoßen. Olivenkraut wird auch gerne beim Räuchern verwendet um Fleisch und Fisch einen noch delikateren Geschmack zu verleihen. 

Helga König: Ihre Kräuter-Remoulade habe ich ausprobiert und bin begeistert. Was spricht außer dem hervorragenden Geschmack dafür, Remoulade selbst zuzubereiten und nicht fertig zu kaufen?

Johann Lafer: Natürlich steht beim selbst machen zuerst einmal immer der bessere Geschmack im Vordergrund. Abgesehen davon, weiß ich dann aber auch genau, was alles enthalten ist und häufig ist dies‘ dann auch einfach frischer und somit gesünder. 

Helga König: Welche Kräuter verwenden Sie am liebsten an Sommersuppen und weshalb?

Johann Lafer: Alle mediterranen Kräuter wie z.B. Basilikum, Oregano oder Salbei. Thymian und Rosmarin gehören auch dazu. Einfach weil diese Kräuter nach Sommer schmecken. 

Helga König: "Bärlauch- Käse- Spatzen" ist ein tolles Gericht für Vegetarier oder würden Sie diese hübschen, grünen Spatzen auch zu Fleisch servieren und wenn ja wozu genau?

 Johann Lafer
co: Guido Karp
Johann Lafer: Selbstverständlich! Wir haben bei mir auf der Stromburg diese Spatzen schon zu verschiedenen Schmorgerichten serviert wie z.B. ein saftiges Rinder-Gulasch oder zu Lamm. Aber auch zu Kalbschnitzel passen sie sehr gut. 

Helga König: Sehr gut gefallen hat mir Ihr Rezept für "Gefüllte Tintenfische" mit frischen Kräutern. Wie würden Sie die Speise länderspezifisch einordnen wollen, wenn überhaupt?

Johann Lafer: Ganz klar ist dies ein Gericht, das durch die süd-französische Küche inspiriert wurde. 

Helga König:  Begeistert hat mich das Rezept für "Kalbsfilet mit Zitronen-Kräuter-Butter". Was bewirkt der Honig in diesem Rezept? 

Johann Lafer: Der Honig soll einen Ausgleich zur Säure der Zitronen bilden. 

Helga König:  Harmonieren zu Rindfleisch bestimmte Kräuter besser als beispielsweise zu Kaninchen oder Geflügel?

Johann Lafer: Beim Anbraten von Rindfleisch verwende ich gerne Rosmarin und Thymian. Sie geben an das Fleisch ein wunderbares Aroma ab. Beide Kräuter werden aber später nicht mit gegessen. Dafür nehme ich dann eher zarte Kräuter wie z.B. glatte Petersilie, Bärlauch, Kerbel oder auch mal Estragon. Diese werden zu Pürees, Soßen, Kräuterbutter oder Krusten verarbeitet und mit dem Fleisch dann serviert. Zu Kaninchen oder Geflügel empfehle ich kräftige Kräuter wie Salbei oder Rosmarin. 

Helga König: Worin liegt der Reiz, Basilikum an Süßspeisen zu verwenden?

Johann Lafer: Zum einen harmoniert Basilikum hervorragend mit Erdbeeren, aber auch mit Zitronen/Limonen. Und beides spielt ja bei Süßspeisen oft eine wichtige Rolle. Zum anderen liegt der Reiz darin, dass für viele meiner Gäste und natürlich auch Leser die Verwendung von Basilikum bei Süßspeisen immer noch überraschend und neu ist.

Helga König: Haben Sie drei Lieblingskräuter. Falls ja, welche sind Ihre Favoriten?

Johann Lafer: Basilikum, Koriander und Schnittlauch sind meine persönlichen Favoriten.

Lieber  Johann Lafer, ich danke Ihnen für das erhellende Interview.

Ihre Helga König


Klicken Sie auf den Link, dann können Sie das Buch beim Verlag direkt bestellen. http://www.gu.de/buecher/graefe-und-unzer/graefe-und-unzer/731088-lafers-kraeuterkueche/ Ansonsten empfehle ich Bestellungen bei Ihrem Buchhändler um die Ecke vorzunehmen.

Helga und Peter J. König im Gespräch mit Manuela und Florian Frank, Inhaber des wein&gut frank

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Liebe Manuela Frank, lieber Florian Frank, dieser Tage haben wir  drei Ihrer Weine auf "Buch, Kultur und Lifestyle" vorgestellt. Heute nun möchten wir  einige Fragen zu Ihrem Weingut und Ihren Weinen an Sie richten.

Hier die Links zu  den Weinbesprechungen:
wein&gut frank    Grauburgunder 2013 trocken 

Helga König: Damit unsere Leser auch wissen, wo Ihr Weingut zu finden ist, können Sie uns diesbezüglich mitteilen, in welchem Weinanbaugebiet Sie zuhause sind?

 Manuela und Florian Frank
wein&gut Frank
Florian  Frank: Wir sind im schönen Zabergäu, Deutschlands größter Rotweinlandschaft zu Hause. Ganz genau gesagt, im beschaulichen Weinort Botenheim. Dieser Ort ist einer von sieben Ortsteilen der Stadt Brackenheim und gehört zum Landkreis Heilbronn. Das Zabergäu gehört wiederum zum Weinanbaugebiet Württemberg und ist ca. 20km westlich von Heilbronn gelegen. Benannt nach dem Flüsschen Zaber, welches durch das heimische Gäu fließt und in Lauffen in den Neckar mündet. Es liegt eingebettet zwischen den Höhenzügen Stromberg (Süden) und Heuchelberg (Norden). Das westliche Ende ist der Ort Zaberfeld, das östliche Lauffen. 


Der Neckar ist die Hauptader des württembergischen Weinbaugebietes. Zusammen mit seinen Zuflüssen hat er im Laufe von Millionen Jahren die heutigen Rebenhänge zu einer unverwechselbaren und abwechslungsreichen Weinlandschaft geformt. Die Region spricht für ihre ausdrucksstarken Rotweine. Füllige und charaktervolle Trollinger, rassige und fruchtige Rieslingweine. Würzige Kerner wachsen an den Steilhängen des Neckartals. Württemberg verfügt über ein großes Spektrum an Lagen. Diese unterscheiden sich stark in ihren Höhenmetern und somit auch in ihrer Reifezeit. Zwischen 150 und 530m bewegt sich der württembergische Weinbau. Zu erwähnen ist, dass speziell in unserer heimatlichen Weinbauregion, dem Zabergäu, Brackenheim mit ca. 695 ha Rotwein, die größte Rotweingemeinde in Deutschland ist. 

Peter J. König: Was ist über Ihre Lagen und damit verbunden über das bezügliche Terroir zu berichten?

Manuela Frank: Natürlich sind für ein Rebstock und seine Trauben das Terroir und die Lage ausgesprochen wichtig und charakterbildend, dennoch ist nicht jedes Jahr gleich. Die Sonnen- und Regenstunden, der Verlauf der einzelnen Jahreszeiten und auch das Geschick die Trauben im richtigen Moment zu ernten, sind ausschlaggebende Punkte für einen Wein und seinen Charakter. Das Zusammenspiel von Mensch (Winzer), Natur und den Grundgegebenheiten, wie z. B. Terroir, lassen erst einen Wein zu dem Werden was er ist. 

Unsere Weinberge sind auf 3 Einzellagen verteilt. Die bekannteste Lage ist wohl der Cleebronner Michaelsberg. Mit 394 m ist, der sogenannte "Wächter des Zabergäu", die höchste Erhebung im Zabergäu. Gekrönt wird er durch die Michaelskirche, einem kleinen Kirchenbauwerk mit romanischen Kreuzrippengewölben und frühgotischen Fresken. Am Fuße des Michaelsberg liegt der Botenheimer Ochsenberg, auch hier muss noch richtig "geochst" werden damit wir die tollen Weine dieser Lage genießen dürfen. Richtung Meimsheim sind unsere Rebstöcke mit der Lage Katzenöhrle stark verwurzelt.   


Helga König: Da Sie von sich selbst sagen, ein junges Weingut zu sein, wie ist Ihre Liebe zum Weinmachen zustande gekommen?

Florian Frank: Der Sprung ins kalte Wasser – Ein Freudensprung 2009 wagten wir den Sprung in die Selbstständigkeit und die Weinfässer füllten sich, zum 1. Mal mit Wein. Heute können wir sagen: "Unser Sprung war die beste Erfrischung". Den Weinbaubetrieb an sich gab es bereits seit Generationen. Bis zum Herbst 2009 waren wir Mitglied in einer Genossenschaft und lieferten die Trauben der gesamten Fläche ab. Bis dahin wurde aber bereits jährlich ein Hauswein kreiert, den vornehmlich der Opa trank. Mit seinem täglichen Genuss wurde er 86 Jahre alt. Ein stattliches Alter, der Wein kann ihm somit nicht geschadet haben!

Nach einer 2 jährigen Ausbildung zum Winzer folgte ein Studium Weinbau und Oenologie in Geisenheim. Während des Studiums lernte ich meine Frau Manuela kennen. Die gelernte Betriebswirtin stammt aus einem rheinhessischen Weinbaubetrieb. Die große Leidenschaft zum Weinbau und zur Natur, inspirierte uns und somit beschlossen wir 2008 den württembergischen Generationenbetrieb "umzukrempeln". Nicht nur Trauben produzieren, sondern den Traum leben und das Produkt bis zum Ende begleiten war unser gemeinsames Ziel. 2010 war es dann vollbracht.

Der 1. Jahrgang auf der Flasche und wein & gut frank gegründet. 2011 übernahmen wir den elterlichen Betrieb, einem Mischbetrieb aus Weinbau und Landwirtschaft, den wir heute zusammen bewirtschaften.

 Michaelsberg
Peter J. König:  Können Sie uns näheren Angaben zu Ihrem Gut machen, bezüglich der Größe, der Lagen und der Rebsorten, die Sie anbauen?

Manuela Frank: Unser Weinbaubetrieb hat eine Gesamtgröße von 25 ha. Davon werden im Moment 25.000 Flaschen Wein produziert mit dem Ziel, die Flaschenproduktion sukzessive zu steigern. Wie bereits erwähnt wachsen unsere Rebstöcke auf den Lagen Cleebronner Michaelsberg, Botenheimer Ochsenberg und Meimsheimer Katzenöhrle. Gerade unser Riesling findet auf dem Keuperboden am Michaelsberg ideale Bedingungen. Mit seinen rund 400 Höhenmetern behalten die Reben auch an heißen Sommertagen einen kühlen Kopf. Dafür garantiert der frische Wind, der über das Laub streicht. Und während im Herbst morgens der Nebel die Reben bedeckt, rekeln sich die Rebstöcke am Michaelsberg schon der Sonne entgegen.

Das gefällt unseren " Weinpflänzchen"Auf der Ostseite gibt es optimale Bedingungen für Frühsorten, wie unseren Acolon|Herzensruhe. Der Botenheimer Ochsenberg mit seiner westlichen Ausrichtung wird von der Nachmittagssonne stark erwärmt. Die im Gestein gespeicherte Hitze, reicht bis weit in die Nacht. Der Wechsel zwischen warmen Abenden und kühlen Morgen mit Taubildung, lassen in den oberen Lagen frische, fruchtige Weiss- und Grauburgunder gedeihen. Im hitzigen, mittleren Teil des Ochsenbergs wachsen kräftige Rotweine, wie unser Lemberger, Trollinger und Merlot.

Die Lage Meimsheimer Katzenöhrle zeichnet sich durch ihren tiefgründigen Lößboden aus. Das große Wasser- und Nährstoffspeichervermögen des Bodens sorgt selbst in sehr heißen und trockenen Jahren für stressfreies Wachstum der Reben. Das Ergebnis sind frische und gehaltvolle Weine. Ein Paradies für unseren Spätburgunder, der bald seine Premiere feiern darf.   

Helga König:  Was sind die typischen Merkmale Ihres Weines? 

Florian Frank: Unsere Weine sind überwiegend trocken ausgebaut. Wir verfolgen Trends, probieren Neues und versuchen, so gut es geht, die Tradition mit der Moderne zu verbinden. Somit haben wir einen Trollinger Blanc de Noir kreiert. Anregend, fruchtig und frisch. Man glaubt es kaum, was unser leichtfüßiger Trollinger so hergibt. Einfach ein Muss. Bei den Rotweinen setzen wir auf eine vollständige Vergärung auf der Maische. Danach werden die Weine entsprechend im Fass oder Tank gelagert und anschließend unfiltriert abgefüllt.

Sie sind naturbelassen und komplett durchgegoren. Die Weissweine werden kalt und langsam vergoren. Bei bestimmten Sorten legen wir großen Wert auf eine angemessene Maischestandzeit. Nach der Pressung dürfen sie sich, bis zur Abfüllung, auf der Feinhefe entfalten. In der Regel füllen wir im folgenden April die Weissweine. 

Peter J. König:  Welche Philosophie leitet Sie beim Kreieren Ihrer Weine? 

 Manuela und Florian Frank
wein&gut Frank
Manuela Frank: Als junges und eigenständiges Weingut können wir unsere Arbeitsschritte so organisieren, wie unser Wein es verlangt. Den heranwachsenden Reben gilt unsere ganze Aufmerksamkeit. Hier werden die Weichen gestellt, denn ein guter Wein hat seinen Anfang lange vor der Weinlese. Im Keller lassen wir ihn werden, geben ihm Raum und Zeit – schonend, unaufgeregt, mit traditionellen und modernen Methoden. Wir sind überzeugt, diese Geduld belohnt der Wein mit echtem und ehrlichem Geschmack und einem Charakter der vom vergangenen Jahr erzählt. Oft machen Kleinigkeiten einen großen geschmacklichen Unterschied aus. Unser Wein ist nicht jedes Jahr gleich. Es ist ein Naturprodukt und das macht den Genuss zu einem authentischen Erlebnis. 

Helga König: Wo sind die Stärken Ihrer Weine und wie würden Sie diese beschreiben? 

Florian Frank: Unsere Weine sind frisch, filigran und dennoch kraftvoll. Sie zeigen eine klare Handschrift und sind trotz allem abwechslungsreich. Die Sortenstruktur ist überschaubar, da übertriebene Vielseitigkeit schnell für Verwirrung und Unschlüssigkeit sorgt. Wir versuchen immer wieder Besonderheiten auszuarbeiten, z. B. unser Traminer** trocken ist eine kraftvolle und bouquetreiche Erscheinung. Dem Lemberger begegnen Sie bei uns in allen Qualitätsstufen. Über unsere Rotweine sagte mal Jemand: "Die Rotweine vom Frank sind kein Heavy Metal sondern Ballett". Unsere Meinung: Das ist eine treffende Beschreibung! Am besten ist es dennoch, sich selbst einen Eindruck zu verschaffen, indem man unsere Weine einfach mal probiert. 

Peter J. König: Wie vermarkten Sie Ihre Produkte und wo sind diese überall erhältlich?

Manuela  Frank: Bei uns gibt es feste Einkaufszeiten, freitags von 14 – 19 Uhr und samstags von 10 – 16 Uhr. Zu anderen Zeiten stehen wir natürlich ebenso gerne zur Verfügung. Ein Anruf oder Mail genügt und wir vereinbaren einen individuellen Besuchstermin. Ansonsten sind wir in kleineren Weinhandlungen vertreten. Die regionale Gastronomie liegt uns sehr am Herzen. Tolles Ambiente und gutes Essen gepaart mit einem köstlichen Wein bleiben dem Gast immer in guter Erinnerung. Die positive Assoziation beschert uns in erster Linie Weinfreunde, die uns bei der nächsten Gelegenheit besuchen und uns gerne weiterempfehlen. Außerdem besteht die Möglichkeit zu jeder Tages- und Nachtzeit in unserem Internetshop Weine zu bestellen, die wir dann so schnell wie möglich verschicken. 

Helga König: Spielen die klimatischen Veränderungen in der Praxis bei Ihnen eine Rolle und haben Sie bereits Überlegungen angestellt wie Sie zukünftig damit umgehen werden? 

Florian Frank: Der Klimawandel bringt „Tropenflair“ in den Weinberg. Auch bei uns zu Hause, in Deutschland, gehen die Winzer neue Wege. Rebsorten die eigentlich Mittelmeerklima voraussetzen, gedeihen auch mittlerweile hierzulande prächtig. Französische Trauben aus der Region um Bordeaux zählen dazu. Merlot vor allem, hier sprechen wir aus eigener Erfahrung aber auch Cabernet Sauvignon. In Württemberg wird es von Jahr zu Jahr für den Riesling schwerer. Benötigt er, gerade auf der Zielgeraden, tagsüber die Sonne, getragen von einem angenehmen Lüftchen, fühlt er sich in der Nacht bei kühlen Temperaturen sehr wohl. Doch die vergangenen Jahre lassen auf hitzige Herbstmonate mit feuchtwarmen Nächten zurückblicken. Zukünftig wird es immer wichtiger die angemessene Lage für eine Rebsorte zu finden, um gerade auch den klassischen Sorten weiterhin eine optimale Entwicklung zu ermöglichen. Jede Veränderung bringt neue Herausforderungen und Chancen, die die Arbeit im Weinbau erst so richtig spannend machen. Weinbau ist ein Leben und Arbeiten mit der Natur, wir können den Weg mitgehen und ab und zu eingreifen, der Rest ist Schicksal und ein bisschen Glück, welches uns umso glücklicher macht, wenn es gelingt. 

Peter J. König: Gibt es Veranstaltungen und Aktionen Ihrerseits, die unsere Leser erfahren sollten, wenn Sie Ihre Weine verkosten möchten? 

Melanie Frank: Wir sind auf einigen Messen vertreten, veranstalten Weinproben und arbeiten mit unseren Gastronomen eng zusammen. Aktuelle Termine finden Sie immer auf unserer Website. Am Vatertag wird alljährlich der neue Jahrgang präsentiert. Hier laden wir unsere Kunden und alle Weinliebhaber, zum gemütlichen Beisammensein, ein. Es wird geplaudert, philosophiert und natürlich geschlemmt. Oder einfach nur im Garten verweilt, bei einem guten Glas Wein. In der Vorweihnachtszeit können Sie uns zu unserer Wein.NACHT besuchen und das gesamte Weinsortiment, bei Schwedenfeuer und einem warmen Süppchen, verkosten.

Liebe Manuela Frank, Lieber Florian Frank, wir danken Ihnen vielmals für das aufschlussreiche Interview.

Helga und Peter J. König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann  gelangen Sie zum wein&frank und können die Weine  bestellen: www.weingutfrank.de

Fotos wein&gut frank

Helga König im Gespräch mit Tina Soliman über Ihr Buch "Der Sturm vor der Stille"

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Liebe Frau Soliman, kurz vor der Buchmesse 2014 haben Sie Ihr zweites Buch zum  Thema Kontaktabbruch verfasst, mittlerweile mit weiteren Betroffenen, aber auch mit namhaften Psychologen gesprochen und sich in zahlreiche bemerkenswerte Bücher vertieft, die ich kenne und im Laufe der Jahre zum Teil rezensiert habe. Ihr neues Buch  "Der Sturm vor der Stille" habe ich bereits rezensiert und möchte Ihnen einige Fragen dazu stellen.

Link zur Rezension "Der Sturm vor der Stille": 

Helga König: Sie haben in Ihrem Literaturverzeichnis u.a. das von mir seit langer Zeit hochgeschätzte Buch "Die Masken der Niedertracht"“ von Marie-France Hirigoyen angeführt und beziehen sich in Ihrem Buch auch immer wieder auf Untersuchungsergebnisse von Hirigoyen. Welche Erkenntnisse hat Ihnen das Buch im Hinblick auf Kontaktabbruch generell gebracht?

 Tina Soliman
Foto:  Monique Wernbacher
Tina Soliman: Marie-France Hirigoyen hat einen sehr unbarmherzigen Blick auf Beziehungen zwischen Menschen, aber eben auch einen sehr entlarvenden. Sie beschreibt, wie ein Mensch einen anderen Menschen subtil vernichten kann, ohne sichtbare Spuren. Hirogoyen spricht im Bezug auf die Kontaktverweigerung von einer "sauberen" Gewalt: Man sieht nichts, keine ärztlichen Protokolle, keine Augenzeugen, keine sichtbaren Verletzungen. Keine Spuren, kein Blut, kein Leichnam. Der Tote ist ja dem Augenschein nach lebendig!

Eine Leserin erzählte mir von ihrem tyrannischen Mann, der sie am Ende dazu brachte, sich als absolute Versagerin zu fühlen. Er demontierte sie nach und nach. Nach 20 Jahren Ehe kannte er ihre Schwachstellen, ihre wunden Punkte. Ziel und Zweck seines sadistischen Verhaltens war, wie sich später herausstellte, das Sorgerecht für die beiden Kinder.

Diese Methode wenden gern Männer an, so die Psychoanalytikerin Hirigoyen. Dabei nutze der eine die Schwächen des anderen aus. Er bringt ihn so weit, dass er an sich selbst zweifelt, um dann seine Abwehr zu zerstören.

Das Opfer - wie Hirigoyen den Verlassenen bezeichnen würde - verliert zunehmend an Selbstvertrauen und gerät in derartige Verwirrung, dass es seinem Aggressor eigentlich nur Recht geben kann: Ich bin eine Null!

Ein weiterer Grund, die Schwachstellen des anderen aufzudecken, kann natürlich auch sein, dass man von den eigenen ablenken will. Die Methode, den anderen so zu destabilisieren, dass er nicht mehr klar denken kann, beschreiben vor allem Männer. Ein Betroffener, der mir seit Jahren von seiner Funkstille-Problematik (seine Freundin verließ ihn plötzlich) berichtet, hatte gar das Gefühl, sich am Ende aufgelöst zu haben. Er wusste nichts mehr, traute sich nichts mehr zu, hielt sich für komplett unfähig.

Hirigoyen beschreibt ja vor allen Dingen die subtile Manipulation des Abbrechers, der durch Unklarheit und Unzuverlässigkeit den anderen buchstäblich in den Wahnsinn treibt. Tatsächlich beschreiben viele Leser, die unter der psychischen Unzuverlässigkeit eines ihnen vermeintlich nahen Menschen leiden, ein Gefühl der Angst, eines ständigen Auf-der-Hut-Seins, eines ständigen Beobachtens des anderen: Welchen Gesichtsdruck hat er oder welche Tonlage hat seine Stimme? Sie fürchten seine Kälte, wenn sie seinen Erwartungen nicht entsprechen, und doch wundern sie sich am Ende, dass die Freundschaft oder Beziehung schief gegangen ist.

Andere sind darüber erstaunt, dass sie zum Spielball einer perfiden Manipulation geworden sind. Sie wurden getäuscht und missbraucht. Wahrscheinlich ist das der wahre Schock. Ein Leser beschrieb die Funkstille als einen "Mord an der Seele". Übertrieben? Nein! Keiner der Experten, die ich befragte, fand das überzogen. Ein Mord setzt die Absicht voraus, den anderen zu vernichten. Und tatsächlich bezeichnet Professor Martin Teising die Funkstille ohne Umschweife als eine Form der Vernichtung. 

Und auch Prof. Hantel-Quitmann, der renommierte Psychologe und Familientherapeut, findet klare Worte: „Kommunikation und Kooperation sind Grundvoraussetzungen für Menschlichkeit! Wir sterben ohne das!“ Hugo Grünwald, Professor an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, stuft nur "den reinen Akt des Tötens" als verletzender ein als den Akt des Schweigens. Und für die Psychoanalytikerin Hirigoyen ist das Schweigen eine perverse Gewalttat, nicht sichtbar, dafür aber effektiver als jeder Hieb in den Magen. 

Der Angreifer mache sich an die Identität des anderen heran, um ihn dann jeder Individualität zu berauben. Dies sei ein Prozess seelischer Zerstörung. "Und wer ein Ding zerbricht, um herauszufinden, was es ist, hat den Pfad der Weisheit verlassen", heißt es. 

Helga König:  Zu welchen neuen Erkenntnissen gelangten Sie durch Prof. Dr. Hantel-Quitmann?

Tina Soliman: Man könne, so erklärte mir der Psychologe Wolfgang Hantel Quitmann, drei Abbrecher-Typen beschreiben. So gäbe es den "normalen Abbrecher", den ängstlichen bzw. neurotischen und denjenigen, der Kontakte abbricht, weil er unter einer Persönlichkeitsstörung leidet. Der „normale Abbrecher“ ist derjenige, der in einer Beziehung über längere Zeit verzweifelt versucht hat, seine Bedürfnisse und Verletzungen zu kommunizieren und darin nicht gehört wurde. 

Er oder sie weiß sich nicht anders zu helfen, als die dauerhaft unbefriedigende und unglücklich machende Situation mit Schweigen zu beenden. „Normale Abbrecher“ fliehen auf diese Weise mitunter auch aus der Beziehung mit persönlichkeitsgestörten Menschen, etwa solchen, die als Narzissten nur um sich selbst kreisen und nicht in der Lage sind, Beziehungen zu anderen einzugehen. 

Die zweite Variante des Abbrechers, die neurotische oder angstgesteuerte, liegt vor, wenn derjenige, der den Kontakt abbricht, selbst gar nicht weiß, warum er das tut. Da gibt es etwas, das ihn oder sie dazu treibt, aber was das ist, bleibt erst einmal unbekannt. Die dritte Variante des Kontaktabbruchs betrifft Menschen, die unter einer Persönlichkeitsstörung leiden, etwa schizophren sind, eine Borderline- oder eine narzisstische Persönlichkeitsstörung haben. In diesen Fällen gilt, dass die Betroffenen gewissermaßen in ihrer eigenen Welt leben. Letztlich können nur sie selbst verstehen, warum sie etwas Bestimmtes tun. Menschen mit Näheangst sind also dafür prädestiniert abzubrechen, gleichzeitig aber auch dafür; verlassen zu werden, denn auch sie tun etwas gegen Nähe. 

Helga König: Haben Sie in Ihren Gesprächen mit Betroffenen feststellen können, dass bei zumindest einem der Beteiligten Narzissmus eine Rolle spielte und falls ja; wie äußert sich dieser erkennbar für Dritte?

Tina Soliman:  Bei der Funkstille ist oft das Selbstbild des Abbrechers gravierend beeinträchtigt – übrigens nicht selten auch durch das Verhalten des später Verlassenen! Minderwertigkeitskomplexe sind die Grundlage für Narzissmus. Grundsätzlich aber möchte ich den plötzlichen Kontaktabbruch nicht pathologisieren. Dies ist nur der Fall bei einer Gruppe, in die auch Borderliner und Schizoide gehören. Sie verfahren nach dem Prinzip: "Ich will mich nicht einlassen, aber ich lasse dich auch nicht gehen." Sie brechen den Kontakt ab, weil auf diese Weise eine Verbindung gehalten wird, und sei es nur eine, die aus Schmerz, Wut und Leere besteht. Menschen mit schizoidem Charakter, Borderliner und eben auch Narzissten zeichnet eine Angst vor Nähe aus. 

Über schizoide Charaktere und Narzissten habe ich bereits im Funkstille-Buch gesprochen. Sie ziehen einen Menschen an, suchen bedingungslose Nähe, um den anderen dann umso heftiger wieder wegzustoßen. Beziehungen werden ersehnt, um Einsamkeitsängste zu mildern, zugleich aber gefürchtet, weil sie abhängig machen und ihr Verlust das Selbstwertgefühl zu sehr bedroht. Der sich nähernde Partner wird als Angreifer abgelehnt, während sich sehnsüchtige Hoffnungen auf ihn richten, sobald er sich entfernt. Ein Nähe-Distanz-Spiel, das sehr zerstörerisch sein kann, für beide Seiten. Das Ende einer Beziehung wird dann als Beweis dafür betrachtet, dass im Leben eben nichts von Wert und nichts von Dauer ist. Folgt man dieser Logik, könnte man das Leben genauso gut auch sein lassen, weil es ja bekanntlich ohnehin mit dem Tod endet. Vielleicht wäre es der Mühe wert, einmal genauer zu ergründen, inwieweit hinter der Angst vor Nähe letztlich die Angst vor dem Tod steckt.

Noch einmal speziell zum Narzissten. Bei der Funkstille geht es vor allem um Anerkennung und Abwehr – insofern handelt es sich auch um die Problematik des Narzissten. Der Mensch braucht Anerkennung, und die Funkstille ist geradezu das Gegenteil, denn der andere wird ja, dem Augenschein nach ignoriert, dies wiederum von demjenigen, dem durchschnittliche Aufmerksamkeit nicht ausreicht, und dem Anerkennung alles bedeutet. Der Narzisst reißt nicht nur jegliche Aufmerksamkeit an sich, er richtet auch die eigene Aufmerksamkeit ausschließlich auf sich. Er braucht die Anerkennung wie die Luft zum Leben. Fragte man ihn, für was er Anerkennung suche, würde offenbar, wie schmerzlich diese Frage für ihn ist. Unvollkommenheit macht den narzisstisch Gestörten nervös, denn das erinnert ihn an die eigene Unvollkommenheit, für die er sich schämt. Deshalb muss er sie ausmerzen. 

Nur leider schwindet mit der Prozedur der Auslöschung des Fehlerhaften auch alles Liebenswerte. Unbewusst ist das vielleicht auch gewollt, denn die Gefahr der Nähe liegt darin, dass der andere die so mühsam verborgenen Schwächen erkennt. Absurd: Der Narzisst lechzt nach Anerkennung derer, die er vermeintlich verachtet, für die er sich gar nicht interessiert, die er abwerten muss, um sich aufzuwerten. Offensichtlich ist, dass Neid Folge eines Minderwertigkeitsgefühls ist, da der andere ja über etwas verfügt, das man nicht hat. Besäße aber der Narzisst z.B. die Fähigkeit des anderen, gemocht zu werden, beliebt zu sein, empfindsam zu sein, anderen nah zu sein, könnte er damit gar nichts anfangen! Er begehrt also etwas, was er gar nicht verwerten kann. Ihm fehlt das emotionale Werkzeug. Er beneidet den anderen um ein Leben – vielleicht sogar um das Leben –, was er nicht hat und nie haben kann, weil er ist, wie er ist. 

Helga König:  Spielen bei Kontaktabbrüchen stets Grenzüberschreitungen eine Rolle und äußern diese sich immer erkennbar für Dritte?

 Tina Soliman
Foto: Monique Wernbacher
Tina Soliman: In den häufigsten Fällen ist der Kontaktabbruch die Folge eines unglücklich verlaufenen Miteinanders, eines Geflechts aus gegenseitigen Verletzungen, Missachtungen, des Gefühls, vom anderen nicht wahrgenommen zu werden. Viele Abbrecher-Kinder klagen darüber, dass ihre Wünsche und Bedürfnisse nicht gesehen wurden und die Eltern offenbar ein "anderes Kind" wollten, eines, das ihre Vorstellungen erfüllt. Aus diesem Grundgefühl des Sich-nicht-verstanden-Fühlens kann auch Jahrzehnte später der Kontakt abgebrochen werden. Irgendwann geben diese erwachsenen Kinder erschöpft auf. Funkstille. 

Lebensbestimmende Erfahrungen sind eben oft von leiser Art. Erst nach und nach entfalten sie ihre grundstürzende Wirkung. Die Lappalie ist vielleicht der Auslöser, doch keineswegs der eigentliche Grund für das plötzliche Abtauchen der vertrauten Person. Anja, eine Betroffene, mit der ich seit drei Jahren Kontakt habe, hat vor vielen Jahren den Kontakt zu ihrer Mutter abgebrochen, weil diese ihre Wünsche und Bedürfnisse ignoriert hat. Anja wollte ausbrechen aus einer Welt, die ihr zu klein wurde, sich ausprobieren, reisen. Ihre Mutter aber erwartete, dass Anja eine Lehre macht und im Dorf bleibt. Die Mutter sah Anja als ihr erweitertes Ich. Hinzu kommt, dass Anjas Vater die Mutter – schwanger – verlassen hatte – eine erste Funkstille! Anja trägt schwer am Schicksal der Mutter und fühlt sich auch schuldig. 

Die Grenzüberschreitung und die Abwehr der Mutter, die es schon seit der Geburt gab, begann sehr früh. Tanja spürte das. Deshalb macht es Sinn zu schauen, wo die Funkstille begann, wann der Riss in die Beziehung kam. Anja wollte mit dem Bruch erst einmal den Kontakt - und den damit verbundenen Schmerz - einfrieren. Im ersten Buch erklärte ich: Die Funkstille ist in erster Linie ein Notsignal, das besagt: Bitte höre, was ich nicht sage. Doch Signale gab es schon vor der Funkstille. Sie wurden jedoch im Alltag des Miteinanders überhört, auch offensichtliche Zeichen nicht wahrgenommen oder, wenn sie doch bemerkt wurden, schnell wieder verdrängt. 

Anjas Mutter, die ich traf, hat "keine Ahnung, welche Laus ihr über die Leber gelaufen ist". Anjas wortloser Appell an ihre Mutter lautet: "Liebe mich, wie ich bin! Akzeptiere mich! Nimm mich wahr! Sehe mich! Ihr Kontaktabbruch erwuchs aus einem längeren inneren Prozess und ist somit für Anja auch plausibel. Für die Mutter, die an diesem Prozess aber nicht teilnehmen konnte – oder wollte –, macht der Abbruch keinen Sinn. Kontakt muss Sinn machen. Kontaktverweigerung auch.Offensichtlich ist auch, dass die Funkstille als "Lösung" immer wieder in Familien auftaucht, in denen sie schon einmal oder gar mehrfach praktiziert wurde. Man wird verlassen oder geht seinerseits. Ein Muster, das, wird es nicht durchbrochen, sich immer wiederholt. Das Rüstzeug dafür, Konflikte anders zu lösen als durch Weggehen, wurde nicht erlernt. Anjas Leben begann mit einem Weggang! 


Helga König: Weshalb ist es so schwierig, für die Beteiligten rechtzeitig über Kränkungen zu sprechen oder werden Kränkungen kommuniziert, doch der Akteur nimmt das Gesagte nicht wahr, welche Eindrücke konnten Sie sammeln?

Tina Soliman: Meist wird nonverbal kommuniziert, dass die Beziehung, so wie sie sich darstellt, unerträglich geworden ist. Für den Abbrecher mögen es deutliche Signale gewesen sein, aber die Verlassenen empfinden den Abbruch meist als plötzlich, was auch daran liegen mag, das der Verlassene die Zeichen nicht dechiffrieren kann oder will. Die meisten Funkstillen passieren aber nicht aus "heiterem Himmel". Oft sind sie seit Monaten oder gar über Jahre vorbereitet. Der Bruch scheint zwar im Affekt zu passieren, doch – wie bei einem Schläfer, der einen Terroranschlag vorbereitet – ist das Ende über eine längere Zeit vorbereitet. Der Auslöser ist nur der Moment der Entladung! 

Eine Frau, die plötzlich nach 15 Jahren verlassen wurde, bezeichnet ihren Ex-Mann tatsächlich als einen "Schläfer". Sie selbst kann kaum fassen, dass sie nicht bemerkt hat, wie er das Attentat – auf sie – vorbereitet hat. Dagegen wundern sich viele Abbrecher, die mir schreiben, über die vermeintliche Fassungslosigkeit der Verlassenen. In ihren Augen hatten sie mehr als einmal kommuniziert, dass sie die Beziehung so nicht weiter führen wollen. Doch oft waren die Botschaften verschlüsselt. 

Einige Abbrecher geben auch zu, dass sie eher eine Illusion der Kommunikation aufgebaut, Austausch bewusst unterbunden haben, um die "Entdeckung" der Bombe zu verhindern. Hinzu kommt: Nicht immer sind dem Abbrecher selbst eigene Reaktionen klar. Es gibt Verletzungen, die in der Vergangenheit liegen und die der Abbrecher auf die Gegenwart überträgt. Er reagiert gereizt und verletzt, weiß aber nicht warum. Das hat mit den sogenannten Triggerpunkten zu tun – die Sie in Ihrer nächsten Frage aufgreifen. 


Helga König: Ja, Sie erwähnen in Ihrem Buch so genannte „Triggerpunkte“. Unverarbeitete längst vergangene Beziehungen können Anlass für einen Abbruch sein, der durch ein bestimmtes Ereignis oder Verhalten hervorgerufen werden kann. Können Sie Beispiele nennen?

Tina Soliman: Triggerpunkte spielen vor allen bei den Abbrechern eine Rolle, die neurotisch reagieren, wobei die Motive des eigenen Handelns ihnen nicht unbedingt bewusst sein müssen. Prof. Hantel-Quitmann erzählte mir die Geschichte von einer Frau, die ihren Mann verlassen hat, als ihre Tochter in einem Alter war, in dem sie selber das Weggehen des Vaters erlebt hat. Eine andere Frau hat kurz vor dem 4. Geburtstag ihrer Tochter ihren Mann verlassen. In der Therapie kam heraus, dass ihr eigener sexueller Missbrauch mit vier Jahren begann. Sie ging ohne ein Wort, weil sie ihrem Mann nicht erklären konnte, warum sie fliehen musste. Sie wusste es ja selbst nicht. Dieses Phänomen nennt man in der Psychotherapie den Anniversary-Effekt (Jahrestag). Dabei handelt es sich um eine mehr-generationelle Wiederholung. Man weiß nicht, warum man etwas tut, und leidet darunter. Dies ist ganz klar eine neurotische Angelegenheit: wo die Angst etwas steuert und mir aber nicht klar ist, warum ich Angst habe. Bei der Funkstille geht es – wie im ersten Buch beschrieben – immer auch um Angst.

Helga König: Sie nennen Ihren Titel nicht grundlos „Der Sturm vor der Stille“. Was bedeutet das konkret? 

 Tina Soliman
Foto: Monique Wernbacher
Tina Soliman: "Es geht mir um den inneren Sturm bevor einer bricht – eventuell auch um die qualvolle Zeit des Verlassenen vor dem Bruch – wenn er merkt, dass der andere ihn mit aller Gewalt in die Flucht treiben will."

Helga König: Können Kontaktabbrüche auch eine Art Abstrafung sein oder sind es eher lebensrettende Maßnahmen?

Tina Soliman: Natürlich gibt es auch Abbrecher, die Wert darauf legen zu betonen, dass sie sich nach dem Abbruch wie befreit fühlten und die Funkstille die beste Entscheidung ihres Lebens gewesen sei. Die Funkstille sei gar ein Menschenrecht, schrieb ein wütender Abbrecher. In erster Linie aber wollen Abbrecher erst einmal für sich klare Verhältnisse schaffen. Wenn ich das Gefühl habe, chronisch im falschen Film zu sein, chronisch missverstanden zu werden, mit meinen Bedürfnissen nicht verstanden zu werden, dann muss ich irgendwann gehen, um mich selbst zu retten. Ich muss gehen, um mir selber treu zu bleiben.

Man sagt: Ich will nicht mehr. Genauer formuliert heißt das: Ich will nicht mehr so! "Ich fand die Worte nicht, also habe ich gehandelt und damit erklärt, dass ich den Kontakt nicht mehr ertragen kann. Das heißt aber nicht, dass ich den Kontakt nicht will. Wie soll man das verständlich in Worte fassen?“ erklärt die Abbrecherin Anja. 

Das Drängen der Mutter nahm ihr die Luft zu atmen und damit die Fähigkeit, ihren Schmerz auszusprechen. Es gibt Menschen, die der Welt abhanden kommen, weil sie ihnen zu viel geworden ist. Die Sprachlosigkeit der Abbrecher ist meist kein aus freien Stücken gewähltes Schicksal oder gar ein banales Kommunikationsproblem, sie ist vielmehr Ausdruck eines schmerzlichen Verlustes, einer Angst vor Verlust und einer tiefen Trauer. Die empfundene Hilf- und Hoffnungslosigkeit können nicht in Worte gefasst werden. Das Problem dabei ist, dass die andere Seite dies nicht versteht, auch nicht verstehen kann, wenn Angst und Trauer eben nicht gezeigt werden. Sprachlosigkeit hat auch etwas mit der eigenen Biografie zu tun. 

Wächst ein Kind in einer Umgebung auf, in der Grundbedürfnisse, wie zum Beispiel das nach Bindung, missachtet werden, wird es im Zuge des Heranwachsens Verhaltensweisen entwickeln, die weitere Verletzungen vermeiden helfen. Und da man sich den Eltern oder aber den eigenen (erwachsenen) Kindern schwerlich anderweitig entziehen kann, ist die Funkstille oft das einzig probat erscheinende Mittel. "Würde meine Mutter versuchen, Kontakt aufzunehmen, würde sie versuchen mich zu verstehen und mir Fragen stellen, wäre ich bereit, mich dem zu stellen. Denn genau diese Appellfunktion hat mein Abbruch. Könnte ich wählen zwischen Kontakt und keinem Kontakt, wäre die Antwort klar: "Kontakt!“, erklärte mir Anja. 

Es gibt aber auch Menschen, die Schweigen ganz bewusst als Waffe einsetzen. Schweigen ist häufig das Werkzeug des Narzissten, auch von Sadisten (s. vorherige Fragen). Der gezielte Einsatz des Schweigens kann als Waffe und vor allem als Manipulationswerkzeug genutzt werden. Der Narzisst schweigt, um seine Gekränktheit zu demonstrieren, aber auch, weil ihm die anderen kein Wort wert sind. Das Schweigen hat eine immense psychodynamische und emotionale Kraft, die stark verunsichern kann und nicht wenige Menschen sogar vollends aus der Bahn wirft. 

Es gibt einige wenige Zuschriften von Abbrechern, die zugeben, dass es ihnen Spaß gemacht hat zu sehen, wie der Verlassene auf der Suche nach einer Erklärung nach und nach den Boden unter den Füßen verlor und am Ende kopflos und erniedrigt den Kampf aufgab. Doch zuvor war oft das Machtgefälle umgekehrt! Schweigen ist in erster Linie eine Kränkung, selbst wenn es eine Folge von Kränkungen ist. 

Helga König: Neigen Kontaktabbrecher dazu, ihr Verhalten im Anschluss an den Abbruch zumindest schriftlich zu erläutern oder gehen sie eher kommentarlos ihrer Wege ?

Tina Soliman: ...nur wenn der Bruch kommentarlos passiert, spreche ich von einer Funkstille! Insofern... . 

Helga König: Verheilen die Wunden eines Kontaktabbruchs, wenn man sich für Loslassen als Ende der Funkstille entscheidet oder ist Loslassen für die Beteiligten unmöglich, solange kein endgültiger verbalisierter Abschluss erfolgt?

Tina Soliman:  Mich fragten viele Betroffene: Kann man mit der Funkstille leben? Die Antwort ist: JA! Dennoch ist die Funkstille kein brauchbares Konfliktlösungsmittel, denn beide Seiten, Verlassener wie auch der Abbrecher, bleiben in belastender Weise miteinander verbunden. Aber dennoch berichten viele Abbrecher, dass sie durch den Kontaktabbruch inneren Frieden gefunden hätten, dass eine Schwere aus ihrem Leben gewichen sei und dass sie ohne Manipulation, Überwachung, Kontrolle besser lebten, auch wenn der Verlust sie schmerze. Und auch Verlassene erklären, dass sie loslassen und abschließen konnten, meist dann, wenn sie aufgehört haben, nach dem Auslöser der Funkstille zu suchen, nach den Gründen, nach ihren eigenen Fehlern. 

Es geht bei der Bewältigung der Funkstille-Problematik sicherlich auch darum zu lernen, zu akzeptieren, dass es nicht für alles eine Erklärung gibt, und es geht um die Akzeptanz der Polarität des Lebens. Das Gute und das Schlechte gehören zum Leben, ohne Enttäuschung und Trauer ist das Leben nicht zu haben. Wenn man aber die Funkstille wirklich durchdringen will, gibt es wohl nur eine Möglichkeit: Man kommt nur raus, indem man reingeht – wie bei vielen Konflikten. Denn natürlich ist es ungesund, Konflikte nicht zu verarbeiten. Die Funkstille ist ja leider ein besonders "beliebtes" Konfliktlösungsmittel in Familien. 

Die Verhaltensweisen werden fortlaufend wiederholt, wenn man das Muster nicht durchbricht. Dazu gehört natürlich, sich die wunden Punkte in den Biografien der Familien anzuschauen. Auch gibt es die Gefahr der seelischen Infektion: Der Kranke kränkt den Gesunden so sehr, dass auch dieser erkrankt und beginnt, mit den Kampftechniken zurückzuschlagen, die er vom Aggressor gelernt hat. Es ist allerdings nicht ratsam, sich der Waffen des anderen zu bedienen. Und es ist auch nicht empfehlenswert, sich bei Gesprächsverweigerung ungefragt zu "verteidigen", denn damit gerät man immer wieder von neuem in die Schusslinie desjenigen, der schweigt. 

Hinzu kommt, dass immer gleiche Verhaltensmuster offenbar immer wieder bestimmte Reaktionen provozieren – ein verhängnisvoller Kreislauf, der schwer zu durchbrechen ist, wenn man nicht reingeht und ihn unterbricht. Übrigens ist auch nicht jede Wahrheit besser als Schweigen. Es gibt ungeliebte oder ungewollte Kinder. In solchen Fällen sollte man sich gut überlegen, ob die Wahrheit tatsächlich besser ist, oder? Andererseits: Wenn Menschen Sinn in einer Handlung sehen, können sie sehr vieles durchstehen und bewältigen, ohne Sinn jedoch kaum etwas. Ich denke letztendlich auch, dass wir akzeptieren müssen, dass Beziehungen sich verändern, so wie auch Menschen psychische Wesensveränderungen durchmachen. Und, weil das viele Leser fragen: Nicht jeder, der einen Kontaktabbruch erlebt, braucht eine Psychotherapie, und natürlich leidet nicht jeder der Betroffenen unter einer Persönlichkeitsstörung. 

Doch sämtliche Fachleute, die ich befragt habe, betonten, dass es eher nicht "normal" sei, Beziehungen mit einem plötzlichen Abbruch zu beenden. Wenn also auf der Abbrecher-Seite der Leidensdruck hoch ist – und er ist es, wie die Zuschriften meiner Leser beweisen –, dann ist es tatsächlich hilfreich zu schauen, woher dieser Druck und der Impuls, einfach wegzugehen, kommen. Der Abbrecher ist sich in seiner Nähevermeidung oft selbst fern. Er muss also herausfinden, wie es in ihm selbst aussieht. 

Sich einem Problem stellen heißt aber eben auch, es sichtbar zu machen – nicht jeder hat die Kraft oder den Mut dazu. Das gilt übrigens für beide Seiten. Für Verlassene mag es das Beste sein, damit aufzuhören, den anderen im inneren Gespräch zur Rechenschaft zu ziehen oder es ihm in einem hilflosen Schattentheater heimzahlen zu wollen. Der Abbrecher weiß ja häufig gar nichts vom selbstzerstörerischen Ärger des Verlassenen. Auch wenn es unmöglich erscheint: Hilfreich kann dabei sein, an das Gute zurückzudenken, das man mit dem anderen Menschen erlebt hat und es wertzuschätzen. 

Entscheidend scheint zu sein, dass wir lernen, mit Abhängigkeiten umzugehen, sie wertzuschätzen, wenn sie uns Freiheit bedeuten und sie zu beenden, wenn sie einengen. Mit der Funkstille weiterzuleben, ohne an ihr zu verzweifeln, bedeutet zuzulassen, dass der andere eine andere Wahrnehmung, eine andere Wahrheit hat als ich selbst. Letztlich bedeutet es auch, mehrere Realitäten zuzulassen, sich von einem Bild, das man von dem anderen hatte – und aus dem er vielleicht ausbrechen musste, weil es seinem Selbstbild nicht entsprach – Abschied zu nehmen. 

Liebe Frau Soliman, ich danke Ihnen für das aufschlussreiche Interview:
Ihre Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Klett-Cotta- Verlag und können das Buch dort direkt bestellen.  http://www.klett-cotta.de/buch/Gesellschaft/Der_Sturm_vor_der_Stille/48970
Es ist aber auch in allen Buchhandlungen erhältlich.






Helga König im Gespräch mit Pater Dr. Anselm Grün über seine neuen Publikationen im Herbst 2014 im Vier-Türme-Verlag Münsterschwarzach

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Lieber Pater Anselm, in den letzten Wochen habe ich vier neue Bücher von Ihnen auf "Buch, Kultur und Lifestyle", die im Vier-Türme-Verlag erschienen sind, rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen einige Fragen stellen.

 Hier die Links zu den Rezensionen: 

Helga König: Mit großer Freude nehme ich täglich Ihr Buch "Ein Jahr voller Glück" in die Hand. Was hat Sie bewogen, diesen Titel und dazu ein Foto von der Provence für den Hintergrund zu wählen? 

P. Dr. Anselm Grün
Foto: Vier-Türme-Verlag
P. Dr. Anselm Grün: Glück ist eine Ursehnsucht des Menschen. Aber Glück kann man sich nicht kaufen. Aber wenn wir uns von guten Worten leiten lassen und uns durch die Worte mit unserer eigenen Seele in Berührung bringen lassen, dann dürfen wir immer wieder Glück erleben. Und das ist mein Wunsch, dass die Menschen mit ihrer Seele in Berührung kommen und in sich inneren Frieden, Einklang und so letztlich Glück erfahren. 

Das Foto von der Provence zeigt, was Glück für mich bedeutet: im Einklang zu sein mit mir, aber auch mit der Natur. Wenn ich die Schönheit der Natur meditiere, dann entdecke ich auch die eigene Schönheit und kann dafür dankbar sein. 

Helga König: Für den heutigen 15. September lese ich nachstehende Sentenzen:

Das Gute wecken 

Die Liebe hat in sich die Tendenz, sich dem anderen zuzuwenden. Sie zeigt sich nach außen zu dem Menschen als gut und gütig. Und daher erweckt sie im anderen das Gute. Sie behandelt ihn gut, sie berührt ihn mit liebevollen Händen.“ 

Liebe gibt nicht auf 

Diese Liebe ist daher immer auch optimistisch. Die Liebe gibt keinen Menschen auf. Sie glaubt, dass selbst in dem, der andere verletzt, der voller Bosheit und Härte ist, die Sehnsucht nach Liebe ist, die Sehnsucht nach Gutsein. Und indem die Liebe an diesen Glauben und an dieser Hoffnung festhält, vermag sie im anderen das Gute hervorzulocken.“

An welche Leser denken Sie besonders, wenn Sie solche Sätze formulieren?

P. Dr. Anselm Grün: Ich denke vor allem an Menschen, die sich überfordern mit der Liebe. Sie meinen, sie müssten immer lieben und alle anderen Gefühle aus dem eigenen Inneren verbannen. Mit dem hl. Paulus möchte ich diesen Menschen sagen: bei all deinen erfüllenden und enttäuschenden Erfahrungen mit der Liebe ist in Dir eine Quelle der Liebe, die nie versiegt. Sie befähigt Dich, zu lieben. Trau dieser Liebe, die in Dir ist, und höre auf, Dich mit Deinen Ansprüchen zu überfordern.

Helga König: Wann schreiben Sie Sentenzen und wodurch werden Sie zum Schreiben von Sentenzen inspiriert? 

P. Dr. Anselm Grün: Ich werde von Themen berührt und versuche, das, was in meinem Herzen ist, einfach zum Ausdruck zu bringen. Manchmal ist das dann in Form von Sentenzen. 

Helga König: Eine der Kapitelüberschriften in Ihrem Buch"Ich wünsch dir einen Freund"heißt "Freund werden heißt: Mensch werden." Können Sie unseren Lesern dazu Näheres mitteilen? 

P. Dr. Anselm Grün: Die griechische Philosophie hat erkannt, dass nur der Gute wirklich Freund sein kann. Daher ist es zuerst einmal wichtig, das Gute in mir zu entfalten und das heißt ja letztlich: ein guter Mensch werden, ein wirklicher Mensch werden.

Unreife Menschen werden auch keine guten Freunde. Sie verwechseln Freundschaft mit Abhängigkeit. Sie kleben aneinander, aber es ist keine wirkliche Freundschaft. 

Helga König:  Weshalb ist es gerade im Hier und Jetzt so wichtig, Freundschaften zu pflegen und wie pflegt man Freundschaften überhaupt sinnvoll? 

P. Dr. Anselm Grün: Freundschaft gibt in unserer anonymisierten Welt Halt und Geborgenheit und Heimat. Freunde sind eine Quelle auch von Energie, die wir für unsere Arbeit brauchen. Für Freundschaft braucht man Zeit. Sie darf nicht verzweckt werden. Wir sollen die Freundschaft auch genießen, die Zeit miteinander genießen und dann den Raum öffnen für gute Gespräche, die unser Herz berühren. 

Helga König: Kann es zwischen Männern und Frauen tiefe Freundschaften geben und falls ja, was ist die Vorraussetzung? 

P. Dr. Anselm Grün: Es gibt zwischen Männern und Frauen die Ehe. Aber es gibt auch tiefe Freundschaften zwischen Männern und Frauen, die nicht in die Partnerschaft führen. Wichtig ist, dass man die Beziehung wirklich als Freundschaft versteht, dass man seine Grenzen klar sieht. Dann kann man sich an der Freundschaft freuen, die uns gegenseitig befruchtet. Viele große Werke – von Künstlern oder Wissenschaftlern – sind aus einer tiefen Freundschaft zwischen Männern und Frauen erwachsen. 

Helga König: Haben die Menschen verlernt, einander wertzuschätzen, weil die Haltungen, die zur Wertschätzung führen, in Zeiten der Internettrolle und des Mobbings in Familien sowie in Betrieben, nicht mehr selbstverständlich sind? 

P. Dr. Anselm Grün: Die Gefahr ist, dass die Menschen heute nur noch als Produktionsfaktor gesehen werden. Oder man sucht ihre Kontakte, um sich nicht allein zu fühlen. Aber Wertschätzung braucht immer auch eine innere Haltung der Kontemplation. Ich sehe den Wert eines anderen Menschen,wenn ich ihn ohne Vorurteil betrachte, wenn ich mich in ihn hinein denke. Dann spüre ich, dass jeder Mensch einmalig ist. Und Wertschätzung hat damit zu tun, dass ich den einmaligen Wert jedes einzelnen wahrnehme und schätze. 

Helga König: Wen oder was verändert das Verhaltensmuster der Wertschätzung und weshalb ist Wertschätzung sinnstiftend? 

P. Dr. Anselm Grün: Die Wertschätzung macht den Menschen wertvoll. Und wertvolle Menschen bringen auch Wertvolles zustande. Wertschätzung schützt die Würde des Menschen. Und nur dort, wo ich mit meiner Würde in Berührung bin, ist mein Leben voller Sinn. Wo alles wertlos ist, wird es auch sinnlos.

Helga König: Wann versäumt ein Mensch sein Leben, dann wenn er nicht seinem Gaben gemäß lebt oder aber wenn er die Liebe versäumt? 

P. Dr. Anselm Grün:  Es gibt viele Weisen, das Leben zu versäumen. Das Entscheidende ist natürlich, dass er die Liebe versäumt. Dann lebt der Mensch an sich vorbei. Aber das Versäumen drückt sich heute oft so aus, dass Menschen Angst haben, sich hinzugeben. Sie achten nur auf ihre Grenzen, damit ja nichts zuviel wird. Aber vor lauter Beachtung der Grenzen kommen sie nicht ins Leben. Das Leben muss fließen. Wer es festhält, der versäumt es, bei dem kommt es nicht zum Fließen. 

Helga König: Wofür möchten Sie in Ihren Büchern generell ein Bewusstsein schaffen? I

P. Dr. Anselm Grün: Ich möchte meinen Lesern und Leserinnen vermitteln, dass jeder Mensch einmalig ist und dass es unsere Aufgabe ist, unsere ganz persönliche Lebensspur in diese Welt einzugraben. Und ich möchte den Lesern und Leserinnen Vertrauen schenken, dass sie mit ihrer Lebensspur diese Welt ein wenig heller und wärmer machen können. Dabei ist mir wichtig, dass die Menschen sich verabschieden von Illusionen, die sie über sich haben, und den Mut finden, sich in ihrer eigenen Begrenztheit anzunehmen. 

Statt ständig neuen Methoden der Veränderung nachzulaufen, sollten sie vertrauen, dass Gott sie immer mehr in den hinein verwandelt, der sie eigentlich sind. Verwandlung ist sanfter als Veränderung. Alles darf sein. Aber alles halte ich in die Beziehung zu Gott, damit durch alles, was ich bin und habe, immer mehr das einmalige Bild durchstrahlt, das ich von Gott her bin. 

Lieber Pater Anselm, ich danke Ihnen herzlich für das erhellende Interview:

Ihre Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Viertürme-Verlag und können die Bücher bestellen: http://www.vier-tuerme-verlag.de/ Sie können aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke die Bücher ordern.


Helga König im Gespräch mit Dana Güttler und Jürgen Güttler über die "Academy of Fine Art" in Bad Homburg

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Liebe Frau Güttler, Sie sind Direktorin der am 17.9.2014 in Bad Homburg neu gegründeten "Academy of Fine Art". Um unseren Lesern einen Einblick in Ihre Neugründung zu geben, möchte ich heute einige Fragen an Sie richten. 

Helga: König: Ihre Akademie steht in der Lehrtradition der europäischen Kunstakademien des 19. Jahrhunderts. Können Sie uns kurz berichten, wie man sich diese damaligen Akademien und ihre Arbeitsweise vorzustellen hat? 

 Dana Güttler
Dana Güttler: Bei den Akademien des 19. Jahrhunderts wurde das akademische Zeichnen und Malen von der Natur – also realistisch - gelehrt. Die Studenten wurden in 4 Jahren im Zeichnen ausgebildet. Sie zeichneten von Kopien, Skulpturen und lebenden Modellen. Erst nach gründlicher Ausbildung im Zeichnen – um genau Proportionen, Formen, Licht und Schatten zu verstehen und darstellen zu können, durften sie in der Ölmalerei ausgebildet werden. 

Helga König: Wer unterrichtete damals an den Akademien und aus welcher Gesellschaftsschicht rekrutierten sich die  Schüler und Studenten? 

Dana  Güttler: Unterrichtet wurden die Studenten von bekannten alten Meistern, die selber jahrelange Erfahrung in ihrem Metier mitbrachten. Nicht jeder durfte einfach zum Studieren kommen. Meist wurde vorausgesetzt, dass die Studenten schon bei bereits bekannten Künstlern unterrichtet wurden. Die damaligen Akademien wurden meist von Adligen und kirchlichen Einrichtungen errichtet, um in den künstlerischen Bereichen, (dazu gehörte neben den professionellen Künstlern, Architekten, Skulpteure, etc) eine hohe Qualität zu sichern. Schon damals gab es auch Stipendien, die durch z.B. Wettbewerbe vergeben wurden. 

Helga König: Was hat Sie dazu veranlasst, diesen alten Akademie-Gedanken wieder aufleben zu lassen? 

 Dana Güttler, Oberbürgermeister  Michael Korwisi
Dana Güttler: Einmal meine eigene Liebe zur Kunst – die sich aber auf das realistische Malen und Zeichnen konzentriert. Und zum anderen die Erkenntnis, dass man das realistische Zeichnen und Malen an nur sehr wenigen Akademien in der Welt überhaupt noch erlernen kann. Ich bin der festen Überzeugung, dass es wichtig ist, ein Handwerk zu lernen für das es Regeln und klare Strukturen gibt. Wenn man die Basis beherrscht, fällt es leichter zu abstrahieren und sich künstlerisch und natürlich kreativ in alle Richtungen zu entwickeln. 

Helga König: Gibt es Gründe, weshalb Sie Ihre Akademie in Bad Homburg etabliert haben? 

Dana Güttler: Zum einen leben wir schon seit einigen Jahren in Bad Homburg, zum anderen ist der Standort sehr zentral für Deutschland und dem Rhein-Main-Gebiet. Mit der Nähe zum Frankfurter Flughafen haben wir einen verkehrstechnisch guten Standort, um auch internationale Studenten auf kurzem Weg zu empfangen. 

Helga König:  Sie schreiben auf Ihrer Website, dass Sie nicht nur Fertigkeiten, sondern auch Verständnis für Kunst, Farben und Formen vermitteln wollen. Wie darf man sich das konkret vorstellen?

 Dana  Güttler, Dr. Matthias  Setzer
Dana Güttler: Um die Fertigkeit – realistisch Zeichnen und Malen – zu können, müssen die Studenten zwangsweise ein Verständnis für Farben und Formen erhalten. Sie erlernen wie sie den Gegenstand oder der Figur, die sie zeichnen/malen mit dem entsprechenden Medium (Bleistift, Kohle, Pinsel) eine Form geben, damit sie dreidimensional aussieht. Hierfür werden die Studenten z.B. in der menschlichen Anatomie geschult, um den Knochen- und Muskelaufbau zu verstehen und zu erkennen. Dieses Wissen ist z.B. beim Aktzeichnen sehr hilfreich. Materialkunde und die Verwendung der richtigen Farben ist dabei genau wo wichtig. Abgerundet wird diese sehr praktische Ausbildung mit Lehrblöcken zu den Themen Kunsthistorie – alte Meister – Vermarktung der eigenen Kunstwerke und Person, PR, Marketing, rechtliche und steuerliche Aspekte. 

Helga König:  Können Sie das 4 –Stufenprogramm zum Erlernen der erwünschten Fertigkeiten kurz skizzieren? 

Oberbürgermeister Michael Korwisi,  Dana Güttler,
Michael Milosovic
Dana Güttler: In Level 1 lernen sie nach Kopien von Charles Bargue, Zeichnungen mit dem Bleistift zu erstellen. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf die Proportionen, Formen, Licht und Schatten gelegt. In Level 2 geht es in die Räumlichkeit. Gipsskulpturen dienen den Studenten als Modell und werden mit Kohle auf Papier übertragen. Ziel ist es, die Plastizität des Körpers mit seinen von Licht und Schatten modellierten Flächen zu erfassen. Die Malerei in Öl beginnt in der 3. Stufe. Hier ist nicht nur der Umgang mit dem neuen Material zu erlernen, sondern auch der Einsatz und die Bedeutung von Farben. Darauf baut Level 4 auf. Beim Malen von Stillleben verbinden die Studenten alles bereits Gelernte zu einer Gesamtkomposition. Schon in der 1. Stufe können Studenten mit Hilfe lebender Modelle ihr Auge, ihr Verstehen von Formen und Proportionen sowie ihre künstlerischen Fähigkeiten schulen. Theoretische Unterweisungen durch die Lehrer ergänzen den praktischen Unterricht. 

Helga König:  Worin besteht der Unterschied zwischen Vollzeit- und Teilzeitprogrammen? 

Dana Güttler: Da nicht jeder Student gleich viel Zeit hat, gibt es die Möglichkeit, Vollzeit zu studieren, das bedeutet täglich von Montag bis Freitag von 09 – 16:00 Uhr oder Teilzeit nur morgens von 09 – 12:00 Uhr oder Mittags von 13 – 16:00 Uhr oder an 2-3 ganzen Tagen in der Woche. 

Helga König: Wie darf man sich die Kurse und Workshops vorstellen, sind diese eventuell auch für Kinder gedacht? 

 Dana Güttler
Dana Güttler: Bei den Kursen und Workshops haben wir die interessantesten Themen wie z.B. Portrait zeichnen/malen, Zeichnen von Beginn an, etc. aufgegriffen. Kurse werden in der Regel 1 x die Woche 2-3 Stunden belegt, Workshops sind 1-wöchige intensive Kurse (von Montag bis Freitag von 09 – 16:00 Uhr). Alle Kurse und Workshops können nach Absprache jeder Zeit begonnen werden, man muss also nicht warten bis ein Kurs oder Workshop wieder beginnt. Kinder werden ebenfalls unterrichtet. Hier wird allerdings altersmäßig unterschieden. Es gibt Kurse für 3 – 5 Jährige, 6 – 10 Jährige und 11 – 16 Jährige. Während die kleinen Künstler noch viel kreativen Freiraum zum Testen und Ausprobieren erhalten, wird die mittlere Gruppe schon an konkrete einfache realistische Themen herangeführt, wie z.B. Proportionen von Tieren und Menschen. Die großen Künstler beginnen ähnlich wie die Erwachsenen in Bleistiftzeichnungen von Kopien. 

Helga König: Dürfen unsere Leser etwas mehr über den Backround Ihrer Dozentin Irmgard Pfister und Ihres Dozenten Michael Milosevic erfahren? 

Dana Güttler: Michael Milosevic studierte mehrere Jahre an der Angel Academy of Art in Florenz, die ihre Studenten in einem ähnlichen Modell wie unserem im realistischen Zeichnen und Malen unterrichtet. Irmgard Pfister hat alle aufgeführten Level bei Michael Milosevic erlernt sowie sich in zahlreichen Kursen und Workshops anderer Künstler unterrichten lassen. 
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Helga König: Lieber Herr Güttler, Sie sind Unternehmer und werden zukünftig die Studenten in der Akademie in existenziell wichtigen Belangen unterrichten. Worum geht es? 

 Dana Güttler, Jürgen Güttler
Jürgen  Güttler: Aus eigenen beruflichen und unternehmerischen Erfahrungen weiß ich wie schwierig es ist, sein Produkt an den Mann zu bringen. In den letzten 20 Jahren konnte ich viele wichtige (negative wie positive) Erfahrungen machen und wurde streckenweise von sehr hilfreichen Mentoren begleitet. Von diesem großen Erfahrungsschatz können unsere Studenten profitieren. Erfolg und Erfüllung – oder im Falle unserer Künstler Bekanntheit und Verkauf seiner Werke sind nicht abhängig von Glück. Für seinen persönlichen Erfolg muss man etwas tun und sich an Regeln und Gesetzmäßigkeiten halten. Die Wahrheit ist: wir haben immer die Wahl. Es kommt nicht so sehr auf die Situation an, in der wir uns befinden, es kommt darauf an was wir aus der Situation machen. Jeder hat die Möglichkeit ein erfolgreicher Künstler zu sein. Man muss nur das passende Rezept für sich finden.

Liebe Frau Güttler, lieber Herr Güttler, ich danke Ihnen für das erhellende Interview.

Ihre Helga König

Fotos: Johannes C. Elze.

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zur Website der Academy of Fine Art und können sich weiter informieren: www.akademie-malen-zeichnen.de



Helga König im Gespräch mit der Galeristin Helga Müller über das Zukunftsprojekt "ATLANTIS- MARIPOSA auf Teneriffa"

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Liebe Helga Müller, Sie sind  Galeristen  in Stuttgart  und  haben gemeinsam mit Ihrem mittlerweile verstorbenen  Gatten zu Ende des 20. Jahrhunderts  etwas Spektakuläres für die Kunst geleistet. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen.

Helga König: Sie haben gemeinsam mit Ihrem 2009 verstorbenen Gatten Hans-Jürgen Müller 1985 das Zukunftsprojekt "ATLANTIS" ins Leben gerufen. Können Sie den Lesern von "Buch, Kultur und Lifestyle" berichten wie es dazu kam?

 Helga Müller
Galeristin 
Helga Müller: Mein Mann gehörte zu den progressivsten Galeristen nach dem Krieg, er eröffnete 1958 in Stuttgart seine erste Galerie mit Ausstellungen von Cy Twombly, Frank Stella, Morris Louis – Baumeister, Dieter Roth, Arnulf Rainer etc. Er war Mitbegründer des 1. Kunstmarkts in Köln 1967 und erlebte in der Folge mit großer Betroffenheit den zunehmend stärker werdenden spekulativen Umgang mit Kunst. Für ihn – den "Überzeugungstäter" und Liebhaber der Kunst und der Künstler – war das der Grund, 1973 seine in der Zwischenzeit in Köln eröffnete  Galerie zu schließen und sich nach Teneriffa zurückzuziehen, wo er das als "Kultbuch" berühmt gewordene Buch "Kunst kommt nicht von Können" schrieb, das seine Überzeugungen und Vorstellungen vom Umgang mit Kunst gut beschreibt. 1977 kehrte er nach Stuttgart zurück, wo er mit Max Hetzler und Ursula Schurr die Ausstellung "europa ’79" auf die Beine stellte, die allererste Ausstellung über die Kunst der 80er Jahre überhaupt.

1982 gingen wir beide dann nach Köln, wo damals "die Musik" spielte. Wir übernahmen die Galerieräume von Paul Maenz in der Schaafenstraße 25 und bauten eine große Sammlung auf  "Tiefe Blicke", die inzwischen im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt hängt. Die 80er Jahre waren geprägt durch den Neoexpressionismus der sog. "Jungen Wilden" und gingen einher mit einer extremen Zunahme, Kunst als Geldanlage, als Spekulationsobjekte zu behandeln. Nach einem Besuch im "Hammerstein’s"– dem In-Lokal damals in Köln und Treffpunkt der gesamten Kunstszene –, wo es ausschließlich um Kunstpreise und nicht mehr um -Qualitäten oder gar Inhalte ging, kamen wir völlig deprimiert in die Galerie zurück und überlegten gemeinsam in dieser Nacht, was wir beide denn gegen diese totale Kommerzialisierung von Kunst – und nicht nur der Kunst, nein aller kulturellen Bereiche – tun könnten.

Wir fragten uns, was der "Welt" im Grunde genommen fehle und kamen zu dem Ergebnis, dass uns die Schönheit und die Kultur verloren gegangen waren. Wir verglichen den Zustand unserer Gesellschaft mit dem von Platon im Tamaios beschriebenen Zustand der Gesellschaft im alten ATLANTIS – das von den Göttern in "einer Nacht" zum Untergang verdammt wurde und in den Fluten versank. – Deshalb der Projekt-Name ATLANTIS! Wir sahen viele Parallelen – unser Größenwahn, der Abfall vom Spirituellen, die Habgier und Rücksichtslosigkeit in der Bevölkerung und ihren "Führern"… und wir beschlossen, der Welt zum bevorstehenden Jahrtausendwechsel ein Geschenk zu machen – gemeinsam mit Gleichgesinnt- und –betroffenen: Einen Ort der Schönheit und der Kunst zu schaffen – als Raum, in dem der Mensch wieder erfahren könnte, was wir verloren haben, und als Quelle der Inspiration und der Entwicklung neuer Modelle einer lebenswerten – von ethischen Maßstäben geprägten Zukunft. Ein Think Tank, der kleine Gruppen von Verantwortungsträgern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zusammenbringen soll mit Querdenkern und Künstlern, um die damals schon erahnbare, heute in erschreckender Weise Wirklichkeit gewordene Entwicklung umzukehren.

Bis 1992 beauftragten wir bedeutende Architekten – Leon Krier, Frei Otto und andere – mit der Entwicklung von Plänen, wie ein solcher Ort aussehen könnte. Die Entwürfe von Krier gingen in großen Ausstellungen um die ganze Welt – vom Moca in Los Angeles bis Tokio, von Frankfurt bis Bologna, vom Museum Ludwig in Köln bis nach Yale… Die Entwürfe von Frei Otto – als "Pilotpro-jekt" mit dem Namen MARIPOSA benannt – wurden in Santa Cruz de Tenerife mit großer Medienwirksamkeit vorgestellt. 1992 waren wir von Jan Hoet eingeladen, ATLANTIS auf der documenta IX zu präsentieren, wo wir im eigenen Pavillon 100 Tage mit jedem an diesem Konzept interessierten Besucher Ziele und Möglichkeiten dieses Projekts zu diskutieren.

Helga König: 1992 dann erfolgte die ATLANTIS Kultur-Preisstiftung. Was hatte es damit auf sich?

Helga Müller: 1985 kehrten wir aus Köln nach Stuttgart zurück und eröffneten 1987 in der Ostendstraße 105 neue Räume, die so angelegt waren, dass sie auch als Basisbüro zur Realisierung von ATLANTIS würden genutzt werden können. Wir zeigten zeitgenössische Kunst, Volkskunst, ethologische Kunst und gutes Design – wenn Sie so wollen war es die erste "Life-Style-Galerie" in Deutschland überhaupt. Gleichzeitig trieben wir die Realisierungspläne für unser Projekt voran. Mit einem speziell gefertigten Wohnmobil fuhren wir zu jedem in Europa, der sich für dieses Projekt interessierte und Partner würde sein können. 

Was uns dabei immer deutlicher bewusst wurde war, dass die "wahren Helden", die sich für Kultur, Ethik, für die mit Geld nicht erwerbbaren Werte selbstausbeuterisch betätigten, von den Medien nicht begleitet – also nicht "sichtbar" wurden und somit auch kein Diskurs in der Öffentlichkeit über die radikalen humanistischen Veränderungen stattfanden. 

Wir beschlossen, eine Stiftung zu gründen, die diesem Manko abhelfen sollte – Die ATLANTIS-Kulturpreis-Stiftung. Sie sollte diejenigen durch die Verleihung eines nicht mit Geld dotierten Preises ehren, deren großen kulturellen Leistungen ungesehen und unkommentiert blieben. Gemeinsam mit einem unserer ganz alten Künstlerfreunde, Erich Hauser, fanden einige der Preisverleihungen auch in Rottweil statt. Preisträger waren u.a.: • Prof. Dr. Heinrich Klotz (Direktor des ZKM Karlsruhe) und vorher des DAM, Frankfurt • Prof. Dr. Bazon Brock (Prof. f. Ästhetik, Uni Wuppertal Laudatio: Rochus Kowallek • Helmut A. Müller (Hospitalhof, Stuttgart) Laudatio: Prof. Dr. Eugen Drewermann, • Dr. Alexander U. Martens (ZDF-Aspekte)/Laudatio: Prof. Dr. Hilmar Hofmann • Jörg Krichbaum (Autor)/ Laudatio: Peter Iden (Feuilleton-Chef Frankfurter Rundschau) Die ATLANTIS-Kulturpreis-Stiftung besteht nach wie vor – ihre Umwandlung in eine MARIPOSA –Stiftung strebe ich seit ein paar Jahren an. Vorbereitende Gespräche mit dem Staatssekretär im Wirtschaftsministerium von Baden-Württemberg fanden statt, die Statuten sind abgestimmt, - es fehlen bisher die Zu-Stifter – ich würde MARIPOSA selbst in die Stiftung einbringen!

Helga König:  Ein Jahr später begannen die Bauarbeiten für das Kulturprojekt MARIPOSA in Arona auf Teneriffa. Können Sie näher schildern, was dort konkret entstanden ist und zu welchen Zwecken man den Kunstpark seitdem nutzt? 

 Helga Müller
Galeristin
Helga Müller: Im Zusammenhang mit dem großen Medienrummel, den das Projekt ATLANTIS losgetreten hatte und unserer Teilnahme an der documenta IX, entschloss sich der SWR, Rudij Bergmann damit zu beauftragen, einen Film über unsere Arbeit als Galeristen und ATLANTIS-Projekt-Entwickler zu drehen. Das Team kam dazu auf die documenta, in unsere neuen Räumen in der Ostendstraße und – wollte auch auf Teneriffa filmen, wo es außer unserem, schon 1973 erworbenen Grundstück noch nichts zu sehen gab.

Eine aufgelassene Finca von 2.5 ha mit drei Palmen, vielen zerborstenen Natursteinmauern und ein paar Mauerresten ehemaliger bäuerlicher Gebäude. In Vorbereitung auf das Film-Team, das auch tatsächlich nach Teneriffa kam, begannen wir mit den ersten Bau-Maßnahmen in Form der Errichtung einer ersten Begrenzungsmauer entlang der Straße und der Erweiterung eines kleinen bestehenden Baus, in welchem bis dahin Geräte für den Ackerbau weggeschlossen worden waren. Ich ließ ihn zu einem kleinen Haus ausbauen, damit die ersten Künstler einen Ort hätten, wo sie wohnen könnten und kaufte ein paar Pflanzkübel mit subtropischen Gewächsen, damit die Kameras etwas zu filmen hätten. – Dies war der Stand, als der SWR kam. 

In dem Film "Mensch Müller, lass‘ die Welt doch untergeh‘n" war insofern auch kein einziger Schnitt, auf dem das heutige MARIPOSA zu sehen war… Am letzten Tag der documenta trafen wir in Kassel auf ein Künstlerpaar, das Straßenkunst machte – ich würde sagen eine Art "Pflastermalerei", aber so poetisch, dass mein Mann und ich die beiden ansprachen, um sie zu fragen, woher sie kämen und ob sie sich vorstellen könnten, gestalterisch an MARIPOSA mitzuwirken. Sie lebten, man höre und staune! auf Teneriffa… Der 1. bedeutsame "Zufall" in der Entstehungsgeschichte des Kulturparks MARIPOSA … 

Wir konnten sie gewinnen, ab dem 11. Januar 1993 ihre Arbeit bei uns aufzunehmen. Sie verwandelten das kleine Haus in ein Juwel – heute ist es das "Sternhaus" wegen seiner originellen Dachkonstruktion in Form eines Sterns. Sie schufen das "Belvedere"– den Aussichtspunkt auf MARIPOSA, der den weitesten und schönsten Blick über die Küsten des Südens erlaubt und auch von seiner Konstruktion her eine einzige Augenweide ist.

Ihre gestalterischen Ideen setzten Maßstäbe für die weitere Entwicklung des Geländes. Wir erkannten, dass dies – wollten wir die Menschen wirklich in ihrem Inneren erreichen – nicht mit unseren, in der bildenden Kunst erworbenen hohen Ansprüchen an Reduktion und Abstraktion – zu erreichen war, sondern mit einer Formensprache, die unabhängig wäre vom Bildungsstand der Besucher und Gäste. 

Für meinen Mann und mich war diese Erkenntnis ein "langer Weg"– er dauerte fast ein ganzes Jahr. Hans-Jürgen Müller, in der Kunstszene bekannt "wie ein bunter Hund", und unser Projekt waren in Künstlerkreisen damals ein wichtiges Gesprächsthema. 

Viele meldeten sich bei uns und fragten uns, ob sie dazu einen Beitrag leisten könnten, dürften. Wenn man weiß, was einen Künstler in seinem Werk ausmacht, vermag man auch, sich vorzustellen, ob er sich mit der eigenen Vision verbinden lässt oder nicht. Dies war das einzige Kriterium, das uns dann veranlasste, ihn einzuladen. Wir zahlten den Flug, die Unterbringung, die Verpflegung und die Materialien für die geplante Arbeit, nachdem wir uns hatten erzählen lassen, welche Ideen er realisieren wollte. Vielleicht illustriert es ein wenig, wenn ich Ihnen erzähle, dass ich jedem Künstler bei seinem 1. Aufenthalt auf MARIPOSA ein ganz besonderes Buch in die Hand drückte: einen Bildband über die Katsura-Villa in Kyoto, den Palast der japanischen Kaiser aus dem 15./16. Jhdt. und Vorbild für die großen Architekten des Bauhaus. 

Ich bat sie, sich dieses Buch genau anzusehen, über die Insel zu fahren und sich die alte Bausubstanz auf Teneriffa "einzuverleiben", die Materialien der Insel, die Farben und die subtropische Vegetation. Dann erst – wenn sie alles zu einem "inneren Bild" würden verbunden haben, sollten sie sich "ihren Platz" innerhalb des Geländes suchen und "den Platz fragen, was der Platz will"– erst dann könne ein Werk entstehen, das sich mit dem Ort auch verbinde… 

So entstand – zunächst wie beim Legen eines 6000 Teile-Puzzles – eine Art "Flickenteppich" von gestalteten Plätzen, singulären Kunstwerken oder Kunsträumen. Über 80 Künstler aus aller Welt haben im Laufe der letzten 20 Jahre an MARIPOSA mitgewirkt. Die verbindenden Wege, Plätze, Gärten, Zonen des Spiels und der Kontemplation, all das waren weitgehend gestalterische Entscheidungen meines Mannes. Ich übernahm meist die Innengestaltung der Häuser und Jurten. Jedes Haus ist eine eigene, ganz besondere Welt, in der alles – bis zum Kaffeelöffel – bewusst ausgewählt worden ist. Mit jedem neuen Bereich, den wir angingen, wurde das Gelände "grösser"… 

Ich sagte ja schon, dass es außer drei Palmen und einem uralten Pfefferbaum keinerlei Bäume gab. Aber dafür waren weite Bereiche des Geländes übersät mit Kakteen und stacheligen anderen Pflanzen, die ein Begehen so gut wie unmöglich machten. Die beiden Stuttgarter Geodäten, die uns angeboten hatten, ehrenamtlich das Land zu vermessen, waren "Krankenhaus-reif"“ danach…

Zunächst war die Herausforderung, die zusammengestürzten Trockenmauern des nach Süden abfallenden Geländes wieder zu errichten. An die zwölf kanarische Arbeiter waren dazu notwendig. Wege gab es keine mehr, aber die Topographie des Geländes und die schrittweise "Eroberung" des Landes mit ästhetischen Mitteln, die Knochenarbeit des Rodens weiter Kakteenfelder und die Bewegung der Menschen auf dem Land zeigten uns, wo die Wege laufen sollten. So entstand nach und nach eine erste Infrastruktur. Die kreativen Eingriffe der Künstler waren die Bezugspunkte für die beginnende Gartengestaltung und das Pflanzen von Bäumen, Büschen und anderen subtropischen Pflanzen. 

Helga König:  Können Sie Näheres zu den Arbeiten der Künstler auf und über MARIPOSA berichten? 

Helga  Müller: Nachdem der Architekt aus Madrid und seine Lebensgefährtin, eine Grafik-Designerin vom Nie-der-Rhein, im Januar 1994 ihre Arbeit beendet hatten, haben zwei Ulmer Künstler auf MARIPOSA als "Dauer-Gestalter" Einzug gehalten. Sie gingen daran, den westlich des Belvedere gelegenen oberen Bereich zu formen. Die ein Jahr zuvor auf der obersten Terrasse gepflanzten Bäume waren schon am Wachsen und mein Mann entschied, die Fläche mit einem besonderen Paviment zu verschönern – weiße Blumen aus Marmor in Ornamenten aus Basaltsteinen und Steinplättchen, die linienförmig die Topographie des Weges optisch ins Bewusstsein heben. Wasser ist innerhalb der Rossbreiten in subtropischen Trockenzonen wie die im Südwesten von Teneriffa von zentraler Bedeutung. 

So entwickelte er gemeinsam mit den beiden jungen Künstlern – sie waren Ende 20 – die Idee, einen künstlichen Fluss anzulegen, dessen "Quelle" in Form einer Stahlskulptur in Herzform in der Werkstatt von Erich Hauser in Rottweil geschaffen worden war. Über drei Kaskaden fließt er nun in ein ovales Wasserbecken, um das sich sieben Sitzsteine gruppieren. Die Gäste nutzen es als kleinen Pool oder – wie bei den Mariposien® - als "Konferenztisch" völlig anderer Art. 

Ein nach Süden künstlich aufgeschütteter Hügel, bepflanzt mit Agaven, Tabaiben und Bougainvilleas, schafft eine konzentrierte, dichte Atmosphäre – das Wasser trägt die Stimmen zum Gegenüber. Ein Nachbar hatte mich auf die Finca seiner Vorfahren mitgenommen, wo ich zum ersten Mal eine „Sommerküche“ sah, also eine Küche und „Esszimmer“ im Freien. Bei Jahresdurchschnittstemperaturen um die 21° C und mit wenigen Regentagen im Jahr, eine wunderbare "Erfindung"– man möchte gern immer im Freien sein. Im Bereich des Wasserbeckens schien mir der richtige Platz zu sein, auch auf MARIPOSA diese kanarische Tradition zu übernehmen. So entwickelte ich mit den beiden Künstlern die Idee ihrer Gestaltung, fertigte Zeichnungen an und schließlich wurde sie Realität. Auch ein geschlossener Küchenraum wurde benötigt, Kühlschrank, Spülmaschine, Vorräte – auch eine Toilette war vorzusehen. Die Sommerküche wurde zum zentralen Begegnungsplatz für alle Gäste seither. 

Nach Süden pflanzten wir eine Hecke aus Rosmarin – und ein Feld ganz besonderer Wolfsmilchgewächse, die zu den Kakteen gezählt werden. Weiter und weiter ging es zu dem Bereich, der zum heutigen West-Eingang mit dem MARIPOSA –Tor führt. Ursula Stalder, eine Schweizer Künstlerin, die an den Stränden der Meere in aller Welt sammelt, was das Meer anspült, hatte uns mit ihren Arbeiten auf die Idee gebracht, zwei ihrer "Collagen"– Fundstücke aus Ägypten und Teneriffa in echten Museumskästen (die wir in Stuttgart hatten anfertigen lassen) – in einer „Kunst-Passage“ zu installieren, umrankt von Bougainvilleas. Robin Minard, Komponist elekt-ronischer Musik und Professor an der Musikhochschule in Weimar, fügte dem Schachplatz im Freien (ohne einen solchen ging es nicht bei meinem Mann) drei Klangtürme mit kleinen Laut-sprechern bei, deren zarte Klänge beim Spiel zum Horchen auffordern.

Die "Zuschauer" haben einen darüber liegenden Platz und eine Bank, von der aus sie die richtigen oder "falschen" Züge kommentieren können. Lassen Sie mich noch von einer Besonderheit sprechen, die einmalig ist: Im Zentrum des MARIPOSA–Geländes befindet sich ein Steinkreis mit einem Durchmesser von ca. 10 Metern, ein sog. "Tagoror". So nannten die Guanchen, die Ur-Einwohner der Kanaren, ihre "Thing-Plätze". Die Guanchen, wir würden sagen eine Steinzeit-Kultur, nutzten solche Plätze als die Orte, an denen die Menceys – die Könige und spirituellen Oberhäupter, von denen es zehn an der Zahl auf Teneriffa gab – um mit ihren Göttern in Kontakt zu treten. 

Ein deutscher Archäologe, der in der Gemarkung Arona-Túnez über die Guanchen und ihre Geschichte forschte, klärte uns über diesen Sachverhalt auf. Im Bewusstsein, dass hier ein spiritueller Platz war, gaben wir unser Idee auf, einen der Künstler mit einem Riesen-Mosaik zu beauftragen. Ulrike Arnold, eine Land-Art Künstlerin, die in Düsseldorf und Utah lebt und arbeitet, hat dann die Oberfläche des Platzes mit Erdfarben aus Inselgestein bemalt, ein riesiges "informelles" Bild. Dort – gleich unterhalb – haben zwei brasilianische Künstlerinnen ein "Recycling-Objekt" besonderer Art geschaffen. 

Gemeinsam mit unserem inzwischen fest angestellten Polier, der für die Technik zu sorgen hatte, entstand die "BAR 84"– mit einer richtigen Kühlanlage für Warsteiner-Bier. Alles geschaffen aus leeren Getränkedosen – Coca Cola – Fanta – Bier usw. Daneben – Richtung Westen und auf der großen Plaza, wo wir ca. 200 Leute bei Konzerten oder Vorträgen versammeln können – ein Feuerplatz für abendliche Runden und mit Grill – damit bei Festen auch der Gaumen nicht zu kurz kommt. Auf der Plaza haben die Künstler Thomas Stimm und Uta Weber einen Tanzplatz gestaltet, der Kölner Künstler Heinz-Josef Mess positionierte auf der Südseite einen Stein-Sessel, mit Blattgold belegt und Ort für das obligatorische Foto unserer VIP-Gäste. 

Ich könnte noch seitenlang von all den Kunstwerken und –plätzen erzählen, die in den 20 Jahren seit Baubeginn auf MARIPOSA geschaffen wurden. Vielleicht ein paar Highlights: in der Galeria M hat der Frankfurter Künstler und Philosoph Frank Schubert seine Installation "Monadologie" nach Leibniz mit an die 350 Muschel-Szenarien geschaffen. An der Außenwand hängt eine Neon-Arbeit von Joseph Kosuth, die schon auf der documenta IX unseren Pavillon "beschrieb": "Manifestation – not description". Zwei Stahlskulpturen von Erich Hauser – eine aus Anfang der 70er Jahre – die andere aus 2004 erinnern an die Zusammenarbeit mit der Galerie Müller im Stuttgart der 60er Jahre. Stefan Demary zeigt mit seinem Discobol, der nicht nur den Diskus, sondern gleich seinen ganzen Arm mit wegschleudert, den Missbrauch von Meisterwerken europäischer Hochkultur, die als Gips-Replikate die Theken beim Italiener um die Ecke schmücken… Oder der "Bienengarten" von Jeanette Zippel mit seinen drei Riesen-Skulpturen für Wild- und Honigbienen. Vera Röhm: sie hat mit ihrer Installation  "die Nacht ist der Schatten der Erde" eine weitere der beeindruckenden Arbeiten geschaffen mit ihren sechs schwarzen Metallkuben, die nachts leuchten. Oder Friedemann Grieshabers "Große Tragende"– eine ca. vier Meter hohe Beton-Skulptur in situ gegossen. 

"Stein für MARIPOSA" nennt Valery Koshliakov aus Moskau seine Eisen-Skulptur, die unverkennbar russische Kunstgeschichte reflektiert. Oder die sechs Steinkreise von Herman de Vries, Heimat für die vielen wundervollen Monarch-Schmetterlinge, die es nur auf Teneriffa und in Mexico gibt… 9. 2000 fand die erste Veranstaltung auf MARIPOSA statt. Das erste Mariposion® hatte "Macht und Einfluss – Synergien wagen" zum Thema.

Helga König: Wer war damals vor Ort und zu welchen Ergebnissen gelangte man? 

 Helga Müller
Galeristin
Helga Müller: Aus meinem "Ersten Leben"– ich war viele Jahre in der Wirtschaft tätig – habe ich auch ein paar Jahre in Essen verbracht. Daher kannte ich das Stadt- und Landesprojekt "Essener Konsens", ein Zusammenschluss verschiedener bedeutender Industrieunternehmen in Essen, aber auch der Stadt Essen selbst und verschiedener ihrer Ämter. Entstanden aus der zwingenden Notwendigkeit, den Industrieraum Essen umstrukturieren zu müssen, da die Schwerindustrie mehr und mehr an Bedeutung verlor. Eingebunden war auch eine Institution, die den vielen Menschen, die ihre Stellung verloren hatten, durch Umschulungsangebote den Wiedereinstieg ins Berufsleben erleichtern soll – das BfZ – Berufsbildungszentrum Essen. Dessen Leiter, Norbert Meyer, hatte von MARIPOSA gehört und uns eingeladen, ihn einmal zu besuchen. Das Gebäude – ein Bau aus den frühen 60er Jahren mit viel Waschbeton und Glasbausteinen, dunkel und abweisend – aber praktisch – war ein Schock! Aber die Arbeit, die Norbert Meyer und sein Team dort leisteten beeindruckte uns sehr. Er wollte alles über MARIPOSA und unsere Zielsetzungen und Visionen wissen und war begeistert. Wir boten ihm an, seinen Verwaltungstrakt mit an die 60 Fotoarbeiten von MARIPOSA zu verschönern. 

So fing unsere Verbindung Mitte der 90er Jahre an. – Er kaufte dann als Weihnachtsgeschenk für die mit dem BfZ verbundenen Unternehmen unsere Publikationen und verschickte sie. Im 3. Jahr schließlich – 1999 – erfuhr ich (auf Kopie einer Rund-Mail gesetzt), dass er zu einem Mariposion® einlud – angesprochen waren ca. 80 Personen. Mir blieb das Herz stehen. Ich rief ihn sofort an und fragte ihn, was er sich dabei gedacht hatte – denn, wie sollten wir auch nur ein Drittel dieser Menschen auf MARIPOSA unterbringen – unsere Kapazität lag damals bei maximal zehn Personen… Darunter waren auch Vorstände von RWE, VEW, Ruhrkohle und hohe Beamte. Aber er beschwichtigte und sagte, da sagen sowieso nicht mehr zu… 

Schließlich ließ ich alles laufen und dachte, warten wir es ab. – Aber: meine Befürchtungen trafen zu – es waren 30 Zusagen eingegangen… Nun gibt es ja auf Teneriffa Hotels genug – aller Kategorien – aber meiner Meinung nach war der „Sinn der Übung“ ja nicht der, dass unsere Symposion-Teilnehmer außerhalb von MARIPOSA wohnen würden. Es blieb uns aber dann doch nichts anderes übrig als für viele der Gäste Hotelzimmer zu buchen. Es sollte unser 1. Mariposion® werden – sein Thema: Thema: “Macht und Einfluss – Synergien wagen” – und es ging insgesamt über ca. 16 Tage, wobei Anreise- und Abreisedaten und die Aufenthaltszeit unterschiedlich waren. Geleitet wurde es von Frau Dr. Mettler v. Meibom, Professorin an der Universität Essen, und Peter Helbig, einem Unterne hmensberater aus Essen und Freund von uns. 

Das angewandte "Verfahren": Open-Space-Technik. Teilnehmer waren u.a.:  Prof. Dr. Peter Brödner (Institut für Arbeit und Technik, Universität Essen),  Dr. Axel Bürger (Ministerium für Arbeit und Soziales NRW),  Marlis Drevermann (Kulturreferentin der Stadt Wuppertal),  Peter Helbig (Unternehmensberater Essen),  Prof. Dr. Barbara Mettler-v. Meibom (Universität Essen),  Norbert Meyer (Vorstandsvorsitzender des BfZ Essen),  Pfarrer Willi Overbeck (ev. Kirche Essen),  Dr. Wilhelm Potthast (Vorstandsassistent RWE),  Prof. Dr. Werner Springer (Universität Essen),  Dr. Kurt Weiß (SAP AG)  Dr. Irene Wiese-v. Ofen (Bau- und Planungsdezernentin NRW),  Dr. Horst Zierold (Stadtkämmerer Essen) Im Schwerpunkt ging es darum, wie verschieden gelagerte Interessen und Bedingtheiten bei gemeinsamer Zielsetzung aber individuellen Machtansprüchen und Bedürfnissen zu Synergien würden finden können. Wer je versucht hat, vor einem solchen Hintergrund zu positiven Ergebnissen zu kommen, weiß wovon ich spreche. (Beispiel: Klima-, Wirtschafts-Gipfel…) 

Rückblickend kann ich sagen: es war alles in allem ein voller Erfolg. Die ganz „wichtigen“ Verant-wortlichen – ich hatte es geahnt – wollten alle in einem 5-Sterne-Hotel untergebracht sein. Die Tatsache, dass ihnen zugemutet werden sollte, evtl. in Jurten zu nächtigen, trieb ihnen wahr-scheinlich den Schweiß auf die Stirn… Zum Frühstück kamen alle nach MARIPOSA - die vielen ver-schiedenen Plätze im Gelände und die Konferenzräume waren wie gemacht für das Open-Space-Modell, und die gemeinsamen Runden fanden in der mittlerweile leider nicht mehr existenten echten mongolischen Jurte statt, die dem Klima dort nicht Stand gehalten hat. Das abendliche Beisammensein aber – sei es in der Sommerküche oder unter dem uralten Pfefferbaum bei der Casa Dobermann – denke ich, war (wie auch später immer) wohl das wohl stärkste Gemeinschaft-stiftende Elixier… Interessant war, dass es keine drei Tage dauerte, bis die ersten VIP’s heimlich zu mir kamen und etwa folgendes zu mir sagten: …“der Sowieso reist doch am kommenden Montag ab. Meinen Sie, dass ich dann in seiner Jurte wohnen könnte?“… ich lachte mir heimlich eins ins Fäustchen und sorgte dafür, dass letztlich fast alle während ihres Aufenthalts ein paar Tage wenigstens bei uns auf dem Gelände wohnen konnten. 

Die Aufgabe war: für die 20 Millionen, die das Land NRW und die Stadt Essen für ein wegweisen-des Projekt zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zu geben bereit waren, ein Projekt zu entwickeln. – Das Projekt war dann: ein an das Gelände des BfZ angrenzendes Gebäude zu errichten, in dem jungen Start-Up-Unternehmern Berater aus allen möglichen Bereichen (von Unternehmen des Essener Konsens) kostenlos zur Verfügung gestellt würden. Das Projekt wurde ein paar Jahre später gebaut, und die Investition trägt seither Früchte. 

Helga König: An welche Mariposien® der Vergangenheit erinnern Sie sich besonders gern und weshalb?

Helga Müller:  Nun, natürlich an dieses allererste, das ich gerade versuchte zu beschreiben. - Im Jahr 2005 trat ein Stuttgarter Unternehmer an meinen Mann mit der Frage heran, er wolle ei-nen Musikpreis stiften – und ob meinem Mann dazu etwas Besonderes einfiele… Mein Mann erzählte mir anschließend davon, und ich sagte ihm, ob er eigentlich wisse, wie viele solcher Musikpreise es in Deutschland schon jetzt gebe… Wenn dieser Unternehmer also etwas Besonderes erreichen wolle mit der Auslobung, warum dann nicht auf einem ganz anderen Feld?

In all den Jahren unseres Bemühens, für MARIPOSA Partner zu finden, war uns klar geworden, dass die Gründe, warum dies so schwer geworden ist, vor allem in der mangelnden Vorstellungskraft unserer Zeitgenossen zu suchen ist. Vorstellungskraft und Phantasie sind eine Frage der Bildung. Wenn schon unsere eigene Generation nicht mehr darüber verfügt, dann – so wurde uns klar – was sollte dann aus der nachfolgenden Generation werden bei den Bildungskonzepten, die wir unseren Kindern schon seit Jahrzehnten zumuten? So schlug mein Mann dann vor, das vorgesehene Geld in ein Pilotprojekt zu investieren, in das 1. Jugend-Mariposion®, den 1. Baustein der MARIPOSA –Bildungsinitiative. 

Bei einer der vielen Präsentationen von MARIPOSA, die wir in der Galerie von Dany Keller in München machten, war mir einer der Besucher durch seine große Aufmerksamkeit aufgefallen, und ich sprach ihn an. Es war ein Dr. Joachim Rossbroich – Philosoph und Soziologe -, der für die Hypobank in München die sog. Kempfenhausener Gespräche wissenschaftlich leitete. Vom Prinzip her ein sehr ähnlicher Ansatz wie unserer: nämlich die besten Köpfe der Welt einzuladen, um über Lösungswege gesellschaftlicher Problemstellungen zu arbeiten. Nicht als "Vortragende" vor einem Publikum, sondern bestenfalls mit einigen Hörern aus der Bank selber. Die Ergebnisse wurden dann von Dr. Rossbroich zusammengefasst und als Drucksachen den Kunden der Bank kostenlos zur Verfügung gestellt. Es war "ihr" Beitrag zur Lösung soziopolitischer Aufgabenstellungen und "Dienst am Kunden". Mit der Fusion der Hypobank mit Vereinsbank schied der zuständige Vorstand aus dem Unternehmen aus und die Reihe wurde nicht fortgesetzt. 

Ich wusste also, dass ich ihn vielleicht würde für unsere eigene Bildungsinitiative gewinnen können und rief ihn an. Er erarbeitete ein Konzept zu einem zweiwöchiges Seminar für Oberstufenschüler. Das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Stuttgart wurde eingeladen, 8 – 10 Schüler auszuwählen, die sich um das Stipendium bewerben mussten und im November 2006 flogen alle nach Teneriffa. Dieses 1. Jugend-Mariposion® vergesse ich nie, denn auch wir wussten ja nicht, ob unsere These tragen würde, nämlich, dass die Schönheit dieses Ortes und die Kunst als Fragesteller tatsächlich eine solche Bedeutung hätten, wie wir sie all die Jahre in unserer Vision vorausgesetzt hatten. 

1990/91 geboren, sozialisiert also in diesen letzten 16/17 Jahren und aufgewachsen mit Pop und Computern, in einer rein ökonomisch orientierten Welt, permanenter Reizüberflutung und ohne wirkliche Erfahrung mit schönen Räumen und Kunst, veränderten sich in diesen zwei Wochen so spektakulär, dass wir unseren Förderer davon überzeugen konnten, sich auf fünf Jahre zu verpflichten, jährlich ein solches Mariposion® zu ermöglichen. Seither haben wir die Bildungsinitiative entscheidend weiterentwickelt. 

Die weiteren Bausteine sind seit 2010 die Lehrer-Mariposien® und die Akademischen Bildungs-Mariposien®, die seit 2011 jährlich stattgefunden haben und für 2015 erneut geplant sind. Die Helmut Nanz-, die Bosch- und die Alison + Peter Klein-Stiftung waren bisher Förderer des Projekts. Wir suchen für alle drei Zielgruppen weitere Förderer. Es wäre – vor allem für die Jugend-Mariposien® – wünschenswert, dass zunächst wenigstens einem Gymnasium aus jedem unserer Bundesländer die Möglichkeit geboten würde, an solch einer außergewöhnlichen Bildungsmaßnahme teilzunehmen. 

So ein Mariposion® kostet nicht mehr als eine ganzseitige Anzeige im Spiegel, über deren Werbewirksamkeit nur spekuliert werden kann. Die Wirksamkeit eines der Mariposien® ist nachprüfbar! 

Helga König: Hat die ursprüngliche Idee Zukunft und können Künstler und Querdenker jüngerer Generationen auch für die Idee begeistert werden, dass das Schöne an sich das Denken und kreative Tun beflügelt? 

 Helga Müller
Galeristin
Helga  Müller: Da fragen Sie mich etwas! Künstler und Querdenker, das steht außer Frage, können nicht nur – sie sind begeistert von der Philosophie und den Zielsetzungen von MARIPOSA. Das Problem sind die Führungskräfte aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Es ist für mich unbegreiflich, wieso nicht schon längst die "Vordenker" in den Unternehmen oder in der Politik erkannt haben, dass die Resultate, die man in Strategietagungen normalerweise erzielt, wenig Neues – vor allem Nachhaltiges – aufweisen. 

Die Mehrheit der Führungskräfte weiß nicht mehr um die Bedeutung "schöner Räume und der Kunst" für den Geist und das Entwickeln kreativer Ideen. Die wahrhaft katastrophale, asymptotische Entwicklung in die falsche Richtung seit 1984 haben selbst wir in dieser Dimension nicht vorhergesehen. 

Funktionale Räume schaffen funktionales Denken, das wir sicher für die Lösung praktischer Aufgaben brauchen. Kreative Ideen bringen sie nicht hervor! Sie sind überhaupt nicht geeignet, wenn es darum geht, neue Wege, neue Gedanken, neue Lösungen für welches Problem oder welche Zielsetzung auch immer! 

Einstein hat einmal gesagt, man kann Probleme nicht mit denselben Methoden lösen, die die Probleme verursacht haben! Alfred Herrhausen, dem ich 1985 im Frühjahr gemeinsam mit meinem Mann als erstem Mann aus der Wirtschaft unsere Vision vorgestellt habe und der uns ermutigte, dieses Projekt anzugehen und ihn auf dem laufenden zu halten, rief mich im Sommer 1989 an und bestellte mich nach Frankfurt in die Deutsche Bank, um mir mitzuteilen, dass er ATLANTIS-MARIPOSA zur Vorstandssache der Deutschen Bank machen werde! – Aus seinem Versprechen konnte nichts werden, man hat ihn ein paar Monate später ermordet. Bis heute weiß man übrigens nicht, wer diese grausame Tat verübte. – Er konnte so ein Projekt denken, und er sagte mir, dass sein Engagement dafür nicht rein philanthropischer Natur sei, denn so – Originalton: "Wissen Sie, warum ich mich zu diesem Schritt entschieden habe? Ich verkaufe etwas, das verkauft die Chase Manhattan ebenso wie die benachbarte Commerzbank, nämlich Geld! Wenn ich meine Klientel erweitern möchte, muss ich als Vorstand dieser Bank etwas für die Gesellschaft tun. Und ich halte Ihr Projekt für eines der chancenreichsten, für diese Gesellschaft und für ihr Wertesystem, das einer schleichenden Inflation unterworfen ist. Denn Schönheit und Kunst sind unschätzbare Stimulatoren für das individuelle Wertesystem. Ohne solche Werte wird diese Gesellschaft keine echte Zukunft haben!."

Ob die MARIPOSA–Idee Zukunft haben wird, liegt nicht an der Idee an sich – sie steht und fällt mit der Fähigkeit, die Bedeutung dieser Idee auch zu erkennen und den Ort zu nutzen. Neue Ideen brauchen Menschen, die sich auf Experimente einlassen – manchmal auch, sie finanzieren zu helfen. Die Finanzkrise im Jahr 2008 hat gezeigt, dass unsere Führungskräfte in Politik und Wirtschaft SEHR experimentierfreudig sind – wie ich meine aber bei irrigen Ideen… Wir werden alle dafür bezahlen müssen. Sie werden uns nicht weiterführen…

Liebe Frau Müller, ich danke Ihnen sehr für dieses aufschlussreiche Interview
Ihre Helga König

Helga und Peter J. König im Gespräch mit Dr. Georg Prinz zur Lippe, Weingut Schloss Proschwitz. Thema die Winzersekte seines Hauses.

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Lieber  Dr. Georg Prinz zur Lippe, dies ist das dritte Interview auf "Buch  Kultur und Lifestyle", in denen sich die jeweiligen Gesprächspartner über Produkte Ihres Hauses austauschen. Ging es 2012 um Ihre Weine und 2013 um Ihre Spirituosen, so ist das heutige Thema Ihr Winzersekt.  Vor geraumer Zeit haben wir hier auf "Buch, Kultur  und Lifestyle" fünf Winzersekte Ihres Hauses vorgestellt.


Helga König: Als V.D.P. Weingut in Sachsen, Deutschlands kleinstem Weinanbaugebiet, haben Sie sich mittlerweile einen überaus respektablen Namen in der Weinszene gemacht. Welche Bewandtnis hat es hierzu mit Ihrer Familiengeschichte?

  Dr. Georg Prinz zur Lippe
Weingut Schloss Proschwitz
Dr. Georg  Prinz zur Lippe: Mein Familienzweig, der ursprünglich aus dem kleinen Fürstentum Lippe stammt, hat sich im 18. Jahrhundert entschlossen, in das damals enorm prosperierende Sachsen auszuwandern. Über Generationen entstand hier ein Familienunternehmen mit verschiedensten Aktivitäten, zu denen auch der Weinbau zählte. Proschwitz ist mit seinen Weinbergen, die ursprünglich nahezu alle in kirchlichem Besitz waren, das älteste Weingut Sachsens. Zu unserem Weingut gehören die Weinberge der Lage Heilig Kreuz, die dem Benediktinerinnenkloster zum Heiligen Kreuz gehörten, sowie Weinberge des Zisterzienserklosters Altzella, Teilen der Weinberge des Klosters Seußlitz und den bischöflichen Weinbergen, die heute gemeinsam in der Lage Schloss Proschwitz vereint sind. 


Meine Familie hat das Weingut durch Heirat aus den Händen der Familie von Carlowitz übernommen. Ein wichtiger Protagonist war für mich mein Großvater Clemens, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in großem Maßstab die Wiederbelebung der Weinbauflächen nach der Reblaus-Katastrophe betrieben hat, und Namensgeber eines Cuvées unseres Hauses wurde.



Peter J. König: Zu Ihren Weinen haben wir bereits ein Interview mit Ihnen geführt, jetzt möchten wir speziell über Ihre unterschiedlichen Sekte etwas erfahren. Welche Philosophie legen Sie diesbezüglich zu Grunde?


Dr. Georg  Prinz zur Lippe Für mich müssen Sekte ausdrucksvoll und in einer Balance zwischen Frucht und Cremigkeit bei feinster Perlage sein. Deshalb ist die Auswahl der Grundweine und eine punktgenaue Lese die Grundlage der Versektung. Auf den Punkt gebracht heißt dies, große Erntemengen pro Hektar sind hier tabu. Der Ausbau unserer Sekte, der bisher nur zum Teil im eigenen Hause erfolgen kann, basiert in jedem Falle auf einem langen Hefelager und erfolgt bei den Rebsorten reinen Sekten generell im traditionellen Champagnerverfahren. 

Helga König: Vier verschiedene Sekte stammen von Schloss Proschwitz, das Cuvée Alexandra jedoch von der Edition Meissen.

Dr. Georg  Prinz zur Lippe Bei der Edition Meißen haben wir bis 2013 auch Trauben verarbeitet, die aus dem Weinberg eines befreundeten Winzers aus der Steillage stammten. Mit dem Abschluss unserer Aufrebungsarbeiten sind wir nun in der Lage, uns ausschließlich auf unsere eigenen Weine zu konzentrieren. 

Peter J. König:  Sekt ist bekanntermaßen immer nur so gut wie die Grundweine, die zur Herstellung genommen werden. Was können Sie uns hierzu mitteilen?

 Foto: Helga König
Dr. Georg  Prinz zur Lippe: Für einen eleganten und ausdrucksvollen Sekt ist es aus meiner Sicht einerseits von großer Bedeutung, dass der Sektgrundwein eine filigrane Säurestruktur besitzt, andererseits ist es  wesentlich, dass das Lesegut eine physiologische Reife erreicht, um so später die Ausprägung der Aromen im Sekt sicherstellen zu können. Neben der typischen geschmacklichen Probe achten wir in besonderer Weise auf die Verfärbung des Traubenkerns. Eine umfassende bräunliche Verfärbung des Kerns ist der beste Indikator dafür, dass die physiologische Reife stattgefunden hat. Wesentlich ist: für gute Sekte sind große Erntemengen tabu. 


Helga König: Welche Reifezeit werden den Sekten von Schloss Proschwitz zugebilligt und ist dies bei den einzelnen Rebsorten unterschiedlich?


Dr. Georg  Prinz zur Lippe:  Generell prüfen wir vor dem Degorgieren, ob der Sekt eine filigrane Cremigkeit und eine lebendige, feinperlige Perlage erreicht hat. Erst dann wird er in Chargen, die sich am prognostizierten Absatz orientieren, degorgiert. Man muss meiner Meinung nach dem Sekt ein langes Hefelager gönnen, damit er wirklich eine faszinierende Perlage und eine leichte Cremigkeit erhält. 

Peter J. König: Die klassische Flaschengärung ist ein Merkmal des besonderen Sektes. Welche Qualität wird dadurch erreicht?

 Dr. Georg Prinz zur Lippe
Weingut Schloss Proschwitz
Dr. Georg  Prinz zur LippeInsbesondere die filigrane nachhaltige Perlage ist das Resultat einer klassischen über Monate, gegebenenfalls Jahre gewährten Lagerung, im Rahmen der klassischen Flaschengärung. Die Harmonie zwischen Fruchtigkeit, nachhaltig cremigem Nachklang sowie Präsenz und Frische sind nur auf diese Weise zu erzielen. 


Helga König: Hat es in früheren Zeiten die Versektung der Weine von Schloss Proschwitz ebenfalls gegeben oder ist dies erst unter Ihrer Ägide entstanden?


Dr. Georg  Prinz zur Lippe:  Da meine Eltern beide nicht mehr leben, kann ich Ihnen hierzu leider keine abschließend verbindliche Aussage geben, da unser Gutsarchiv den Kriegs- und Nachkriegswirren zum Opfer fielen. Mir erscheint es aber sehr wahrscheinlich, dass bereits im 19. Jhd. auch in unserem Betrieb schon ein Augenmerk auf die Versektung gelegt wurde. Unsere Region gilt mit der Gründung der Sektkellerei Bussard (1836 in Radebeul bei Dresden), der zweitältesten Sektkellerei in Deutschland, als eine der Keimzellen der Schaumweinherstellung in Deutschland, somit wäre es verwunderlich, wenn diese Idee der Versektung nicht auch in den umliegenden Weingütern aufgenommen worden wäre. 

Peter J. König: Die Tatsache, dass Sie Ihre Sekte als Winzersekte anbieten, ist nicht jedermann geläufig. Was hat es damit auf sich?

Dr. Georg  Prinz zur Lippe: Winzersekte stellen an sich etwas sehr Besonderes dar, sie sind authentisch, geprägt vom Terroir, dem individuellen Erfahrungsschatz des jeweiligen Weingutes sowie den Menschen, die sich täglich um die Reben und die Weine im Keller des Weingutes kümmern. Diese Individualität steht in deutlichem Gegensatz zu den im großen Stile generierten Sekten, bei denen der Schwerpunkt auf markenspezifischer Einheitlichkeit liegt. Ein Winzersekt, sofern er als Jahrgangssekt ausgebaut wird, bietet somit dem individualistisch geprägten Genießer ein Optimum an Individualität und Authentizität. 

Helga König: Werden Ihre Sekte nur über Ihr Weingut vermarktet oder gibt es Hotels oder Restaurants, wo man die Gelegenheit hat, diese zu verkosten?

 Foto: Helga König
Dr. Georg  Prinz zur Lippe: Sie finden unsere Sekte nicht nur in individuellen Haushalten sondern können diese auch in einer Vielzahl von Hotels und Restaurants sowie im Facheinzelhandel genießen und erwerben. Natürlich geht das auch in unserer Vinothek und dem angeschlossenem E- Shop auf unserer Homepage. 

Peter J. König: Haben Sie unter Ihren Sekten persönlich eine ganz bestimmte Präferenz oder ist dies eher von der jeweiligen Gelegenheit abhängig?

Dr. Georg Prinz zur Lippe
Weingut Schloss Proschwitz
Dr. Georg  Prinz zur Lippe: Ich denke, Sekte haben ihre eigenen Schwingungen und erzeugen damit auch besondere Resonanzen beim Genuss und in der Erinnerung des Menschen. Entsprechend greife ich je nach Situation intuitiv nach dem Einen oder eben dem Anderen. Wundervoll ist es jedoch, wenn die Intuition einen richtig leitet und der Sekt ein intensives Erlebnis schafft.

Dr. Georg Prinz zur Lippe Weingut Schloss Proschwitz.


Lieber Dr. Georg Prinz zur Lippe, für  das aufschlussreiche Interview danken wir Ihnen  vielmals.


Ihre Helga König, Ihr Peter J. König



Bitte klicken Sie auf den nachstehenden Link, dann gelangen Sie  zum Weingut Schloss Proschwitz und können  dort  all das bestellen, was Ihr Gaumen begehrt: http://www.schloss-proschwitz.de/




Foto aus dem Privatarchiv von Dr. Georg Prinz zur Lippe



Helga und Peter J. König im Gespräch mit Stefanie und Thomas Curry, Curry Premium Wines OHG

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Sehr geehrte Frau Curry, sehr geehrter Herr Curry, wir haben in jüngster Zeit auf "Buch, Kultur und Lifestyle" Weiß- und Rotweine aus Ihrem Hause vorgestellt.

Damit unsere Leser mehr über Sie und Ihr Handelshaus erfahren,  möchten wir Ihnen heute einige Fragen stellen.

Hier die Links zu den Rezensionen:
Rotweine: Portugal: 2009 Duorum,  La Vale do Rio de Ouro, Reserva , Vinhas Velhas. 
2011 Outeiro Terras D`Alter, Vinho Regional Alentejano, Portugal
Quinta do Mondego 2009 Munda, Dao, Portugal, Touriga Nacional

Rotweine Südafrika: Thelema  Cabernet Sauvignon "The Mint" 2011, Süd Afrika
Kleinood Tamboerkloof 2009, Syrah,   Stellenbosch
Ataraxia 2009, Serenity, South Africa 
......................................................
Weißweine: Weinpakete:
3 Weißweine aus Portugal
3  Weißweine aus Süd-Afrika

Peter J. König: Können Sie unseren Lesern mitteilen, wie man in Schondorf am schönen Ammersee dazu kommt, ein Handelsunternehmen für besondere Weine zu gründen?

 Stefanie und Thomas Curry
Curry PremiumWines OHG
Thomas Curry: Der Grund liegt eigentlich darin, dass wir beide in der Gastronomie unseren beruflichen Werdegang gestartet haben. Insofern ist das Beschäftigen mit Wein und darüber hinaus der Weinhandel nur eine logische Folge und zwar eine äußerst interessante. Groß geworden bin ich am Ammersee, wo meine Eltern ein Restaurant betrieben haben. Dort hat Wein natürlich auch immer eine Rolle gespielt.


Kennengelernt haben wir uns dann während der Ausbildungszeit im Hotel Park Hilton in München. Danach sind wir unterschiedlichen Beschäftigungen im Servicebereich nachgegangen, bis sich im Jahre 2002 die Gelegenheit bot, einen speziellen Weinhandel zu übernehmen. Damit ging für uns ein langgehegter Wunsch in Erfüllung, denn an Wein bestand bei uns beiden schon immer ein bestimmtes Interesse. 


Helga König: Wieso liegt Ihr Hauptaugenmerk auf den besonderen Tropfen aus Portugal und Südafrika und gibt es darüber hinaus noch andere Weinregionen, die in Ihrem Unternehmen nachgefragt werden können?

Thomas Curry: Portugal als bedeutendes Weinland in Europa hat zunächst eher durch einen Zufall unser Interesse geweckt. Ein Freund der in Portugal lebte und in Deutschland portugiesische Weine verkaufte, wollte aus Altersgründen den Weinhandel abgeben. So fragte er Steffi, meine Frau, ob Sie nicht Lust hätte, in das Geschäft einzusteigen. Steffi hatte als LH- Flugbegleiterin gerade von der Vollbeschäftigung auf Teilzeit umgestellt und sah darin eine interessante Aufgabe, zumal sie bei Lufthansa eine große Palette an Weinen kennen gelernt hatte, unter anderem auch solche aus Portugal. Also entschlossen wir uns, den Import von portugiesischen Weinen zu übernehmen. Dies war der Beginn unseres Weinhandelshauses. 

Über die Jahre konnten wir das vielleicht breiteste Sortiment von Weinen aus Portugal in Deutschland aufbauen. Natürlich nahm dann mit der Zahl der Verkostungen aus den unterschiedlichsten Regionen und der vielfältigen Rebsorten unser Wissen kontinuierlich zu. Sehr bald haben wir festgestellt, dass leider nur sehr wenige Menschen hierzulande etwas über die Weinschätze Portugals wissen, entsprechend ist das Interesse durchaus begrenzt. An Eigenständigkeit, sowie Rebsorten- und Geschmacksvielfalt ist Portugal wohl nicht zu toppen. Und in den letzten Jahren haben sich nicht zuletzt durch die Modernisierung der Kellertechnik ungeahnte Qualitäten entwickelt. Damit hat Portugal es geschafft, Weine zu produzieren, die mittlerweile internationales Top-Niveau erreicht haben. Dies versuchen wir mit unseren importierten Weinen den Weinliebhabern hierzulande näher zu bringen.

Südafrika ist für uns schlicht eine Herzens-Angelegenheit. Seit 2002 verbringen wir jedes Jahr einige Monate dort und zwar mitten in einer der bekanntesten Weinregionen. Was liegt da näher als eine Fokussierung auf das, womit man sich wirklich auskennt? Im Augenblick können unsere Kunden auf einen Bestand von rund 800 südafrikanischen Weinen zugreifen. Damit führen wir vermutlich die größte Auswahl an Weinen aus Südafrika in Deutschland. Weil uns aber nicht nur die Weine am Herzen liegen, sondern auch die Menschen vor Ort, gründeten wir 2005 mit Freunden das Hilfsprojekt Lebenslinien e.V.Über diesen gemeinnützigen Verein betreiben wir in der Kap-Region ein Ernährungsprojekt, im Rahmen dessen wir zwischenzeitlich knapp 800.000 Karotinmuffins an unter- und fehlernährte Kinder in der Gegend am Kap verteilen konnten. Mit Unterstützung vieler Spender gelang uns auch die Realisierung etlicher Infrastrukturprojekte. 

Natürlich sind wir immer auf der Suche nach engagierten Helfern und Unterstützern. Informieren kann man sich auf www.lebenslinien-ev.de oder eben direkt bei uns im Handelskontor. Mit Weinen von Karl Wegner aus der Pfalz und Peter Dolle im Kamptal führen wir auch einige Sorten aus hiesiger Provenienz, zumal wir mit diesen Winzern befreundet sind. Ebenso finden Sie ein kleines Sortiment an interessanten Weinen aus Italien und Spanien bei uns. Hier gilt es noch einiges an Erfahrung mit dem riesigen Angebot an Weinen zu sammeln, denn ohne das eigene Wissen darüber, können wir nicht mit gutem Gewissen unseren Kunden die jeweiligen Tropfen empfehlen.

Peter J. König: Wie ist es Ihnen möglich, ständig die aktuelle Weinszene in diesen Ländern im Auge zu haben?

Stefanie Curry: In Südafrika sind wir ständig unterwegs, da entgeht uns kaum etwas. Auch in Portugal versuchen wir kontinuierlich besondere Weine aufzuspüren und die aktuelle Weinszene zu verfolgen. Erst Anfang Juni war das wieder der Fall und dabei ergaben sich wie immer überraschend neue Erkenntnisse. Darüber hinaus haben wir einen Partner mit einem erfolgreichen Weinhandel vor Ort. Er ist immer am Puls der Zeit und hält uns auf dem Laufenden. Zudem haben wir uns zwischenzeitlich einen Namen mit unserem Portugal Portfolio gemacht, so dass mittlerweile die Erzeuger auf uns aufmerksam geworden sind, und uns ihre Weine anbieten. 

Helga König: Bedeutet der Handel mit hochwertigen Weinen auch, dass man sich selbst ständig vor Ort kundig macht? 

 Foto: Helga König
Thomas Curry: Natürlich wäre dies das Ideal. Leider ist das schon durch die außerordentliche Vielfalt nur sehr begrenzt möglich. Trotzdem ist es wichtig, sich immer wieder vor Ort einen Überblick zu verschaffen, was wir auch grundsätzlich machen. Ansonsten gilt es, sich ein Netz von sachkundigen Helfern in der jeweiligen Region aufzubauen, von denen wir wissen, dass sie Experten in Sachen Wein sind, aber auch das "gewisse Näschen" haben für den besonderen Topfen. Sie genießen unser Vertrauen und sie sind die wichtigen Stützen für unser Unternehmen. 

Peter J. König: Nach welchen Kriterien entscheiden Sie, welche Weinprodukte von Ihnen vertrieben werden? 

 Stefanie Curry
Stefanie Curry: Die Antwort auf diese Frage ist gar nicht so einfach, denn es spielen die unterschiedlichsten Faktoren eine Rolle. Neben der besonderen Qualität der Weine ist es notwendig, darauf zu achten, ob genügend Kapazitäten vorhanden sind, denn es macht wenig Sinn, Weine zu offerieren, die dann nur in geringer Stückzahl lieferbar sind, und gerade dann, wenn ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis auf eine größere Nachfrage schließen lässt. 

Da unser Wissen naturgemäß aufgrund der Fülle an Weinen begrenzt sein muss, gilt es, sich Expertise zu verschaffen. Hier leisten unsere Netzwerker vor Ort wertvolle Hilfe, denn sie erkennen nicht nur den besonderen Wein, sondern sie wissen meistens auch, ob der Wein eine größere Resonanz nach sich zieht, soll heißen, dass der Tropfen auch bei einem breiteren Publikum ankommt. Denn selbst der ausgefallenste Wein, der zwar uns begeistert, bei unseren Kunden aber wenig Anklang findet, ist aus Sicht der Kaufleute, die wir ja auch sind, nicht optimal. Hier die richtige Balance zu finden, ist nicht immer einfach, aber wie immer im Leben erleichtert die wachsende Erfahrung die Entscheidung.

Des Weiteren versuchen wir unseren Kunden ein möglichst breites Sortiment anzubieten, aus dem sie wählen können und zwar in allen Preisklassen. Schade ist, dass viele Kunden einfach Weine kaufen, die bekannt sind, weil sie intensiv von großen Handelsketten beworben wurden. Da fehlt es ganz offensichtlich an der Experimentierfreudigkeit. 

Junge Winzer, auch mit absoluten Spitzenqualitäten haben es da leider schwer. Betriebe wie Spioenkop, Ataraxia und Keermont im high End Bereich und Alvi’s Drift mit sensationellen Qualitäten im günstigeren Segment wollen wir hier nur stellvertretend für viele nennen. 

Helga König:  Haben Sie eine besondere Philosophie für Ihr Unternehmen und wie lautet diese?

Thomas Curry: Natürlich haben wir uns Gedanken gemacht, als wir unser Handelshaus gegründet haben, mit welchen Ideen wir das Unternehmen ausrichten, welche Kriterien für uns wichtig sind und welche Ansprüche wir umsetzen wollen. Dies nennt man heute wohl Firmenphilosophie.

Da ist als Erstes unser Bekenntnis zur Qualität zu nennen. Die Qualität der Weine ist uns enorm wichtig. Nicht dem Namen auf der Flasche gilt unsere ganze Aufmerksamkeit, sondern dem Wein im Glas. Des Weiteren muss, wie bereits erwähnt, das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen, also keine utopischen Preise, aufgrund fragwürdiger Beurteilungen. Früher nannte man so etwas einen ehrlichen Wein. Weine müssen bezahlbar sein, ohne Abstriche an der Qualität zu machen. So etwas gibt es tatsächlich und wir haben uns in den Kopf gesetzt, diese für unsere Kunden ausfindig zu machen. Unser Traum ist es, dass Weinliebhabern im ganzen Land als erstes unsere Webseiten einfallen, wenn Sie an Weine aus Südafrika oder Portugal denken. Mit wein-deko.de decken wir beide Länder ab.

Mit vinho- verde. de haben wir gerade einen neuen Shop mit Fokus auf Portugal eröffnet und in Kürze wird mit buywine.de noch eine Seite folgen, die sich ausschließlich auf Südafrika konzentriert. Übrigens führen wir auch im Großhandel große Sortimente mit bemerkenswerten Angeboten für beide Weinnationen. 

Peter J. König: Der Vertrieb von Wein wird über die unterschiedlichsten Verkaufskanäle betrieben, z. B. große Handelsketten und spezielle Versender, aber auch die Direktvermarktung durch die Winzer selbst. Was unternehmen Sie, um sich von Ihren Mitbewerbern abzusetzen? 

 Foto: Helga König 
Stefanie Curry: Unser Fokus liegt eigentlich nicht darauf, uns bewusst von unseren Mitbewerbern abzusetzen. Viel mehr tun wir das, was wir für richtig halten und da gibt uns die soeben erwähnte Unternehmensphilosophie die Richtung vor. Damit sind wir authentisch und setzen das um, was wir können und wo wir uns auskennen. 

Im Falle von Portugal ist der Wettbewerb ohnehin nicht das Problem. Gemeinsam mit ein paar passionierten Kollegen verstehen wir uns da eher als Botschafter dieser wunderbaren portugiesischen Weine. Im Falle von Südafrika ist das ein wenig anders. Obwohl mittlerweile die Weine aus Südafrika bei den hiesigen Weinkennern ein hohes Ansehen genießen, sind die Transportwege doch beträchtlich. Zudem ist es mit dem Import von Weinen aus Nicht-EU-Staaten nicht so ganz unproblematisch, als dass Ein jeder sich daran wagt. Natürlich hilft uns inzwischen einfach auch die Vielfalt in den beiden Sortimenten.

Helga König:  Kann man davon ausgehen, dass es Ihnen eine besondere Freude bereitet, immer wieder ganz spezielle Weine in Südafrika und Portugal zu entdecken, vielleicht sogar ein aufsteigendes Weingut mit gelungenen Jahrgängen hierzulande publik zu machen? 

Thomas Curry: Davon dürfen Sie ausgehen. Es sind immer die unbekannten Neuentdeckungen die besondere Freude machen. Weine von ungewöhnlichen Weinmachern mit eigenen, ausgefallenen Ideen erwecken unser Interesse besonders. Da gilt es, gelegentlich einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten, denn nicht alle unsere Kunden sind so experimentierfreudig wie wir. Hat uns ein Wein aber überzeugt, setzen wir alles daran, ihm eine breite Plattform zu geben.

Peter J. König:  Verfügen Sie über eine eigene Verkaufsstelle am Sitz ihres Unternehmens, wo man gegebenenfalls die Weine selbst abholen kann? 

Stefanie Curry:  Nach reiflicher Überlegung haben wir uns entschlossen, den Vertrieb unserer Weine ausschließlich über das Internet zu betreiben, zumal wir sehr viel  reisen und doch einige Zeit in Südafrika verbringen. Mittlerweile ist der Vertrieb von Weinen von Haus zu Haus gängige Praxis, sodass der Kunde schon bequem über Nacht seine Bestellung in Empfang nehmen kann. Deshalb gilt unsere ganze Konzentration unseren Online-Aktivitäten.

Helga König:  Daran anschließend, ist es möglich, bei Ihnen vor Ort direkt die Weine, die Sie vertreiben,  zu verkosten? (Dabei denken wir beispielsweise auch an irgendein Event) 

Thomas Curry: Bezugnehmend auf die vorherige Frage ist es leider nicht möglich Weine bei uns zu verkosten. Etliche Kunden bestellen deshalb Einzelflaschen unterschiedlicher Weine. Nachbestellt wird dann, was am besten gefallen hat. Wenn der Kunde uns über seine Wüsche informiert, beraten wir natürlich gerne. Anruf genügt oder aber auch die Anfrage per Internet. Nur ein oder zwei Mal im Jahr laden wir alle interessierten Weinliebhaber zu Gratis Verkostungen bei uns zu Hause ein. Da werden Wohnzimmer und Terrasse zur Probierstube.

Am kommenden Donnerstag, dem 24. Juli etwa ab 17:00 werden anlässlich der Eröffnung von Vinho-Verde.de etwa 20 verschiedene Vinho Verdes bei uns verkostet. Vinho Verdes gehören übrigens zu den meist unterschätzten Weinen in der gesamten Wein- Welt. Leider prägen hier ein paar umsatzstarke Marken im Einstiegspreisbereich das Image einer der spannendsten Weißweinregionen, mit der Folge, dass nur ein kleiner Kreis von Kennern die wahre Qualität dieser Weine beurteilen kann. Diesen Zustand wollen wir unbedingt verändern, der vinho verde ist es wert. Am 2. September Wochenende findet dann unsere große Jahresverkostung mit einem Querschnitt durch unser Gesamtsortiment statt. 

Liebe Frau Curry, lieber Herr Curry besten Dank für das aufschlussreiche Interview.


Helga und Peter J. König

Hier die Links zu den Weinseiten für Bestellungen: http://www.wein-deko.de/
www.vinho-verde.de



Helga König im Gespräch mit Thomas Bleitner, Autor des Buches "Frauen der 1920er Jahre"

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Lieber Herr Bleitner, dieser Tage habe ich Ihr Buch "Frauen der 1920er Jahre" auf „Buch, Kultur und Lifestyle“ rezensiert.  Dazu möchte ich nun einige Fragen an Sie richten.

Helga König: Was macht die Frauen der Zwanzigerjahre intellektuell so reizvoll für Sie?

 Thomas Bleitner (privat)
Thomas Bleitner: Was die von mir porträtierten Frauen betrifft: Ihr Mut und ihr bedingungsloser Wille, die Gesellschaft zu verändern und Innovationen zu schaffen. Und natürlich die Lebensfreude, die sie dabei versprühten. Man darf nicht vergessen, dass der gesellschaftliche Umbruch in den Zwanzigern ja aus der Not nach dem Ersten Weltkrieg geboren war. Die Art und Weise, mit der die Frauen, um die es in dem Buch geht, die sich auftuenden Freiräume genutzt und diese Not mitunter zur Tugend gemacht haben, finde ich absolut faszinierend.

Helga König: Nach welchen Kriterien sind Sie bei der Auswahl der Frauen in den einzelnen Rubriken konkret vorgegangen?

Thomas Bleitner: Im Titel des Buches taucht der Begriff 'Avantgarde' auf. Ich wollte gern Porträts schreiben, in denen es um Avantgardistinnen geht: um Frauen, die in Ihrem jeweiligen kulturellen Milieu - besser: in ihren Künsten - Tabus brachen und damit Althergebrachtes entlarvten. Die Bilder Tamara de Lempickas, die Fotografien Claude Cahuns waren damals ebenso neuartig und gewagt wie die Tänze Anita Berbers, die Kleider Elsa Schiaparellis oder die Kolumnen Dorothy Parkers.

Helga König: Welche Verhaltensmuster fallen Ihnen auf, wenn Sie die Bilder der Frauen betrachten und Sie mit Bildern von Frauen vor dem 1. Weltkrieg vergleichen?

Thomas Bleitner:  Die Frauen der Zwanziger lachen weitaus häufiger. Das Selbstbewusstsein wirkt stärker ausgeprägt und ihr Selbstverständnis erscheint gewandelt. Experimentierfreude, Lebenslust und Spaß sind zentrale Momente, die aus vielen Bildern von Frauen in den Zwanzigern sprechen. Schauen sie sich etwa das Porträtbild von Clara Bow an: Können Sie sich jemanden wie sie im Jahrhundertwende-Korsett vorstellen? 

Helga König: Welche Rolle spielte der 1. Weltkrieg für die Veränderung und den neuen Anspruch der Frauen?

Thomas Bleitner: Er war die Katastrophe, in deren Anschluss sich die Gesellschaft neu ausrichten musste. Im Jahrzehnt nach dem Krieg war vieles veränderbar und gerade Frauen hatten den Anspruch - und nun partiell auch die Möglichkeiten -, Veränderungen voranzutreiben.

Helga König: Weshalb strebten Frauen in den Zwanzigerjahren androgynen Vorbildern nach, hatten sie die Mutterrolle satt, nachdem man ihre Kinder im Krieg verheizt hatte?

Thomas Bleitner: Letzteres eher im übertragenen Sinne - zumindest was die Frauen betrifft, von denen das Buch handelt, die meisten von ihnen waren in den Zwanzigern (noch) keine Mütter. Androgyne Selbstinszenierung war, glaube ich, eine von vielen Facetten des Sich-Ausprobierens und die Motive dafür waren ambivalent - ein wesentliches war sicherlich die Ebenbürtigkeit im gesellschaftlichen Auftritt. 

Helga König:  Worin sehen Sie die Besonderheit von Josephine Baker?

Thomas Bleitner:  Als Schwarze hatte Josephine Baker es besonders schwer auf ihrem Weg. Glücklicherweise führte sie dieser schon früh nach Paris, damals so etwas wie das 'Weltzentrum der Toleranz'. Dort wurde Josephine Baker gefeiert wie sonst nirgendwo und avancierte zu einer DER Ikonen der Zwanzigerjahre. Bei all ihren tänzerischen Fertigkeiten und ihrer erotischen Ausstrahlung wird häufig vergessen, dass sie auch enorme komödiantische Talente besaß und nicht zuletzt gerade deshalb so gut in die Zwanzigerjahre passt. 

Helga König: Ist der Mut einer Amelia Earhart mit dem Mut einer Anita Berber gleichzusetzen?

Thomas Bleitner:'Mut' ist natürlich eines der zentralen Attribute der Zwanzigerjahre-Frauen im Buch. Und Mut kann vielfältig sein. Ob es couragierter ist, im Alleinflug den Atlantik zu überqueren oder sich für seine Nackttanz-Kunst gesellschaftlicher Ächtung, mitunter auch polizeilicher Verfolgung auszusetzen, vermag ich nicht aufzurechnen. Ich weiß nur: Beidem liegt ein bewundernswertes Maß an Entschlossenheit zugrunde. 

Helga König:  Welche Rolle spielte der Tanz in den Zwanzigerjahren und was unterschied ihn in seinen Motiven von den Tänzen in all den Jahrhunderten zuvor?

Thomas Bleitner:  Die Tänzerinnen, die ich im Buch porträtiere, drückten mit ihrer Tanzkunst vor allem eines aus: Freiheit. Und dies in einer zuvor nicht da gewesenen Konsequenz und Radikalität. Beim Tanz bzw. bei den Tänzen der vorangegangenen Jahrhunderte kenne ich mich nicht gut genug aus, um Vergleiche ziehen zu können. 

Helga König: In der Mode drückt sich die radikale Veränderung der Frauen in damaliger Zeit wohl sichtbar am deutlichsten aus. War Coco Chanel die eigentliche Geburtshelferin der modernen Frau oder war sie nur für ihre Verschönerung zuständig?

Thomas Bleitner: Beides, glaube ich, wobei ich das 'nur' im zweiten Teil der Frage gern streichen würde. Soweit ich gelesen habe, hatte etwa Paul Poiret schon vor Coco Chanel korsettfreie Mode entworfen. Aber die Zwanzigerjahre-Maxime, dass sich das Kleid am Körper der Frau zu orientieren habe - und nicht, wie es zuvor der Fall gewesen war, der Körper der Frau an der Form des Kleides - hat Coco Chanel mit ihren Kreationen am nachhaltigsten und signifikantesten verwirklicht. Oder, um mit Chanels Worten zu sprechen: Sie hat diese Mode erst zum Stil gemacht. 

Helga König: Clärenore Stinnes fasziniert mich übrigens am meisten, nicht zuletzt wegen ihrer grenzenlosen Mobilität, ihrer Neugierde und ihres Mutes. War Stinnes ihrer Zeit am meisten voraus und was hatte Sie ihrer Meinung nach, was die Mädels der Internetgeneration vielleicht wiedererlernen sollten?

Thomas Bleitner: Clärenore Stinnes hat mit Ausdauer und Hartnäckigkeit etwas realisiert, das als unmöglich galt. Dabei hat sie die Zeitgenossen mit ihrer Zuversicht förmlich angesteckt, sie hat die Menschen für ihre Vision begeistert. Gerade diese Begeisterungsfähigkeit finde ich an ihr so beeindruckend. Davon kann sich, meine ich, geschlechtsübergreifend jede Generation inspirieren lassen.


Lieber Herr Bleitner, ich danke Ihnen für  Ihr erhellendes Interview.
Bitte klicken Sie auf das Foto, dann gelangen Sie zum Sandmann-Verlag und können das Buch bestellen.http://www.elisabeth-sandmann.de/autoren/thomas-bleitner/891/frauen-der-1920er-jahre. Sie können es aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.

Helga und Peter J. König im Gespräch mit Christian Witte, Domänenverwalter des Weinguts "Schloss Johannisberg" und des "Weinguts G.H. von Mumm"

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Lieber Herr Witte, dieser  Tage haben wir auf "Buch, Kultur und  Lifestyle" Rieslinge  des Weingüter "Schloss Johannisberg" und  "G.H. von Mumm"  vorgestellt. Dazu möchten wir  heute  einige Fragen an Sie richten.

Hier der Link zu den Rezensionen: http://helga-koenig-wein.blogspot.de/

Helga König: Worin liegt das Hauptaugenmerk der beiden Weingüter und was sind die besonderen Stärken jeweils?

 Christian Witte
(Foto aus dem Bestand der Weingüter)
Christian Witte: Das Hauptaugenmerk des G.H. von Mumm’schen Weingutes liegt auf dem deutschen Markt und hier im Bereich Handel und Gastronomie. Es werden nur klassische deutsche Rebsorten angebaut: 80% Riesling, 15% Spätburgunder und 5% Weißburgunder. G.H. von Mumm ist das hochwertige VDP-Weingut aus Johannisberg im Rheingau mit erstklassigen Weinen aus herausragenden Lagen. Die Rieslinge und Spätburgunder des Weingutes G.H. von Mumm sind ausgezeichnete, charaktervolle Weine, die den Rheingau widerspiegeln. Von Weinen mit einem exzellenten Preis-Leistungs-Verhältnis bis hin zu absoluten Spitzenweinen wird das Premium- und Ultrapremiumsegment bedient. Die knapp 200-jährige Weinbautradition, die Konzentration auf klassische Rebsorten, leidenschaftliches Winzerhandwerk und moderne Technologie sind Grundlage für die authentischen Rheingauer Weine. Sie sind die Symbiose von Mensch und Natur aus einer der bekanntesten Kulturlandschaften. Klares, zeitloses Design, Wertigkeit, Manufakturcharakter - Rheingau-typisch Neben dem deutschen Markt ist die Domäne Schloss Johannisberg auch verstärkt im Export aktiv und wird in zahlreiche Länder vertrieben. Die Fürst von Metternich Winneburg’sche Domäne Schloss Johannisberg ist das Riesling-Weingut mit Weltruf. Es zählt zu den bekanntesten Weingütern der Welt. Es ist ein Monument der Weinbaugeschichte. Seit 1200 Jahren wird Weinbau auf dem Johannisberg betrieben, die letzten fast 300 Jahre konzentriert man sich ausschließlich auf den Riesling. Der Johannisberg ist Ursprung einer großen Weinkultur weit über die Grenzen des Rheingaus hinaus. Schloss Johannisberg ist Gründungsmitglied des VDP und bis heute entstehen hier Deutschlands beste Riesling-Weine. Einzigartige Tradition und kompromissloses Streben nach Qualität sowie die Erfindung der Spätlese begründen den Weltruhm von Schloss Johannisberg. Die Verbindung von Tradition und Innovation konserviert den Ruhm. Schloss Johannisberger Rieslinge sind keine kurzlebigen Modeweine sondern ein unendlicher Mythos.

Peter J. König:  Seit wann werden die Güter unter einer gemeinsamen Leitung geführt und worauf ist im Einzelnen zu achten?

Christian Witte:  Das Mumm’sche Weingut ist letztlich 1822 entstanden, nachdem die Familie Mumm den 1811 er Jahrgang des Schlosses Johannisberg als Trauben von Napoleon Bonnaparte kaufte und damit das 12fache des Einsatzes verdiente. Danach wurden um das Schloss Johannisberg gelegene Weinberge gekauft und später das Weingut gegründet. Seit 1980 werden beide Weingüter aus derselben Hand geführt. Die Situation hat sich seit den 80 er Jahren vor allem für das Weingut G.H. von Mumm grundlegend verändert. Früher war das Mumm’sche Weingut vor allem solider Lieferant für den LEH im gehobenen Bereich. Heute schließt das Mummsche Weingut die Lücke, die Schloss Johannisberg nicht besetzen kann, wie z.B. Rotwein und mittleres Preisniveau. Das Mumm’sche Weingut hält aber auch mit Spitzenweinen Anschluss an Schloss Johannisberg. Diese deutliche Qualitätssteigerung macht sich bei Mumm auch durch die Aufnahme in den VDP in 2012 bemerkbar und wird damit dokumentiert. Mumm gehört nun auch zu den 200 besten Weingütern Deutschlands.

Helga König: Während Schloss Johannisberg ausschließlich großartige Rieslinge hervorbringt, werden im von Mumm`schen Weingut neben exzellenten Rieslingen auch Spätburgunder und Weißburgunder kreiert. Was hat es damit auf sich?

Christian Witte: Das Mumm’sche Weingut hat schon sehr früh damit begonnen, auch Spätburgunder anzubauen. Riesling und Spätburgunder sind die 2 Leitrebsorten im Rheingau. Da es einige Parzellen im Assmannshäuser Höllenberg im Besitz gibt, wurde diese Tradition weitergepflegt. Weißburgunder gibt es erst seit Anfang dieses Jahrhunderts als Alternative zum Riesling für unsere Gäste, die nach weniger säurebetontem Weißwein verlangen. Mittlerweile wird er aber auch in der regionalen Gastronomie vertrieben.

Peter J. König:  Gibt es bei der Herstellung der Weine der beiden Güter auch nennenswerte Synergieeffekte, außer natürlich Ihrer persönlichen Verantwortung und Kompetenz oder sind die Verfahren zur Weinherstellung völlig voneinander getrennt?

Christian Witte: Die Synergieeffekte liegen hauptsächlich im Maschinenpark und bei den Mitarbeitern. Wir können die Maschine für beide Weingüter benutzen, müssen die Weine aber getrennt lagern und ausbauen. Es gibt selbstverständlich auch den Knowhow - Transfer vom Schloss zu Mumm. Hinter beiden Weingütern stecken aber trotzdem unterschiedliche Philosophien. Bei dem Mumm’schen Weingut achten wir mehr auf Trinkfluss und animierende Weine und ein Alltags- Riesling muss auch nicht 10 Jahre reifen, sondern sollte jung trinkbar sein. Bei Schloss Johannisberg ist Spitzenqualität das A und O, daneben sollen die Weine eine gute Lagerfähigkeit haben. Das führt dazu, dass die Weine etwas länger im Weingut bleiben, bevor Sie auf den Markt kommen und auch immer eine gewisse Zeit auf der Flasche reifen sollen, bevor Sie ihr ganzes Potenzial entwickeln.
Helga König: Im Anschluss dazu gibt es auch Traubenpartien, die in dem einen Weingut geerntet und in dem anderen Weingut zu Wein verabeitet werden?

Christian Witte: Nein- das ist weingesetzlich nicht erlaubt.

Peter J. König: Wenn unsere Leser sich nach den beiden Weingütern umschauen wollen, finden sie Schloss Johannisberg auf Anhieb, wo jedoch müssen sie nach dem Mumm`schen Anwesen Ausschau halten? 

Christian Witte: Das Mumm’sche Anwesen befindet sich etwa 300 m von Schloss Johannisberg entfernt, von Oestrich – Winkel kommend direkt am Ortseingang von Johannisberg. 

Helga König: Wird die Vermarktung der Weine gemeinsam durchgeführt oder ist jedes Weingut marketingmäßig auf sich selbst gestellt? 

Christian Witte: Der Vertrieb wir natürlich zentral für beide Weingüter gesteuert. Die Vertriebswege sind teilweise die gleichen, teilweise aber unterschiedlich. 

Peter J. König: Ist G.H. von Mumm vom Bekanntheitsgrad eher noch den eingefleischten Fans bekannt oder gibt es auch hier schon nationale und internationale Anerkennung? 

Christian Witte: Das G.H. von Mumm’sche Weingut hat sich schon seinen eigenen Kundenstamm aufgebaut. Natürlich haben wir manchmal mit der Situation zu tun „Das bessere ist der Feind des Guten,“ wenn eingefleischte Schloss Johannisberg Fans bei uns einkaufen. Aber die deutlichen Qualitätssteigerungen bei Mumm zeigen Ihre Wirkung. Ein Pluspunkt sind natürlich die Lagen die nicht in Johannisberg liegen. Der Rüdesheimer Berg Rottland ist so unterschiedlich von Schloss Johannisberg, dass wir hier auch einen anderen Typ Riesling produzieren, der seine eigenen Liebhaber hat. Mit Assmannshausen und dem Spätburgunder haben wir noch einen zweiten Unterscheidungspunkt. Sehr spannend ist auch der Rote Riesling den wir vor 3 Jahren angepflanzt haben. Letztlich bieten die Gutsweine ein tolles Preis - Leistungsverhältnis für den täglichen Gebrauch, die Einstiegspreise bei Schloss Johannisberg liegen da doch deutlich höher. 

Helga König: Gibt es eigentlich qualitative Unterschiede zwischen Schloss Johannisberg und G.H. von Mumm bei einem Jahrgang und wenn ja, woran könnte so etwas liegen? 

Christian Witte: Wie schon erwähnt, geht es eher um die unterschiedliche Stilistik und die Marktsegmente. In der Spitze reduzieren sich die Qualitätsunterschiede nur noch auf die Herkunft. Bei dem Mumm’schen Weingut haben wir Gutsweine, Ortsweine, Erste Lagen und Große Lagen- Weine. Schloss Johannisberg ist eine Monopollage und zum größten Teil eine Große Lage. 

Lieber Herr Witte, beste Dank für das aufschlussreiche Interview.

Helga und Peter J. König

Bitte klicken Sie auf die  nachstehenden Links, dass gelangen sie zu den Weingütern und können den Wein bestellen.

Helga König im Gespräch mit Franziska Schweiger, Autorin des Backbuchs "Die Alle Jahre wieder Zimtstern & Vanillenduft Weihnachts-Bäckerei"

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Liebe Franziska Schweiger, Sie sind gelernte Konditorin und Patissière und betreiben mit Ihrem Ehemann, dem TV-Koch Andreas Schweiger das Sterne-Restaurant  Schweiger² in München. Nun haben Sie ein wunderbares Weihnachtsbackbuch mit dem Titel "Die Alle Jahre wieder Zimtstern & Vanillenduft Weihnachts-Bäckerei" verfasst, das ich auf "Buch, Kultur und Lifestyle" kürzlich rezensiert habe. Zu diesem Buch möchte ich einige Fragen an Sie richten.

Helga König: Sie verraten in Ihrem Buch gleich zu Beginn die Zutaten für Ihr Lebkuchengewürz. Worin besteht hier die Besonderheit? 

Franziska Schweiger
Foto: GU-Verlag
Franziska Schweiger: Dass fast alle Gewürze langsam im Mörser gerieben werden. – es ist nicht gerade eine leichte Arbeit und einfach etwas zeitaufwendig – aber sie werden merken – es lohnt sich. 

Helga König: Welche Backphilosophie treibt Sie um, wenn Sie Weihnachtgebäck kreieren?

Franziska Schweiger:  Ich kann mich nichts Schöneres vorstellen als zu backen – Rezepte zu erfinden, entwickeln in meiner mini-Küche in München - experimentieren. Ich liebe den Duft von Gebackenem nicht nur in der Nase, sondern in der ganzen Wohnung. Backen beruhigt mich nach einem stressigen Tag, wenn ich vom Restaurant nach Hause komme, backe ich gerne zur Entspannung – ich nenne es mein Feierabendbacken, dazu ein Gläschen Wein oder Bier und Musik. Außerdem ist das A und O: Beste Zutaten, gutes Werkzeug usw. 


Helga König: Worin unterscheidet sich Ihr Zimtsternrezept von Rezepten anderer Konditorinnen? 

Franziska Schweiger: Das Rezept ist eher eines der klassischsten in meinem Buch. Es gibt nicht wirklich einen herausragenden Unterschied. 

Helga König: Ich bin hingerissen von Ihren "Mandelkrapferl mit Knuspersplitter" und finde, dass diese Köstlichkeit eigentlich immer gut zu einer Tasse Kaffee passt. Handelt es sich bei diesem Rezept, um eines mit langer Tradition oder ist es eine völlige Neuschöpfung von Ihnen? 

Franziska Schweiger:  Das ist eine Mischung aus einem 100 Jahre alten Familien-Rezept aber der Knuspersplitter ist hinzugekommen. Dieses Rezept können Sie das ganze Jahr backen, es ist ein Keks-Allrounder und muss nicht nur Weihnachtsteller füllen. 

Helga König: "Mürbeteigmonde mit Bratapfelfüllung" sind nicht nur in der Adventszeit köstlich. Von welchem Gedanken waren Sie beseelt als Sie dieses Rezept kreiert haben? 

Franziska Schweiger:  Ich wollte eine süße Mezzalune machen. Wir haben soooo viele Äpfel jedes Jahr im Garten- da eignet sich dieses Rezept hervorragend, um die Äpfel zu verarbeiten, und die Familie und auch Nachbarn glücklich zu machen! 

Helga König: Worin liegt das Geheimnis von den überirdisch gut schmeckenden "Vanillekipferl nach Großmutters Art"? 

Franziska Schweiger:  Das Geheimnis ist die Vanille – ich verwende am liebsten Tahitivanille. Außerdem sammle ich meine ausgekratzten Vanilleschoten und lasse sie in Zucker in einem Glas ziehen. Einmal im Jahr mache ich davon Vanillezucker – der kommt da natürlich rein!

Helga König: Was spricht dafür, einen Stollen nach Ihrem Rezept zu backen? 

Franziska Schweiger: Als Hobby-Bäcker sollte man einfach mal diesen ausprobieren- er ist einfach und gelingt gut - ohne lange Ruhepausen ein easy Stollen sozusagen. 

Helga König: Gehört Lebkuchen heute noch auf den Weihnachtsteller oder ist er eher eine Leckerei aus der Vergangenheit? 

 Franziska Schweiger
Foto: GU-Verlag
Franziska Schweiger: Ich persönlich greife eher zu Schokobrot oder Spekulatius als nach Lebkuchen. Oft war mir dieser als Kind zu hart. Bäckt man ihn mindestens 6-8 Wochen vor Weihnachten ist es eine Freude ihn zu vernaschen! Ein Kartoffellebkuchen zum Beispiel mit etwas Schokolade in Weiß oder dunkle Schokolade getunkt und etwas zerstoßenen Koriander drauf...Mhhh lecker! Man kann viel experimentieren. Er ist ein Klassiker und sollte auf keinen Fall auf dem Weihnachtsteller fehlen!

Helga König: Welche Kindheitserinnerung verbinden Sie mit dem Plätzchenbacken zu Weihnachten?

Franziska Schweiger: Oh, wo soll ich da anfangen! Es geht mit dem Nussknacken in der warmen Stube bei meiner Oma los. Es duftete immer nach frisch aufgesetzten Punsch für die Kinder oder Glühwein. Im Kühlschrank stapelten sich die verschiedensten Plätzchenteige, die nur darauf gewartet haben, ausgerollt zu werden! Plätzchen haben immer die Mädels gebacken – also Oma, Mama und ich. Ich konnte mich stundenlang damit beschäftigen, Plätzchen auszustechen, zu formen, belegen und zu dekorieren. Auf einem Kissen oder meinem kleinen Holzhocker, den ich immer noch habe, saß ich vorm Backofen und habe darauf gewartet bis es duftete und die Plätzchen braun wurden. Der Backofen war mein Fernseher. Ich habe die fertig gebackenen Plätzchen auch immer gerne in die Keksdosen gestapelt. Und vor allem die schönste Erinnerung – viele sind ja auch mal zerbrochen – zu meinem Glück - die habe ich alle genascht! ;) 

Liebe Franziska Schweiger, ich danke Ihnen herzlich für dieses aufschlussreiche Interview.
Ihre Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum GU-Verlag und können das Buch bestellen.http://www.gu.de/buecher/kochbuecher/backen-suessspeisen/730175-die-alle-jahre-wieder-zimtstern-und-vanilleduft-weihnachtsbaeckerei/ Sie können es aber auch direkt bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.




Helga und Peter J. König im Gespräch mit Klaus Muth, Inhaber und Betriebsleiter des Weinguts Rappenhof

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Lieber Herr  Muth, heute haben  wir drei Ihrer Weine auf "Buch, Kultur und Lifestyle" vorgestellt und möchten nun einige Fragen zu Ihrem Weingut und Ihren Weinen an Sie richten.

Hier nun die Links zu den Weinbesprechungen:

Helga König: Können Sie zu Beginn des Interviews etwas zu Ihrem Weingut Rappenhof und Ihrer diesbezüglichen Historie berichten?

Klaus Muth
Weingut Rappenhof
Klaus Muth: Die Geschichte des Rappenhofs geht zurück auf das Jahr 1604, als Hyronimus Hirsch, in Alsheim ein Weingut, einen landwirtschaftlichen Betrieb, eine Gaststätte und eine Posthalterstation im historischen Gutshof betrieb. Heutiger Eigentümer des Gutes ist Klaus Muth, der das Weingut in der 12. Generation der Familie Hirsch / Muth leitet. Das Weingut befindet sich in der Ortsmitte der Gemeinde Alsheim im Weinanbaugebiet Rheinhessen. Familie Muth bewirtschaftet 50 ha Weinberge.


Peter J. König: Können Sie unseren Lesern Näheres zu Ihrer Weinregion und speziellen Besonderheiten dort mitteilen?


Klaus Muth: Die Weinberge des Rappenhofs verteilen sich auf die Gemeinden Alsheim, Guntersblum, Ludwigshöhe, Dienheim, Oppenheim und Nierstein. Der Rappenhof verfügt somit über die unterschiedlichsten Bodenarten, die den Weinen eigene Geschmacksnuancen, Terroirausprägungen, geben. In den Gemeinden Alsheim und Guntersblum herrschen Lössterrassen vor, Dienheimer und Oppenheimer Böden zeichnen sich aus durch Kalkmergel, die Niersteiner Lagen werden geprägt durch das Rotliegende.


 Karin und Klaus Muth
Helga König: Welche Rebsorten werden von Ihnen bevorzugt angebaut?


Klaus Muth: 80 % der Rebfläche des Gutes sind mit Weißweinreben bestockt, 20 % mit Rotweinreben. Riesling stellt die wichtigste Rebsorte des Weingutes mit über 40 % der Anbaufläche dar, gefolgt von den Burgundersorten, dem Weißen Burgunder, dem Grauen Burgunder und dem Spätburgunder, ergänzt von Müller-Thurgau, Silvaner, Gewürztraminer, Dornfelder und Blauem Portugieser. 


Peter J. König: Sie besitzen beste Lagen in Oppenheim und Nierstein. Welche sind dies und was gibt es darüber zu berichten?


 Tochter Elisabeth  und Klaus Muth
Klaus Muth: Zu den Rebflächen des Weingutes zählen Weinberge in den Opppenheimer Lagen Sackträger und Herrenberg und in den Niersteiner Lagen Pettenthal und Oelberg. Diese Lagen sind vom VDP als "Große Gewächs Lagen" klassifiziert. Unsere Oppenheimer und Niersteiner Lagen sind ausschließlich mit Riesling bestockt. Die Weine haben ihren eigenen bodentypischen Charakter. Unsere Oppenheimer Weine zeichnen sich durch Pfirsicharomen aus, die Niersteiner Weine sind mineralischer, Zitrus- und Ananasaromen geprägt. 


Helga König: Seit wann gehören Sie dem VDP an und welche Veränderungen hat dieser Beitritt für Ihr Weingut gebracht?


Klaus Muth: Der Rappenhof ist bereits seit 1970 Mitglied im Verband deutscher Prädikatsweingüter. Mitgliedschaft im VDP bedeutet immer wieder an sich und seinen Weinen zu arbeiten, um sich selbst und den VDP weiter nach vorne zu bringen. 


Peter J. König: Stimmt es, dass die Weine von der Rheinfront (aus Oppenheim und Nierstein) einen gleichwertigen Stellenwert haben wie die Weine aus dem Rheingau und zwar auch im Hinblick auf die Vergangenheit?


Klaus Muth: In der Vergangenheit haben die Weine aus Rheinhessen, insbesondere aus Oppenheim und Nierstein in Deutschland, aber auch weltweit, zu den Spitzenweinen gehört. Dies wird besonders deutlich, wenn man sich alte Preislisten und Weinkarten um 1900 betrachtet. Sicherlich hatte das Renommee der Weine aus Rheinhessen in der Zwischenzweit abgenommen, aber seit etwa 20 Jahren haben die Weine unserer Region aufgeholt und finden sich wieder in den Angeboten des gehobenen Fachhandels und der Spitzengastronomie.

Helga König: Worin besteht die Philosophie des Weinmachens in Ihrem Hause?

 Klaus Muth
Weingut Rappenhof
Klaus Muth: Grundlage unserer Qualitäts-Philosophie ist es, dass wir ausschließlich Weine und Sekte aus eigenen Trauben erzeugen. Nur wenn die Kontrolle vom Rebschnitt bis zur Abfüllung der Weine auf die Flasche in einer Hand liegt, kann man nach unserer Auffassung herausragende Weine erzeugen. Voraussetzung für hochwertige Weine sind vollreife, gesunde Trauben. Gute Weine werden im Weinberg, nicht im Keller erzeugt! 

Peter J. König: Wie muss man die Entwicklung der Lagen in Rheinhessen in den letzten Jahren sehen, gemessen an der Qualität der Weine an der Rheinfront?

Klaus Muth: Die Qualität und das Image der Weine Rheinhessens haben in den letzten Jahren gewonnen und an Fahrt zugelegt. Rheinhessen ist ein Anbaugebiet mit vielen jungen und gut ausgebildeten Winzern, die ihren Weinen eine eigene Note geben. Rheinhessen zeichnet sich durch eine Vielzahl unterschiedlicher Bodenstrukturen aus, besonders ausgeprägt sind die Weine in Nierstein am Roten Hang. Diese Bodenstruktur verleiht dem Riesling einen unverwechselbaren mineralischen Charakter. Diese Weine können als Vorreiter der rheinhessischen Qualitätsoffensive gelten. 

Helga König: Wohin überall werden Ihre Weine verkauft und auf welchen Veranstaltungen kann der Weinliebhaber sie verkosten? 

Klaus Muth: Neben der Vermarktung in Deutschland werden unsere Weine nach China, Japan, Taiwan, Hong Kong, Canada, Polen, Dänemark und Schweden exportiert. Der Weinliebhaber kann unsere Weine bei den VDP – Veranstaltungen verkosten. Weiter besteht die Möglichkeit, nach vorheriger telefonischer Anmeldung, Weine im Weingut zu probieren. 

Peter J. König: Ein Weingut mit solcher Tradition muss auch immer dafür sorgen, dass es in die nächste Generation weitergetragen wird. Wie sieht es damit bei Ihnen aus?

Klaus Muth: Unser Weingut hat eine über 400-jährige Tradition und wir, meine Frau und ich, werden unser Gut die nächsten Jahre weiter nach vorne bringen. Bis dahin wird die nächste Generation gut aufgestellt sein.

Lieber Herr Muth, herzlichen dank für das aufschlussreiche Gespräch. 
Ihre Helga König, Ihr Peter J. König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Weingut Rappenhof und können dort Wein bestellen.http://www.weingut-rappenhof.com/

Helga König im Gespräch mit Stéphane Etrillard zum Thema persönliche Souveränität

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Lieber Herr Etrillard, dieser Tage habe ich Ihr Buch "Prinzip Souveränität" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen.

Vorbemerkung:
Im Interview berichtet Stéphane Etrillard, gefragter Coach, Experte für persönliche Souveränität und mehrfacher Buchautor, warum der persönliche Kommunikationsstil und ein souveränes Auftreten die Basis für den Erfolg von Führungskräften bilden. Darüber hinaus gibt es uns einen Einblick in seine Arbeit als Trainer und Coach. 

Helga König: Herr Etrillard, Sie gelten als Europas führender Experte für Souveränität. Was hat Sie dazu bewogen, sich dieser Thematik so intensiv zu widmen?

Stèphane Etrillard 
Stéphane Etrillard: Inzwischen arbeite ich seit bald zwanzig Jahren als Trainer und Coach. Und es ist schon eine ganze Weile her, dass mir die Teilnehmer meiner Seminare davon berichteten, dass sie gern souveräner auftreten und handeln würden. Was sie denn da genau machen könnten. An der Kommunikation zu arbeiten, war schon einmal ein guter Ansatz, doch war das eben nicht alles. Also durchforstete ich die Fachliteratur. Meine ersten Recherchen waren allerdings ernüchternd – es gab einfach so gut wie nichts zu diesem Thema. 

Das war der ausschlaggebende Punkt und ich begann, mich intensiver und gezielter damit zu befassen. In den vergangenen fünfzehn Jahren habe ich mich dann immer stärker auf dieses wichtige Thema und seine verschiedenen Aspekte konzentriert. 

Helga König: Sie bezeichnen persönliche Souveränität als eine zuverlässige Konstante in einer komplexen Welt. Was macht ein souveränes Auftreten gerade heute so wichtig? 

Stéphane Etrillard: Die Zusammenhänge in der Welt und auch die Geflechte in Unternehmen werden immer komplexer. Als Reaktion darauf sind insbesondere Führungskräfte fachlich immer besser ausgebildet und verfügen daher über ein enormes Fachwissen. Vergessen wird dabei jedoch, dass die eigene Persönlichkeit die stabilste Basis für jede Art von Erfolg ist. Deshalb ist es von großer Bedeutung, die persönlichen Kompetenzen auszubauen und zu stärken. 

In einer komplexen Welt bildet das eigene Selbst die verlässlichste Konstante für das eigene Entscheiden und Handeln und ermöglicht so ein souveränes Auftreten. Das haben auch die Unternehmen erkannt: Viele Unternehmen wollen und können es sich schlichtweg nicht mehr leisten, dass Mitarbeiter durch persönliche Defizite zur Belastung werden. Die Ansprüche, die an die Persönlichkeit der Mitarbeiter und insbesondere der Führungskräfte gestellt werden, steigen also zusehends, und über das berufliche Vorwärtskommen entscheiden heute längst nicht mehr nur die fachlichen Fähigkeiten und Qualifikationen. 

Helga König: Gilt das auch für junge Menschen oder ist Souveränität eher ein Thema für erfahrene Führungskräfte und Manager? 

Stéphane Etrillard: Das ist letztlich keine Frage des Alters. Die Praxis zeigt jedoch, dass viele Menschen sich nie oder eben erst dann mit dem Thema befassen, wenn sie bereits zu spüren bekommen haben, dass der Faktor Persönlichkeit im Beruf und damit auch für die Karriere eine wesentliche Rolle spielt. Und gerade die Nachwuchskräfte fokussieren sich in der Regel auf das reine Fachwissen, weniger auf die Wirkung ihrer Persönlichkeit, was sich dann später schnell als Manko erweist. Meine Empfehlung ist daher, sich schon frühzeitig mit dem eigenen Auftreten und der persönlichen Wirkung zu befassen. 

Helga König:  Psychologie und Philosophie spielen bei der Persönlichkeitsentwicklung gewiss eine Rolle. Wie reagieren Betriebswirte Ihrer Erfahrung nach auf diese Themenfelder? 

Stéphane Etrillard: Führungskräfte haben in der Regel eine ganze Menge um die Ohren, stehen unter Erfolgsdruck und haben auch selbst hohe Erwartungen an sich. In Coachings geht es ihnen meist in erster Linie darum, was sie ganz konkret in der Praxis machen können, um in Gesprächen mit Vorgesetzten, Mitarbeitern und Kunden oder in wichtigen Verhandlungen souveräner aufzutreten. Die theoretischen Hintergründe sind für sie nicht so bedeutend. 

Meine Aufgabe ich es daher, das theoretischen Wissen so aufzuarbeiten und zu vermitteln, dass sich daraus ein ganz praktische Nutzen ziehen lässt, der möglichst rasch in die eigene Berufspraxis integriert werden kann. 

Helga König: Was hindert Ihrer Meinung nach die Menschen daran, sich gezielt ihren individuellen Begabungen zu widmen? 

Stéphane Etrillard: Viele Menschen sind es gewohnt, von Kindheit an einen bereits vorgezeichneten Weg einzuschlagen. Da ist der Spielraum für selbstständige und vielleicht auch einmal unorthodoxe Entscheidungen begrenzt. Tatsächlich gibt es zahlreiche Menschen, die in ihren Beruf eher hineingeraten sind und nur selten bewusst darüber nachdenken, was sie wirklich wollen oder am besten können. Das sicherheitsorientierte Denken spielt da eine große Rolle. Doch letztlich ist jeder Mensch völlig frei darin, sich für oder gegen etwas zu entscheiden – nur wird diese Entscheidungsfreiheit vielfach nicht genutzt. 

Helga König: An den Themen Rhetorik und Kommunikation kommt niemand vorbei, der souveräner auftreten möchte. Ist es für den Beruf wichtig, sich diesbezüglich weiterzubilden, und was geschieht während eines Seminars zum Thema? 

Stéphane Etrillard: Der Faktor Kommunikation ist für den Beruf von essenzieller Bedeutung. Schließlich macht die Art unserer persönlichen Kommunikation einen großen Teil unserer Außenwirkung aus, sie entscheidet sogar darüber, ob uns andere für intelligent halten. Das eigene Kommunikationsverhalten zu schulen, ist daher tatsächlich immer ein gute Idee. 

In den Seminaren geht es zuerst einmal darum, überhaupt ein Bewusstsein für den eigenen Kommunikationsstil zu schaffen, typische Situation aus der Praxis sowie das eigene Verhalten zu reflektieren und Alternativen aufzuzeigen. Schon daraus kann man sehr viel lernen. –

Kürzlich fragte mich eine etwa 55-jährige Führungskraft, ob sie denn morgen nach dem Seminar fit in allen Bereichen der Kommunikation sein werde. Nun, ich sagte, dass sie sicher in der Lage sein werde, bewusster und damit erfolgreicher zu kommunizieren. Ein Tages- oder Zweitagesseminar reicht jedoch natürlich nicht aus, um jahrzehntelange Gewohnheiten einfach abzulegen. Ich erzählte dem Teilnehmer, dass ich begeisterter Klavierschüler und Klavierfan sei und am Klavier noch ungeheuer viel zu lernen habe. Gäbe es ein Seminar, das mich in drei Tagen zum Konzertpianisten machen könnte – ich würde es sofort besuchen. Nur leider brauchen manche Dinge doch ein wenig mehr Zeit und Ausdauer. Dann verstand der Manager, was ich gemeint hatte und schmunzelte. 

Helga König: Was läuft in der alltäglichen Kommunikation gerade auch in Unternehmen schief? 


Stéphane Etrillard: Es beginnt damit, dass vielen Führungskräften nicht bewusst ist, dass Führungsarbeit zu achtzig Prozent aus Kommunikation besteht. Schließlich ist es ihre Aufgabe, Beziehungen innerhalb des Unternehmens und zu Geschäftspartnern zu managen. Defizite bei der Kommunikation wirken sich unmittelbar auf die Qualität der Arbeit und auch auf die Produktivität aus. Das beginnt damit, dass Teammitglieder aneinander vorbei reden und Anweisungen falsch verstanden werden. 

Tatsächlich sind es ganz einfach Verständigungsprobleme, die zu weiteren Schwierigkeiten führen. Vor allem dann, wenn Emotionen im Spiel sind. Hier kann ein Missverständnis unnötig Spannungen oder auch ernsthafte Konflikte auslösen, die sich bei fortgesetzter falscher Kommunikation bedrohlich aufschaukeln können. Das schadet dem Unternehmen, den Führungskräften und allen Mitarbeitern. In schlimmen Fällen geht das so weit, dass sich eine allgemeine Unzufriedenheit in einem ganzen Team und darüber hinaus ausbreitet. 

Oft ist es auch die fehlende gegenseitige Wertschätzung, die Konflikte heraufbeschwört. Die richtigen Worte im entscheidenden Augenblick zu finden, kann sehr deeskalierend wirken und nachhaltig motivieren – die falschen Worte oder auch der falsche Tonfall können das Fass jedoch zum Überlaufen bringen. 

Führungsarbeit und ganz generell eine gelungene Kommunikation erfordert viel Fingerspitzengefühl, das in der alltäglichen Arbeit leicht verloren geht. 

Helga König: Führungskräften wird allerorts unterstellt, dass sie hochgradig narzisstische Verhaltensmuster an den Tag legen. Wie passt das zur gewünschten Souveränität, die für die Firmenkultur und den Firmenerfolg so überaus wichtig ist? 

Stéphane Etrillard: Dieses Verhaltensmuster kann ich so nicht bestätigen. Für einzelne Personen mag das stimmen, nur fälle ich ungern Pauschalurteile. Ich habe eher die umgekehrte Erfahrung gemacht, dass viele Führungskräfte sehr unsicher auftreten. Sie sind nicht geschult darin, ihre Außenwirkung bewusst zu steuern, und wissen vielfach gar nicht, wie sie bei ihren Mitarbeitern persönlich ankommen. Die rein fachliche Qualifikation ist meist sehr gut, dennoch sind viele Führungskräfte im direkten Kontakt mit ihren Mitarbeitern und bei Auftritten vor größeren Gruppen erstaunlich unsicher. Vielen ist auch nicht bewusst, dass sich ein souveränes Auftreten gut trainieren lässt. 

Helga König: Souverän auftretende Menschen wirken oft sehr charismatisch. Wie erklären Sie sich dieses Phänomen? 

Stéphane Etrillard: Menschen mit einer starken Ausstrahlung heben sich von anderen ab, denen eine solche Ausstrahlung fehlt. Und es ist ja nicht so, dass eine starke Ausstrahlung einfach aus dem Nichts käme. Sie ist im Gegenteil der Beweis für eine starke und souveräne Persönlichkeit. Das beginnt mit einer positiven Einstellung zu sich selbst. Dazu bedarf es eines gesunden Selbstwertgefühls und eines klaren Selbstbewusstseins. Die Grundlage für beides ist es, sich selbst genau zu kennen und zu akzeptieren und im Einklang mit den eigenen Überzeugungen zu leben.

Im Beruf gehen solche Aspekte schnell unter – und vielleicht ist das mit ein Grund, warum es so wenig charismatische Führungskräfte gibt: Die Aufmerksamkeit wird auf alles Mögliche gerichtet, doch zu wenig auf sich selbst. Wer das ändert, gewinnt dadurch eine positivere Ausstrahlung. Was empfehlen Sie jemandem, der rasch zu einer souveränen Persönlichkeit werden möchte? Zunächst einmal ein wenig Geduld. 

Und dann: einen Anfang machen. Jeder hat die Möglichkeit, seine Ausstrahlung zu verbessern und souveräner aufzutreten. Das erfordert in allen Fällen einen ehrlichen Blick auf die eigene Persönlichkeit, auch auf die vermeintlichen Schattenseiten. Hier geht es insbesondere darum, die Verantwortung für die eigenen Entscheidungen und Handlungen zu übernehmen. Das ist ein wesentlicher und unverzichtbarer Schritt auf diesem Weg. 

Unentbehrlich für eine gute Ausstrahlung ist die bereits angesprochene gute Kommunikationsfähigkeit. Wir nehmen die Menschen als besonders souverän wahr, die sich in die Situation ihrer Gesprächspartner einfühlen können – die verstehen, wo die Interessen, Probleme, Wünsche und Erwartungen ihres Gegenübers liegen, und auch aktuelle Stimmungen interpretieren können. – Am Anfang geht es also um die eigene Persönlichkeit. 

Und die Persönlichkeit zeigt sich anderen insbesondere durch den persönlichen Kommunikationsstil. Daher sind das die beiden ersten Ansatzpunkte für ein souveränes Auftreten.

Lieber Stéphane Etrillard, ich danke Ihnen herzlich für das aufschlussreiche Gepräch

Ihre Helga König 

Foto von Stéphane Etrillard aus seinem Bestand.

Stéphane Etrillard  ist internationaler Keynote Speaker und zählt zu den meistgefragten und besthonorierten Top-Wirtschaftstrainern im deutschsprachigen Raum. Der mehrsprachige Vortragsredner gilt als führender europäischer Experte für "persönliche Souveränität". 

Stéphane Etrillard, Kosmopolit französischen Ursprungs lebt in der Kulturmetropole Berlin. In seiner Freizeit beschäftigt er sich leidenschaftlich mit Philosophie, Literatur und Klaviermusik und lernt mit großer Begeisterung das Klavier spielen. Sein einzigartiges Know-how ist in den letzten 19 Jahren in der Beobachtung und Begleitung von mehreren Tausend Führungs- und Nachwuchskräften aus unterschiedlichsten Branchen entstanden. Zudem wurde er als Ausnahmepersönlichkeit unter die Top 100 Speakers aufgenommen. 

Mit seinen Privatissima im Bereich Rhetorik, Dialektik und Körpersprache sowie Selbst-PR verhilft er seinen Kunden zu mehr Souveränität in allen Lebenslagen. Er steht einigen der angesehensten Familien Europas als Privatcoach mit Rat und Tat zur Seite. 

Zu seinen Klienten zählen Manager aus Top-Unternehmen, mittelständische Unternehmer und Politiker sowie viele Menschen, die sich bei ihm neue Impulse holen, um ihre Kommunikation noch souveräner und ihr Leben erfolgreicher zu gestalten. Er gilt in der Branche und für die Presse als Star unter den Managementtrainern. 2013 wurde sein neuestes Buch „Mit Diplomatie zum Ziel“ im WirtschaftsBlatt in die Top Ten der deutschsprachigen Wirtschaftsbücher aufgenommen. 

Durch zahlreiche Vorträge und Publikationen ist er einem breiten Publikum bekannt geworden. Er ist Autor von über 40 Büchern und Audio-Coaching-Programmen, die zu den Business-Topsellern zählen. Täglich lesen über 30.000 Menschen seine Coaching-Impulse in den sozialen Netzwerken. Weitere Informationen über Stéphane Etrillard: http://www.etrillard.com/

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Helga König im Gespräch mit der #Glücksforscherin Simone Langendörfer über Ihr Buch " Für ein Leben in Fülle"

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Liebe Simone Langendörfer, dieser Tage habe ich Ihr Buch "Für ein Leben in Fülle" rezensiert und möchte heute Ihnen heute einige Fragen dazu stellen.

Helga König: Wie definieren Sie den Begriff Glück? 

Simone Langendörfer: Glück ist für mich unser Grundzustand, wenn wir mit unserer Quelle, dem göttlichen Sein in uns verbunden sind. Wir brauchen nichts zu suchen, nichts zu erreichen. Es gibt kein "Haben wollen". Wir fühlen uns vom Leben getragen, haben keine Angst vor der Zukunft. Wir sind immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das, was wir haben, brauchen wir. Und das, was wir nicht haben, brauchen wir nicht. Wir vertrauen und spüren, dass es keinen Mangel gibt. Wir lieben, was ist. Der Zeitmangel, der Geldmangel, der Mangel an Möglichkeiten, der Mangel an Liebe in unseren Beziehungen existiert in Wahrheit nicht, wir empfinden ihn nur als solchen, weil wir das Glück in uns nicht mehr spüren, obwohl es immer vorhanden ist. Glück ist reine, grundlose Lebensfreude, eine innere Ruhe, Fülle, reine Essenz, Inspiration, Gelassenheit, innerer Frieden, die Fähigkeit, den Moment so anzunehmen und zu akzeptieren, wie er gerade ist. Glück liegt in der Hingabe an diesen Augenblick. Tiefes, dauerhaftes Glück hat nichts mit den kurzen Glücksmomenten zu tun, wenn wir etwas konsumieren. Denn diese lösen sich schnell wieder auf. Es entsteht die Sehnsucht, sich immer wieder neue Dinge kaufen zu wollen, um so neue Glücksmomente zu erleben. Dies ist eine Falle, die wir erkennen sollten. 

Helga König: Was hat Sie dazu veranlasst, Glücksforscherin zu werden und wie vertiefen Sie diesbezüglich Ihre Erkenntnisse?  

Simone Langendörfer: Mein Studium zur psychologischen Beraterin war mir zu wenig. In meine Beratungen kamen und kommen unzählige Menschen, die einige Psycho-Therapien hinter sich haben und hatten und dennoch weiter unter psychosomatischen Krankheitssymptomen leiden. Um diesen Menschen effizient und dauerhaft helfen zu können, befasste ich mich eingehend mit der Meta-Medizin, der Quantenheilung und der Glücksforschung. Dabei lernte ich namhafte Koryphäen kennen: Philosophen, Ärzte, Quantenphysiker, spirituelle Lehrer, die alle in der Glücksforschung tätig waren. Ich schloss mich diesen Menschen an oder studierte ihre Bücher. Ich erlebe mit großer Freude, dass ich nie aufhöre, zu lernen.

Helga König: Wodurch zeichnen sich Ego-Persönlichkeitsstrukturen aus und haben Sie aufgrund Ihrer Studien den Eindruck, dass sich diese Strukturen allgemein verstärkt haben und falls ja, wie?

Simone Langendörfer: Wir leben in einer Leistungs- und Erfolgsgesellschaft. Die Erwartungen und Ansprüche an uns werden immer größer. Auch gehen wir selbst recht lieblos mit uns um: Unser Selbstbild schwankt erheblich, je nach Anerkennung oder Kritik befindet sich unser Selbstwert im Keller oder wir fühlen uns allmächtig. Wir sind von einem Perfektionismus getrieben und gönnen uns keine Ruhe. Kurz: Wir haben die Verbindung zu unserem WAHREN SELBST verloren, wir fühlen uns allein und getrennt von den anderen. Die Folge davon ist, dass wir unsicher und ängstlich sind. Wir suchen im Außen nach Erfolg, Bestätigung, Wertschätzung, Liebe und Reichtum. Wir haben vergessen, dass wir all das in uns tragen. Jeder von uns. Ego-Persönlichkeiten leben zum großen Teil unbewusst. Sie erledigen ihre Aufgaben, fühlen sich von ihrer To-do-Liste verfolgt, leiden oft unter Schlafstörungen und sind ständig unzufrieden mit sich und der Welt. Unsere Gesellschaft besteht zu einem sehr großen Teil aus Ego-Persönlichkeiten. Darunter leiden immer mehr Kinder und Jugendliche. Die psychischen Erkrankungen haben sprunghaft zugenommen. Dies ist die andere Seite der Medaille unserer "Wachstumsorientierten Gesellschaft". 

Helga König: Burn-Out und Angst sind ein Begriffspaar, das zusammen gehört. Wieso sind gerade Menschen mit einem überbordenden Ego anfällig für beides? 

Simone Langendörfer: Das Ego, also das "falsche Selbst" ist ein Kunstprodukt aus Erziehung, persönlicher Konditionierung und Prägung. Obwohl wir Menschen in unserem Ego-Verhalten sehr ähnlich sind, zeigen sich doch individuell verschiedene Symptome. Das Ego hat ein Ziel: Es verursacht Schmerz und Leid, den wir als MANGEL in unserem Leben wahrnehmen. Dies macht uns Angst. Wir sind Getriebene unseres Egos und sehen keinen Ausweg. So rennen wir immer schneller, wollen immer mehr Status und Geld besitzen, eine noch bedeutendere Karriere vorzeigen, mehr Anerkennung und Macht erreichen, um uns so stärker zu fühlen. Leider ist dies eine gefährliche Sackgasse, die für immer mehr Menschen in einem Burn out, einem seelischen Erschöpfungszustand, endet. Die Seele wirft uns immer wieder auf uns selbst zurück. Sie möchte uns sagen: Wach auf! Schau hin! Was machst Du da?

Helga König: Wie erkennt man, dass man mit seinem wahren Selbst in Kontakt gekommen ist? 

Simone Langendörfer:  Unser wahres Selbst, unser wahres SEIN ist unser Urzustand. So kommen wir auf diese Welt. Jedes Baby fühlt sich rundum mit sich zufrieden. Es gibt kein Burn out unter Kleinkindern. Wenn wir unseren Fokus wieder nach INNEN wenden, sind wir augenblicklich frei. Wir kommen sofort mit unserem wahren Selbst in Kontakt, wenn wir innehalten, einige Male tief ein und ausatmen. Der Atem ist unser Anker. Unseren Atem haben wir immer bei uns. Das tiefe Ein- und Ausatmen beruhigt uns sofort. Es tut so gut, immer wieder kleine Pausen einzulegen und tief in sein Herz zu atmen: Unser Herz schlägt für uns Tag und Nacht. Wir dürfen STILL SEIN. Wir müssen nichts mehr erreichen. Jetzt, in diesem einen Moment ist alles da, was wir brauchen. Wir dürfen jetzt dem Leben vertrauen, das uns trägt. Unser wahres Selbst ist reine Liebe. Bedingungslos.

Helga König: Was macht Sie so sicher, dass unser wahres Selbst uns die nötigen Ideen, Einfälle und Inspirationen liefert, die wir benötigen, um tatsächlich glücklich und auch erfolgreich im Leben zu sein? 

Simone Langendörfer:  Eine schöne Frage! Da ich in den vergangenen Jahren fleißig mit mir trainiert habe, durfte ich es "am eigenen Leib" erfahren.  Auch das Leben von unzähligen Frauen und Männern, die ich beraten durfte, veränderte sich sehr. Viele Menschen sind der Meinung, dass es in diesem Leben darum geht, möglichst viel Besitz anzuhäufen. Ich sehe das anders. Ich durfte die Erfahrung machen, dass es unser Lebenssinn ist, unsere BESTIMMUNG zu leben. Jeder von uns hat seine individuelle Berufung, seine ureigenen Talente und Fähigkeiten. Wenn wir nun unser Ego disziplinieren und uns wieder für unser wahres SEIN öffnen, spüren wir einen sofortigen Wandel in uns: Den Paradigmenwechsel. Anstatt von Angst, Wut, Schuld und Misstrauen werden wir von Motivation, Kreativität, Lebensfreude und innerer Ruhe getragen. Da wir uns nach innen orientieren, nehmen wir Impulse in uns wahr, die uns den Weg unserer Bestimmung zeigen. Immer gerade in diesem einen Augenblick. Nach dem Gesetz der Resonanz ziehen wir alles an, was wir für ein Leben in Fülle brauchen: Menschen, Möglichkeiten, das nötige Kapital, Wissen und Wege. Das grenzt oft an Zauberei. Wir Menschen nennen dies "Zufall" oder "Wunder". 

Helga König: Woher kommt die Manie, alles immerfort beurteilen und bewerten zu wollen und weshalb ist dieses Dauerverurteilen und Dauerbewerten so ungemein kontraproduktiv? 

Simone Langendörfer: Wir wurden als Kinder darauf konditioniert. Seit vielen Generationen werden Kinder in gut und schlecht beurteilt. Es gibt "gute" Schüler und "schlechte". Jeder will der "Beste" sein. Das Notensystem in den Schulen produziert unweigerlich Versager und Verlierer. Denn nur die "Guten" sind "richtig". Viele Kinder schämen sich für "schlechte" Noten. Sie haben Angst vor Klassenarbeiten und Prüfungen. Das Lernen wird zur Qual und Konflikte sind vorprogrammiert. Die meisten Unternehmen stellen nur die "Besten" ein. Also entstand und entsteht unter den Kindern ein verhängnisvoller Konkurrenzkampf, der immer mehr Opfer fordert. Denn es kann unmöglich nur "Beste" geben. Dieses Verhalten setzt sich unter den Erwachsenen fort: "Lieber tot, als zweiter!" ist oft die Maxime in Unternehmen. Für mich gibt es daher keine "reichen" und "armen" Menschen, sondern lediglich "bewusste" und "unbewusste". Wir sollten unser Denken hinterfragen! Immer mehr Menschen werden psychisch krank, weil sie sich für "nicht gut genug" halten. Wir sollten den Dualismus aufheben, den wir ständig leben. Es gibt kein richtig oder falsch, kein gut oder schlecht, kein passend oder unpassend. Woher wollen wir wissen, was das BESTE für uns ist? Woher wollen wir wissen, was richtig oder falsch ist? Depressionen nehmen unter Kindern und Jugendlichen immer mehr zu. Viele Kinder können und wollen nicht mehr in diesem System funktionieren. Das erlebe ich Tag für Tag in meinen Beratungen an unterschiedlichen Schulen. 

Helga König: Woher kommt das Mangeldenken und was kann man tun, damit man sich aus dieser Spirale löst, um ein Leben in Fülle anzustreben? 

Simone Langendörfer: Viele Menschen vergleichen sich ständig mit anderen. Sie sind unfrei, weil sie nie genug haben. Immer gilt es, noch mehr zu erreichen und noch mehr darzustellen. Sie rennen von Termin zu Termin und sind nie glücklich. Sie suchen noch mehr Erfolg, noch mehr Anerkennung. Wir können jetzt sofort das Hamsterrad anhalten und aus der Spirale aussteigen, wenn wir uns unserer selbst bewusst werden. Durch achtsames Beobachten unserer Gedanken, nehmen wir immer mehr wahr, dass wir nicht unsere Gedanken SIND. Wir "werden gedacht", das heißt, unser Verstand, unser Ego möchte uns weißmachen, dass in unserem Leben überall Mangel existiert. Wir können nicht zwanghaft "positiv denken", denn dies ist bereits wieder eine Bewertung und setzt uns wieder neu unter Druck. Kein Mensch kann "positiv denken". 

Der Mensch denkt, was er denkt. Nur unsere Bewertung macht einen Gedanken positiv oder negativ. Wir sind jedoch in der Lage, AUTHENTISCH zu sein, das heißt, unser Denken zuzulassen. Keiner von uns kann sagen, welchen Gedanken er als nächstes denken wird. Trainieren wir nun, unsere Gedanken bewusst wahrzunehmen, OHNE sie zu bewerten und zu beurteilen, können wir unser Sprechen und Handeln beeinflussen und verändern. Wenn wir andere Worte als bisher wählen, nicht mehr jammern, schimpfen, zweifeln und klagen, werden sich die Menschen in unserem Umfeld verändern. Und wenn wir demnach anders handeln, wird sich Wohlstand in unserem Leben manifestieren: Unsere Beziehungen sind liebevoll, wir rennen nicht dem Geld nach, sondern freuen uns, wenn es zu uns kommt, wir nutzen neue Möglichkeiten zu wirken und unser Leben bewusst zu gestalten. Dies ist ein Leben in Fülle außerhalb der Mangelspirale.

Helga König: Wer frei ist von fordernder Liebe, frei vom Habenwollen, frei von Angst, Gier, Schuld und Aggression dürfte im Bewusstsein der Fülle leben. Wie ist ein solches Bewusstsein zu erlangen und was hat es zur Folge? 

Simone Langendörfer:  Als konditionierte Menschen werden die Gier, die Schuld, die Aggression, die Angst und die fordernde, bedingte Liebe immer ein Teil von uns sein. Dies können wir nicht verändern. Dies ist die niedrigste Form der Energieschwingung. Dies ist unser "falsches Selbst" und wir dürfen damit leben. Diese Gefühle spüren wir als Schwere, Dumpfheit und Leere in uns. Wir nennen diese Gefühle oft "negative Gefühle". Doch auch hier lehne ich die Dualität ab. Ich kenne lediglich Gefühle. Sie sind weder gut noch schlecht. Sie sind einfach. Wir haben jedoch immer die Möglichkeit, zu erwachen, bewusst zu sein: Also zu erkennen, dass unter der dunklen Energiewolke der Angst, der Aggression oder der Gier das wahre Selbst immer existiert. Unsere Lebensfreude, die Fülle, der innere Frieden, die Mitfreude, die universelle Liebe sind immer da! 

Wir können dieses Bewusstsein nicht erlangen, wie SIND es bereits. JETZT! Wir SIND reine, bedingungslose Liebe und können diese auch verschenken. Dies ist die höchste Form der Energieschwingung, die es auf diesem Planeten gibt. Wenn wir bewusst sind, werden wir zu GEBENDEN: Wir verschenken Freude, Wissen, Zuneigung, Aufmerksamkeit und Zeit, ohne etwas dafür bekommen zu wollen. Wir fühlen empathisch mit anderen mit, ohne mitzuleiden. Wir haben keine Erwartungen. Wir sind wie ein reiner sprudelnder Gebirgsbach, der immer im Fluss des Lebens ist. In der Geschichte der Menschheit gab es immer wieder Persönlichkeiten, die "die Macht der Sanftheit" lebten. Sie spürten genauso die Wut, die Angst, die Schuld in sich, konnten jedoch durch ihre ständige Achtsamkeit bewusst sein und entsprechend handeln. Dies machte sie so besonders. 

Helga König: Können Sie unseren Lesern kurz erklären, weshalb man sich mit "Self-Fulfilling Management" unbedingt befassen sollte? 

Simone Langendörfer: Mein Mentaltraining "Self-Fulfilling Management" ist hoch effizient. Es vermittelt sofort neue Energie, Stärke und Lebensfreude. Die Menschen gewinnen Klarheit über ihr Leben. Sie sehen plötzlich Alternativen und Lösungswege für ihre scheinbaren "Probleme", die reine "Gedankenkonstrukte" waren und viel Energie kosteten, was den Alltag anstrengend und schwer machte. Es ist KEINE Psychotherapie. Es ist eine WILLENSENTSCHEIDUNG, nicht mehr leiden zu wollen. In diesem Mentaltraining üben wir schrittweise, dem Ego Grenzen aufzuzeigen und uns nicht von unserem Gedankenlärm dominieren zu lassen. Wir übernehmen die Führung, das heißt, das wahre Selbst, das wahre, ursprüngliche ICH, darf immer mehr Raum einnehmen. Ein aktiver Glücksmanager ist frei. Nichts und niemand kann ihn unter Druck setzen. Er strahlt Liebe und Gelassenheit aus und folgt achtsam und bewusst seiner Bestimmung. Ist das nicht der größte Reichtum, den uns dieses Leben schenken kann? 

Liebe Simone Langendörfer, ich danke Ihnen herzlich für das aufschlussreiche Interview
Ihre Helga König

https://www.youtube.com/watch?v=TdXmccU7snM&feature=youtu.be 

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Helga König im Gespräch mit Veit Noll, dem Autor des Buches "#Goethe im Wahnsinn der Liebe"

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Lieber Herr Noll, dieser Tage habe ich Ihr Buch"Goethe im Wahnsinn der Liebe" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen.

Helga König: Sich als Jurist mit Rechtsgeschichte zu befassen, ist nicht ungewöhnlich. Waren es rechtsgeschichtliche Studien, die sie zunächst auf die "ehebrecherische Beziehung" zwischen August von Einsiedel und Emilie von Werthern aufmerksam machten und was hatte es mit den beiden auf sich? 

 Veit Noll
Foto: aus dem Bestand von Jörg Nowak 
Veit Noll: Das Interesse an Gesellschafts- und Geschichtsphilosophie führte mich zu dem weitestgehend unbekannten August von Einsiedel (1754-1837). Ein äußerst origineller, rationaler und radikaler Kopf und treuer Freund des Humanisten Johann Gottfried Herder. Herder unterzog sich bei seiner wenigen Zeit sogar der Mühe, Einsiedels Ideen abzuschreiben. Auch Goethe nennt Einsiedel bezeichnenderweise 1816 einen "trefflichen Freund". Aus meinen Forschungen zu Einsiedel, in den letzten Jahren mit nachhaltiger Unterstützung eines renommierten Wissenschaftlers, ergibt sich ganz umfassendes Quellenmaterial, welches noch der Publikation harrt, aber bereits einem traditionsreichen Wissenschaftsverlag einer Großstadt unterbreitet ist. Biographisch interessante Überlieferungen zu Einsiedel stammen aus bekannten Publikationen zu Goethe. Da interessierte mich natürlich das Verhältnis Goethe und Einsiedel näher. Über die Stelle von Goethes Ausführungen zu Einsiedel als Freund habe ich lange nachgedacht. Goethe offenbart einen Kernbereich seiner eigenen Situation mit Bezug auf Einsiedel. Einsiedel wurde im öffentlichen Bild bis in die neuere Zeit sehr zu Unrecht als Abenteurer, Sonderling, Müßiggänger verpönt. 

Daran ist wohl die Wahrnehmung seiner Liebe schuld. 1784 lernte er in Weimar Emilie von Werthern (1757-1844) kennen. Es entstand mit der verheirateten Frau eine tiefe Liebesbeziehung. 1785 begab sich Einsiedel mit zwei seiner Brüder auf eine Expeditionsreise in das Innere von Afrika. Nahezu zeitgleich reiste die noch junge Emilie von Werthern zu ihren Verwandten und es gelangte die Nachricht von ihrem plötzlichen Tod nach Weimar. In Weimar war man darüber äußerst betroffen, hoch betrübt. Wenige Zeit später erfuhr man, dass sie in Straßburg mit Einsiedel gesehen worden sei. Das Grab wurde geöffnet und das Scheinbegräbnis offenbar. 

Bei meinen Forschungen fiel mir als Familienanwalt in Erfurt in einem Antiquariat ein Rechtshandbuch von Sachsen-Altenburg von 1786 – also aus eben der Zeit, die mich interessierte – in die Hand. Ich las, dass für Ehebruch die Todesstrafe durch das Schwert angedroht war. Zugleich konnte ich die Voraussetzungen einer Ehescheidung nachlesen und mir wurde schnell klar, daß eine solche völlig verpönt und justiziell unpraktikabel war. Das brachte mich auf die Spur das damalige Familienrecht in seiner Vielfalt näher in meine Untersuchungen einzubeziehen. Ich versichere Ihnen, dass es gerade auch in Bezug auf Goethe höchst spannend ist, diese rechtlich-historischen Bezüge herzustellen. 

Dies lässt sich kurz demonstrieren: Die älteste überlieferte Fassung von Goethes "Faust" stammt aus einer Abschrift von Frl. von Göchhausen, Anna Amalias Hofdame, um 1777-78. Das Stück ist zweigeteilt. Zum ersten strebt Dr. Faust nach grundlegender Welterkenntnis und legt das Christentum beiseite. Zum anderen wünscht er ein trauliches Beisammensein mit dem schönen Gretchen. Für uns hätte Goethe das Stück daher besser "Dr. Faust, oder: Gretchen, die Hure" nennen sollen, die Zeitgenossen kannten allerdings eben diesen Hintergrund. Nach den zeitgenössischen rechtlichen Vorstellungen war ein Mädchen, welches sich in den außerehelichen, einvernehmlichen, erquickenden, unentgeltlichen Beischlaf einließ eine `Hure´. 

Die `Hurenstrafen´ für ein solches `fleischliches Verbrechen´ bestanden kumulativ in der Kirchenbuße, der Staupenstrafe (öffentliches Auspeitschen am Pranger) und der Verweisung des Gerichtsbezirkes, also oftmals Vertreibung in die Heimatlosigkeit. Mit diesem Hintergrund wurde die Gretchengeschichte im "Faust" für mich erstmals verständlich.

Helga König: In welchem Verhältnis stand dieses skandalumwitterte Liebespaar zum Weimarer Hof und zu Goethe?

Veit Noll:  Nachdem August und Emilie nach Deutschland zurückkehren mussten, fand ihre Familie die Lösung, dass sich Emilie von Werthern scheiden ließ und Einsiedel heiraten sollte. Da aus der mehr als zehnjährigen Ehe keine Kinder hervorgegangen waren, war dies an sich möglich – der Zweck der Ehe war verfehlt. Es bedurfte gleichwohl großer Mühen bei dem Weimarer Herzog Carl August die Scheidung zu erlangen. Einsiedel heiratete dann Emilie und sie lebten zunächst in Leitzkau und dann in Lumpzig im Fürstentum Sachsen-Altenburg. Wie wurden sie bei der überharten Strafandrohung bestraft? Gar nicht. Andere schon, nur nicht nach der Härte des Gesetzes. Jedoch war Beider Handeln öffentlich unterschwellig bekannt. Es ist, als wenn man nach "Schlehmil" (Adelbert von Chamisso) den Schatten verliert. August und Emilie erfuhren für ihr Liebesvergehen vielfache Ablehnung. Gleichwohl kam Emilie 1795 nach 10 Jahren erstmals wieder nach Weimar. 

Die Herzogin Anna Amalia erfuhr von diesem Aufenthalt bei Herders, begab sich persönlich dorthin und holte die nunmehrige Frau von Einsiedel zu sich. Es war die Fürstin, die sich auf den Weg machte! Andererseits lehnten die adeligen Damen Sophie von Schardt und Charlotte von Stein als frühere Freundinnen die Frau von Einsiedel völlig ab. Die alten Freunde, der Superintendent Johann Gottfried und seine Frau Caroline Herder vergaben der `Sünderin´. Emilie von Werthern gehörte jedenfalls vor 1785 zum engsten Freundeskreis um die herzogliche Familie, Goethe, Herder, Knebel und dem Kreis der mit dem Hof in Beziehung stehenden adeligen Damen. 

August von Einsiedel, der Bruder von Anna Amalias Kammerherrn Friedrich Hildebrand von Einsiedel, stand von 1777 bis 1785 in engstem Kontakt mit Herder, Goethe, Knebel und hatte auch Zugang zur Fürstenfamilie. Goethe stellte in der Gestalt des Jarno im "Wilhelm Meister" zwar anfänglich einen anderen, sodann jedoch durchgehend Einsiedel dar. Die Konstante besteht darin, dass sich Jarno mit der Baronesse von C. - eine literarische Darstellung von Emilie von Werthern – in einem sehr vertrauten Verhältnis befand. 

Helga König: Sie haben einen bemerkenswerten Buchtitel gewählt, der bei dem Leser den Eindruck entstehen lässt, dass bei Goethe eine psychische Störung vorlag. War dies beabsichtig und falls ja warum?

Veit Noll: Wer ist denn nicht schon in den Liebeswahn verfallen? Da begegnet einem eine Schöne und alles andere wird unwichtig, bedeutungslos. Und dann begegnet uns wieder die Rechts- und Moralsituation am Ende des 18. Jahrhunderts in Deutschland. Das Liebesverhältnis zu einer verheirateten Frau: Wahnsinn! Offen gesagt, ist Goethe eigentlich der Erfinder des schönen Buchtitels. Der Wahnsinn ist eben der Mittelpunkt der "Iphigenie", wie bereits Angelika Kaufmann und Philipp Moritz herausfanden. Die Befreiung vom Wahnsinn beinhaltet dann die Gestaltung des gegenseitigen Verhältnisses von Iphigenie und Orest als ein geschwisterliches, welches Intimität nicht zulässt. Schiller erkannte bei der Erstlektüre Goethes "Iphigenie" als ein zeitgenössisches Gegenwartsstück. Ich weiß noch recht gut, wie mir der Titel einfiel. 
Meine liebe Ehefrau bereitete an einem gemütlichen Sonntag ein leckeres Mittagessen und ein Gläschen Wein fehlte auch nicht.

Helga König:  Weshalb trägt das Buch den Aufdruck "Index verbotener Bücher"? 

Veit Noll:  Das findet der Leser ganz sicher selbst heraus. Einige meinen, nur sprichwörtlich – nicht substantiell genommen, hätte der Aufdruck auch lauten können: `Störe meine Kreise nicht.´ Wer Goethe als unantastbar, Heiligen, `Dichterfürsten´ etc. ansieht oder handhabt, ihn losgelöst und abstrakt als `moralische Instanz´ betrachtet oder ein gegenseitiges Liebesverhältnis von ihm mit Anna Amalia konstruiert, sollte besser einen Bogen um das Buch machen. Goethes "Prometeus" ist nach wie vor genial. Eben genau in diesem Zusammenhang kann ich mir durchaus vorstellen, dass Einsiedel von der Anschauungsweise einer emotionalen Intelligenz oder geistgesteuerter Emotionen ausgeht. Dagegen setzt er für sich selbst unbefangene, tiefgründige Rationalität, die emotionsfreie Suche nach dem substantiell Wahren. Ich sehe mich durchaus in Einsiedelscher Tradition. Durchaus bemerkenswert fand ich, dass Herr Dieter Höhnl mit dem Freundeskreis des Goethe-Nationalmuseums Weimar schnell bereit war, die Erstrepräsentation des Buches am 29. Oktober 2014 aus Anlass von Anna Amalias Geburtstag in Weimar in der Eckermann Buchhandlung zu unterstützen. Dies zeigt interessierte Offenheit. 

Helga König: Was hat Sie dazu gebracht, in den Werken von Goethe nach Hinweisen zu suchen, was sich in Goethes realem Liebesleben tatsächlich abspielte?

Veit Noll: Goethe bezieht sich in seinem Bekenntnis zu seiner eigenen Situation und mit Bezug auf Einsiedel auf "Iphigenie". In seinen Briefen an Charlotte von Stein macht er einen beiderseitigen persönlichen Bezug zur "Iphigenie" deutlich. Nachdem ich das Tatsächliche um Goethes Flucht 1786 analysiert hatte, lag es nahe, den realen Lebensbezug der Literatur zu prüfen. Parallel hatte ich bereits das damalige Familienrecht im Blick. Dann stellte ich bei der Untersuchung des Eingangsmonologs der Versfassung 1787 den Bezug zur Situation der adligen Frau überhaupt und in der Ehe fest. Damit hatte ich einen roten Faden aufgefunden, dem ich nachging, nachgehen musste, es machte einfach neugierig. Zum anderen interessierten mich die Hinweise, dass im "Wilhelm Meister" in der Gestalt des Jarno Einsiedel und in der Baronesse von C. Emilie von Werthern ihre Darstellung finden. 

Beides brachte mich auf die Spur von Goethes Schreibweise in Auseinandersetzung mit seinen eigenen Konflikten in seinen `Pseudo-konfessions´. Vor allem fand sich, dass Goethe als Jurist schreibt. Dies betrifft die Schreibtechnik, Verweisungslinien, die Arbeit mit Symbolen etc. So zeigt sich die lebenspraktische Einheit von Goethe und seiner Literatur, oder anders gesagt: die lebensbezogene Literaturinterpretation ist bei Goethe tief gegründet. Er schrieb für sich, um mit seinen Konflikten fertig zu werden und er verfasste Literatur als Botschaft.

Helga König: Wieso wurde gerade die "Iphigenie" zu einem bevorzugten Forschungsobjekt für Ihre Fragestellungen?

 Goethe, "Iphigenie" 1787
Veit Noll: Es würde mich freuen, eine Neuaufführung der "Iphigenie" nach ihrem realen Gehalt aus Goethes Geist heraus zu erleben. Goethe zeigt seinen eigenen Konflikt des Liebeswahns und spaltet sich in Orest und Pylades auf. Letzterer hat die Aufgabe, Orest in der Umsetzung seiner Wünsche beiseite zu stehen. Goethe stellt in der "Iphigenie" den Konflikt von Recht und Moral in Bezug einerseits auf die Ehe und den Ehebruch dar. Und jeder der Beteiligten ist in seinem Handeln, seinen Wünschen nachzuvollziehen. Die Auflösung der Konflikte beinhaltet die Akzeptanz zum einen der zeitgenössischen Regeln des Rechtes und zum anderen einer individuellen Selbstbestimmtheit in diesem Rahmen. Um die "Iphigenie" in Goethes innerem Sinn, nicht nur nach seiner äußeren Darstellung, zu verstehen, bedarf man einiger Schlüssel. Diese sind mir bei der Untersuchung entlang der roten Fäden in die Hand gefallen. Meiner Meinung nach ergeben sich Rückschlüsse auf Goethes Denkweise, ebenso wie auf die von Charlotte von Stein und Josias von Stein. Nach meiner Untersuchung ergibt sich eben gerade, dass Charlotte von Stein keinen Ehebruch zuließ, zulassen konnte und durfte, selbst wenn am Beginn um 1776 einmal anfängliche Zärtlichkeiten ausgetauscht worden sein sollten. Im Übrigen wird im Verlaufe der Publikationen sichtbar werden, dass mit "Iphigenie" zwar begonnen wurde, jedoch auch die weitere Literatur Goethes höchstpersönliche Bezüge enthält und dadurch eine neue Spannung offengelegt wird. Goethe ist über- und zugleich unterschätzt. Er traf allerdings den Nerv seiner Zeit. Nicht nur radikale Individualität und Selbstbestimmtheit setzte er, sondern auch eine Wandlung von dem alten Gedanken, die `Liebe habe der Ehe zu folgen´ zu dem Grundsatz, die `Ehe habe der Liebe zu folgen´ – eine gleiche gesellschaftliche Ebene der Eheleute vorausgesetzt. 

Helga König: Haben Sie sich zu Forschungszwecken in Weimar aufgehalten, können Sie darüber berichten? 

Veit Noll:  Meine Forschungen zu Einsiedel, Emilie von Werthern, dann auch zu Goethe und den weiteren Beteiligten sind voneinander nicht zu trennen, ergänzen sich gegenseitig. Selbstverständlich habe ich eine umfassende Archivarbeit auch in Thüringen und Weimar zu verzeichnen, aber vielleicht gibt es auch noch Weiteres zu finden. Gerade der zerschlagene und zu einem wichtigen Teil verschollene Nachlass von August von Einsiedel interessiert mich besonders, aus dem Überlieferten weiß ich, dass er seine Papiere sorgfältig aufhob, ordnete, binden ließ. In Weimar habe ich über die Jahrzehnte immer eine hervorragende Unterstützung vom Goethe-Schiller-Archiv, Thüringer Staatsarchiv und der Anna Amalia Bibliothek, dann aber auch überhaupt von der Klassik-Stiftung erhalten. Ursprünglich hatte ich 2009 einen ersten Aufsatz unter dem nahezu gleichen Titel vorgelegt. Nur einige Ansatzpunkte und Linien interessierten mich noch. So sind aus dem Aufsatz von ca. 100 Seiten nun 700 Seiten als Haupttext geworden, die ich in 4 Bände aufgeteilt habe – davon liegt der erste Band nun vor. 

Nach der Abfassung der ca. 700 Seiten Haupttext sah ich mich wiederum in Weimar um. Erstaunt war ich, dass die von mir aufgefundenen inhaltlichen Linien durchaus bildlich dort wiederzufinden waren. Daraus sind dann auch ein großer Teil an Abbildungen bereits in den ersten Band eingeflossen. Die Fotothek und die Graphischen Sammlungen haben, wie alle anderen bereits erwähnten, hervorragend unterstützt und dies war bestimmt nicht immer einfach.

Helga König: Wie sind Sie auf das Deckengemälde aufmerksam geworden, das auf dem Buchdeckel zu sehen ist. Was hat es mit dem Gemälde auf sich?

Veit Noll:  Bei meinen Besichtigungstouren in der letzten Zeit in Weimar fiel mir im Wittumspalais eine Tafel auf, die in Bezug auf eine erfolgte Rekonstruktion die Veränderungen der sogenannten Dreiergruppe darstellte und die Erstversion mit der dritten Version verglich. Ich forschte einfach nach, erhielt Hinweise, bekam Unterstützung beim Bauamt der Klassik Stiftung Weimar sowie vom Bildarchiv in Marburg und München. So gelangte ich an die zweite Version, die als Titelbild wiedergegeben und bei Wahl bereits 1927 nachweisbar ist. Da bekannt ist, dass sich Anna Amalia in der Minerva an der Decke des Festsaales selbst wiederfinden und herrlich präsentieren wollte, war eben diese Veränderung der Dreiergruppe bemerkenswert. 

Meiner Meinung nach – im Ergebnis, am Ende der Untersuchungen von über ca. 700 Seiten, nicht als Ausgangspunkt! – stellt dieses Titelbild eben genau aus Anna Amalias Sicht das Beziehungsgefüge zwischen Goethe, Anna Amalia und Charlotte von Stein dar. Es ist wie ein Resümee, nur nach Goethes Art an den Anfang gestellt. Das Bild ist also seit langem bekannt, nur nach dem Inhalt nicht weiter bemerkt und von mir in einen neuen Zusammenhang gestellt worden

Helga König:  Für Goethe war es gewiss nicht einfach, sich charmant bleibend Anna Amalia in Italien "vom Hals zu halten", denn letztlich war er von ihrer Gunst abhängig. Wie ist es ihm gelungen, sie davon abzuhalten, sich gekränkt zu fühlen? 

Veit Noll:  Abhängig war Goethe in erster Linie vom Herzog Carl August, aber dieser ist natürlich nicht von seiner Mutter Anna Amalia ebenso wie von Herzogin Louise zu trennen. Goethe kostete es einen ungeheuren mentalen Kraftaufwand, eben genau diesen Spagat zwischen den Wünschen der Herzogin Mutter und seinen eigenen Bestrebungen zu bewerkstelligten. Dieses Problem klärt uns eben auch darüber auf, weshalb er den Weg der Literatur und auch von Bildern als Botschaft wählte. Und so sagt er alles, auch wenn man ihn äußerlich zunächst nicht fassen kann, wissen die Adressaten schon, was gemeint ist. 

Es hat seine Gründe, dass er ursprünglich zu Lebzeiten die "Iphigenie" nie veröffentlichen wollte und die Briefe an Charlotte von Stein selbst nach seinem Ableben nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Im Übrigen muss ich trösten und kann mit Bd. 2 und 3 dann nähere Aufklärung geben. 

Helga König:  Welchen Eindruck haben Sie nach den Studien von Goethe, war er in erster Linie ein Pragmatiker? 

Veit Noll:  Lange Zeit habe ich mich gefragt, weshalb Goethe es so lange in Weimar ausgehalten hat oder auch mit der entstandenen Entfremdung von Charlotte von Stein in Zusammenhang mit seiner Reise nach Rom und sodann seinem dortigen fast zweijährigen Aufenthalt dann doch nach Weimar zurückkehrte. Vom Herzog hätte er sicherlich die Entlassung aus dem Dienst erlangen können, finanziell-wirtschaftlich war er durch seine Familie gut ausgestattet. Sein Leben in Rom zeigt, dass er einen bescheideneren Lebenswandel führen konnte. Anderweitigen Hofdienst hätte er bestimmt auch gefunden. In der Zeit in Weimar nach seiner Italienreise ging er auch in erster Linie nicht dem Staatsdienst, sondern seinen Interessen nach.

Die Antwort ist recht schlicht, aber durchgreifend: Es ist der Liebeswahn im Hinblick auf Charlotte von Stein. Für die Zeit bis zu seiner Reise nach Italien fand Goethe dann auch den Gedanken, dass man immer versuchte, sich gegenseitig `anzuähneln´. Er meint, dass man sich den Werten und Vorstellungen der geliebten Frau anpasste, um sich ihre Zuneigung zu erhalten und die Beziehung zu pflegen. Die Briefe an die verheiratete Frau sind da auch ziemlich deutlich. Andererseits hielt er sich gegenüber Anna Amalia an das Äußerliche. Eben dieses ließ für Liebesbestrebungen einer Fürstin und Witwe gegenüber dem zunächst bürgerlichen Juristen und Staatsdiener und dann Jungadeligen und im Übrigen außerhalb einer Ehe gar keinen Raum. 

Helga König: Können sie uns mehr zu Ihrem Großprojekt berichten, denn es handelt sich ja bei dem vorliegenden Buch um den ersten von mehreren Bänden? 

Veit Noll:  Es ist richtig, Bd. 2 ist im Wesentlichen fertig. Hier benötige ich noch die Unterstützung meines rührigen Lektors, Jörg F. Nowack. Ein Mensch mit Sprachgefühl und Charakter. Vor allem, er ist mit dem Herzen bei der Sache. Da hat mich mein Lebensgefühl auf den richtigen Weg geführt. Im Übrigen sind zu Bd. 2 die Bilder und das Bildverzeichnis noch im letzten Schliff fertigzustellen. Dabei handelt es sich durchaus um einen eigenen Punkt, der Mühe macht, aber Lohnenswert ist und Aufschluss gibt. Auch mir selbst. Bd. 3 und 4 sind noch geringfügig zu überarbeiten und die Endnoten durchzuarbeiten. Mein tatsächliches Großprojekt bezieht sich durchaus auf die Fertigstellung aller vier Bände "Goethe im Wahnsinn", aber auch auf die Quellenedition Einsiedels verbunden mit der Darstellung seiner Biographie und Anschauungen, der Biographie von Emilie von Werthern und die Fertigstellung der Ausarbeitung zu `Goethes Naturfragment´. 

In 1 bis 1 ½ Jahren freier, konzentrierter Arbeit wäre da viel zu schaffen und die vorhandenen umfangreichen Manuskripte zum Ergebnis zu bringen. Die Schubfächer sind voll. Aber auch meiner Arbeit als Anwalt, im Broterwerb, muss ich nachgehen. Soweit ich den Menschen in der Lösung und Dämpfung ihrer Konflikte nach Recht, Gesetz und Wahrhaftigkeit beistehen, ihnen helfen kann, tue ich dies gern. Goethe hatte es da wohl im Hinblick auf die Zeit für seine eigenen Interessen einfacher, er wurde für fast zwei Jahre in Italien und wohl danach erst einmal freigestellt. Es gibt also Unterschiede. Aber mit Zielstrebigkeit und Geduld wird das interessierte Publikum durchaus nach und nach Weiteres erfahren ...

Lieber Herr Noll,   für das sehr aufschlussreiche Interview, danke ich Ihnen herzlich.

Ihre Helga König

Erhältlich ist das Buch in der Eckermann Buchhandlung Weimar, im engagierten Buchhandel oder – gern auch als Rezensionsexemplar – über den Forschungsverlag Salzwedel: http://www.forschungsverlag.de

Helga und Peter J. König im Gespräch mit #Christopher_Baur, dem Geschäftsführer der #Traditionssektkellerei_Kessler

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Lieber Herr Baur, dieser Tage haben wir auf "Buch, Kultur und Lifestyle" fünf Sekte aus Ihrem Hause vorgestellt. Deshalb auch möchten wir heute einige Fragen zu Ihrem Hause und Ihren Sekten an Sie richten.

Hier der Link zu den Sektbesprechungen: Fünf #Sekte der #Traditionssektkellerei_Kessler. 

Helga König: Die Sektkellerei Kessler ist ein Haus mit langer, interessanter Geschichte und Tradition, was gibt es darüber von den Ursprüngen zu berichten? 

 Christopher Baur
Foto: Robin Rudel
Christopher Baur: Georg Christian von Kessler (GCK) war 20 Jahre lang in Reims bei Veuve Clicquot-Ponsardin und leitete dieses Champagner-Haus vor seiner Rückkehr nach Deutschlands als Teilhaber und Chef. Die Erfahrung, die er von dort mitbrachte, sind die Grundlage der KESSLER Produkte – auch nach 190 Jahren noch. 

Champagner war im 19. Jahrhundert vor allem ein Export-Produkt, da der französische Markt relativ beschränkt war. Wegen der Exportlastigkeit wurden zahlreiche Champagner-Häuser von Deutschen geführt (unter den 20 berühmtesten Champagner-Marken tragen heute noch die Hälfte deutsche Namen). 

GCK hatte schon damals die Vision, den Schaumwein am Ort der Vermarktung herzustellen und unternahm bereits während seiner Reimser Zeit Versuche auf einem Weingut bei Heilbronn, aus deutschen Trauben Champagner-Wein herzustellen.  

Peter J. König: Warum ist der Firmensitz von Kessler gerade in Esslingen/Württemberg beheimatet und hat der Sektgenießer die Möglichkeit dort Kessler Sekte zu verkosten? 

Christopher Baur: GCK gründete 1820 die Bank Verve Clicquot und suchte nach Investitionsmöglichkeiten, die er vor allem in der aufstrebenden Textilindustrie sah. Für Verve Clicquot errichtete er in Frankreich eine Textilfabrik, deren deutsche Filiale er in Esslingen am Neckar aufbaute. Er wählte Esslingen als Sitz aus, weil es damals die am weitesten fortgeschrittene Industriestadt im Königreich Württemberg war.

Aus dieser Textilfabrik ging das bedeutende Unternehmen Merkel & Kienlin hervor, deren Marke »Esslinger Wolle« auch heute noch existiert (Villa Merkel, Merkelsches Hallenbad…). Mit einem Teil der Spinnereierträge finanzierte GCK die ersten Grundweineinkäufe für seine Schaumweinerzeugung. 

Nachdem GCK die Textilfabrik verkaufte, widmete er sich wieder der Schaumweinerzeugung und blieb damit am Standort Esslingen, denn die Stadt war vor der industriellen Revolution lange Zeit eine der süddeutschen Wein-Zentren (»Esslinger Eimer« als Standardmass). 

Einer der Gründe, weshalb GCK Esslingen seiner Heimatstadt Heilbronn (auch eine bedeutende Weinstadt) vorzog, waren die weitläufigen Gewölbekeller des Areals um den Speyrer Pfleghof, dem heutigen Kessler-Haus. 

Das Kessler-Haus ist einer touristischen Anziehungspunkte der mittelalterlichen Innenstadt Esslingens und lädt die jährlich 20.000 Teilnehmer der Kellerführungen zur Degustation der KESSLER-Sekte ein. Seit 2007 haben sich die Sekt-Bar KESSLER Karree 18 und der Zehnthof zu einem beliebten Treffpunkt für das lokale Publikum entwickelt. 

Helga König: Von 1826 bis heute ist es ein sehr langer Weg, wie hat sich in dieser Zeit die Sektproduktion im Hause Kessler entwickelt? 

 Christopher Bauer
Foto: Robin Rudel
Christopher Baur:  Die Erzeugung von Spitzensekt hat sich im Grunde nicht über die traditionellen Methoden hinaus entwickelt, die GCK einst aus Frankreich mitgebracht hatte, die Flaschengärung. Dennoch wurde der Herstellungsprozess im Lauf der Jahrzehnte immer weiter perfektioniert und in technischer Hinsicht modernisiert. Und gerade jetzt wurden bei KESSLER hohe Investitionen in die Produktion getätigt. Dennoch bleibt die Sekterzeugung, jedenfalls im Segment der Spitzenprodukte, nach wie vor ein weitgehend handwerklicher Prozess, der auf überlieferten önologischen Kenntnissen basiert. 

Georg Christian von Kessler hat 1826 die erste Charge Schaumwein in handgeblasene Flaschen abgefüllt. Es waren 8.000 Flaschen, von denen ungefähr die Hälfte während des zweiten Gärprozesses explodierte. Als Georg Christian von Kessler 1842 starb verkaufte Kessler schon rund 50.000 Flaschen, wovon rund ein Drittel in Ausland exportiert wurde. Die Absatzmenge hat sich im Laufe der Zeit kontinuierlich nach oben entwickelt.In der Nachkriegszeit wuchs das Volumen von 100.000 Flaschen auf über eine Million Flaschen. 

Peter J. König: Nach welchen Verfahren werden Kessler-Sekte kreiert? 

Christopher Baur: Im Mittelpunkt steht das Flaschengärverfahren – das Verfahren in dem aus unserer Sicht sich der Schaumwein bei der zweiten Gärung in der Flasche am besten entfalten kann. Unsere Jahrgangssekte werden noch von Hand gerüttelt und anschließend entheft.   

Helga König: Woher bezieht die Sektkellerei Kessler ihr Traubengut für die Grundweine und welche Rebsorten werden dazu verarbeitet? 

Christopher Baur:  Unsere klassischen Hauptrebsorten sind Chardonnay, Burgunder und Riesling. Den Riesling Grundwein beziehen wir von ausgewählten Winzern und Genossenschaften in Deutschland. Bei Chardonnay und Burgunder haben wir uns auf das Anbaugebiet Trentino fokussiert. Dort herrschen aus unserer Sicht die besten Voraussetzungen für unsere Grundweine. Die hochgelegenen Anbaugebiete (über 400 Meter über dem Meeresspiegel) bieten perfekte klimatische Voraussetzungen für einen Premium Sekt.

Peter J. König: Schon immer war Kessler der Inbegriff für den ganz besonderen deutschen Sekt, wo überall wurde Kessler Sekt genossen und in welchen Ländern kann man ihn heute noch antreffen?

 Christopher Baur
Foto: Robin Rudel
Christopher Baur: Bis Ende des 19. Jahrhundert war KESSLER stark exportorientiert, da der Gründer bedeutende Geschäftsbeziehungen aus seiner Zeit in Frankreich mitbrachte und Schaumwein bis Anfang des 20. Jahrhunderts als »Champagner« vermarktet werden durfte. Durch die beiden Weltkriege fielen wichtige Exportmärkte weg und konnten – u.a. auch wegen des »Champagner»-Verbots des Versailler Vertrags von 1919 – nicht mehr zurückerobert werden. Allerdings gelang es dem deutschen Schaumwein, zunehmend das einheimische Publikum zu gewinnen und sich zu einem bedeutenden Industriezweig zu entwickeln. KESSLER gehörte bis weit über die Mitte des 20. Jahrhunderts hinaus zu den bedeutendsten Marken Deutschlands. 

Unser Haus war zudem Königlicher Hoflieferant, durch Konrad Adenauer wurde Kesser Sektlieferant für Staatsempfänge für z.B. Elisabeth II, Kennedy, Clinton, Bush sen. usw. wurden mit Kessler Hochgewächs empfangen. Kessler ist aktuell natürlich stark regional verankert aber wir haben treue Kunden zum Beispiel in der Schweiz, Benelux, Singapur oder auch neu in Canada.  

Helga König: Können Sie unseren Lesern etwas zu den aktuellen Prestige-Sekten von Kessler sagen?

Christoph Baur: Wir haben eine Reihe von Rebsorten reinen Sekten aus einer Lage, sprich eine Rebsorte z.B. Chardonnay, Riesling oder Burgunder. Aktuell auch einen Rosé de Pinot, ein Spätburgunder Rose gekeltert. Unsere klassischen Cuvée basieren immer auf einem Anteil Chardonnay. Generell kann man sagen, dass Kessler Sekt niedrig Dossiert sind, d.h. die guten Schaumweine die nicht viel Dosage benötigen. 

Peter J. König: Gibt es besondere Veranstaltungen, wo Kessler Sekte gereicht wird? 

Christoph Baur: Auf Kessler stoßen Sie in zahlreichen Sternelokalen aber auch Veranstaltungen, welche zum Kessler Spirit passen. So zum Beispiel ist Kessler der wiederbelebten der historischen Baiersbronn Classic (Oldtimer Ralley für Genießer) oder vom Porsche Sports Cup. Ferner sind wir bei viele kulturellen Institutionen und Veranstaltungen verankert – z. B. Stuttgarter Staatsoper, Vernissagen oder Konzerte.

Helga König: Solche Spitzensekte wie Kessler haben sehr lange Reifezeiten, die auch der besonderen Pflege bedürfen, wo finden diese Schritte der Versektung statt? 

 Christopher Baur
Foto: Robin Rudel
Christoph Baur:  Wir lagern unsere Rohsekte je nach Reifezustand in unterschiedlichen Klimazonen, um einen schonenden Gärprozess zu garantieren. Je nach Sorte liegt die Reifezeit zwischen 12 Monaten bis zu 5 Jahren.   

Peter J. König:   Welche besonderen Anstrengungen unternimmt das Haus Kessler um die Jahrhunderte lange Tradition fortzuführen? 

Christoph Baur: Unsere größte Herausforderung ist, die Tradition und ureigenen Werte zu wahren und gleichzeitig den Zeitgeist zu leben. Wir haben das Glück, dass das Kessler-Team sich für die Marke begeistert und zu 100% identifiziert. So können wir im Sinne unseres Gründers die Tatenkraft und den Pioniergeist wahren.

Lieber Herr Baur, wir danken Ihnen  für das aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König, Ihre Peter J. König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann  gelangen Sie zur Website der #Kessle_Sekt_GmbH_&_Co_KG und können dort vorzügliche Sekte bestellen:



Helga König im Gespräch mit #Dr. Wolfgang Hess, Leiter des #ZEN_Klosters in #Schloss_Eickhof, #Liebenau

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Lieber Dr. Wolfgang Hess, Sie leiten das ZEN-Kloster in Schloss Eickhof, Liebenau, von daher möchte ich Ihnen einige Fragen zum Kloster und Ihrem Wirken dort stellen.

Helga König: Damit die Leser eine Vorstellung davon erhalten, was man unter dem Begriff ZEN zu verstehen hat, bitte ich Sie diesen kurz zu erläutern.

 Dr. Wolfgang Hess
Leiter des ZEN-Klosters
in Schloss Eickhof, Liebenau 
Dr. Wolfgang Hess: #ZEN übte einen bedeutenden Einfluß aus auf die Kultur Japans, seine Kunst und seine Lebenshaltung. Der #ZEN-Buddhismus in Japan wurzelt wie der Buddhismus in Indien auf den Lehren Buddhas. Jedoch wird er in gänzlich verschiedener Form praktiziert. In Kurzform geschildert, soll Buddhas Lehre  den Menschen vom Leid befreien und in das Nirwana führen, indem der Mensch nach strengen vorgeschriebenen Regeln lebt, die in den Grundlagen den zehn Geboten des Christentums ähneln, damit er als besserer Mensch in den zukünftigen Leben nach seinen Wiedergeburten ein immer besseres Lebewesen wird, bis er am Ende die Erleuchtung erlangt und den endlosen Kreislauf des schmerzlichen Samsaras (des weltlichen Lebens) verlassen und ins Nirwana (das ewige Dasein ohne Leid) eingehen kann.

Die Erleuchtung oder das Erkennen des innersten Seins erlangte Buddha nicht nach langjährigen asketischen Übungen, wie sie damals wie heute noch in Indien geübt werden, sondern nach acht Tagen in tiefster inniger Meditation. Diese Tatsache nutzt ZEN, und konzentriert sich in seiner Praxis auf Versenkung in tiefste gedankliche Leere. ZEN kürzt mit seiner Meditationstechnik, dem #ZAZEN, was ZEN im Sitzen bedeutet, den langwierigen Weg zur Erleuchtung ab, durch die Möglichkeit des Erlangens der direkten "spontanen" Erleuchtung in diesem Leben.

ZEN-Kloster in Schloss Eickhof,  Liebenau
Wer einmal versucht hat, diese tiefe gedankliche Leere durch Meditation zu erreichen, weiß wie schwer das ist. Deshalb werden dabei Hilfen angeboten, die diesen Werdegang erleichtern oder unterstützen. Jedenfalls Erkenntnis, also eigentlich eine geistige Leistung, ist der Schlüssel zur Erleuchtung. Und so widersprüchlich und paradox ZEN eben ist, eine solche Erkenntnis kann man nur erlangen, wenn man sich völlig loslöst von Gedanken.

Für uns Europäer scheint es wohl unmöglich, eine Erleuchtung über diesen Weg zu erlangen, jedoch erreicht man, auch wenn nicht gerade die Erleuchtung, durch die Übungen des ZEN, Meditation und andere Konzentrationsübungen, die eigene Konzentrationsfähigkeit erheblich zu steigern.

In Japan ist es eine Voraussetzung für Menschen, die nach höheren Positionen im Betriebsmanagement von Großunternehmen streben, mindestens ein Jahr in einem Zenkloster verbringen müssen. Ein bedeutender Nebeneffekt ergibt sich durch die Übungen des ZEN, daß Toleranz gefördert und Dualismus verringert wird.

Helga König: Seit wann befassen Sie sich mit ZEN und auf welche Weise hat dies Ihr Leben verändert?

Dr. Wolfgang Hess: Durch mein Interesse an der japanischen Gartenkunst, bin ich 1996 in Japan auf die Gärten in Zenklöstern gestoßen. In Zenklöstern fand ich die eindrucksvollsten Gartenanlagen und deshalb wurde mir bald klar, daß eindrucksvolle Gartengestaltung mit ZEN zusammenhängt. So verbrachte ich von 1996 bis 1999 viele Monate in Kyoto in der #ZEN-Schule (Zenjuku) des Myoshin-ji, dem Hauptkloster der Rinsai-Linie, der größten Gruppe des Zen-Buddhismus. Dort lernte ich alles über ZEN und sehr viel über japanische Gartengestaltung. Während dieser Zeit gab ich alle meine beruflichen und geschäftlichen Aktivitäten auf und widmete mich nur noch der Gestaltung japanischer Gärten.

Ab 2001 ist daraus mein neuer Beruf, aus Berufung, geworden und ich gestalte seither diese Gärten weltweit für private Interessenten dieser Gartenkunst oder auch für Unternehmen gegen Honorar. Momentan bin ich gerade dabei, drei Bücher über die Geheimnisse der japanischen Gartenkunst, über Zengärten und über Zen-Buddhismus zu schreiben.

Helga König: Was darf man sich unter einem ZEN-Kloster konkret vorstellen, gibt es Überschneidungen im Klosterleben beispielsweise zu Benediktinerklöstern?

 Dr. Wolfgang Hess
Dr. Wolfgang Hess:  Ein Zenkloster ist ein Ort der weltlichen Abgeschiedenheit, an dem man sich den Übungen des Zen (Meditation und meditative Tätigkeit im Garten) in Ruhe und Stille widmen kann. Ähnlich wie in christlichen Klöstern teilt sich der Tagesablauf in Phasen ein. Wie beim Prinzip der christlichen Einteilung "ora et labora" wechseln im Zenkloster auch die Tages-Perioden ab, nur nennt man das hier Meditation (ZAZEN) und Gartenarbeit (SAMU)

In unserem Zenkloster streben wir nicht nach Erleuchtung, sondern nach geistiger und körperlicher Stärkung, um uns und unsere Mitübenden für das alltägliche Leben draußen mit neuem Selbstbewußtsein und innerer Kraft aufzubauen. Wir haben von Geburt an unseren Geist in Richtung #Dualismus ausgebildet und geprägt. Dualismus bedeute: ich hier, alles andere dort. Religionen, wie Christentum oder Islam, unterstützen diese Geisteshaltung.

Da gibt es irgendwo da oben einen Gott und wir kleinen Erdenmenschen versuchen, diesem Gott nahezukommen. Wir suchen nach diesem Gott, können ihn aber mit dualistischer Denkweise nicht finden. Der Geist muß umgeschult und in Bahnen gelenkt werden, daß er da, wo es etwas zu erkennen gibt, dieses auch erkennen kann. Man lernt sich durch Meditation zu versenken, seinen Geist zu leeren und dabei wachsam zu werden. Wird man wachsamer, erkennt man mehr. Erkennt man mehr, versteht man besser. Wenn man besser versteht, kommt man den Dingen und Wesen, so auch der Natur näher.
Kommt man den Dingen und der Natur näher, verliert man seine dualistische Geisteshaltung, also hier ich, dort der Garten. Man verschmilzt geistig mit dem Garten. Man wird zum Garten und wird eins mit der Natur. Danach betrachtet man die Natur nicht mehr, sondern spürt ihr Wesen.

Helga König: Können Sie den Lesern kurz erläutern, was sich in dem Klostergebäude in Liebenau ursprünglich befand und wo sich der Ort Liebenau genau befindet?

ZEN-Garten
Angelegt von  Dr. Wolfgang Hess
Dr. Wolfgang Hess: Das Zenkloster Liebenau ist in das Schlossgebäude von Schloss Eickhof in Liebenau integriert. Liebenau liegt genau zwischen Hannover und Bremen in der Nähe von Nienburg an der Weser. Erbaut wurde das Schloss 1880 durch Freiherr von Kalm, dem Forst- und Jagt- Verwalter des Herzog von Braunschweig. Freiherr von Kalm kehrte damals von einem 10 Jährigen Aufenthalt im Süden Englands, aus Cornwall, zurück. Was er aus Cornwall mitbrachte, war der Baustil des Tudor, in dem er Schloss Eickhof auf seinen verbliebenen Grundmauern wieder erbaute und die Leidenschaft der Garten- und Parkgestaltung, die er in Cornwall für sich entdeckt und lieben gelernt hatte. So entstand schon 1880 ein wunderschönes Schlossgebäude im Stil eines Tudor Manors und der das Gebäude umrundende Park, der bald wegen seiner besonderen Gestaltung und dem Einsatz seltener Bäume weit über die Grenzen der Region bekannt wurde.

Nach verschiedenen Besitzern und Nutzungen während Kriegszeiten und danach haben Marianne und Dr. Wolfgang Hess, diesen Ort 1986 entdeckt. Nach zahlreichen Eskapaden durch die Welten verschiedenster Gesellschafts- und Geschäftsformen haben die beiden sich spontan dazu entschlossen, hier in heilsamer Abgeschiedenheit Ruhe und Heimat zu finden.


Helga König: Welche Bedeutung haben ZEN-Gärten und worin unterscheiden diese sich von mitteleuropäischen Gartenanlagen?

Dr. Wolfgang Hess: Was man in vielen Büchern oft lesen kann "japanische Gärten oder auch Zengärten genannt" ist falsch. Japanische Gärten sind keine Zengärten? Absolut nicht! Japanische Gärten werden von Gartenmeistern gestaltet und stellen immer ein direktes Abbild der Natur dar. #Zengärten werden von #Zenmeistern als dreidimensionales Bild geschaffen, das nicht mehr die Natur selbst darstellt, sondern das Wesen der Natur hervorhebt. Ganz sicher hat ZEN auch die Gestaltung japanischer Gärten beeinflußt, aber dennoch sind japanische Gärten keine Zengärten. Die Gestaltung eines solchen Garten-Bildes soll einem Zen-übenden Mönch dazu verhelfen, durch die Betrachtung in tiefer gedanklicher Leere seine dualistische Denkweise zu verlieren.

Helga König: Sie vermitteln im Kloster im Rahmen von Seminaren u.a. das Wissen über ZEN- Gärten. Wie darf man sich dies vorstellen?

 ZEN-Garten
Angelegt  von Dr. Wolfgang Hess
Dr. Wolfgang Hess: Wir bieten zwei Arten von Seminaren an Von März bis September veranstalten wir immer am letzten Wochenende des jeweiligen Monats von Freitag bis Sonntag ein Schnupperseminar das japanische Wochenende Sie erhalten eine Einführung in ZEN-Buddhismus, üben täglich ZAZEN mit den ZEN-Schülern im ZEN-Kloster von Liebenau, lernen viel über japanische Gartengestaltung und Gestaltung und Pflege von Bonsai, und lernen asiatisch bzw. japanisch Kochen. verbunden mit einer Einführung in ZEN-Buddhismus, während unserer Seminare, zeigen wir Ihnen, was ZEN überhaupt ist. Verlieren Sie die Scheu vor dem "Unbekannten" und lernen Sie, wie ZEN Ihnen in Ihrem "normalen" Alltag sehr von Nutzen sein kann.

 ZEN- Koiteich
Angelegt von Dr. Wolfgang Hess
Seminare über japanische Gartengestaltung

Während mehrerer Aufenthalte im Zenkloster Myoshin-ji in Kyoto, in den Jahren 1996 bis 1999, bildete sich Dr. Wolfgang Hess in der Kunst der japanischen Gartengestaltung aus. Sein umfangreiches und kompetentes Wissen über japanische Gärten und Zengärten wird auch Sie im Seminar über japanische Gartengestaltung bereichern.

Theoretisch und praktisch werden folgende Themen unterrichtet:

Ästhetik und Harmonie im japanischen Garten 

Gestaltung von Teichufern 

Gestaltung von Bachläufen

Gestaltung von Wasserfällen 

Gestaltung von Garten-Wegen

Gestaltung von Gartenbonsai 

Gestaltung von Büschen 

Gestaltung von Miniatur-Landschaften 

Gestaltung von Kiesflächen Bodendecker - Moos - Vermehrung und Pflege 

Steinsetzungen – Auswahl und harmonische Aufteilung 

Technik in Teichen und in der Landschaft. Berieselungsanlagen, Beleuchtungen 

Erleben Sie die verblüffende und beeindruckende Wirkung bei und nach der Umgestaltung einer "normalen" Rasenfläche in einen ZEN-Garten. Lernen Sie nebenbei jeweils in den Mittagspausen die Zubereitung eines japanischen Menus kennen, an der Sie selbst aktiv teilnehmen und erfahren Sie dabei Interessantes und Wissenswertes über japanische Koch- und Ess- Kultur. 

Helga König: Wonach suchen die Menschen, die sich dazu entscheiden, längere Zeit im ZEN-Kloster zu bleiben und was  erwartet die Interessenten, die sich längere Zeit im Kloster Liebenau aufhalten möchten? 

 Dr. Wolfgang Hess
Dr. Wolfgang Hess: Zum ersten möchten Menschen wissen und erfahren, was ZEN ist und wie man ZEN praktiziert. Dafür gibt es das japanische Wochenende Manche Menschen leiden unter Stress und Burne-out. Sie suchen Ruhe, um sich wieder selbst zu finden. Dafür ist ein längerer Aufenthalt im Kloster notwendig. Zen-Übungen helfen dabei in Stille und Ruhe wieder Kraft zu schöpfen. Wir vermitteln und predigen keine Religion, tolerieren aber jegliche. Wir suchen kein Ziel und streben nicht nach Erfolg, aber zeigen den Weg zum Erfolg.

ZEN klingt oft so paradox, aber wirkt konsequent. Hier muß man keine Entscheidungen treffen. Ein geregelter Tagesablauf mit regelmäßigen Mahlzeiten bringen Ruhe und Entspannung. Morgens Meditation und #SAMU (meditative Tätigkeit) nachmittags Garten-Arbeit für das Kloster. Abends Gespräche am Feuer oder ZAZEN oder beides nacheinander. 

Nach den ersten Seminaren (Pflicht und kostenpflichtig) ist ein längerer Aufenthalt dann kostenlos.


Helga König: Können Sie uns etwas über Ihr "Tee-Seminar" berichten?

Dr. Wolfgang Hess: Ein reines Teeseminar bieten wir nicht an. Am Sonntag-Morgen, letzter Tag des japanischen Wochenendes wird in unserem Teehaus die Teezeremonie erklärt und die Gäste bekommen einen Macha-Tee geschlagen und serviert. 

Helga König: In welcher Weise verändert ZEN einen mitteleuropäischen Menschen, beispielsweise einen ausgebrannten Manager, der sich ernsthaft in Ihrem Kloster auf ZEN einlässt; kann er nach Monaten in Ihrer Obhut seine ursprüngliche Tätigkeit wieder aufnehmen?

Dr. Wolfgang  Hess: Selbstverständlich kann ein ausgebrannter Manager nach einem längeren Aufenthalt im Kloster seine Tätigkeit wieder aufnehmen. Vorausgesetzt, er ist nicht ernstlich krank. Ansonsten sicherlich besser als zuvor, da er hier lernt, Dinge und Probleme, die auf ihn zukommen leichter anzunehmen und Wünsche oder besser gesagt, sein Wollen, etwas zurückzustellen. Wenn er sich erst mal an Meditation gewöhnt hat, hilft ihm diese geistige Ruhefindung auch nach seinem Aufenthalt hier im seinem beruflichen und privaten Leben ganz sicher auch weiter. Er wird hier gelernt haben, daß es noch ein anderes Leben gib. Das bringt Selbst-Sicherheit und Abstand zum beruflichen Alltag, was wieder bewirkt, daß der Beruf nicht ganz so streng angesehen werden muß und Erfolg auch dann kommt, wenn man ihn nicht sucht, sondern einfach nur seine Arbeit konsequent und konzentriert erledigt. 

ZEN bringt Konsequenz und Konzentration ins tägliche Leben und Einteilung von Tagesabläufen, so daß auch Zeiten der Ruhe gefunden und angenommen werden. ZEN ist zwar hart, weil man ständig gegen seinen "inneren Schweinehund" kämpfen muß, aber man kann das in einer Gemeinschaft, wie in einem Kloster, lernen. 

 ZEN-Garten
Gestaltet von Dr. Wolfgang Hess
Weitere Informationen über uns und das Kloster finden Sie auf unserer website

Lieber Dr. Wolfgang Hess, ich danke Ihnen herzlich für das erhellende Interview

Ihre Helga  König
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