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Channel: Interviewseite Helga König und Peter J. König- Buch, Kultur und Lifestyle
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Helga König im Gespräch mit dem Psychiater Dr. Peter Teuschel über sein neues Buch "Der Mann, der sich in die Zebrafrau verliebte"

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Lieber Dr. Peter Teuschel, dieser Tage habe ich Ihr Buch "Der Mann, der sich in die Zebrafrau verliebte" gelesen und rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen.


Helga König: Sie betreiben seit 20 Jahren eine eigene Praxis als Psychiater. Was hat Sie dazu motiviert, neben Ihrer Tätigkeit dort, zudem auch Bücher zu schreiben?

 Dr. Peter Teuschel
Foto: privat
Dr. Peter Teuschel:  Geschrieben habe ich schon immer sehr gerne, aber ohne den Anspruch, auch zu veröffentlichen. Startpunkt für professionelleres Schreiben war meine Beschäftigung mit dem Themenkomplex "Mobbing". Da zu diesem Thema fast nichts aus ärztlicher Sicht publiziert war und einige meiner Artikel dazu auf reges Interesse stießen, beschloss ich, das erste Fachbuch zum Thema zu verfassen. Es ist 2009 im Schattauer Verlag erschienen. Mit zunehmender Schreibroutine (das nächste Fachbuch über Mobbing in der Schule folgte ein Jahr später) hat mich wieder die alte Schreibleidenschaft gepackt und ich bin sehr froh, nach den beiden Fachbüchern im letzten Jahr ein reines Sachbuch („Das schwarze Schaf“, Klett-Cotta Verlag) und jetzt den Erzählband "Der Mann, der sich in die Zebrafrau verliebte" (nach authentischen Fällen) im Ullstein Verlag herausgebracht zu haben. Motivation ist mir mehr und mehr, hinter der Pathologie psychisch Kranker, die uns alle mit ihnen verbindenden menschlichen Themen zu zeigen. 

Helga König: Wann gerät das Seelenleben eines Menschen aus dem Gleichgewicht? 

Dr. Peter Teuschel: Es gibt drei große Gruppen seelischer Störungen. Einmal körperlich begründbare Erkrankungen, wie etwa die Demenz, die den Menschen seiner gewohnten Fähigkeiten beraubt. Dann die große Gruppe schwerer psychischer Störungen, die früher als "endogen" bezeichnet wurden, wie die Schizophrenie und die bipolaren (früher "manisch-depressiv" genannten) Erkrankungen. Dann sehen wir Krankheitsentwicklungen, die mehr mit der psychischen Konstitution eines Menschen zu tun haben beziehungsweise mit seinen Reaktionen auf äußere Ereignisse. In all diesen Fällen bricht über das Individuum etwas herein, das sein bisheriges Leben, seine Sicherheit und sein Selbstverständnis in Frage stellt und ihn auf neue Wege zwingt. 

Helga König: Nach welchen Kriterien haben Sie die Geschichten aus Ihrer Praxis für das Buch ausgesucht?

Dr. Peter Teuschel:  Es ist eine sehr subjektive Auswahl, die sich ganz daran orientiert hat, wie sehr mich selbst die Begegnung mit diesen Menschen dazu gezwungen hat, meinen Standpunkt in Frage zu stellen oder etwas Neues, Ungewohntes zu versuchen. 

Helga König: Können Sie die Lebensgeschichten der Patienten nach den Therapiestunden gedanklich leicht beiseitelegen oder wirken diese mitunter lange nach?

Dr. Peter Teuschel:  Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, sehr konzentriert und zugewandt zu sein, wenn meine Patienten bei mir sitzen und dann aber wieder vollkommen bei meinen eigenen Themen zu sein, wenn die Praxis vorbei ist. Ausnahmen gibt es aber, vor allem bei Patienten, deren Behandlung problematisch verläuft. Dann ist es wichtig, nach Feierabend darüber sprechen zu können. Ich habe das große Glück, dass meine Frau ebenfalls Psychiaterin ist (wir betreiben zusammen eine Gemeinschaftspraxis), so dass ich hochkarätigen Rat auf meiner Wohnzimmercouch bekommen kann. 

Helga König: Sehr irritiert hat mich die Geschichte mit dem Titel "Eis" Sie schreiben dort von Urbildern der menschlichen Erfahrung, die aus dem kollektiven Unbewussten aufsteigen können. Wie darf man sich das vorstellen?

 Dr. Peter Teuschel
Foto: privat
Dr. Peter Teuschel: Sigmund Freuds Weggefährte in jungen Jahren und späterer heftiger Kritiker Carl Gustav Jung hat in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts das Konzept vom "kollektiven Unbewussten" und den "Archetypen" entwickelt. Er postuliert neben dem persönlichen Unbewussten, das sich zum großen Teil aus verdrängten Themen speist, die Existenz eben des kollektiven Unbewussten. In diesem sind nach Jung alle Erfahrungen der Menschheitsgeschichte gespeichert. Diese Erfahrungen sind also Teil unserer individuellen Psyche, wir können aber nicht auf sie zugreifen, weil sie unbewusst bleiben. Existentielle Themen der Menschen wie Geburt oder Tod, aber auch archaische Rollenbilder wie Mutter, Vater, Kind sind als so genannte Archetypen in uns wirksam und bestimmen unser Handeln und Erleben erheblich mit. Jung hat sie mit den Instinkten auf eine Stufe gestellt, die ja auch keine rational greifbare Grundlage haben. In Kontakt mit diesen Archetypen kommen wir am ehesten im Traum. Außerdem begegnen wir ihnen in Märchen und Mythen. In der Geschichte"Eis" ist die Hypnose der Weg, der den Kontakt mit dem Archetypus herstellt. 

Helga König: Sind letztlich alle Patienten, die zu Ihnen kommen, bereit, mit Ihnen gemeinsam über die Brücke zu gehen, die Sie Ihnen zwecks Genesung anbieten oder gibt es auch Patienten, die sich dauerhaft verweigern? 

Dr. Peter Teuschel:  Der Gang zum Psychiater oder Therapeuten erfolgt in aller Regel aus einem Erleben großer innerer Not. Insofern ist die Bereitschaft, sich helfen zu lassen, meist sehr groß. Allerdings sind nicht alle Patienten bereit, die ihnen vorgeschlagenen Schritte zu gehen oder sie haben eigene Vorstellungen davon, wie sie weiterkommen wollen. Weichen diese Ideen allzu weit von dem ab, was ich empfehle, hat eine Behandlung bei mir meist keinen Sinn und die Wege trennen sich wieder. Es gibt aber auch Patienten, denen jeglicher Mut zur Änderung fehlt und die sich eher eine "passive Wunderheilung" wünschen, anstatt die nötigen Schritte selbst zu gehen. "Gesund machen lassen" geht aber gerade im psychischen Bereich nicht, es ist immer aktive Arbeit auf Seiten des Patienten erforderlich. 

Helga König: Ist es schwieriger sehr alte Menschen erneut ins seelische Gleichgewicht zu bringen?

 Dr. Peter Teuschel
Foto:privat
Peter Teuschel: Bei sehr alten Menschen treten zum Einen öfter organisch bedingte Störungen auf, die eine spezifische (oft auch internistische oder neurologische) Begleitbehandlung erfordern. Zum Anderen sind es öfter existentielle Themen wie Umgang mit Tod, Endlichkeit, Loslassen oder die Einsamkeit, die zur Sprache kommen. Ich denke nicht, dass die Behandlung sehr alter Menschen schwieriger ist, aber man muss sich als Therapeut eben diesen allgemein menschlichen Themen stellen und darf sich nicht hinter der Therapeutenrolle verstecken. Gerade bei diesen Themen sollte man nicht so tun, als hätte man eine Lösung für das Unlösbare oder eine Ahnung vom Unbegreifbaren.

Helga König: Am Beispiel der Ordensschwester zeigen Sie, dass auch ein Psychiater nicht frei von Vorurteilen ist. Wieviel Selbstbeobachtung ist für Ihren Beruf erforderlich, um nicht betriebsblind zu werden? 

Dr. Peter Teuschel:  Die lebenslange Selbstreflexion sollte ein Selbstverständlichkeit sein. Es ist doch eine Freude, sich selbst auch immer wieder auf die Schliche zu kommen! Auch Psychiater sind Menschen, die sich als solche weiter entwickeln müssen. Wir haben immerhin den großen Vorteil, jeden Tag nicht nur mit unseren Patienten, sondern eben auch mit uns selbst, mit unseren Vorurteilen und unseren eigenen Themen konfrontiert zu sein. Außerdem sollte jeder Therapeut einen erfahrenen Supervisor im Hintergrund haben, den er aufsuchen kann, wenn eine Behandlung nachhaltig stockt. 

Helga König: Wie reagieren Menschen, die Sie außerberuflich kennenlernen, wenn Sie mitteilen, dass Sie Psychiater sind? 

Dr. Peter Teuschel:  "Oh, da muss ich ja aufpassen, was ich sage" ist sicherlich die am häufigsten geäußerte spontane Reaktion. Genau wie unsere Patienten oft mit Argwohn beäugt werden, so sind Psychiater in den Augen anderer oft sehr suspekte Wesen, die ihr Gegenüber entweder schnell durchschauen können oder mit Zwangsjacken hantieren, eine rote Couch in der Praxis stehen haben oder schlicht selbst etwas wirr im Kopf sind. Das ist natürlich alles Unsinn, scheint aber schwer aus den Köpfen zu vertreiben zu sein.

Helga König: Sprache ist wohl das Mittel, um Zugang zu Ihren Patienten zu finden. Sind sprachlich versierte Patienten schneller heilbar?

Dr. Peter Teuschel: Es schadet nicht, sich gut ausdrücken zu können. Manche Patienten nutzen aber auch ihre Eloquenz, um sich dahinter zu verstecken und ich habe einige sehr sprachgewandte Patienten behandelt, deren Therapie deshalb länger dauerte, weil sie erst ihre Mauer aus wohlgeschliffenen Reden abbauen mussten, um zu ihren wirklich wichtigen Themen zu kommen. Weniger sprachbegabte Menschen sind also nicht wirklich im Nachteil. Viel entscheidender als eine geschliffene Ausdrucksweise sind Ehrlichkeit und Offenheit. 

Lieber Dr.  Peter Teuschel, ich danke Ihnen  herzlich für das aufschlussreiche Gespräch. 

Ihre Helga König



Helga König im Gespräch mit Helga Weyhe, der ältesten Buchhändlerin Deutschlands.

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Liebe Helga Weyhe, es ist mir eine große Ehre mit Ihnen heute ein Gespräch führen zu dürfen, denn Sie sind mit Ihren 92 Jahren die älteste Buchhändlerin Deutschlands, betreiben Ihr Unternehmen in Salzwedel noch immer und feiern in diesem Jahr ihr 50. jähriges Jubiläum als Inhaberin des bereits 174 Jahre bestehenden Familienunternehmens.

Sie werden in diesem Jahr die Interviews auf "Buch, Kultur und Lifestyle" anführen, die 2015 unter Ihrer Botschaft steht: Lesen! Lesen! Lesen!

Helga König: Ihre Buchhandlung wurde 1842 gegründet. War das Unternehmen schon damals im Besitz Ihrer Familie und falls ja, was gibt es dazu zu berichten?

 Helga Weyhe
Helga Weyhe: 1840 ist die Buchhandlung von Herrn I.D Schmidt aus Gartow im Königreich Hannover gegründet worden. 1871 nach der Heimkehr aus dem dt.-frz. Krieg hat mein Großvater Heinrich Weyhe die Buchhandlung gekauft. Er stammte aus Osterwohle, war der Sohn des Pastors dort, der hatte noch die Befreiungskriege mitgemacht, dekoriert mit dem Orden Preussens tapferer Krieger. Ein anderer aus der Familie war in der Franzosenzeit Bürgermeister von Salzwedel. Er war bei der Campagne in Frankreich 1792 dabei und ist im Schlamm stecken geblieben. Es gab schon eine Buchhandlung. Das war eine Filiale aus Stendal. Von den sechs Söhnen Heinrich Weyhes wurden zwei Buchhändler. Sein Sohn Erhard, der später in New York eine Buchhandlung besaß  sowie mein Vater Walter, der in Salzwedel blieb und ab 1928 Eigentümer wurde. 

Helga König: Sie sind in der Hansestadt Salzwedel zur Schule gegangen und haben dort 1941 auch Abitur gemacht. Was hat Sie dazu bewogen, sich gerade in Breslau in den Fächern Deutsch und Geschichte zu immatrikulieren?

Helga Weyhe:Wie man sieht, hat Geschichte mich immer bewegt. In dieser alten Stadt stolpert man in sie hinein, wird man infiziert und Deutsch... wenn man in Bücher hineingboren wird, kein Wunder...und Breslau... Es war Krieg, Bomben fielen im Westen, also Schlesien war....sicher... 

Helga Weyhe
Helga König: Stand für Sie in Ihren Studienzeiten schon fest, dass Sie später Buchhändlerin werden oder hatten Sie damals, als junge Frau andere Zukunftspläne?

Helga Weyhe: Natürlich hat man Pläne, New York  z.b. Aber Krieg und Russen machten einen dicken Strich durch diese Pläne. Übrigens war ich noch  ein Semester in Wien und wenn man dort ist, dann zieht es einen nicht unbedingt in einen Hörsaal.

Helga König: Sie haben nicht nur in Breslau, sondern auch in Königsberg studiert. Würden Sie unseren Lesern bitte ein wenig von der Zeit dort in Ostpreußen berichten?

Helga Weyhe: In Ostpreußen war Winter. Trotzdem von Danzig bis Memel, von Königsberg bis Allenstein bin ich unterwegs gewesen. 

 Buchhandlung H. Weyhe
29410 Salzwedel Altperverstr. 11
Helga König:  Sie sind nach dem Krieg in die Buchhandlung Ihres Vaters eingestiegen und haben 1965 seinen Laden übernommen. Sie feiern also 2015 Ihr 50 jähriges Jubiläum!!! Was wünschen Sie sich anlässlich dieses Jubiläums seitens der Stadt Salzwedel?

Helga Weyhe:  In diesem Jahr stehe ich also 50 Jahre hinter dem Ladentisch. 50 Jahre Begegnungen mit  Menschen jeder Couleur. Man lernt von den Kunden. Man wird bescheiden, hört zu. Sie kommen von Bosten bis Bankok. Die nördlichste Kundin kam aus Alaska, die südlichste aus Patagonien. Was ich mir von der Stadt wünsche? Dass sie mit Weisheit und Verstand das Beste für diese Stadt sucht. 

Helga König:  Welche Autoren lesen Sie besonders gerne?

Helga Weyhe: Fontane, Goethe, Wibke Bruhns, K.H. Weber, Hathorn, Siegfried Lenz, Thomas Mann, Erika Mann, frz. Hessel.
  
Helga König: Welche  Bücher sollte ein gebildeter Mensch unbedingt gelesen haben?

Helga Weyhe:Fontane "Stechlin", Thomas Mann "Buddenbrooks",  Erich Kästner "Emil und die Detektive"  Wibke Bruhns "Meines Vaters Land", Klassische Engländer und Franzosen, Böll, Grass, Melville "Mobby Dick".

Helga König: Welche Lyriker schätzen Sie besonders?

Helga Weyhe: Rilke und Reiner Kunze.

Helga König: Welche Botschaft möchten Sie jungen Buchhändlern mit auf den Weg geben? 

Buchhandlung H. Weyhe
29410 Hansestadt Salzwedel, Altperverstr. 11
Helga Weyhe: Botschaft:Lesen, Lesen, Lesen!!!!!!! 

Helga König: Gibt es einen Traum, den Sie sich noch erfüllen möchten?

Helga Weyhe: WAS TRÄUMT MAN SCHON MIT... ? Das geht eher rückwärts... Vielleicht noch einmal auf dem Palatin stehen und die Silhouette der Sabiner Berge sehen oder noch einmal durch die Lexington Avenue gehen? Es würde mich in manche Ferne ziehen...

Liebe Helga Weyhe, ich danke Ihnen vielmals für das schöne Interview und wünsche Ihnen  für  Ihr Jubiläumsjahr vor allem Gesundheit und viele freundliche, kommunikative Kunden, die jeden Tag für Sie zu einem Freudentag werden lassen.

Allerherzlichst
Ihre Helga König, 7.1.2015

Fotos: Dr. Hartmut Pollack







Peter J. und Helga König im Gespräch mit Björn Probst, Verwalter des Weinguts "Weinhaus zu Weimar, Prinz zur Lippe"

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Lieber Herr Probst vor geraumer Zeit haben wir auf "Buch Kultur und Lifestyle" sechs Ihrer Weine vorgestellt, heute nun möchten wir  an Sie einige Fragen zum Weingut "Weinhaus zu Weimar, Prinz zur Lippe" richten. 

Hier der Link zu dem Weinpräsentationen: Weine aus dem  "Weinhaus zu Weimar. Prinz zur Lippe".

Helga König: Sie sind Verwalter des Weinguts "Weinhaus zu Weimar- Prinz zur Lippe". Können Sie den Lesern zunächst einmal etwas über die Historie des Weimarer Weinanbaus berichten? 

 Björn Probst
Björn Probst: Der Weinbau in Thüringen ist bereits sehr alt- seine Blüte hatte er im Mittelalter, wo nach Schätzungen ca. 4000 bis 5000 ha Reben (im gemischten Satz) hier bestockt waren. Alte Flurnamen wie "Am Weinberg" in Kromsdorf weisen noch daraufhin. 

Peter J. König: Wo genau befinden sich die Weinberge vom "Weinhaus zu Weimar"? 

Björn Probst: Die Weinberge des Weinguts zu Weimar liegen am Südhang des kleinen Ettersberges nördlich von Weimar. Sie erstrecken sich auf vier Parzellen von Weimar-Schöndorf, Tiefurt, Kromsdorf bis nach Denstedt. Von Schloß Kromsdorf aus, sind Sie fußläufig in 10 min erreichbar.

Helga König: Was prädestiniert die Lage, um Weinanbau zu betreiben? 

Björn Probst: Neben einem sehr geeigneten Mikroklima um "cool climate" Weine (insbesondere die Burgunder und Riesling) zu erzeugen, ist der Boden des kleinen Ettersberges hochspannend. Durch eine Verwerfung kommt hier tertiärer Muschelkalk an den Oberboden, durchzogen durch Lettenschichten. Dieser in Deutschland einzigartiger Weinbergsboden kann die Grundlage filigraner, herkunftstypischer Weine sein- ein schwer zu bewirtschaftender aber für Reben sehr geeigneter Boden, der terroirgeprägte Spitzenweine ermöglicht. 

Peter J. König: Welche Rebsorten werden dort kultiviert und worauf ist dabei bei jeder einzelnen Rebsorte besonders zu achten? 

Björn Probst: Aufgrund der extrem kalten Winter haben sich einige Rebsorten als besonders geeignet gezeigt. Neben den Burgundern (Grau-, Spät- und Frühburgunder) eignen sich Auxerrois- unsere Weimarer Spezialität-, Sauvignon Blanc, Riesling und Silvaner besonders. Über die speziellen Anforderungen der einzelnen Reben erfahren sie mehr bei unseren geführten Schlenderweinproben oder bei unseren Degustationsmenüs.

Helga König: Ihre neue Vinothek hat seinen Platz auf Schloss Kromsdorf gefunden. Wie ist es dazu gekommen und wie kann der interessierte Besucher dorthin gelangen? 

Björn Probst: Das ist eine lange Geschichte, die sich besser direkt vor Ort erzählen lassen. Seit Mitte des Jahres 2014 betreiben wir im Schloß eine Vinothek mit Weinbergsblick und seit neustem eine Gutsschänke, die wir nach Renovierung im Februar 2015 wieder eröffnen. Von Weimar aus gelangt man in gut 5 min über die B7 Richtung Jena über Süßenborn oder Tiefurt direkt nach Kromsdorf. Oder sie besuchen uns mit dem Rad über den Ilmradweg. Nähere Wegbeschreibungen finden Sie auch auf unserer Homepage unter www.weinhaus-zu-weimar.de. 

Peter J. König: Können Sie uns bitte etwas über die Geschichte von Schloss Kromsdorf berichten?

Björn Probst:Im Jahre 1580 ließ Georg Albrecht von Kromsdorf ein einfaches dreistockiges Renaissanceschloß mit Satteldach und zwei Zwerchhäusern unweit der Ilm errichtet. 1664 wurde das Schloß durch Kaspar Cornely von Mortaigne erweitert. Auf ihn geht auch die Anlage des Schloßgartens zurück. Er stellt eines der seltenen Beispiele der Gartenkunst vor 1700 dar und zeichnet sich durch seine geschlossenen Charakter aus. 

Helga König: Welche Rebsorten werden von Ihnen angebaut und in welcher Größenordnung stehen diese zueinander?

Björn Probst: Den Hauptbestandteil unseres Weinsortiments stellen die Burgunder dar. Eine immer wichtigere Rollen nehmen bei uns die burgundernahe Rebsorte Auxerrois, der Riesling und Sylvaner dar. Einen wichtigen Stellenwert haben auch der Sauvignon Blanc und Müller-Thurgau, die auf diesem Terroir ihre ganze Finesse zeigen. 

Peter J. König: Als "Weinhaus zu Weimar" sagt bereits der Name aus, dass Sie mit der Stadt Weimar eng verbunden sind, gibt es diesbezüglich besondere Aktivitäten, die es zu erwähnen gilt?

Björn Probst: Wir integrieren uns immer mehr mit dem Weimarer Stadt- und Kulturleben und präsentieren unsere Weine auf verschiedenen Festen mit großem Erfolg. Über den Blumenmarkt über das Weimarer Weinfest, den Zwiebelmarkt und den Weihnachtsmarkt sind wir vertreten. Über die Vernetzung der Weimarer Kultur mit unserem Kulturgut Wein gibt es bestimmt in Zukunft noch viel zu berichten. 

Helga König: Bei dem Begriff "Weinhaus zu Weimar" fühlen sich diesbezüglich natürlich aller Weimarer Klassik- Freunde weltweit besonders angesprochen. Gibt es dahingehend schon Resonanz? 

Björn Probst: Immer mehr- auch wenn wir aufgrund des langsamen Rebwuchses, was aber der Konzentration und der Aromatik sehr förderlich ist- erst 2013/2014 wirklich auf dem Markt verfügbare Mengen haben. Als Einstieg gibt es seit diesem Jahr unsere drei Poeten, weiß, rose und rot und als Besonderheit- nur in besonderen Jahren Faust, Mephisto und Gretchen- unsere auf 1000 Flaschen limitierten Premiumweine! 

Peter J. König: Das Weingut "Weinhaus zu Weimar" ist mit seinem Qualitätsanspruch zweifellos eine große Bereicherung des Thüringer Weinbaus. Welchen Einfluss wird das für die Entwicklung des regionalen Weinbaus haben? 

Björn Probst: das ist eine gute Frage. Die Klimadaten und die Entwicklung zeigen, dass wir in Thüringen einen eigenständigen Weinbau brauchen- aber dazu gehört auch ein politischer Wille…….

Lieber Herr Probst, wir danken Ihnen für das aufschlussreiche Interview.
Ihr Peter J. König; Ihre Helga König

Klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zm Weingut "Weinhaus zu Weimar, Prinz zur Lippe" und können dort Weine bestellen. 

Helga König im Gespräch mit Pater Dr. #Anselm_Grün OSB über sein neues Buch "#Gier"- Vier-Türme-Verlag

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Lieber Pater Anselm, dieser Tage habe ich Ihr neues Buch "Gier- Auswege aus dem Streben nach immer mehr" rezensiert. Dazu möchte ich heute einige Fragen an Sie richten.


Helga König: Was hat Sie dazu bewogen, jetzt zu Beginn des Jahres 2015 ein Buch über die Gier zu veröffentlichen?

P. Dr. Anselm Grün: Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Gier vor allem im Finanzsektor auch durch die Finanzkrise nicht geheilt worden ist, sondern sofort wieder aufgebrochen hat. Und ich erlebe die Gier auch in vielen anderen Bereichen. So wollte ich etwas dagegen setzen, ohne anzuklagen. 

Helga König: Sie sagen, Grundlage der Gier sei Egozentrik. Wie erklären Sie es sich, dass im Hier und Heute diese Selbstverliebtheit mit ihren fatalen Folgen immer mehr zunimmt? 

P. Dr. Anselm Grün: Die narzisstische Selbstverliebtheit hat ihren Grund in der Erfahrung von Verlassenheit und Isolierung. Um die Verlassenheit und Einsamkeit nicht zu spüren, kreist man immer um das eigene Ego und flüchtet in die Grandiosität. Und die Gier ist ein geeigneter Weg, in die Grandiosität zu flüchten, sich über alle anderen zu stellen. 

Helga König: In der Aufzählung der Gier-Arten erwähnen Sie u.a. die Gier nach Information sowie Vernetzung und die Gier nach Unwesentlichem. Wo sehen Sie hier die zerstörerischen Komponenten? 

P. Dr. Anselm Grün: Es ist gut, wenn ich mich gut informiere. Aber ich muss nicht alles wissen und überall bescheid wissen. Gerade die neuen Kommunikationsmedien verleiten ja dazu, ständig online zu sein und ständig neue Informationen zu bekommen. Das ist oft ein Ersatz für den Mangel an Gegenwart. Ich bin nicht mit mir in Berührung, deshalb muss ich meine Leere mit vielen Informationen zuschütten. Und viele Informationen sind unwesentlich. Es geht darum, über das Geheimnis des Menschen bescheid zu wissen und nicht über alle Skandale in der Welt informiert zu sein. 

Helga König: Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die Gier dem Menschen wohl schon immer immanent gewesen ist. Worin könnte die Ursache liegen, dass man die zerstörerische Seite der Gier bis heute noch nicht transformiert hat?   Möglichkeiten der Verwandlung gab es ja schließlich schon immer. 

P. Dr. Anselm Grün: Die Gier gehört zum Wesen des Menschen. Früher war sie begrenzt durch die äußeren Möglichkeiten. Heute ist die Gier grenzenlos. Umso wichtiger ist es, sie zu zähmen und zu verwandeln, so dass sie dem Menschen dient, anstatt ihn zu zerstören. 

Helga König: Als Theologe haben Sie in Ihren Gier-Betrachtungen auch einen Blick ins Alte und Neue Testament geworfen. Was erscheint Ihnen dort besonders aussagekräftig in Bezug auf die Gier? 

P. Dr. Anselm Grün: Paulus nennt die Habsucht die Wurzel aller Übel. Damit kommt er dem Buddhismus nahe. Aussagekräftig erscheint natürlich auch das Gleichnis Jesu vom reichen Kornbauern, der immer noch mehr will und nicht damit rechnet, dass er heute Nacht sterben wird. 

Helga König: Sie schreiben, dass die Bindung an materielle Dinge den Menschen selbst zum Ding werden lasse. Was bedeutet das konkret? 

P. Dr. Anselm Grün: Die Gier nach Dingen ist der Ersatz für ein mangelndes Gespür für sich selbst. Weil die Menschen sich als Person nicht spüren, brauchen sie immer mehr Dinge. Und je mehr Dinge sie anhäufen, desto ähnlicher werden sie den Dingen, die sie anhäufen. 

Helga König: Weshalb lebt derjenige, der gierig ist, an seinem Leben vorbei? 

P. Dr. Anselm Grün: Wer gierig ist, kann nicht genießen. Er ist unfähig, den Augenblick zu genießen. Und er ist auch unfähig, Schönheit zu genießen oder auch Essen zu genießen.

Helga König: Können Sie den Lesern erklären, weshalb alles,  was man festhält, das Leben ins Stocken bringt und wie kann man ein entspanntes Verhältnis zu Dingen gewinnen, das heißt sich weder verschwenderisch noch geizig verhalten? 

P. Dr.  Anselm Grün: Wer etwas festhält, der verkrampft. Das kann man schon an den Muskeln einer Hand beobachten. Nur wenn ich die Hand loslasse, kommt der Leib ins Fließen. Das Festhalten bringt das Leben ins Stocken. Fließend wird das Leben, wenn wir nehmen und geben. Es braucht ein ausgeglichenes Verhältnis von Geben und Nehmen. Wer nur nimmt, der verschluckt sich daran. Wer nur gibt, der verausgabt sich. 

Helga König: Sie zeigen zwölf Schritte zu einer befreiten Gier auf. Welche Art von Erfahrung müssen Menschen machen, um sich ihre Gier überhaupt eingestehen zu können, wo doch das Eingeständnis die Voraussetzung für Wandlung darstellt?

P. Dr. Anselm Grün: Verwandelt werden kann nur, was ich annehme. Und es ist für den Menschen erst einmal beschämend, sich die eigene Gier einzugestehen. Aber wenn ich sie mir eingestehe, dann kann ich sie auch in Ehrgeiz verwandeln, frei zu leben, für andere mich hinzugeben, etwas aus meinem Leben zu machen, zum Segen für andere zu werden. 

Helga König: Weshalb ist es so erstrebenswert, Gier zu transformieren und sie von ihren zerstörerischen Momenten zu befreien. Was erwartet den befreiten Menschen dann? 

P. Dr. Anselm Grün: Ohne Verwandlung zerstört die Gier den Menschen und die menschliche Gemeinschaft. Wer frei geworden ist von Gier, der kann das Leben genießen. Er findet inneren Frieden und wird gerade so zum Segen für andere.


Lieber Pater Anselm, ich danke Ihnen herzlich für dieses erhellende Interview.

Ihre Helga König.

Bitte klicken Sie auf den Link, dann können Sie das Buch direkt beim Verlag bestellen.http://www.vier-tuerme-verlag.de/search?sSearch=gier. Sie können es aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.


Peter J. und Helga König im Gespräch mit #Thomas_Hensel, Inhaber des Weinguts Hensel in Bad Dürkheim/Pfalz

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Lieber Herr Hensel, vor geraumer Zeit haben wir drei Ihrer Weine auf "Buch, Kultur und Lifestyle“ vorgestellt. Heute nun möchten wir einige Fragen zu Ihrem Weingut an Sie richten.


Helga König: Bad Dürkheim in der Pfalz ist den meisten Lesern durchaus ein Begriff, deshalb berichten Sie doch bitte einmal, weshalb die Gegend sich für den Anbau besonders guter Weine eignet? 

 Thomas Hensel
Inhaber des Weinguts Hensel
Thomas Hensel: In kaum einem anderen Landstrich Deutschlands findet sich neben den Reben eine derart reiche Anzahl mediterraner und exotischer Pflanzen. Bad Dürkheim genießt pro Jahr etwa 1.800 Sonnenstunden oder 225 Sonnentage. Schutz vor Wind und Wetter leistet das Haardtgebirge, der Rand des Pfälzer Waldes, ganz nebenbei das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands. Zusätzlich profitieren wir von der Rheinebene im Osten, die als Autobahn für warme Luft aus dem Süden wirkt. 

Peter J. König: Weshalb sind Sie eigentlich Winzer geworden? 

Thomas Hensel: Wenn man in so einem Familienunternehmen "WEINGUT" aufwächst und von Kindestagen an ständig über Wein, Wetter, Anbau, Keller, Abfüllung etc. gesprochen wird und die Kinderaugen Traktoren, Stapler und andere Maschinen sehen, wächst man da so hinein. Ich bin Winzer geworden, weil ich die Individualität liebe. Es gibt annährend 2000 Winzer allein in der Pfalz. Jeder baut Riesling, Weissburgunder, Spätburgunder etc. an ABER bei jedem schmeckt es anders. Das fasziniert mich immer wieder. 

Helga König: Wie sieht Ihre Philosophie des Weinmachens aus? 

Thomas Hensel: Unsere Devise lautet immer: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Das gilt für die Weinbergsarbeit als auch für den Ausbau der Weine. Gute Weine entstehen im Weinberg, mit und nicht gegen die Natur. Dabei richtet sich unsere Aufmerksamkeit auf größtmögliche Lebendigkeit und Vitalität im Boden, in den Reben und in den Weinen. Wir leben mit der Natur, beobachten sie und lernen täglich. Unsere Erfahrungen zeigen, dass nachhaltige Denk- und Wirtschaftsweisen uns als Langzeit-Strategien dienen um wieder lebendige Produkte zu erzeugen, die den Menschen gut tun und zukünftigen Generationen die Basis sichern. Wir leben in einer Zeit, in der die globale industrielle Uniformierung am Weinsektor fortschreitet. Diese bringt glatte, Jahr für Jahr gleich schmeckende Weine in beliebigen Mengen hervor. Daneben gibt es weiterhin handwerklich hergestellte Weine mit Individualität und Charakter. Dies sind Weine mit Seele. Für diesen Weg haben wir uns entschieden. Es bereitet uns eine tiefe Freude und Erfüllung im achtsamen Umgang mit den Ressourcen unserer Erde gute Qualität zu erzeugen. Für uns kann nur echter, authentischer Wein ein Mehr an Trinkvergnügen, bekömmlichem Genuss und Sinnlichkeit bereiten. 

Peter J. König: Das Etikett auf Ihren Weinflaschen überzeugt durch einen modernen Auftritt, wie zeigt sich dieser bei ihren Weinen? 

 Thomas Hensel
Thomas Hensel: Tatsächlich haben die Etiketten ab 2011 ein neues Design erfahren. Jetzt steht visuell mit je zwei markanten Buchstaben im Vordergrund, was für Genießer das Wichtigste ist: Die Rebsorte. Ich glaube aber, dass unsere Weine ganz grundsätzlich nicht viel anders ausgebaut werden als vor 25 oder 50 Jahren. Was moderner und zeitgemäßer ist sind natürlich die Abläufe mit dazugehörigen Maschinen (Kelter, Pumpe, Kühlung) um die Weine möglichst schonend ohne Aromaverluste in die Flasche zu bringen. Ich bevorzuge zum Beispiel den "sur-lie"-Ausbau, ein längerer Feinhefekontakt nach der Gärung. Die Weine bekommen Zeit sich selbst zu klären und ich muss weniger den Filter ansetzen und pumpen. Ist nicht unbedingt "modern" aber zielführend.

Helga König: Was können Sie unseren Lesern über Ihre ausgezeichneten Lagen berichten? 

Thomas Hensel: Puh, über die einzelnen Lagen gäbe es viel zu erzählen in Sachen Entstehung der Namen, Größe, Böden etc. von zum Beispiel: Spielberg, Rittergarten, Steinberg, Fronhof, Nonnengarten, Hochbenn, Bettelhaus oder Fuchsmantel. Grundsätzlich herrschen in und um Bad Dürkheim die "leichteren" Böden vor. Meist Buntsandsteinverwitterungsböden mit mehr oder weniger Löß-Lehm-Auflage. Das Weingut Hensel verwendet die Einzellagen auf den Etiketten ausschließlich bei der Rebsorte RIESLING, weil man aus meiner Sicht beim Riesling am besten die Bodenbeschaffenheit und deren Unterschiede erschmecken kann. Bei den anderen Rebsorten verzichte ich bewusst auf die Lagenbezeichnung (aus Vermarktungsgründen) und setze lieber auf Lagen-Cuvées und deren Vorteile. 

Peter J. König: Weshalb bauen Sie so viele unterschiedliche Rebsorten an, hängt dies u.U. auch mit der Erderwärmung zusammen? 

Thomas Hensel: Die PFALZ war traditionell schon immer recht breit aufgestellt in Sachen Rebsortenvielfalt. 45 weiße und 22 rote Rebsorten sind in der Pfalz zugelassen. Dies ergibt pfalzweit einen Weisswein-Anteil von 63 % und 37 % Rosé- und Rotwein. Wir nutzen davon nur 9 weiße Sorten und 8 rote Sorten mit ziemlich genau 50/50 Wein- und Rotweinproduktion. Das heißt wir haben einen relativ hohen Anteil an Rotwein und falls es tatsächlich eine langfristige Erderwärmung geben sollte, sind wir vorbereitet. Liegt aber eher daran, dass ich ein Faible für Merlot, Cabernet und Syrah und Pinot habe. 

Helga König: Ihre Familie betreibt Weinanbau seit über 300 Jahren. Wie sieht da das Zusammenspiel zwischen Tradition und Moderne aus? 

Thomas Hensel: Die Tradition ist die Voraussetzung, um Neues zu schaffen – ganz besonders beim Wein. Selbstgefälliges Verharren ist unsere Sache nicht. Es gilt aber ein Gleichgewicht von Möglichkeiten und Zeitrahmen zu finden, um diese Ideen verwirklichen und gleichzeitig Raum für Kreativität und Vision zu schaffen. Das Weingut Hensel hat in der Vergangenheit immer versucht die Weine zu verbessern. Die Erfahrungen daraus sind das Rüstzeug für die Zukunft. "Beim Wein ist es nicht so wichtig sein Ziel schnell zu erreichen, viel mehr aber in die richtige Richtung zu gehen und nicht vom Weg abzukommen."

Peter J. König: Was gibt es zur Vermarktung Ihrer Weine zu sagen, sowohl national als auch international? 

 Thomas Hensel
Thomas Hensel: Der Hauptmarkt ist ganz klar in Deutschland. Hier verkaufen wir 85 % unserer Produkte. Exportiert wird Henselwein hauptsächlich nach Belgien, Niederlande, Schweiz, Japan und China. Die Vertriebsstruktur in Deutschland gliedert sich wie folgt auf: 50 % Fachhandel, 40 % ab-Hof und 10 % Gastronomie. 

Helga König: Die Bezeichnung Ihrer Weine ist ja nicht gerade üblich. Was hat es damit auf sich?

Thomas Hensel: Nun, es gibt mehrere Hensel`s in und um Bad Dürkheim, die mit Wein zu tun haben. Unser Weingut liegt mitten in den Weinbergen neben dem Dürkheimer Sport- und Segelflugplatz. Aufgrund dieser Nähe und als Alleinstellungsmerkmal kam ich auf die Idee meine Kollektionen AUFWIND – HÖHENFLUG – IKARUS zu nennen. D.h. symbolisch gesehen, je höher bzw. je näher zur Sonne je kräftiger, stoffiger sind die Weine. AUFWIND  Basiswein - HÖHENFLUG  Premiumwein - IKARUS  Super-Premiumwein Ich verzichte damit bewusst auf Begriffe wie Kabinett, Spätlese, Auslese bzw. verwende diese nur bei restsüßen Weinen. 

Peter J. König: Gibt es Veranstaltungen in Ihrem Weingut, um Ihre Weine vor Ort probieren zu können? 

Thomas Hensel: Im Jahr 2015 gibt es wieder eine Großbaustelle auf dem Gut, da ein neuer Verkostungsraum entstehen wird. Deswegen wird es keine große Veranstaltung geben. Trotzdem haben wir Montags bis Samstags geöffnet und alle Weine stehen zum Probieren bereit. Wir freuen uns auf Ihren Besuch….. 

Lieber Herr Hensel, wir danken Ihnen für das aufschlussreiche Interview.
Ihre Helga König, Ihr Peter J. König

Bitte klicken Sie auf den Link, dan gelangen Sie zum Weingut Hensel und können den Wein bestellen: http://henselwein.de/

Peter J. König und Helga König im Gespräch mit Stefanie Weegmüller- Scherr, Inhaberin des Weinguts Weegmüller, Neustadt-Haardt, Pfalz

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Liebe Frau Weegmüller-Scherr dieser Tage haben wir drei Ihrer Weine auf "Buch, Kultur und Lifestyle" vorgestellt. Heute möchten wir  einige Fragen zu Ihrem Weingut an Sie richten.


Helga König:  Das Weingut Weegmüller hat eine große Tradition, was gibt es diesbezüglich zu berichten? 

 Stefanie Weegmüller-Scherr
Inhaberin des Weinguts Weegmüller
Stefanie Weegmüller- Scherr: Unsere Familie, ein altes Ratsgeschlecht der Freistadt Zürich, emigrierte 1657 aus der Schweiz in die Pfalz. Seit 1685 wird in der Familie Weegmüller Weinbau betrieben. Das Weingut ist seit 11 Generationen in Familienhand und somit das wohl älteste Familienweingut der Pfalz. Diese lange familiäre Tradition verpflichtet natürlich, trotzdem ist es für mich wichtig, auch immer "am Puls der Zeit" zu sein. 

Peter J. König: Neustadt an der Weinstraße in der Pfalz ist für den Weinkenner durchaus ein Begriff, doch was zeichnet die Gegend aus und wo liegen die besonderen Vorteile für den Weinbau?

Stefanie Weegmüller- Scherr: Die Pfalz zeichnet sich durch ein besonders mildes Klima aus, außer Wein gedeihen hier auch Zitronen, Mandeln, Feigen und Kastanien. Gerade für Weinanbau ist das Klima ideal, da außer der Wärme für die Reifung der Trauben auch meistens genügend Feuchtigkeit vorhanden ist und die Winter nicht zu kalt sind. Außerdem ist die Gegend nicht nur vinologisch sondern auch kulinarisch sehr interessant. Wo man gut isst - trinkt man auch gut! 

Helga König: Können Sie unseren Lesern erklären, was es mit dem Begriff  "auf der Haardt" auf sich hat? 

Stefanie Weegmüller- Scherr: Der Ortsteil Haardt hat seinen Namen vom gleichlautenden Gebirgszuges des Pfälzer Waldes, der sich oberhalb des Ortes erstreckt. "Auf der Haardt" kommt wohl von der erhöhten Lage oberhalb Neustadts, so dass die Neustadter "auf die Haardt hinauf" gehen. 

Peter J. König: Was gibt es zu Ihren Lagen zu sagen und wie ist deren Qualifikation entstanden? 

Stefanie Weegmüller- Scherr: Neunzig Prozent unserer Weinberge gehören zu den hochklassigen Lagen der Pfalz, die schon die königlich-bayerische Terroirklassifikation aus dem Jahr 1828 als hochwertig qualifiziert hat. Die wertvollste Lage auf der Haardt ist die Lage Herrenletten wegen ihres tiefgründigen Kalksteingemischs, des Kalkmergels. 

Helga König: Das "Terroir" ist das A und O eines Weines, wie ist es damit in Ihren Weinbergen bestellt? 

Stefanie Weegmüller- Scherr: Mich fasziniert schon immer das Leben im Einklang mit der Natur. Es ist eine große Herausforderung, die charakterlichen Eigenschaften der Landschaft, der Böden und der jahrestypischen Aspekte in den Weinen auszudrücken. Das ist es, was man Terroir nennt. Es macht mir sehr viel Freude, die Typizität der einzelnen Sorten in den verschiedenen Lagen herauszubilden. 

Peter J. König: Was gibt es über die Philosophie des Weinmachens im Weingut Weegmüller zu sagen? 

Stefanie Weegmüller- Scherr: Die Grundlage für die Erzeugung großer Weine ist ein ausgeprägtes ökologisches Bewusstsein und die Bereitschaft, natürliche Vorgänge zu begreifen und zu begleiten. Reduzierte Erntemengen durch Ausdünnen der heranwachsenden Trauben und selektive Lese bei der Ernte sind entscheidende Grundsätze, nach denen in unserem Weingut gearbeitet wird, um hochwertige Weine zu erzeugen. 

Helga König: Welche Rebsorten werden bei Ihnen hauptsächlich angebaut und warum? 

Stefanie Weegmüller- Scherr: In unserem Weißweinweingut stehen die Rieslinge an erster Stelle. Weißer und Grauer Burgunder, Scheurebe, Gewürztraminer, Silvaner und Rieslaner sind weitere Spezialitäten. Unser Schwerpunkt sind trockene Weine. Allerdings gibt es bei uns auch fruchtsüße und edelsüße Weine. Als Besonderheit haben wir seit wenigen Jahren einen Grünen Veltliner im Programm, mit dem wir schon großen internationalen Erfolg erzielt haben. Schon seit jeher gibt es in unserem Weingut hauptsächlich Weißweine, diese Tradition habe ich beibehalten. Die Rieslinge gedeihen in unserer Gegend hervorragend, Scheurebe und Grüner Veltliner sind zwei Lieblingskinder von mir. 

Peter J. König: Wie steht es um die Weinbergpflege und wie gestaltet sich Ihre Kellerwirtschaft?

Stefanie Weegmüller- Scherr: Ein Grundsatz der bei uns sowohl im Weinberg als auch in der Kellerwirtschaft gilt, ist: WENIGER IST MEHR. Das bedeutet, dass im Weinberg durch häufiges Entblättern und durch Ausdünnen sowie Selektion der Trauben für geringere Mengen und damit für höhere Qualität gesorgt wird. Im Keller gilt ebenso: WENIGER IST MEHR:Wir schönen schon seit 30 Jahren kein Bentonit, ebenso hat die Erfahrung gezeigt, dass ein längeres Hefelager bis Mitte/Ende Februar eine bessere Abrundung der Weine bewirkt. 

Helga König: Vertreiben Sie Ihre Weine überwiegend im regional-nationalen Bereich oder geht dies auch über die Grenzen hinaus? 

Stefanie Weegmüller- Scherr: Wir verkaufen viel Wein direkt ab Hof an unsere Kunden, haben aber auch Händler hier in der Region, deutschlandweit und im Ausland. Unsere Weine kann man beispielsweise in den USA, in Brasilien, Großbritannien, Finnland, Belgien, Schweiz, Italien und den Niederlande kaufen. 

Peter J. König: Gibt es auf Ihrem Weingut Verkostungsmöglichkeiten und ebenso Veranstaltungen? 

Stefanie Weegmüller- Scherr: Wir haben etliche Veranstaltungen, die jedes Jahr in unserem Weingut stattfinden. Das Jahr beginnt mit dem Weinfrühling am 3. Wochenende im April. Hier findet die Präsentation des neuen Jahrgangs sowohl für unsere Kunden als auch für weininteressierte Personen statt. Das Haardter Weinfest auf der Straße und die Haardter Woi- un Quetschekuchekerwe sind Weinfeste, die Ende Mai und Ende August stattfinden. Hier haben wir unseren Hof mehrere Tage geöffnet, es gibt leckeres Essen, unsere tollen Weine und jeden Tag Livemusik. Von Mai bis August und im Dezember haben wir am ersten Donnerstag im Monat "Weindowner". Die Gäste bringen wie im bayrischen Biergarten ihr Essen von zu Hause mit und genießen bei uns gute Stimmung, lockere Atmosphäre und natürlich Weegmüller-Weine. Der Winterzauber am 3. Novemberwochenende ist die letzte große Jahresveranstaltung. Ein kleiner Adventsmarkt mit Ausstellern aus den Bereichen, Schmuck, Kunstgewerbe, Kulinarisches findet im Kelterhaus und im Hof des Weingutes statt. Selbstverständlich steht auch die komplette Weegmüllersche Weinkollektion zur Verkostung bereit. Ansonsten kann man jederzeit zu unseren normalen Öffnungszeiten zum Weinprobieren und -kaufen vorbeikommen.

Liebe Frau Weegmüller-Scherr, wir danken Ihnen herzlich für das aufschlussreiche Interview
Ihr Peter J. König,  Ihre Helga König

Fotos aus dem Bestand des  Weinguts  Weegmüller


Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Weingut Weegmüller und  können dort Weine bestellen: http://www.weegmueller.de/de/

Helga König im Gespräch mit Dr. Christine Waiblinger, Public Relations Director, TASCHEN

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Liebe Frau Dr. Waiblinger, Sie sind Public Relations Director des Verlags TASCHEN. Da ich immer wieder gerne Bücher aus Ihrem Hause rezensiere, weil ich Ihre Publikationen sehr zu schätzen weiß, möchte ich heute einige Fragen an Sie richten. 

Helga König: Können Sie den Lesern ein wenig über die Geschichte des TASCHEN Verlages berichten? 

 Dr. Christine Waiblinger
Dr. Christine Waiblinger: TASCHEN wurde am 9. Februar 1980 von Benedikt Taschen in Köln gegründet. Ursprünglich gründete er den Verlag, um seine umfangreiche Comic-Sammlung zu verkaufen. Bald aber entwickelte sich der Verlag zu einer Spezialadresse für Kunstbücher. 1984 kaufte Taschen 40 000 Restexemplare eines englischen Magritte-Bildbandes und fand dafür auf dem heimischen Markt eine gewinnbringende Nische. Heute ist der TASCHEN-Verlag Weltmarktführer im Bildband-Bereich. TASCHEN hat Tochtergesellschaften in Deutschland, den USA, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Japan und Hong Kong. Der Verlag hat Buchhandlungen in Beverly Hills, Brüssel, Hamburg, Hollywood, Köln, London, Madrid, Mailand, Miami, New York und Paris. Im Dezember 2014 eröffnete TASCHEN in Los Angeles außerdem die erste verlagseigene Galerie für Fotografien und Drucke. 

Helga König: Welche Aufgabe obliegt Ihnen bei TASCHEN? 

Dr. Christine Waiblinger: Ich bin Pressesprecherin für den deutschsprachigen Bereich. 

Helga König: Wo liegen die Schwerpunkte des Verlages? 

Dr. Christine Waiblinger: Die Publikationen des Verlages reichen von umfangreichen Ausgaben mit den kompletten Werken der größten Künstler (wie Leonardo da Vinci) über Bücher mittlerer Größe bis hin zu der sogenannten “Basic Art Series" mit Bänden in flexiblen Einbänden zu verschiedenen Künslern und Themen. Darüber hinaus stellen wir Kalender, Adressbücher und Postkarten mit bekannten Motiven her. Unser Ziel ist es, preiswert innovative, anziehend gestaltete Kunstbücher zu verlegen. Wir haben aber auch das teuerste Buch in der Geschichte des Verlegens herausgebracht, das 10 000 € / 12 500 US$ (Champ's Edition) bzw. 3 000 € / 4 000 US$ (Collector's Edition) teure, 792 Seiten starke und 30 kg schwere GOAT (Greatest of All Times), eine Hommage an Muhammad Ali, jedes Exemplar von Muhammad Ali und Jeff Koons signiert. "Der Spiegel" nannte GOAT "das größte, schwerste und schillerndste Ding, das je gedruckt wurde". Ein weiteres maßstabsprengendes, international konzipiertes und mehrsprachig (dt., frz., engl.) verfasstes Werk des Verlages ist die 30 kg schwere, 464 Seiten umfassende und 7 500 € (10 000 US$) teure Retrospektive SUMO, ein Foto-Bildband mit Arbeiten (Aktfotos) des Meisterfotografen Helmut Newton mit dem Band-Außenmaß von 50 x 70cm, für den der Verlag zugleich ein Ablagepult des Designers Philippe Starck anbot, jedes Buch-Exemplar von Newton nummeriert und signiert. 

Helga König: Eines Ihrer spektakulären Bücher in diesem Winter ist das Buch mit dem Titel  "The Rolling Stones". Was hat es damit auf sich? 

Dr. Christine Waiblinger: Der Titel ist die ultimative autorisierte und illustrierte Geschichte der größten Rock-’n’-Roll-Band der Welt. In Zusammenarbeit mit den Stones entstanden, zeichnet dieses Buch auf rund 500 Seiten anhand von Fotos und zahllosen Zeitdokumenten die erstaunliche Historie der Band und ihren unverschämt lässigen Lifestyle nach. Viele der aus Archiven weltweit zusammengetragenen Bilder werden hier zum ersten Mal veröffentlicht. Zum ersten Mal konnte auch auf die privaten Archive der Rolling Stones in New York und London zugegriffen werden, die manche Überraschung zu bieten haben. Für Mick, Keith, Charlie und Ronnie ist dieses Buch das offizielle fotografische Archiv der Rolling Stones. 

Helga König: An wen richtet sich das Buch "Egyptian Art" und welchen intellektuellen Gewinn kann der Leser daraus ziehen? 

Dr. Christine Waiblinger: Das Alte Ägypten, diese sagenhafte Hochkultur, fasziniert noch heute die Menschheit. Noch heute schlummern unzählige Schätze unter dem Wüstensand und Jahr für Jahr werden neue Einzelheiten aus der Geschichte des pharaonischen Ägyptens ans Tageslicht gebracht. Einer der bedeutendsten Ägyptologen des 19. Jahrhunderts war der französische Orientalist, Schriftsteller und Künstler Achille-Constant-Théodore-Émile Prisse d’Avennes. In dem Band werden erstmals seine Illustrationen von Architektur, Skulptur und Malerei aus dem alten Ägypten vollständig veröffentlicht. Das Werk bietet also die größte aus einer Hand stammende Serie illustrierter Darstellungen ägyptischer Kunst. Ein Buch, zu dem man immer wieder greift und das die Liebe des Zeichners zu der Welt der Pyramiden und Pharaonen deutlich zum Ausdruck bringt. Es begeistert Ägyptologiefans ebenso wie alle Kunst- und Geschichtsinteressierte. Mit diesem Reprint steht Prisse d'Avennes wieder im Licht der Öffentlichkeit und zeigt einem breiten Publikum die Schönheit der Hauptwerke pharaonischer und islamischer Kunst. 

Helga König: Wer war William Blake und weshalb sollte man seine Illustrationen zur "Divina Commedia" in dem von Ihnen herausgebrachten Buch "William Blake" und die Zeichnungen zu Dantes "Göttlicher Komödie" ausgiebig studieren? 

 Dr. Christine Waiblinger
Dr. Christine Waiblinger: William Blake war ein großer Dichter, Maler und Kupferstecher. Von seiner Zeit nicht verstanden und danach nur langsam von der Öffentlichkeit wahrgenommen, bereicherte William Blake mit seiner lebendigen Sprache unsere Welt. In seinen letzten Lebensjahren vollendete er 102 Illustrationen zu Dantes epischer Dichtung, die von Bleistiftskizzen bis hin zu fertigen Aquarellen reichen. Blake gelingt es, die visionäre Kraft von Dantes Sprache in Bilder zu übersetzen und in ihrer ganzen Spannbreite darzustellen: von den Qualen der Hölle bis zur Glückseligkeit des Paradieses, von grausamen Verstümmelungen der Verdammten bis hin zur göttlichen Schönheit der Erlösten. Heute befinden sich Blakes Zeichnungen in sieben verschiedenen Institutionen. Die TASCHEN-Edition vereint sie wieder und stellt ihnen Schlüsselverse aus Dantes Werk zur Seite. Alle Illustrationen werden ausführlich erläutert, die 14 Klapptafeln machen auch kleinste Details sichtbar. Diese Begegnung von zwei der größten Künstler aller Zeiten ist überwältigend und wird in so universellen Themen wie Liebe, Schuld, Sühne, Rache und Erlösung anschaulich.

Helga König: Was spricht für den Kauf des limitierten Buches "Barbra Streisand"? 

Dr. Christine Waiblinger: Hier möchte ich den FAZ-Kritiker Dieter Bartetzko zitieren: "Es gab bislang keine Diva, die so wie die Streisand dank ihrem Willen, Schminktricks und tausend Wandlungen so sirenenhaft schön wirken und alle ästhetischen Schwächen vergessen lassen konnte. Davon überzeugen kann man sich nun in einem Bildband, der Streisand mit Bildern ihrer beiden Hoffotografen Steve Schapiro und Lawrence Schiller in einigen ihrer Glanzrollen feiert. Das goldschimmernd seidenverbrämte Konvolut ist aber eigentlich ein Reliquienschrein, ehrfürchtig niedergelegt vor dem Thron der Göttin. Wie Offenbarungen sind auf den Vorsatzblättern der Kapitel Zeilen aus Streisand-Hits gedruckt. Am wichtigsten: "Don’t Rain on My Parade", das die Maxime auch der Bilder zusammenfasst: Streisand über alles. Faszinierend sind diese Aufnahmen, raffiniert, perfekt – und gefährlich wie edles orientalisches Konfekt."

Helga König:Über das grandiose Buch "Velázquez" habe ich mich im Rahmen einer Rezension ausführlich geäußert. Weshalb ist dieses Werk nach Ihrer Ansicht ein Muss in jeder Kunstbuchsammlung? 

Dr. Christine Waiblinger:  Die Herausgeber präsentieren Velázquez' Malerei, wie sie noch nie zu sehen war. Erstklassige Reproduktionen im Großformat zeigen jedes Detail, jeden Pinselstrich. Keinem Original im Prado könnte man so nahe kommen, ohne einen Alarm auszulösen. Der Prachtband vermittelt einen fast physischen Eindruck von den Porträtierten, dem Spiel von Licht und Schatten auf ihrer Haut, dem Glanz der Seidengewänder und der Textur der kostbaren Stickereien. Ein visueller Hochgenuss, der verständlich macht, warum Velázquez' Malerei Generationen von Künstlern beeinflusst hat. Besonders den Franzosen Edouard Manet: "Was mich in Spanien am meisten begeistert hat, was alleine schon die Reise wert war, ist das Werk von Velázquez. Er ist der Maler der Maler."

Liebe Frau Dr. Waiblinger, ich  danke Ihnen vielmals für das aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König

Fotos: aus dem Verlag Taschen

Anbei der Link zu TASCHEN. Dort können Sie Bücher direkt bestellen: http://www.taschen.com/pages/de/catalogue/home/index.startseite.htm

Peter J. und Helga König im Gespräch mit Jan Eymael, Betriebsleiter des VDP-Weinguts Pfeffingen, Pfalz

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Lieber Herr Eymael, heute haben wir drei Ihrer Weine auf "Buch, Kultur und Lifestyle" vorgestellt. Damit unsere Leser mehr über Ihr Weingut erfahren, möchten wir einige Fragen an Sie richten.


Helga König: Das Weingut Pfeffingen in Bad Dürkheim besitzt eine lange, historische Geschichte, was gibt es Wissenswertes darüber zu berichten?

 Jan Eymael
Weingut Pfeffingen

Jan Eymael: Der Weiler Pfeffingen, indem sich das Weingut Pfeffingen befindet, geht auf eine lange wechselhafte Geschichte zurück. Ursprünglich als römische Siedlung gegründet ,erlebte es in der fränkischen Zeit einen ersten Höhepunkt. Später im Mittelalter wurde es unter den Grafen von Leiningen sogar Grafschaftssitz mit einem kleinen Verwaltungszentrum (Mühle, Gerichtssitz, Gemeindewiese und Kirche). Zum Weingut umgewandelt wurde das Anwesen in Pfeffingen erst nach dem Verkauf an Valentin Schnell - einem Vorfahr der heutigen Besitzerfamilie. Die Familie selbst hat davor Ihre Weine über 150 Jahre lang in Ungstein an- und ausgebaut.


Peter J. König: Sie gehören als eines der führenden Weingüter in der Pfalz dem VDP (Vereinigung Deutscher Prädikatsweingüter) an, seit wann ist dies der Fall?

Jan Eymael:  Wir sind seit 1986 Mitglied bei VDP. 


Helga König: Wieviel Hektar Rebfläche besitzt Pfeffingen und welche Rebsorten werden dort angebaut?

Jan Eymael:  Das Weingut Pfeffingen bewirtschaftet aktuell 17 Hektar Rebfläche, fast ausschließlich im kleinen Weinort Ungstein. Wichtigste Rebsorte ist mit über 50% der Riesling, der hier im Herzen der Mittelhaardt von der hervorragenden Lagen profitiert. Daneben haben wir mit Scheurebe (15%) eine absolute Spezialität im Anbau, die wir schon seit über 50 Jahren pflegen und für die wir eine echte Leidenschaft entwickeln haben. In den letzten Jahren und auch zukünftig wichtiger werden die Burgundersorten (Weiß- u. Spätburgunder, Chardannoy, 25%). Einige Spezialitäten ergänzen unser Sortiment (Silvaner, Merlot, Roter Riesling, Gewürztraminer, Sankt Laurent, Cabernet Dorsa).


Peter J. König: Besondere Lagen sind die wichtigste Grundlage für einen exzellenten Wein, wie sieht es damit aus, wie sind diese VDP-klassifiziert und was gibt es Spezielles dazu zu sagen?


Jan Eymael: Wir haben mit dem HERRENBERG und dem WEILBERG in Ungstein zwei Toplagen der Pfalz in Besitz. Beide wurden bereits durch die königlich-bayerische Lagenklassifikation von 1827 als beste Lagen klassifiziert. Heute zählen Sie zu den wenigen VDP.Grossen Lage in der Pfalz. Interessant ist, dass die unterschiedlichen Bodenarten der beiden Lagen (HERRENBERG = Kalkstein, WEILBERG = Terra Rossa) auch geschmacklich sich sehr stark bemerkbar machen. 


Die Weine vom HERRENBERG sind mineralisch, fruchtbetont, sehr klar. Die Weine vom WEILBERG sind würzig, kräutrig, im jungen Stadium oft ein wenig verschlossen. Hochspannend die Weine direkt im Vergleich zu verkosten! 

Helga König: Können Sie unseren Lesern etwas über die Philosophie des Weinmachens im Weingut Pfeffingen näherbringen, also in Bezug auf Weinbergspflege, Traubenlese und Kellerwirtschaft?



Jan Eymael: Das Zentrum unseres Schaffens als Winzer ist eine nachhaltige Bewirtschaftung unserer Weinberge. Sie sichert ein biologisches Gleichgewicht und damit die Erhaltung für die zukünftigen Generationen. Dazu gehört ohne Zweifel auch ein verstärkter Einsatz von Handarbeiten - nicht nur in der Weinlese. Der Ausbau der Weine im Keller ist bei optimalen, gut versorgten Trauben dann nur noch ein Begleiten ohne großes Zutun. Hier gilt der Grundsatz: "Weniger ist mehr" 


Peter J. König: Wein als absolutes Naturprodukt ist dementsprechend den natürlichen Einflüssen unterworfen, hat es diesbezüglich in den letzten Jahren merkliche Veränderungen gegeben (Stichwort: Erderwärmung) und hat dies Bedeutung für den Anbau der bereits kultivierten Traubensorten?


 Jan Eymael
Weingut Pfeffingen
Jan Eymael: Ich würde sagen, dass wir schon sehr deutlich den Klimawandel zu spüren bekommen haben. Schauen wir 15 Jahre zurück war der Erntebeginn für Riesling noch Mitte Oktober, heute ist er oft schon Anfang Oktober. Dieser verfrühte Erntebeginn und die damit einhergehende Vegetationsverlängerung ist aber aus meiner Sicht nicht zwangsläufig auf wärmere Sommer zurückzuführen, sondern eher auf die milderen Winter und den damit verbundenen früheren Austrieb der Reben im Frühjahr. Natürlich hat dieser Klimawandel,der insgesamt auch zu häufigeren Extremen wie Starkregen oder extreme Trockenheit führt, Vor- und Nachteile für den deutschen Weinbau. Noch sind wir hier an der nördlichen Grenze der Weinbauzonen in Europa. Die Vegetationsverlängerung führt dazu, dass wir in der Zwischenzeit andere, wärmeliebendere Rebsorten regelmäßig zur Ausreifung bringen können. Auf der anderen Seite bedeutet dies aber auch, dass gewisse einheimische Rebsorten ihre Probleme mit den geänderten Klimabedingungen zeigen. Wir im Weingut Pfeffingen haben uns schon vor etlichen Jahren dazu entschieden, im Zuge unserer Neupflanzungen auch einen Rebsortenwechsel voran zu bringen. Zur Zeit pflanzen wir verstärkt Burgundersorten, aber auch Sorten wie Merlot. 


Helga König: In welche Länder in Europa und Übersee werden die Weine vom Weingut Pfeffingen exportiert und wie ist Ihr Eindruck über den Stellenwert des deutschen Weines überhaupt in der Welt?

Jan Eymael: Der Deutsche Wein steigert seit einigen Jahren sein Ansehen zunehmend. Bis auf wenige Ausnahmen (z.B. England), die immer noch alte Vorurteile gegenüber Deutschem Wein pflegen (sweet and cheap), hat der Deutsche Wein in der Zwischenzeit wieder ein sehr hohes Ansehen, insbesondere im Weißweinbereich. So kommt es auch, dass wir als Weingut Pfeffingen 25% unserer Weine ins Ausland verkaufen, z.B. Nordamerika (USA, Kanada), Asien (Japan, Hongkong) und Europa (u.a. Schweiz, Norwegen, Benelux). Aber auch verschiedene Deutsche Botschaften beziehen gerne unsere Weine. 

Peter J. König: Als Mitglied im VDP beteiligen Sie sich auch an den entsprechenden Veranstaltungen, welche sind dies?

Jan Eymael: ProWein in Düsseldorf (März), Mainzer Weinbörse (April), Gutswein in Berlin (September) 

Helga König: Besondere Aufmerksamkeit wird immer auf die Guts-eigenen Veranstaltungen gelegt, wenn ja, wann finden sie statt?

Jan Eymael:  Präsentation des neuen Jahrgangs am ersten Wochenende im Mai (2015: 1. und 2. Mai) Pfeffinger Weinlaube, unser Hoffest, am dritten Wochenende im Juli (2015: 17.-21. Juli) WeinWeihnacht in Pfeffingen, Adventsprobe mit Verkauf, am ersten Wochenende im Dezember (2015: 5. Dezember) 

Peter J. König: Damit interessierte Weinliebhaber die Möglichkeit haben Ihre Spitzenweine zu verkosten, verraten Sie doch bitte, zu welchen Zeiten dies im Weingut Pfeffingen möglich ist?

Jan Eymael: Montag bis Freitag von 8 bis 12 und 13 bis 18 Uhr Samstag von 9-12 und 13-16 Uhr

Liebe Herr Eymael, wir danken Ihnen herzlich für das aufschlussreiche Interview

Ihre Helga König, Ihr Peter J. König

Fotos: Weingut Pfeffingen

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Weingut Pfeffingen und können  dort Weine bestellen: www.pfeffingen.de

Peter J. und Helga König im Gespräch mit Rainer Schneider, Weingut Karl Stein, Oberhausen/ Nahe

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Lieber Herr Schneider, wir haben dieser Tage drei Weine aus dem Weingut  Karl Stein auf "Buch, Kultur und Lifestyle" vorgestellt.  Sie und Ihre Mutter Edith Schneider betreiben dieses Weingut. Deshalb möchten wir heute einige Fragen an Sie richten.

Hier der Link zu den Weinbesprechungen: http://helga-koenig-wein.blogspot.de/2015/01/rezension-drei-weine-aus-dem-weingut.html


Helga König: Um unsere Leser zu informieren, beschreiben Sie doch bitte einmal, wo das Weingut Karl Stein an der Nahe zu finden ist? 


Rainer Schneider
Weingut Karl Stein
Rainer Schneider: Die Weinberge vom Weingut Stein liegen in Oberhausen an der mittleren Nahe, 14 km westlich von Bad Kreuznach, landschaftlich sehr schön über dem Fluss, der in einen Stausee übergeht und vom Lemberg eingerahmt wird. 

Peter J. König:  Was gibt es grundsätzlich zu den Naheweinen zu sagen und was im Speziellen zu den Weinen aus Ihrem Gut, im Hinblick auf die angebauten Rebsorten? 

Rainer Schneider: Die Nahe ist ein Allrounder unter den deutschen Weinanbaugebieten. Die Bandbreite zwischen der unteren und oberen Nahe geht von ausgewogenen Rotweinen und cremigen Burgunderweinen bis zu feingliedrigen, eleganten, mineralischen Rieslingweinen. An der mittleren Nahe liegt das Hauptaugenmerk der Winzer auf der Rebsorte Riesling, so auch in unserem Betrieb. Die Weine vom Weingut Stein sind elegant und weniger üppig. Sie werden oft als würzig und mineralisch beschrieben und weisen in der Regel klare Fruchtaromen und eine feingliedrige, verspielte Säure auf. 

Helga König: Wie lange wird im "Weingut Karl Stein" Weinbau betrieben und welche Entwicklung hat es bis heute genommen?

Rainer Schneider: Weinbau wird in der Familie Stein seit 1801 betrieben. Mein Großvater Karl Stein begann in den 50 er Jahren das Weingut auszubauen, so dass es zum Haupterwerb unserer Familie wurde. Er gründete ebenfalls eine kleine Sektkellerei, die wir heute mit Freude vorantreiben. 

Peter J. König: Wie groß ist die Rebfläche des Gutes?

Rainer Schneider: Unsere  Reb-fläche beläuft sich auf 12 ha, wo-von sich ein knappes Drittel im Steilhang befindet. 

Helga König: Terroir ist absolut prägend für einen guten Wein, welche Voraussetzungen gibt es diesbezüglich in Ihren Weinbergen?

Rainer Schneider: Durch die Topographie liegen unsere Weinberge teilweise 200 Höhenmeter auseinander. Steile Weinberge auf Felsen, meist in Flussnähe und nach Süden ausgerichtet, eignen sich hervorragend für die Herstellung von hochwertigen, trockenen Lagenweinen und Prädikatsweinen. Höher gelegene, windoffene Weinberge bringen durch eine langsamere Reife hingegen ideale Voraussetzungen für die Produktion von Sektgrundweinen mit. Wirklich spannend ist die Vielzahl an unterschiedlichen Bodentypen, die alle Einfluss auf die Charakteristik und Finesse der Weine nehmen. In Oberhausen gibt es drei Seitentäler der Nahe, die ca. 300 m Luftlinie auseinanderliegen und in den Südhängen mit Weinreben bestockt sind. Im südlichen Seitental, dem Oberhäuser Leistenberg, stehen die Reben in einem weißgrauen Schieferboden. Im mittleren Seitental, dem Oberhäuser Kieselberg wächst der Wein auf einem kargen, sandigen Lehmboden, gespikt und durchsetzt mit Sandstein und unzähligen Kieselsteinchen. Im nördlichen Seitental, dem Oberhäuser Felsenberg stehen die Reben auf vulkanischem Fels. Es ist spannend zu verfolgen, dass trotz der räumlichen Nähe, die verschiedenen Böden und Gesteine, gerade beim Riesling, großen Einfluss auf die Ausprägung der Weine nehmen. 

Peter J. König: Heutzutage hat jedes Weingut seine eigene Philosophie beim Weinmachen, welche besonderen Akzente werden bei Ihnen gesetzt, bezüglich Weinbergspflege, Traubenlese und Kellerwirtschaft? 

Rainer Schneider: Grundsätzlich ist zu sagen, dass man mit schönen und gesunden Trauben bei gewissenhafter Arbeit auch schöne Weine macht. Wir wollen aussagekräftige, originelle Weine und Sekte herstellen, deren Herkunft und Prägung durch das vielschichtige Terroir der Weinberge aufgrund eines schonenden Weinausbaus erhalten und nicht verwischt wird. Wir überlegen stetig, was wir verbessern können. Da gibt es sicherlich viele Dinge in vielen Bereichen. 

Helga König: Naheweine waren früher eher eingeweihten Kennern bekannt, dies hat sich mittlerweile geändert, worauf ist dies hauptsächlich zurück zu führen?

Rainer Schneider: Qualität setzt sich durch :) . 

Peter J. König:  Um noch einmal auf Ihre Rebsorten zu kommen, welche sind dies und welchen besonderen Augenmerk legen Sie in Bezug auf den Ausbau Ihrer Weine?

Rainer Schneider:Wir haben mit 65 % vom Rebsortenspiegel hauptsächlich Riesling im Anbau, 20 % Weiß- und Grauburgunder, 15 % Silvaner, Gewürztraminer und Müller-Thurgau. Bis auf einige Burgunder, die in kleinen Eichenholzfässern ausgebaut werden, vergären alle Weine im Edelstahl.

Helga König: Beziehen, neben der deutschlandweiten Vermarktung, auch Kunden aus dem benachbarten Ausland Ihre Weine?

Rainer Schneider: Ja, aber in verhältnismäßig geringem Umfang. 

Peter J. König:  Ist es möglich, im Weingut Karl Stein die Weine direkt zu verkosten und gibt es bei Ihnen auch Veranstaltungen?

Rainer Schneider: Ja, am besten nach telefonischer Vorankündigung. In aller Regel ist zwischen 9 und 18 Uhr immer jemand anzutreffen. Wir veranstalten immer am ersten Sonntag nach Pfingsten (31. Mai 2015) unsere jährliche Jahrgangspräsentation, wo in lockerer Atmosphäre alle neuen Weine und Sekte probiert werden können. Hierzu ist jeder gerne eingeladen.

Lieber Herr Schneider, wir danken Ihnen für das aufschlussreiche Interview

Ihre Helga König, Ihr Peter J. König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Weingut Karl  Stein und können dort Weine bestellen. www.steinwein.de




Peter J. König und Helga König im Gespräch mit Volker Benzinger, Inhaber des Weinguts Benzinger/ Kirchheim/Pfalz

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Lieber Herr Benzinger,  heute haben wir auf  "Buch, Kultur und Lifestyle" sechs Ihrer Weine vorgestellt. Nun möchten wir einige Fragen zu Ihrem Weingut an Sie richten.


Helga König: Unsere Leser möchten zunächst wissen, wo das Weingut Benzinger zu finden ist und was es zur Geschichte des Guts zu berichten gibt?

 Volker Benzinger
Weingut Benzinger
Volker Benzinger: Das Weingut Benzinger befindet sich mitten in Kirchheim an der Weinstraße, ca 2 km von der Autobahn Mannheim Saarbrücken entfernt. Das Gutshaus wurde im 16. Jahrhundert erbaut, ist aber vom Barock geprägt. Haus und Weinberge befanden sich im Eigentum der Grafen zu Leiningen und gingen 1787 in bürgerliche Hände über. Mitte des 20. Jahrhunderts erwarb das Gut  die Familie Benzinger. 

Peter J. König: Wer trägt heute für die Leitung und die Geschicke des Weinguts Benzinger die Verantwortung? 

Volker Benzinger: Heute wird der Betrieb bewirtschaftet von Volker und Inge Benzinger, die von ihrer Tochter Julia unterstützt werden.

Helga König: Daraus resultiert auch die Frage, welche Philosophie des Weinmachens die Richtung vorgibt? 

Volker Benzinger: So wenig wie möglich, soviel wie nötig bedeutet, dass die Weine bei ihrer Entstehung lediglich behutsam begleitet werden, ohne großen Einsatz von kellerwirtschaftlichen Maßnahmen. Das zu erhalten, was die Natur liefert, ist Ziel unserer Kellerwirtschaft. 

Peter J. König: Wie sieht es mit den Lagen des Guts aus, welches Terroir prägt maßgeblich die Weine? 

Volker Benzinger: Die Lagen sind verstreut über die Gemeinden Kirchheim im Süden, Bockenheim im Norden und Obersülzen im Osten. Überwiegend Kalkstein und Lößlehm im Wechsel prägen maßgeblich die Weine. So entstehen mineralisch fruchtige Rieslinge und kräftige harmonische Burgunder. 

Helga König: Welche Rebensorten werden hauptsächlich kultiviert, auf wieviel ha Fläche findet der Anbau statt und wie sieht die Pflege der Weinberge aus? 

Volker Benzinger: Auf 13 ha wachsen neben überwiegend Riesling rote und weiße Burgundersorten, aber auch Exoten wie Sauvignon blanc, Scheurebe,Cabernet S, Cabernet Fr. und Merlot.

Peter J. König: Was gibt es zur Traubenernte zu sagen und wie gestaltet sich die Kellerwirtschaft?

Volker Benzinger: Keine Herbizide, keine Mineraldünger, Blumen und Kräuter fördern die Biodiversität unserer Weinberge. Die Schonung unserer Böden sowie die intensive Pflege der Rebstöcke führt letztendlich zu kräftigen Weine, die den Charakter der Lagen und der Weinmacher widerspiegeln. Die Trauben der Premiumlagen werden ab Reifebeginn immer wieder selektioniert, sodaß bei der Ernte mit der Hand vollreifes und gesundes Lesegut schonend in Boxen nach Hause gebracht werden kann. Stiele und Stengel werden sowohl bei roten als auch bei weißen Trauben sofort entfernt. Mit dem Förderband in die Presse, die dann schonend mit max.2 bar den Saft aus den Beeren presst. Durch Absetzenlassen über Nacht kann dann überflüssiger Trub vom Saft getrennt werden, der dann im Gärtank sich selbst überlassen wird. Die Gärung erfolgt spontan mit den vom Weinberg mitgebrachten Hefen. So wird jeder Wein von der jeweiligen Herkunft geprägt. 

Helga König: Wie sind die Weine nach den gutseigenen Vorgaben klassifiziert? 

Volker Benzinger: Unsere Weine teilen sich in 4 Klassen auf, den Gutsweinen, Ortsweinen, Lagenweinen und Spitzenweinen. 

Peter J. König: Werden die Weine nur regional und überregional vermarktet und in welcher Form, und gibt es auch eine Nachfrage im europäischen Raum, vielleicht sogar darüber hinaus? 

Volker Benzinger: Wir vermarkten diese Weine in ganz Deutschland und vereinzelt in der Schweiz und Benelux. 

Helga König: Neben der Erzeugung exzellenter Weine betreibt das Weingut auch ein Restaurant, was gibt es darüber zu sagen? 

Volker Benzinger: Regionale, nationale und internationale Speisen können Besucher unseres Hauses in unserer Wirtschaft genießen. In stilvollem Jugendstilambiente haben in 3 Zimmern bis zu 60 Personen Platz. Im Sommer können bis zu 40 Personen im idyllischen Innenhof auf einer Terrasse bewirtet werden . 

Peter J. König: Finden im Weingut Benzinger auch Veranstaltungen statt und wann hat der Weinfreund Gelegenheit die Weine zu verkosten und zu kaufen? 

Volker Benzinger: Monatlich findet eine Menueweinprobe statt, bei der zu jedem Gang eines 4 Gang Menues 2 Weine besprochen werden. Am ersten Mai startet unser Probierwochenende mit einer Kellerparty und im August veranstalten wir am Donnersberg unser Golfturnier Vinogolf, das mit einem Tee Up Grillen und Weinbuffet auf unserer Terrasse beginnt. 

Unsere Probierstube ist täglich von 9-11 Uhr und von 13-17 Uhr geöffnet, 

Samstags und Sonntags ab 11 Uhr. Unter www.weingut-benzinger.de können unsere Weine im Shop bestellt werden. Auch in der Wirtschaft können jederzeit unsere Weine gekauft werden.

Lieber Herr Benzinger, danke für  das aufschlussreiche Interview. 

Ihre Helga König, Ihr Peter König 


Klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Weingut Benzinger www.weingut-benzinger.de und können den Wein dort bestellen.

Helga König im Gespräch mit Prof. Dr. #Gunter_Dueck über sein Buch "#schwarmdumm - So blöd sind wir nur gemeinsam"

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Lieber Prof. Dr. Dueck dieser Tage habe ich Ihr Buch "#schwarmdumm - So blöd sind wir nur gemeinsam" rezensiert . Dazu möchte ich Ihnen einige Fragen stellen.

Helga König: Können Sie den Lesern kurz erläutern, was man unter einem Schwarm, unter Schwarmintelligenz und Schwarmdummheit versteht?

 Prof. Dr. Gunter Dueck
Foto. Andreas Naurath
Prof. Dr. Gunter Dueck: ​Oh, das ist nicht so einfach, weil ja nicht einmal normale Dummheit im Lexikon gut definiert ist. Schwarmintelligenz beobachtet man bei eingeschworenen Teams, die ein gemeinsames Ziel verfolgen, so wie die Sieben Samurai im Kino oder gute gute Jazzmusiker. Im Alltag aber kollidieren Ziele und Interessen, und wir sind nicht gut darin, trotz partikulärer Wünsche gemeinsam an einem Ganzen zu arbeiten. Was herauskommt, ist sehr oft richtig dumm. Das nennt man natürlich anders, etwa: "Mit diesem Kompromiss müssen wir nun alle leben."​ 

Helga König:  Was muss in der Ausbildung von Betriebswirten verändert werden, damit diese, gleichgültig wo man sie in einem Firmenbereich eingesetzt, stets den Blick für das Ganze bewahren? ​

Prof. Dr. Gunter Dueck: Es ist ganz egal, wie man sie ausbildet - im Leben bekommen sie Einzelziele, wonach sie sehr hart getrackt werden. Fast jeden Tag trifft man Entscheidungen, die das eigene Gehalt beeinflussen. Das macht nervös, und man gerät leicht auf die dunkle Seite des Meetings. Dann aber haben die Leute im Meeting, die ihre Interessen für das Ganze zurückstellen, keine Mehrheit. Und alles wird wieder dumm - obwohl alle einzeln intelligent sind. ​ 

Helga König: Wodurch entsteht Teilblindheit von Abteilungsleitern in Unternehmen und welche Folge hat dies in Meetings und darüber hinaus? ​

Prof. Dr. Gunter Dueck: Dieses Auseinanderdividieren der Menschen durch Setzung von Einzelzielen ist absolut gewollt. Man glaubt eisern an Adam Smith, der gesagt haben soll, dass für das Ganze stets das Beste herauskommt, wenn alle Einzelnen egoistisch ihre Ziele verfolgen. Das hat er nicht gesagt! Er meinte, "wenn alle vernünftig in ihrem eigenen Rahmen entscheiden". Die Vernunft wird eben durch zu hohe Ziele abgesetzt und durch harten Egoismus ersetzt, der zu der von Ihnen angesprochenen Teilblindheit führt. Adam Smith hat wohl Recht, aber ein überzogener Adam Smith verdummt die ganze Ökonomie. ​ ​Fazit: Das ganze heutige Managementverständnis über Zielegoismus oder "Incentives" erzeugt globale Dummheit. ​ 

Helga König: Wer sorgt dafür, dass alle das Ganze verstehen und welche Maßnahmen sollte man in Betracht ziehen, wenn trotz Begreifen des Ganzen aus egoistischen Motiven schwarmintelligentes Verhalten von der Hälfte des Teams untergraben wird?

  Prof. Dr. Gunter Dueck
Foto. Andreas Naurath
Prof. Dr. Gunter Dueck:  ​Im Mittelstand sorgt der Chef dafür, weil er a für das Ganze steht. In Großunternehmen kann das auch gehen. Es werden dabei immer dieselben Namen genannt, die das Ganze sehen: Bill Gates, Steve Jobs, Hasso Plattner​, Burda, Otto, Oetker...

Helga König:  Weshalb ist es so schwierig den Führungsleuten klar zu machen, dass ihre Mitarbeiter sobald sie mehr als 85% ausgelastet sind, nicht mehr zur völligen Zufriedenheit des Betriebs arbeiten können? 

Prof. Dr. Gunter Dueck:  ​Es gibt viele technische Systeme, die bei einer Auslastung jenseits der 85 % zusammenbrechen. Wenn es in einem noch höher ausgelasteten System zu Störungen oder Verzögerungen kommt, entstehen neue Probleme, die viel zusätzliche Arbeit machen und die Auslastung des Systems ERHÖHEN, ohne das mehr Leistung dabei herauskommt. Wir kennen alle die Probleme der Bahn, die zu sehr ausgelastet ist, weil sie keine Reservezüge hat. Die Störungen führen zu Verspätungen, die führen wieder zu Folgeverspätungen überall, das System wird chaotisch, man muss statt eingesparter Loks Management und Beschwerdeprofessionals haben, und alle Leute wie ich, die NIE zu spät kommen dürfen, müssen aus Vorsicht vor dem Chaos "jeden verdammten Termin" eine Stunde zu früh einplanen... der Schaden ist immens. ​ ​Aber, jetzt kommt's: Das Management will 100 Prozent Auslastung. Das geht nur bei totaler Roboterisierung derArbeit, wo man es vielleicht so einrichten kann, dass es NIE Störungen gibt. Überall sonst ist das beliebig dumm. ​

Helga König: Wenn so klar ist, dass ein System als Ganzes unter Stress in Inkompetenz versinkt, weshalb wird diese Tatsache dann nicht warnend pausenlos kommuniziert und im Vorfeld bereits Abhilfe geschaffen?

Prof. Dr. Gunter Dueck: ​Bertolt Brecht sagte: ​"Unsichtbar wird die Dummheit, wenn sie genügend große Ausmaße angenommen hat." Bertolt Brecht hat ja pausenlos kommuniziert. Er wurde auch wahrgenommen. Und? Man lese "Die Nashörner" von Ionesco, wo im Verlauf des Stücks alle Handelnden zu Nashörnern werden... Lesen Sie das einmal unter der Vorstellung, dass jemand plötzlich "Shareholder-Value" predigt und dann alle in diesen Modus nasewachsend abkippen. Hinter Ihrer Frage steht die Gutmenschenvorstellung, dass das Predigen von Vernunft hilft. Sie vergessen, dass ja auch Unvernunft gepredigt wird und dass die Leute die Wahl haben, welcher Richtung sie folgen. Und Ideen wie "100 Prozent Auslastung ist toll" sind vollkommen bestechend. 

Helga König: Was empfehlen Sie Managern, damit diese auch im Dauertagesgeschäft den Sinn für Qualität und Erstklassiges nicht verlieren und wieso ist es so wichtig, diesen Sinn nicht nur zu bewahren, sondern auch immer wieder ein wenig mehr zu kultivieren?

Prof. Dr. Gunter Dueck:  ​Sie sollen sich mit den Produkten und Kunden befassen, viel weniger mit Ergebniszahlen und dem Versuch, die Auslastung über 85 % zu steigern (und dann nur noch das selbsterzeugte Chaos zu besänftigen, was ja nicht geht und bis zum Burnout betrieben werden kann). ​  

Helga König: Sie zeigen in Kapitel 7 wie Verantwortliche tricksen, mogeln und ihre Fehler anderen ankreiden aus Gründen, die Sie auch benennen. Mangelt es den Verantwortlichen an innerer Reife oder sind diese Leute zu angstbesetzt, als dass sie offen mit Zahlen umgehen können. Ist denen nicht klar, dass sie am eigenen Ast sägen?

Prof. Dr. Gunter Dueck:  ​Nein, das ist kaum einem mehr klar, sie alle beseitigen das Chaos zu hoher Auslastung. Bei der Bahn geht es nur darum, dass die Züge überhaupt irgendwie ankommen. Es ist für nichts anderes mehr Zeit. Das hat nichts mit Reife zu tun. Die anfängliche Überlastdummheit führt zu Chaos. Punkt. Jetzt arbeiten alle am Chaos. Sie müssten aber die Überlasst rausnehmen. Das tun sie nicht. ​ 

Helga König: Wir haben im letzten Jahr ein Interview zu Ihrem Buch "Verständigung im Turm zu Babel: Über Multi-Channel-Kommunikation und proaktives Zuhören (Keynotes)" realisiert. In Ihrem neuen Buch greifen Sie das Thema in Kapitel 10 auf. Wenn Schwarmdummheit letztlich auch mit dem Unvermögen, präzise miteinander zu kommunizieren zusammenhängt, was steht zu tun an, um Abhilfe zu schaffen? 

  Prof. Dr. Gunter Dueck
Foto. Andreas Naurath
Prof. Dr. Gunter Dueck:  ​Im Chaos ist das Hemd näher als im Zustand der Gelassenheit. Bei Gefahr rettet sich das Tier instinktiv selbst, es denkt nicht an die Welt im Ganzen. Dieser Umstand ruiniert auch die Kommunikation, klar. ​ 

Helga König: Sie schreiben zu Beginn des Kapitels 12 „ Es ist nicht ausgeschlossen, dass mehr Schwarmintelligenz in die Menschheit einzieht. Doch wenn es gelingt, nur auf einem langen, steinigen Weg.“ Wie heißen die fünf übelsten Steine, die es wegzuräumen gilt?

Prof. Dr. Gunter Dueck:Die Anfangsfehler, die zu Chaos führen: 
Utopische Ziele ("jedes Unternehmen wächst dieses Jahr doppelt so schnell wie der Markt"), Auslastungsphantasien jenseits der Stabilität, das Nachhängen an viel zu simplen Rattenfängerwahrheiten ("Es kommt nur auf den Shareholder-Value an"), 
das Wegdrücken alles Wichtigen unter Chaosstress (Innovation, Nachhaltigkeit, Mitarbeiterzufriedenheit, Kundeninteressen,...) 
und das Ignorieren der Feindreaktionen, wenn man selbst im Chaos anderen zu eigenem Nutzen schaden will (Preiskriege, Schummeln bei Qualität und Beratung). ​


Lieber Herr Prof. Dr. Dueck, ich danke Ihnen für das erhellende Interview.

Ihre Helga König


Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Campus-Verlag und können das Buch bestellen: http://www.campus.de/buecher-campus-verlag/wirtschaft-gesellschaft/wirtschaft/schwarmdumm-9655.html


Anbei auch die Website von Prof. Dr. Gunter Dueck:http://www.omnisophie.com/

Helga König im Gespräch mit dem Prosaautor, Journalisten und Ghostwriter Imre Török

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Lieber Imre Török, Sie haben im letzten Jahr auf "Buch, Kultur und Lifestyle" Ihr Gedicht "Kindesmörder"veröffentlicht. Heute nun möchte ich einige Fragen an Sie richten, damit unsere  Leser mehr über Sie erfahren. 

Helga König: Sie sind in Ungarn aufgewachsen. Wo haben Sie und Ihre Vorfahren dort gelebt und aus welchen Gründen haben Sie das Land verlassen? 

Imre Török
Imre Török: Wir haben in der Stadt Eger gewohnt, im Nordosten von Ungarn, eine schöne Stadt mit vielen Gebäuden aus der Barockzeit, umgeben von Weinbergen. Ein Großteil meiner Familie war über Jahrhunderte in der Gegend ansässig, mein direkter Vorfahr, Bálint Török von Szendrő lebte vor fünfhundert Jahren in Eger, sein Sohn war Burgkapitän der historischen Burg der Stadt. Aus politischen Gründen haben wir Ungarn verlassen. Mein Vater, ein überzeugter Sozialdemokrat, war vor dem Aufstand 1956 und auch danach politischer Verfolgung ausgesetzt, war mehrfach inhaftiert und wurde auch gefoltert.

Helga König: Was hat Sie veranlasst, sich gerade in Deutschland niederzulassen und nicht wie ihr Schriftstellerkollege Sándor Márai in die USA auszuwandern? 

Imre Török: Nun, die Entscheidung habe nicht ich gefällt, sondern meine Eltern. Ein Grund war, dass die Wahl auf Deutschland fiel, weil es hier damals Verwandte mütterlicherseits gab. Übrigens musste ich Jahrzehnte später schmunzeln, als plötzlich die große Wiederentdeckung von Márai gefeiert wurde. Ich erinnerte mich an meine Kindheit, als meine Eltern in Ungarn begeistert über Bücher von Márai gesprochen haben. Seine Werke galten im kommunistischen Ungarn allerdings als kleinbürgerliche Schundliteratur und kursierten nur unter der Hand im Freundeskreis meiner Eltern. Für die Lektüre war ich selber zu jung, dafür habe ich später die meisten Bücher dieses großartigen Schriftstellers gelesen und literarisch viel von ihm gelernt. Er kommt in meinem Roman "Insel der Elefanten" vor. 

Helga König: Wie man Ihrer Website entnehmen kann, haben Sie in Tübingen Germanistik, Philosophie und Geschichte studiert. Einer Ihrer Professoren war der Philosoph Ernst Bloch. Inwieweit hat Bloch Ihr zukünftiges Denken beeinflusst? 

 Imre Török
Imre Török:  Ja, nach Erlernen der deutschen Sprache und Schulabschluss habe ich 1969 in Tübingen zu studieren begonnen, die genannten drei Hauptfächer und zwei Semester lang Religionswissenschaften. Die Begegnung mit der Persönlichkeit und dem Werk des marxistischen Philosophen, dem frühen und unermüdlichen Faschismuskritiker, war eindeutig prägend. Gelernt habe ich durch ihn unter anderem, das kulturelle Erbe der Menschheitsgeschichte zu schätzen und traditionelle Weltanschauungen nicht grundsätzlich zu kritisieren, sondern nach dem zukunftsweisenden wahrhaftigen Kern in Weltanschauungen zu suchen, so z. B. in der jüdisch-christlichen Weltsicht. 

Später half mir diese Übung, den Islam differenziert zu sehen, mit Blick auf die Barmherzigkeit, die auch diese Religion beinhaltet und fordert. Was ich verabscheue, ist jede Art von Dogmatismus oder gar Fanatismus, ob religiös oder politisch. Philosophisch prägend war auch Ernst Blochs "Ästhetik des Vor-Scheins". Mein daraus resultierendes Thema, wie Zukunft und Hoffnung in unsere Gegenwart "hineinleuchten", wartet noch mit viel Arbeit auf. 

Meine Hobbybeschäftigung, die Quantenphysik, spielt dabei eine wesentliche Rolle. Gelegentlich "leuchtet" diese Beschäftigung, in vereinfachten Bildern, in meine literarischen Texte hinein. Wir könnten sehr viel mehr von der Zukunft begreifen und zulassen, wenn unsere Kreativität, ein universelles Vermögen, nicht ständig von terroristisch-faschistischen Zusammenrottungen vergewaltigt, gestört und zerstört werden würde. Ungeahnte Kreativität und Kommunikation mit der Zukunft wären physikalisch möglich. Aber ein Großteil unserer menschlichen Energie geht in primitiven Selbstzerstörungsszenarien drauf. 

Helga König: Wie ich gelesen habe, lautet Ihr Motto"Gib, gib auch nach, aber gib nicht auf."Welche Erfahrungen ließen Sie zu diesem Lebensmotto gelangen?

Imre Török: Diesem Motto folge ich schon lange. Da gab es mehrere Lebensereignisse, angefangen mit der Exilsituation als 15jähriger ohne Sprachkenntnisse, ohne Freunde, in einer fremden Welt. Geben wurde in meine Natur gelegt, dafür kann ich absolut nichts. Dass ich nicht aufgeben mag, ist schon eher erlernt, eigene Erfahrung, Leistung, Herausforderung. Aber auf Biegen und Brechen etwas durchzusetzen führt meist in ein Fiasko. Siehe Dogmatismus und Fanatismus. Es ballt sich schon oft meine Faust, und der Gedanke ans Nachgeben fällt unendlich schwer. 

Als ich vor Monaten das Mörderische bei Kobane erlebt habe, als ich in Zelten der Flüchtlinge ihren Schicksalen zugehört habe, da will man am liebsten entweder sterben oder zum Rachegott werden. Und dann erinnert man sich wieder seines alten Mottos, dessen dritte Sentenz heißt, "aber gib nicht auf". In Melancholie zu versinken oder Rache walten zu lassen, beides wäre ein Aufgeben der Möglichkeit, zu geben. Ein "sowohl als auch" statt eines "entweder oder" lernt man, glaube ich, im Laufe eines nicht gerade einfach gestrickten Lebens. 

Helga König: Sie verfassen als Prosaautor, Journalist und Ghostwriter Texte zu unterschiedlichen Themenbereichen und Sie haben u.a. an dem Kinofilm  "Sophie Scholl. Die letzten Tage" mitgewirkt. Worin sehen Sie die Stärken dieses beeindruckenden Werks und was hat Sie veranlasst, an der Entstehung dieses Films mitzuarbeiten? 

Imre Török: Die große Stärke des Films ist es, entgegen des Mainstreams, wo mit übersteigerten Reizen das Publikum gelockt wird, in diesem geradezu kammerspielartigen Film trotzdem sehr klar die Stärke der Widerstandskraft und die Zartheit einer entschlossenen Seele zu zeigen. Der Drehbuchautor und Schriftstellerfreund Fred Breinersdorfer hat mich gefragt, ob ich für das Drehbuch recherchieren würde, ich habe sofort zugesagt. Sophie Scholl und ihr Widerstand gegen faschistischen Wahnsinn hatten mich zuvor schon tief beeindruckt. Ich las dann alles, Tagebücher, Briefe, was ich von ihr finden konnte. Es war fast wie eine Seelenbrücke. Außerdem habe ich Protokolle der Verhöre durch die Gestapo ausfindig gemacht, die Dialoge in den Verhörszenen sind oft wörtliche Widergaben der Verhörprotokolle. In meinem nächsten Roman "Die Königin von Ägypten in Berlin"spielt Sophie Scholl wieder eine Rolle. 

Helga König: Sie sind Mitglied im P.E.N.-Zentrum Deutschland, im Verband deutscher Schriftsteller (VS) und im ungarischen Schriftstellerverband. Zudem waren Sie Vorsitzender des Schriftstellerverbands (VS) in Baden-Württemberg 1996 – 2005 und sind seit 2005 Bundesvorsitzender des VS. Worin sehen Sie in Zeiten des Internets die Hauptaufgaben all dieser Verbände? 

Imre Török: Das Internet mit seinen großartigen neuen Möglichkeiten ändert nichts an der Tatsache, dass das Urheberrecht, dass das Potential von Künstlern ein höchst schützenswertes Anliegen bleibt. Wenn das Urheberrecht verwässert oder ausgehöhlt wird, sägen wir damit an dem Ast, auf dem wir alle sitzen. Autoren müssen von ihrer schriftstellerischen Arbeit leben können, sonst droht langfristig Verflachung und stupide Vereinfachung des Denkens und Empfindens. Schwarmintelligenz, Nachahmung, Kopieren sind nette neue Ansätze, doch ihre evolutionären Grenzen zeigen sich schon bei Ameisen oder Bienen, die faszinierende Intelligenzstrukturen hervorgebracht haben, die aber zugleich zum ewigen Stillstand verdammt sind. Wir müssen individuelle Kreativität – so elitär das für mache klingen mag – in hohem Maße fördern und schützen, nicht als Gegensatz zu der Breite der kreativen Vielfalt, sondern als deren Motor, als Ideengeber, Initialzündung. Für die sozialen und rechtlichen Belange von Urhebern will ich mich weiter einsetzen, auch wenn ich nach zehn sehr arbeitsreichen, auslaugenden Jahren für das Ehrenamt des VS-Vorsitzenden (das einer Halbtagsstelle aber ohne Bezahlung gleichkommt) im Februar 2015 nicht erneut kandidiert habe. 

Helga König: Ihr Buch "Briefe aus dem siebten Himmel" wird als Manifest für ein Menschenrecht vorgestellt, das die Perspektive und die Seele von Kindern widerspiegelt. Was bedeutet das konkret?

Imre Török: Dieses Buch ist für mich das bislang wohl wichtigste meiner Werke. Hier ergreife ich eindeutig und auch einseitig Partei für das Lebensrecht eines jeden Kindes. Kinder sind die am meisten schutzlosen Wesen der menschlichen Gemeinschaft, uns auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Sie können sich nicht dagegen wehren, wie sie beeinflusst, positiv oder negativ geformt, wie sie oft ausgenutzt und physisch wie psychisch vergewaltigt werden. Kinder erleiden uns, indem sie Teil von Entwicklungen sind, einschließlich aller menschlich verursachten Katastrophen und Horrors. Ich weiß, es gibt viel aufrechte Kinderliebe. 

Doch ich frage ketzerisch, ob wir letztlich nicht alle, mich eingeschlossen, egoistisch auf Kosten der Kinder leben, die nach uns die Erde bevölkern werden. Das Buch ist eine bewusste Provokation, darüber nachzudenken, dass wir eine Ethik brauchen, welche die Zukunft des Lebensrechts, also das Menschenrecht der Kinder und Kindeskinder viel stärker einbezieht. Ich hatte im Manuskript vor zwei Jahren eine kurze Passage über Malala, die beim Lektorat rausgefallen ist. Nach Erscheinen des Buches wurde die Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Da war ich ein bisschen stolz, dass ich die Bedeutung ihres Engagements schon früh zu schätzen gelernt hatte. In meinem Buch steht das Schicksal von Kindern zugleich als Metapher für alle Opfer von Gewalt. Es geht mir um die Opferperspektive, um den Blick auf unsere Welt aus der Sicht von Opfern. Nicht allein in diesem Buch. 

Helga König: Sie haben an dem Buch "Historische Cafés in Europa" mitgearbeitet. Was hat Sie an diesem Projekt gereizt? 

Imre Török: Natürlich mag und schätze ich unterhaltsame Literatur und schreibe sie gern. Die Unterscheidung zwischen E-Literatur und U-Literatur ist eine Einengung, die Kritikerköpfen entspringt. Es ist einfach schön, zwischen Fotos aus Caféhäusern zu blättern und dabei einen kurzweiligen Text über Leben und Treiben in historischen Cafés zu lesen. Es war eine Auftragsarbeit, die ich gern angenommen habe. Bei den Einnahmen aus meinen gelegentlich philosophischen Höhenflügen würde ich glatt verhungern. 

Helga König: Der Nobelpreisträger Imre Kertész hat das Vorwort zu ihrem Buch "Un-GAR. Reflexionen eines Grenzgängers" verfasst. Worum geht es in diesem Buch? 

Imre Török: Ich war sehr berührt, dass Imre Kertész bereit war, das Vorwort zu schreiben, eine große Ausnahme. Wir kennen und schätzen uns allerdings schon lange. Das Buch enthält Auszüge aus meinen Tagebüchern, ein roter Faden ist das Schreiben in Exilsituation, in der Fremde. Mein Exil ist natürlich überhaupt nicht vergleichbar mit den qualvollen Lebensumständen verfolgter Schriftsteller in Vergangenheit und Gegenwart. Eine tiefe Fremdheitserfahrung und der Umgang mit ihr haben jedoch auch mich geprägt. Imre über Imre  im Vorwort: "In diesem Jahrhundert lebten Orwell und Kafka. Es scheint, dass in unserem Leben die Erfahrung des Exils der Normalzustand des Menschen ist. Freilich wenn dem so ist, dann ist das Tagebuch von Imre Török nichts anderes als Revolte gegen die Epoche. Sein Leben zeigt exemplarisch, auf welche Weise der Mensch dort Wurzeln schlagen kann, wo er auf einmal sich seiner selbst bewusst wird." 

Helga König: Darf ich Sie fragen, woran Sie derzeit arbeiten und wann Ihre Leser mit einem neuen Buch rechnen dürfen? 

Imre Török: Zurzeit arbeite ich an einem Kriminalroman über einen Kreativitätsforscher, der zurückgezogen in der Bergwelt lebt. Seine offene Kritik an religiös verbrämten Kreativitätskillern ruft unangenehme Zeitgenossen auf den Plan. Ein Showdown bahnt sich an, das alles spielt in der Jahreszeit des närrischen Treibens. Ein verrücktes Ding mit viel Maskerade, leider auch in der unangenehmsten Bedeutung des Worts. Mein nächster Roman "Die Königin von Ägypten in Berlin"wird im Frühling erscheinen. Er handelt u. a. vom Leben eines entfernten Familienmitglieds, Gräfin May Török von Szendrő (1877 – 1963), zeitweilige Gemahlin des Khediven von Ägypten. Nach ihrer Ehe hat sie einige Jahre in Berlin gelebt, eine Künstlerin und Frauenrechtlerin, die unter dem Namen Djavidan Hanum publiziert hat. 

Mein Roman, der 1942/43 spielt, handelt vom Widerstand und von einer großen Liebe, ist eine Collage aus Fakten und Fiktion. Bedauerlicherweise müssen deutsche Leser noch warten, der Roman wird zunächst auf Türkisch erscheinen. Mein türkischer Verleger, Herausgeber von Ernst Bloch in türkischer Sprache, war von meinem Stoff sofort überzeugt und arbeitet schneller. Wer weiß (augenzwinkernd), vielleicht wird einmal der mesopotamische Kulturkreis ein Ort, wo Imre Török aufs Neue "Wurzeln schlagen kann, wo er auf einmal sich seiner selbst bewusst wird." 

Lieber Imre Török, ich danke Ihnen vielmals für  das aufschlussreiche Interview

Ihre Helga König

Fotos von Imre Török aus seinem Bestand.

Hier geht es zur Website von Imre Török.http://www.imre-toeroek.de/. Dort auch können Sie sich über seine Publikationen näher informieren. Sie sind überall im Fachhandel erhältlich.

Peter J. und Helga König im Gespräch mit Barbara Roth und Thorsten Ochocki, Inhaber des Weinguts Wilhelmshof, Siebeldingen/Pfalz

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Liebe Barabra Roth, lieber Thorsten Ochocki, heute haben wir auf "Buch, Kultur und Lifestyle" zwei Ihrer Sekte und einen Ihrer Rotweine vorgestellt und möchten nun einige Fragen an Sie richten. 


Helga König: Zunächst einmal die Einstiegsfrage: Wo ist das Wein- und Sektgut Wilhelmshof zu finden und in welche Landschaft sind Gut und Weinberge eingebettet? 

 Barbara Roth (Betriebsleiterin),
Thorsten Ochocki (Kellermeister)
Barbara Roth: Unser Wein- und Sektgut Wilhelmshof liegt in der Ortsmitte von Siebeldingen idyllisch am Fuße des Haardtrandes, an der Südlichen Weinstraße, nahe der französischen Grenze. Das Universitätsstädtchen Landau/Pfalz ist sechs Kilometer und Karlsruhe 40 km entfernt. Die Weinberge des Wilhelmshofes liegen in den Lagen Siebeldingen "Im Sonnenschein" und Frankweiler "Kalkgrube". 

Peter J. König:  Welche Geschichte ist mit dem Wilhelmshof verbunden und wer verantwortet heutzutage die Wein- und Sektherstellung? 

Barbara Roth: Dass unsere Familie in Siebeldingen Weinbau treibt, lässt sich bis zum dreißigjährigen Krieg zurückverfolgen. Die weiter zurückliegende Geschichte fiel dann den Kirchenbränden und der damit verbunden Vernichtung aller Aufzeichnungen zum Opfer. Bereits mein Großvater Wilhelm Jung begann zu Ehren des guten Jahrgangs 1949 mit der Flaschenweinabfüllung. Mitte der 1970er Jahre fingen meine Eltern mit der Herstellung von Sekt an, mit dem Ziel jeden Sonntag ein schönes Fläschchen eigenen Sekt zu genießen. Doch da unsere Familie gesellig ist und gerne Feste feiert, blieb es nicht bei 52 Flaschen im Jahr. Inzwischen versekten wir die Hälfte unserer Ernte. Die Nachfrage ist immer noch größer wie unsere Produktionsmenge. - Der Qualität zuliebe wachsen wir langsam. 

Helga König: Welche Rebsorten werden auf wieviel ha Rebfläche kultiviert?

Thorsten Ochocki: Wir bewirtschaften in unserem Familienbetrieb 18 Hektar Weinberge bestockt mit den Rebsorten Riesling (30%), Weißburgunder (30%), Spätburgunder (30%) und Grauburgunder (10%). Die Reduzierung von vormals 15 Rebsorten auf heute vier erfolgte seit Mitte der siebziger Jahre kontinuierlich. Die Entscheidung für die drei Burgundersorten und den Riesling war zum einen dem Terroir geschuldet – zum anderen dem Umstand, dass sich die Burgundersorten sehr gut für die Versektung eignen. 

Peter J. König: Warum liegt das ganz besondere Augenmerk auf der Herstellung von Sekten nach der klassischen Flaschengärung? 

Barbara Roth: Die klassische Flaschengärung faszinierte meine Eltern schon in Studentenzeiten. Sie hatten mit der Sektherstellung in Geisenheim experimentiert und diese in der Champagne kennen gelernt. Aus dieser Faszination und den ersten Flaschen für die Eigenproduktion hat sich alles entwickelt und ist zur Passion geworden. Ich habe den Sektvirus quasi schon mit der Muttermilch bekommen und meinen Mann Thorsten Ochocki angesteckt. Daher folgte seit 2001 der Pinot B brut Sekt. Er ist der einzige Sekt unseres Hauses, der ein Cuvée (Blanc de Noirs und Pinot Blanc) ist, im Barrique reifte und anschließend versektet wurde. 

Helga König: Wie steht es mit der Philosophie des Weinmachens an sich und im Besonderen bei der Weinbergspflege und der Kellerwirtschaft? 

Thorsten Ochocki: Dem Weinberg und dessen Pflege gilt unsere höchste Aufmerksamkeit. Wir haben drei Festangestellte Weinbergsmitarbeiter die unter meiner Leitung mit einem Team von Bachelorstudenten und Saisonkräften die Weinberge pflegen. Ab den Laubarbeiten Ende Mai sind wir mit 10 Mitarbeitern draußen, um eine "luftige" Laubwand herzustellen, die auch phytosanitär wirkt. Bei fast allen Anlagen werden die Trauben geteilt, um die Grundlage für höchste Traubenqualität im Herbst zu legen. Bei der Traubenernte lassen wir keine Maschine ran, sondern ernten alles von Hand, mehrmals sehr selektiv. Jede Weinbergsparzelle wird drei-vier Mal während des Herbstes beerntet, um immer nur die optimalen Trauben für den jeweiligen Wein zu lesen. Das erfordert hohe Konzentration und Wissen bei unserem 25-köpfigen Ernteteam. 

Peter J. König: Können Sie unseren Lesern etwas über Ihre speziellen Lagen berichten?

Thorsten Ochocki: Unserer Lage "Im Sonnenschein" ist eine sehr heterogene Lage mit Höhenmetern 160 bis 220 ü. NN. In den untersten Gewannen wurde vor Jahrtausenden Kies und Geröll angelandet, in den oberen Gewannen des Richtung Süden ausgerichteten Hanges sind die Böden mit Kalkgehalten von bis zu 25% zu finden. Hier gedeihen die Burgundersorten sehr gut. Unsere Rieslinge haben wir hauptsächlich auf sandig-lehmigen Böden in der deutlich höher liegenden Lage "Kalkgrube" in Süd-west ausgerichteter Exposition gepflanzt. In den obersten beiden Gewannen, bei 300-320 m über dem Meeresspiegel, unterhalb des Naturschutzgebietes Pfälzer Wald am Ringelsberg gelegen, gedeihen Trauben die fruchtige, reife Aromen von gelbem Steinobst und Maracuja hervorbringen und Weine, die ein sehr gutes Lagerpotential besitzen. 

Helga König: Hat die Klimaveränderung, wenn sie denn stattfindet, Einfluss auf das Wachstum der Trauben, vielleicht sogar auch Einfluss auf die von Ihnen gepflanzten Rebsorten? 

Barbara Roth: Wenn man klimahistorisch die Sache betrachtet, gab es schon immer Klimaschwankungen. Auf Sylt und in Schleswig-Holstein werden seit 15 Jahren wieder Weinberge angelegt. Eigentlich gar nichts Neues. Im mittelalterlichen Wärmehoch um 1300 gab es Weinbau bis an die Nordsee. Die Klimaanomalien, die sich in den letzten 15 Jahren gefühlt häufen, fordern von uns Winzer ein hohes Maß an Fingerspitzengefühl. Es gibt nie ein Patentrezept. Kein Jahrgang ist wie der andere. Wir reagieren zum Beispiel auf Trockenheit oder viel Regen, in dem wir entsprechend die Begrünung umbrechen oder anwalzen. Somit kann Nährstoffkonkurrenz zu den Reben vermieden werden und dennoch der positive Effekt des Beikrautes (Humusbildung, Erosionsschutz der begrünten Gassen) bzw. der Wasser verbrauchende Effekt genutzt werden. So verhält es sich auch mit vielen anderen Arbeitsschritten.

Peter J. König: Kann ein Sekt Ihrer Güteklasse mit einem Champagner qualitätsmäßig durchaus ebenbürtig sein, und warum ist das so? 

Thorsten Ochocki: Internationale Verkostungen zeigen es immer wieder: unser 2007er Pinot B brut beispielsweise wurde beim Mondial des Pinots in Sierre/Schweiz zum „besten Schaumwein“ gekürt. Der Blanc de Noirs brut hat schon den Veuve Cliqout auf den zweiten Platz verwiesen oder lag in einer anderen Verkostung punktgleich mit Krug Grande Cuvée. Unsere Wilhelmshof Sekte werden wie auch Champagner nach der klassischen Flaschengärung hergestellt und lagern mehr als ein Jahr auf der Hefe in der Flasche. Der Unterschied sind letztendlich die Trauben und teilweise die Rebsorten, die eben nicht aus der Champagne, sondern aus der Südpfalz stammen.

Helga König: Wie sieht es mit der Vermarktung Ihrer Weine und Sekte aus, wohin werden sie verkauft und welche Auszeichnungen haben Sie für Ihre Produkte erhalten? 

Barbara Roth: 70 % unserer Weine & Sekte werden in Deutschland direkt an Privatkunden verkauft, 15% gehen an die gehobene Gastronomie, 5% an den Inhaber-geführten Fachhandel. 10% unserer Weine und Sekte gehen in den Export, vor allem nach BeNeLux, aber auch nach USA, Mexiko, Japan oder Korea. Wir stellen uns gerne dem Vergleich und können uns alljährlich über einen Staatsehrenpreis des Landes Rheinland-Pfalz für die hohe Qualität der gesamten Wein- und Sektkollektion freuen. Bei der DLG führen wir seit Jahren die Top Ten der besten deutschen Sekterzeger mit an und erhielten bereits fünf Mal die Auszeichnung "Bester deutscher Sekterzeuger"! Mundus Vini zeichnete im letzten Jahr unsere 2013er Grauer Burgunder Alte Reben als "bester deutscher Grauburgunder" aus. Aber auch das Deutsche Weininstitut zeichnete unsere Weiß- und Spätburgunder in der Vergangenheit schon als "beste deutsche Weißburgunder" und "beste deutsche Spätburgunder" aus. 

Peter J. König: Besonders neugierig sind unsere Leser auf die Veranstaltungen und die Verkostungsmöglichkeiten vom Weingut Wilhelmshof, was gibt es dazu zu sagen? 

Barbara Roth:  Verkosten können Sie herzlich gerne zu unseren Besuchszeiten im Weingut (www.wilhelmshof.de). Seit 1985 Jahren findet in unseren Gutsräumen in der Fronleichnamswoche (30.05.-7.06.2015) eine Ausstellung von Malern, Bildhauern und Goldschmieden statt. Jazz-Konzerte an den beiden Sonntagen, ein klassisches Matinee-Konzert, ein Wein-Käse-Menü aber auch Verkostungen und eine lockere After-Work-Art bieten in dieser Woche einen ganz neuen Einblick in das Weingut. Jährlich finden Sie in der Fronleichnamswoche neue Künstler. Unsere Dauerausstellung „30 Jahre Kulturlese im Wilhelmshof“ kommt in diesem Jahr neu hinzu und kann während der Besuchszeiten das ganze Jahr über besichtigt werden. Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen und den Künstlern finden Sie unter www.kulturlese.de 

Liebe Barbara Roth, lieber Thorsten Ochocki, wir danken Ihnen für das aufschlussreiche Interview. 

Ihre Helga König, Ihr Peter J. König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Weingut Wilhelmshof und können dort Weine und Sekte bestellen. www.wilhelmshof.de



Helga König im Gespräch mit Dr. Tobias Ruland, dem Autor des Buches "Die Psychologie der Intimität"

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Lieber Herr Dr. Ruland, vor einigen Tagen habe ich Ihr Buch "Die Psychologie der Intimität- Was Liebe und Sexualität miteinander zu tun haben" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen. 


Helga König; Sie sind Paar- und Sexualtherapeut mit eigener Praxis in München und können demnach auf einen reichen Erfahrungsschatz an Beobachtungen von Handlungsmustern von Paaren zurückblicken, die bei ihnen Hilfe suchen. Was ist Intimität nach Ihrer Begriffsdefinition und wieso ist diese in Beziehungen elementar wichtig? 

 Dr. Tobias Ruland
Copyright: Miguel Perez
Dr. Tobias Ruland: Etwas verkürzt gesagt: Angstfrei, offen und authentisch miteinander kommunizieren zu können. Intimität heißt, sich selbst, seine eigenen Gedanken und Gefühle wahrnehmen und angemessen ausdrücken zu können und sich dabei zu erleben. Wichtig ist diese Fähigkeit vor allem deshalb, weil sie die Grundvoraussetzung für gemeinsames Problemlösen darstellt.

Helga König: Sie schreiben, dass sich Paarbeziehungen nicht selten auf Passungen einer kollusiven Allianz gründen und Beziehungen in die Krise geraten, wenn sich besagte Passungen auflösen oder abschwächen. Können Sie den Lesern hierfür Beispiele nennen, die besonders häufig auftreten? 

Dr. Tobias Ruland: Die simpelste Anfangs-Kollusion ist: ich bin ich Dich verliebt und Du bist in mich verliebt. Die Schmetterlinge im Bauch machen, dass wir 7 Tage die Woche und 24 Stunden am Tag zusammen sein wollen. Das funktioniert so lange wie beide die Schmetterlinge spüren. Sobald sie bei einem der beiden nachlassen, geraten viele Paare schon in die ersten Probleme und Konflikte.

Helga König: Wie Sie betonen, ist es notwendig, Beziehungen in "kollaborative Allianzen" umzuwandeln. Ist eine kollaborative Allianz mehr als eine bloße Vernunftbeziehung und wenn ja weshalb? 

Dr. Tobias Ruland: Eine funktionierende Vernunftbeziehung kann durchaus auch eine kollaborative Allianz sein. Der Unterschied ist, dass die kollaborative Allianz einer intimen Paarbeziehung von unerschütterlichem Respekt voreinander getragen wird. Das muss in einer Vernunftbeziehung nicht unbedingt so sein. 

Helga König: Sie haben eine ganze Reihe von seelischen Verletzungen aufgeführt, die in Partnerschaften auftreten können und subsumieren diese unter dem Begriff Machtausübung in einer Hierarchie. Lösen kollusive Allianzen letztlich die ungleiche Augenhöhe von Liebenden mit den unliebsamen Folgen für Partnerschaften aus und falls ja, weshalb? 

  Dr. Tobias Ruland
Copyright: Miguel Perez
Dr. Tobias Ruland: Ich erkläre in meinem Buch ganz genau, dass schon allein die gegenseitige Abhängigkeit in einer kollusiven Beziehung ein wichtiges verletzendes Moment in sich trägt. Das fällt nur in der Regel nicht auf, solange sich die Kollusion behaglich anfühlt. Ein häufiges Beispiel ist die finanzielle Abhängigkeit einer Hausfrau von ihrem besser verdienenden Mann. Am Anfang mag das nach sinnvoller Arbeitsteilung aussehen, hat aber das Potenzial, langfristig durch die permanente Abhängigkeit zu ernsten Konflikten zu führen. Man muss schon recht stark sein, um langfristig in einer Abhängigkeitskonstellation den Respekt füreinander zu bewahren. 

Helga König: Sie schreiben, dass persönliche Differenzierungsfähigkeiten die Voraussetzung für ein intimeres Zusammenleben fördern. Sind diese Fähigkeit eine Frage des Alters, der Bildung oder der Intelligenz oder von etwas anderem? 

Dr. Tobias Ruland: Die Differenzierungsfähigkeit eines Menschen steigt mit der Anzahl und Schwere der Lebenskrisen, die dieser Mensch erfolgreich zu bewältigen gezwungen war und ist damit indirekt vom Lebensalter abhängig, wie auch meine eigene Forschung suggeriert. Wenn ein Mensch keine ernsten Lebenskrisen zu bewältigen hat, bleibt er auf einem kindlichen Niveau, auch wenn er/sie reich, schön und intelligent ist. Auch wenn es traurig klingt: nur die Bewältigung ernster Lebenskrisen entwickelt uns Menschen wirklich weiter, denn nur dann sind wir gezwungen, uns ganz neue Bewältigungsmechanismen anzueignen. 

Helga König: Haben Männer eher Angst vor wirklicher Intimität als Frauen und falls ja, weshalb? 

 Klett-Cotta
Dr. Tobias Ruland: Ich habe keine Anzeichen dafür, dass das so ist. Es stimmt schon, dass viele Männer der Selbstoffenbarung ausweichen und lieber schweigen, dafür weichen viele Frauen der Intimität dadurch aus, dass sie zu viel und zu belangloses Zeug reden.

Helga König: Was verstehen Sie unter dem Begriff "apokalypischer Berserker"und wie kann man diesen in Beziehungen außen vor halten? 

Dr. Tobias Ruland: Vereinfacht gesprochen ist der apokalyptische Berserker der Umstand, wenn ein Mensch den Selbstwert seines Beziehungspartners untergräbt, in dem er ihn z.B. wertet ("Du bist immer so schlampig!"), blockiert ("was Du willst, interessiert mich nicht"), unterbricht, sich nicht an Absprachen hält usw. Ich habe über die Jahre über 300 Alltagssituationen gesammelt, wie das geschehen kann. Langfristig kann man den Kerl nur dadurch zügeln, in dem man lernt, mit sich selbst und dem anderen respektvoll und konstruktiv umzugehen

Helga König:  Wie kann man seine Beziehungsfähigkeit am besten schulen? 

   Dr. Tobias Ruland
Copyright: Miguel Perez
Dr. Tobias Ruland: Indem man sich selbst beobachten lernt und daran arbeitet, den Bockmist zu verändern, den man selbst den ganzen Tag fabriziert. Indem man lernt, seinen Beziehungspartner gut zu lieben. 

Helga König: Warum setzt eine wirklich geglückte sexuelle Beziehung generelle Intimität voraus und welche Konsequenzen hat eine solche Beziehung über das spontane Wohlbefinden hinaus?

Dr. Tobias Ruland: So würde ich das gar nicht behaupten wollen. Ich habe schon Menschen getroffen, die eine sexuelle Beziehung auf Minimalniveau geführt haben und sie dennoch als "glücklich" bezeichneten. Wenn ich aber eine wirklich intime sexuelle Beziehung auf die Beine stelle, dann werde ich sehr genau darauf achten, dass ich diese nicht auf's Spiel setze und den anderen durch meine Selbstbezogenheit, meine schlechte Laune und mein dummes Gerede von mir wegtreibe. Eine glückliche und intime sexuelle Beziehung ist nichts, was man an jeder Straßenecke findet und erfahrene Menschen wissen das und werden versuchen, diese Beziehung zu hegen und zu pflegen.  

 Klett-Cotta 
Helga König: In Kapitel 6 nennen Sie die Puzzlesteine, Kompetenzen und Werkzeuge, die zum Wachsen intimer Paarbeziehungen notwendig sind. Ist eine geglückte Beziehung demnach eine Frage des persönlichen Einsatzes und Wollens, die alle Paare erreichen können? 

Dr. Tobias Ruland: Für etwa 90% der Menschheit würde ich das bejahen. Allerdings gibt es einen gewissen Prozentsatz an Männern und Frauen, die narzisstisch so arg behindert sind, dass es für sie außergewöhnlicher Anstrengungen bedarf, überhaupt einigermaßen beziehungsfähig zu werden.



Lieber Herr Dr. Ruland, ich danke Ihnen für das aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König


Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie tum Klett-Cotta Verlag und können das Buch bestellen:http://www.klett-cotta.de/buch/Partnerschaft/Die_Psychologie_der_Intimitaet/55805. Sie können es jedoch auch direkt bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.

Anbei auch der Link zur Website von  Dr. Tobias Ruland:liebe.institute

Helga König im Gespräch mit #Susanne_Oswald, Autorin des Buches "Ein #Garten für die #Seele", Callwey-Verlag

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Liebe Frau Oswald vor geraumer Zeit habe ich Ihr sehr schönes Buch "Ein Garten für die Seele"rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen. 


Helga König: Sie leben am Fuße des Schwarzwaldes, arbeiten dort nicht nur als Autorin, sondern auch als Heilpraktikerin und lieben die Natur sowie deren Heilkräfte. Insofern verwundert es nicht, dass Sie im Untertitel Ihres traumhaften Gartenbuches "Ein Garten für die Seele"bereits darauf hinweisen, dass Ihre Gartenideen für Körper & Geist gedacht sind. Was möchten Sie in diesem Zusammenhang mit dem Satz "Ein Garten ist mehr als die Summe seiner Pflanzen"sagen?

 Susanne Oswald
Susanne Oswald: Jede einzelne Pflanze hat eine besondere Kraft. Sie kann die Augen erfreuen, die Nase umschmeicheln, Heilwirkung bereit halten, eine besondere Symbolkraft in sich tragen oder wohlschmeckend sein – im besten Falle schafft sie mehrere dieser Faktoren gleichzeitig. Wenn nun in einem Garten die Kräfte vieler Pflanzen gebündelt werden, entsteht unabhängig von der Besonderheit jeder einzelnen Pflanze, noch eine weitere sehr kraftvolle Ebene. 

Der Garten bekommt eine individuelle Energie, die sich aus dem Zusammenspiel der einzelnen Pflanzen ergibt. So kann ein Garten wahre Zauberkräfte entwickeln, er kann die Seele berühren, Zufluchtsort werden und den Besucher mit seiner Energie schützend in die Arme nehmen. Je nach Wirken des Gärtners und Pflanzenauswahl finden wir in einem Garten Ruhe, Kraft, Geborgenheit, Aktivierung der Lebensfreude, Gaumenspaß oder Klärung des Geistes – oder auch noch einiges mehr. Die Wirkung von Gärten oder Gartenbereichen ist so vielfältig wie die Gärtner, die den Garten hegen.

Auch den Mikrokosmos entwickelt der Garten erst durch Vielfalt, durch das Zusammenkommen einzelner Pflanzen, seine ganze Kraft. Schmetterlinge, Bienen, Igel, Vögel – sie alle haben Bedürfnisse. Nicht eine einzelne Pflanze – möge sie auch noch so kraftvoll und besonders sein – schafft das Paradies, sondern der bunte Reigen der unterschiedlichsten Blumen, Kräuter und sonstigen Gewächse. Und dann besteht ein Garten ja nicht nur aus Pflanzen, sondern auf Wegen, Beeten, unterschiedlichen Materialien und Gestaltungselementen. Das kommt alles zu der Summe der Pflanzen dazu und prägt den Garten sehr individuell. 

Helga König: Sie beginnen den Reigen der Gartenpräsentationen mit einem "Kräutergarten" und fügen diesem Rezepte bei, die vermutlich Ihren Heilpraktikerinnen-Kenntnissen geschuldet sind. Was hat Sie dazu veranlasst, drei ganz bestimmte Kräuter in den Fokus zu bringen?

Susanne Oswald:  Das war unglaublich schwierig, weil es so viele wunderbare Pflanzen gibt und ich gerne noch viel mehr vorgestellt hätte. Aber ich musste mich entscheiden und habe das – wie immer, wenn Entscheidungen anstehen – mit einer Mischung aus Herz und Verstand gemacht. Ich habe meist eine sehr gute Intuition, und habe versucht, den Zeitgeist zu erfassen. So kam es zu der Entscheidung für den Basilikum, der ja wortwörtlich in den letzten Jahren in aller Munde ist – und das aus gutem Grund. Mit der Kamille habe ich mich für eine Pflanze entschieden, die wir alle von Kindheit an kennen. Damit verneige ich mich vor dem Kräuterwissen unserer Ahnen, denn schon unsere Großmütter und sicherlich auch deren Mütter wussten um die Kraft der Kamille. Doch auch heute noch hat die Pflanze nichts von ihrer Wichtigkeit verloren. So war das, glaube ich, eine sehr gute Wahl. Mit dem Lavendel konnte ich das unterstützen, woran ich als Heilpraktikerin und als Mensch seit Jahren arbeite: Ruhe und Gelassenheit stärken. Unsere Welt wird immer hektischer, die Ansprüche an uns immer höher. Da braucht es ein Seelenkraut, das Entspannung schenkt und den seelischen Ausgleich unterstützt. 

Helga König: Was macht einen Wildkräuterkarten für Sie besonders attraktiv und weshalb haben Sie gerade in der Betrachtung eines solchen Gartens die Sentenz "Die Natur hat tausend Freuden für den, der sie sucht und mit warmem Herzen in ihren Tempel eintritt" von der Berliner Salondame Rahel Varnhagen von Ense eingebunden? 

Susanne Oswald:  Wildkräuter haben eine besondere Kraft, sie sind nicht durch Menschenhand in eine Richtung getrieben, sondern präsentieren sich so, wie die Natur und die natürliche Entwicklung es vorgesehen haben. Das ist für mich ein besonderer Reiz, weil es ein Stück Unberührtheit ist, das wir uns bewahren sollten. Wenn wir uns Wildkräuter in den eigenen Garten holen, dürfen wir nicht versuchen, sie zu sehr zu zähmen. Wenn wir sie nach unseren Vorgaben ziehen wollen, verlieren sie einen Teil ihrer Kraft. Das ist der besondere Reiz für mich und der Grund für das Zitat. Es ist nicht das Aneignen einer Pflanze, das Ziehen und in eine Struktur zwingen, sondern das liebevolle Annehmen. Wir sind der Gast, wir sollten das annehmen, was die Natur uns mit den Wildkräutern schenkt und nicht unsere Vorstellungen von einem gepflegten Garten drüber stülpen. Jeder der sich einem Teil dieser Wildheit öffnet, wird das, was die Natur ihm zurückgibt, als Geschenk erleben.

Helga König: Sie haben für die Leser aus dem "Wildgarten", den Sie vorstellen, einen Löwenzahnhonig kreiert. Worin besteht der gesundheitliche Nutzen dieser Kreation? 

 Susanne Oswald
Susanne Oswald:  Löwenzahn wirkt stoffwechselanregend, Leber und Galle stärkend. Natürlich kann man – besonders im Frühjahr – eine Löwenzahnkur (evtl. in Kombination mit Brennnesseln) machen. Das tut dem Körper sicher gut, aber eben nur für den Zeitraum der Kur. Mit Produkten wie dem Löwenzahnhonig haben wir die Möglichkeit, den Löwenzahn in den täglichen Speiseplan zu integrieren. Damit schenken wir unserem Körper über das ganze Jahr verteilt den positiven Impuls, den die Pflanze für den Stoffwechsel bringt. 

Helga König: Sie erwähnen in Ihrem"Gemüsegarten" gute und weniger gute Beet-Partnerschaften. Nicht in allen Gartenbüchern nimmt man darauf Bezug. Haben Sie diesbezüglich in Ihrem eignen Garten Erfahrungen sammeln können, die allgemeines Wissen ergänzen? 

Susanne Oswald:  Zur Zeit bin ich umzugsbedingt leider ohne Garten, aber schon wieder auf der Suche. Vorher hatte ich viele Jahre einen Garten und habe dort sehr viel ausprobiert. Vor allem aber bin ich immer im Gespräch mit Gärtnern und tausche Erfahrungen aus. Für mich war das Thema Beetpartner von Anfang an wichtig, weil ich durch die bewusste Nachbarschaftswahl Krankheiten vorbeugen und Wachstum fördern konnte. Ich wollte nie zu Gift greifen müssen und konnte die Wirkung natürlicher Spritzmittel durch die richtige Platzwahl unterstützen. Besonders in Büchern zu biologischem Anbau findet man Listen und Tabellen zu Partnerpflanzen, von daher möchte ich mir nicht anmaßen, zu sagen, dass ich das breite Wissen ergänzen kann. Aber ich kann es auf jeden Fall bestätigen. Hervorheben möchte ich die Kombination von Möhren und Zwiebeln, die sich über Jahre hinweg immer wieder bewährt hat. 

Helga König: Die Auswahl der drei Gemüse hat mir sehr gut gefallen, speziell, dass sie Chili hervorheben. Weshalb war Ihnen das besonders wichtig?

Susanne Oswald:  Ich selbst liebe Chili und ich fand es wichtig, zu zeigen, wie wertvoll diese Pflanze ist. Ich sehe mit Bedauern, wie durch sinnfreie Aktionen wie Schärfewettessen diese kostbare Pflanze zu einem Klamaukgewürz verkommt. Das ist für mich respektlos und unwürdig. Mit meiner Wahl wollte ich der Chili helfen, wieder als Gesundheitsschatz in das Bewusstsein der Menschen zu kommen. 

Helga König: Welche Bedeutung hat für Sie ein "Rosengarten" im Hinblick auf die Seele? 

Susanne Oswald: Die Rose hat eine starke Symbolkraft – wer kennt nicht die Rose als Zeichen der Liebe. Und Liebe greift viel weiter, es ist nicht nur die Liebe zwischen zwei Partnern. Liebe – und damit die Rose als ihr Botschafter - ist die Nahrung für unsere Seele, sie ist unser täglicher Antrieb. Wer glücklich ist, den trägt die Liebe – zum Beruf, zur Natur, zu den Menschen ... zum Leben. Da wo Liebe fehlt, fehlt auch das Glück, die Zufriedenheit und der Seelenfrieden. In einem Rosengarten können wir auftanken, der Seele neue Nahrung geben und sie liebkosen lassen vom Anblick und Duft der Gartenkönigin. Rosen können Seelen heilen. 

Helga König: Sie beschreiben u.a. auch einen "Garten der essbaren Blüten". Kostet es Überwindung, eine Blütenbutter herzustellen, wenn man den Pflanzen Seele zuspricht? 

 Susanne Oswald
Susanne Oswald: Für mich ist Dankbarkeit und Respekt ein wichtiges Thema. Ich nehme Nahrung nicht als Selbstverständlichkeit, es ist immer ein Geschenk, wenn die Natur mir ermöglicht, ein Essen zuzubereiten und zu genießen. Und dann ist es egal, ob das eine Kartoffel ist oder ein Gänseblümchen. Die Seele der Nahrung ist wichtig und wertvoll. Nicht umsonst heißt es: Du bist, was du isst. 

Helga König: Mir hat gefallen, was Sie als Eingangsworte zu Ihrem präsentierten "Schmetterlingsgarten" zu Papier gebracht haben."Auf sanften Schwingen tanzen sie von Blüte zu Blüte und lehren uns Leichtigkeit". Ist der Schmetterlingsgarten für den Menschen ein Ort der Erkenntnis und wodurch könnte diese sich offenbaren? 

Susanne Oswald:  Der Schmetterling als Symbol steht für Wandel, Entwicklung und Lebensfreude. Um einen Wandel, eine Entwicklung, vollziehen zu können, müssen wir reflektieren, uns der Dinge bewusst werden und dadurch die Bereitschaft entwickeln, den nächsten Schritt zu tun. Das ist nicht immer einfach, aber aus meiner Sicht unglaublich wichtig, denn Entwicklung ist gesund und gehört zum Leben. In einem Schmetterlingsgarten sind die Energien auf Wandel in Kombination mit Leichtigkeit ausgerichtet. Wenn wir diese Energie aufnehmen, uns in einem Schmetterlingsgarten aufhalten und den Tieren bei ihrem Spiel zusehen, dann öffnet sich die Seele und wir können – mit Geduld und Liebe – neue Einsichten gewinnen und vielleicht erkennen, wohin unser Weg uns führen soll. Es sind meist nicht die großen Hammerschläge, sondern kleine Effekte, Ahnungen, die sich im Laufe der Zeit verifizieren. Der Schmetterlingsgarten gibt uns Kraft und Rückhalt und stärkt das Vertrauen in den eigenen Lebensweg. 

Helga König: Worin besteht für Sie der besondere Reiz für einen ZEN-Garten? 

Susanne Oswald: Im Zengarten steht die Konzentration auf sich selbst im Mittelpunkt. Er ist ein Ort der Ruhe und der Besinnung. Es gibt kaum Ablenkung. Das ist gerade dann wichtig, wenn das Leben turbulent ist. Für Menschen, die diese innere Einkehr nicht gewohnt sind, ist gerade diese innere und äußere Stille gar nicht so einfach zu ertragen. Oft beginnt der Weg zur Ruhe mit einer wachsenden Unruhe. Das ist völlig in Ordnung, man sollte mit Liebe und Geduld mit sich selbst umgehen und sich von der Unruhe nicht beirren lassen. Ich finde gerade diese Einfachheit der Übung, die sich dann oft unerwartet so schwierig zeigt, reizvoll. Ein zweiter Aspekt ist unsere geistige und seelische Überfüllung. In einem Zengarten können wir Ballast loswerden, unseren Geist und die Seele erleichtern und sind damit nach einer Zeit im Garten wieder bereit, uns dem Leben mit allen Ansprüchen zu stellen, neue Dinge aufzunehmen. 

Helga König: Wann ist ein Garten in Ihren Augen ein Paradies?

Susanne Oswald: Für mich besteht die Vollkommenheit besonders in der Unvollkommenheit. Ein Garten sollte nicht überpflegt sein, die Pflanzen brauchen Raum und Gelegenheit sich zu entwickeln, sich in ihrer Pracht zu präsentieren. Ich bin ein Genussmensch und so sollte ein Garten meine Sinne befriedigen, ich möchte den Duft von Rosen atmen, Kräuter und Gemüse ernten und Blüten naschen. Für mich besteht das Gartenparadies aus allen von mir vorgestellten Themengärten und einem Hauch Wildheit. In meinem Gartenparadies leben Geschichten, wenn ich umgeben vom Rausch der Natur, in meinem persönlichen Garten sitze, dann kribbelt die Energie, meine Fantasie schlägt Purzelbäume und die Geschichten kokettieren vor mir, jede will die nächste sein, die ich wahrnehme und aufschreibe. In meinem Garten (den ich sicher bald wieder haben werde!) bin ich ich. Hier fühle ich mich in meiner Unvollkommenheit vollkommen und in Liebe angenommen.

Liebe Susanne Oswald, ich danke Ihnen herzlich für das aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König

Foto: Susanne Oswald:
© ZERR FOTOGRAFIE || CONTRAPRODUCTIONS.DE

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Callwey-Verlag und können das Buch bestellen.http://www.callwey.de/buecher/ein-garten-fuer-die-seele/. Sie können es aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.


Anbei der Link zur Website von Susanne Oswald http://www.susanneoswald.de/

Peter J. und Helga König im Gespäch mit Willi Bründlmayer, Weingut Bründlmayer/Österreich

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Lieber Herr Bründlmayer, heute haben wir fünf Ihrer Weine und einen Sekt auf "Buch, Kultur und Lifestyle" vorgestellt. Deshalb auch möchten wir nun einige Fragen an Sie richten.

Hier der Link zu den Weinbesprechungen:http://helga-koenig-wein.blogspot.de/2015/02/rezension-weingut-brundlmayer-5-weine.html

Helga König: Um unsere Leser zunächst einmal grundsätzlich zu informieren: Wo ist das Weingut Bründlmayer, eines der führenden Weingüter Österreichs zu finden, und was gibt es über das dortige Weinbaugebiet Erhellendes zu sagen?

 Willi Bründlmayer
Willi Bründlmayer: Die Weingärten der Familie Bründlmayer liegen auf den Hügeln rund um die Weinstadt Langenlois, 70 km westlich von Wien, donauaufwärts unweit der Mündung des Flusses Kamp. Die bewaldeten Hügel des Waldviertels schützen vor eisigen nordwestlichen Winden. Tagsüber erhitzt die Sonne die steinigen Terrassen, nachts sickert die frische, würzige Waldluft durch das Kamptal in die Langenloiser Arena. Das Zusammentreffen heißer Tage und kühler Nächte, die Vereinigung von Donau- und Kamptal, die geologische und klimatische Vielfalt der Lagen prägen die Weine.

Peter J. König: Wie lange wird in der Familie Bründlmayer, schon Weinbau betrieben und wie hat sich das Gut über die Zeiten entwickelt?

Willi Bründlmayer: Der Grundstein aus dem Weingutsgebäude stammt aus dem Jahr 1580. Die Vorfahren hatten aber neben dem Weinbau auch immer andere Einnahmequellen: Kühe, Schweine, Hühner, Gänse, Obst und Gemüse usw. eine gemischte Landwirtschaft mit der Perle Weinbau in der Mitte.

Helga König: Wieviel ha stehen zum Rebenanbau zur Verfügung, welche Topografie bilden die besonderen Weinbergslagen und welches Terroir ist Voraussetzung für die exzellenten Bründlmayer-Weine?

Willi Bründlmayer: 80 ha. Die besten Lagen befinden sich dort, wo sich das Kamptal muschelförmig südlich zum Donautal hin öffnet. Richtung Westen erstrecken sich die Hügel von Krems und der Wachau, nach Osten folgen das Weinviertel und Wien. Die geologisch älteste und sicher auch interessanteste Lage ist der "Zöbinger Heiligenstein", nach dem Weinort Zöbing bei Langenlois benannt. An seinem Fuß krümmt sich der Kamp, ändert seine Richtung von Nord-Süd auf West-Ost und fließt vom Heiligenstein weg ins offene Donautal. Ein uraltes Zentrum für Kult und Rituale, seit Jahrhunderten eine der berühmtesten Lagen Mitteleuropas. Der Boden stammt aus dem 250 bis 270 Millionen Jahre alten Perm–Wüstensandstein. Die feinsten Rieslingtrauben reifen hoch auf dem Berg in einem in sich geschlossenen Naturschutzgebiet. 

Diese finessereichen Weine entwickeln sich mit den Jahren prächtig und können ein geradezu biblisches Alter erreichen. Junge Rebstöcke bester Lagen werden zusammengefasst in den Kamptaler Terrassen. Loiser Berg und Langenloiser Berg Vogelsang stehen für vollkommen klassische, brillante, mineralische Weine, gewachsen auf kargem Urgestein, dem "Loisberger Zoisit - Amphibolit", ein silikatisches Gestein mit Glimmerschiefer und Halbedelsteinen, den Loisberger Granaten. Käferberg besteht im Untergrund ebenfalls aus kargem Urgestein, überlagert mit tonigen Meeresablagerungen, die für zusätzliche Kraft und Dichte des Weines sorgen. 

Ried Lamm ist der Nachbar des Heiligenstein, der Untergrund ist ebenfalls ein von zahllosen Felsritzen durchzogenes Permgestein, überzogen von einer kalkreichen Lehmschichte (mundartlich: Loam), die dem Wein zusätzlich Wärme, Kraft und Körper verleiht.

Peter J. König: Daran anschließend, welche Rebsorten werden angebaut und wie steht das Mengenverhältnis zueinander?

Willi Bründlmayer: 36% Grüner Veltliner (Lamm, Käferberg, Berg Vogelsang, Loiser Berg) 25% Riesling (Heiligenstein, Steinmassel) 9 % Pinot Noir 9% Zweigelt 5% St. Laurent 5% Chardonnay 5% Pinot Gris (Spiegel) Der Rest ist auf die Rebsorten Cabernet Franc, Merlot, Muskateller und Weissburgunder verteilt. 

Helga König: Können Sie uns etwas zu der Philosophie des Weingutes Bründlmayer sagen und auch bitte erläutern, was Sie diesbezüglich hinsichtlich der Weingärten, der Traubenlese und der Kellerwirtschaft unternehmen?

Willi Bründlmayer: Gleichzeitig mit dem Einstieg von Willi Bründlmayer ins elterliche Weingut wurde eine Politik des bewusst ökologischen Weinbaus eingeleitet. Die Weingärten werden nachhaltig im Sinne des ÖPUL (österreichisches Programm umweltgerechter Landwirtschaft) bewirtschaftet, die natürlichen Ressourcen, Boden, Sonne, Wasser, Pflanzen werden einfach und möglichst intelligent genutzt. Die "Verwirrmethode" mit sexuellen Lockmitteln funktioniert flächendeckend in den wichtigsten Lagen des Weinguts, so dass kein weiterer Pflanzenschutz gegen die gefürchteten Heu- und Sauerwürmer erforderlich ist. 


Erschöpfte Weingärten werden gerodet und für mehrere Jahre zur Erholung des Bodens brachgelegt. Von großer Bedeutung ist die Wahl der Reberziehung. Ein beträchtlicher Teil der Bründlmayer Anlagen steht in der sogenannten"Lyra-Erziehung", bei der die Reben so geteilt werden, dass sie sich wie zwei sonnenanbetende Arme zum Himmel strecken. Dadurch wird die belichtete und belüftete Blattoberfläche quasi verdoppelt und die Qualität der Trauben verbessert.

Außerdem trocknen die gut belüfteten Blätter schnell, so dass die Gefahr des gefürchteten Mehltaus vermindert wird. Nach der Blüte werden Blätter rund um die Trauben entfernt, damit Luft und sanftes Licht besser die Beeren erreichen kann. Doch über den Trauben hält die Lyra-Erziehung ihr Blätterdach, und schützt vor der steil stehenden, aggressiven Sonne. 

Zwischen September und Dezember wird Weingarten für Weingarten gelesen, oft in zwei bis drei Durchgängen, um gesunde Beeren von überreifen, bereits schrumpfenden Traubenteilen zu trennen und so möglichst subtile und authentische Weine zu erzielen. Die Trauben werden per Hand gepflückt, in kleine Kistchen gelegt, und auf schnellstem Weg in den Keller gebracht. Dort wird bei Bedarf noch einmal nachselektioniert, bevor das Traubengut in eine der vier pneumatischen Pressen wandert. 

Es wird ganz schonend gepresst: mit jeweils nur 1 Bar entspricht die Extraktionskraft einem mittelfesten Händedruck unter Freunden. Die Lesekistchen werden nach jedem Arbeitsgang sofort mit frischem Brunnenwasser gereinigt. Zur Erhaltung des Aromas werden die Moste kühl aber nicht kalt vergoren. 

Im Keller herrscht absolute Sauberkeit, das ist entscheidend für die Reintönigkeit der Weine. Nach der Vergärung in Stahl oder Holz erfolgt der Ausbau in einem ideal klimatisierten Erdkeller mit hoher Luftfeuchtigkeit. Die Weine bleiben je nach Sorte 3 bis 18 Monate im Fass. Der Bründlmayer Keller ist nach dem Prinzip der Vertikalität angelegt: Ganz oben erzeugen photovoltaische Elemente den benötigten Strom. Darunter befindet sich die Traubenannahme mit den Pressen, eine Etage tiefer der Gärkeller und nochmals viele Meter unter der Erde der Reifekeller. Der Höhenunterschied hilft, das für feinste Weine traumatisierende Pumpen zu vermeiden. Die Gravitation bringt Trauben, Saft und Wein von oben nach unten, erst in den Gär- und dann in den Reifekeller. 

Noch tiefer, unter den Grundfesten liegen die Leitungen zur Nutzung der Erdwärme. Eine Wärmepumpenheizung, direkte Kühlung mit Brunnenwasser, die Sonnenenergie und eine ausgetüftelte Klimatechnik sorgen für eine besonders umweltfreundliche Energiebilanz.


Peter J. König: Wie muss man sich die zukünftige Strategie des Hauses Bründlmayer vorstellen, mehr in Richtung "Global Player" mit Weingütern verteilt über die Welt, oder eher als traditionsbewusstes, österreichisches Familiengut mit heimischen und internationalen Kunden?


Willi Bründlmayer: Bründlmayer beschränkt sich bewusst auf das,  was es am besten kann: Die Pflege der Weingärten rings um Langenlois, klassische Grüne Veltliner und Rieslinge und alles was dazugehört und Spaß macht, sei es der Bründlmayer Brut, Brut Rosé oder auch die Rotweinspezialitäten. "Versuchungen" international zu expandieren wurde immer widerstanden, nicht zuletzt deshalb, weil wir uns in Österreich sehr wohl fühlen.

Helga König: In welchen Ländern kann man Weine von Bründlmayer verkosten, sowohl in der Gastronomie, als auch als Privatkunde?

Willi Bründlmayer: Weinliebhaber, die gerne feinen Grünen Veltliner trinken, gibt es auf der ganzen Welt: Wir exportieren sowohl nach Australien, Brasilien, Kalifornien, Japan als auch ins Herzland des Weinbaus nach Frankreich. 

Peter J. König: Ihre Weine werden zu Recht weltweit hoch gelobt, was gibt es dazu zu sagen?

Willi Bründlmayer: Jeder Jahrgang ist eine neue Herausforderung, wir wollen immer nur das Beste aus unseren Weingärten sorgfältig und liebevoll in die Fässer und Flaschen bringen. Wenn dann Anerkennung kommt ist das eine riesige Freude und Motivation, in Richtung Qualität weiterzuarbeiten.

Helga König: Können Sie etwas über die Veränderung der klimatischen Bedingungen in Ihrer Region berichten, und wenn ja, hat dieses Einfluss auf die Wahl anderer Rebsorten, vielleicht mehr aus dem mediterranen Bereich?

Willi Bründlmayer: Seit den 60er Jahren hat sich das Klima in Langenlois um durchschnittlich 1 ° C erwärmt, das bedeutet eine um 2 Wochen früheren Vegetationsverlauf. Unser Klima wurde dadurch von extrem kühl zu moderat kühl. Sehr früh reifende Sorten wie Müller Thurgau und Frühroter Veltliner wurden bereits gerodet. Die wärmeliebenden Rotweinsorten wie Zweigelt, Pinot Noir, Cabernet Franc und Merlot werden immer interessanter. 

Peter J. König: Zurück zum Weingut Bründlmayer, welche Verkostungsmöglichkeiten gibt es, sowohl im Gut selbst, als auch durch Zusendung der Weine nach Hause und werden Weinfeste bei Bründlmayer organisiert und wenn ja, wann finden diese statt und abschließend auf welchen wichtigen Weinmessen sind Sie vertreten?

Willi Bründlmayer:  Unsere Weine können im Heurigenhof Bründlmayer glasweise getrunken und zu Ab-Hof Preisen mitgenommen werden. Wer am Nachmittag auf ein Glas Wein und eine Jause vorbeischaut, ist willkommen. Vor allem am Abend und an den Wochenenden auch mittags, wird der wunderbar erhaltene Renaissancebau aus dem 16. Jahrhundert immer mehr ein Treffpunkt der Feinschmecker und Weinfreunde. Im Sommer bezaubert der lauschige Innenhof und im Winter lässt es sich am offenen Kamin wunderbar wohl sein. Im Sommer hat auch BRÜNDLMAYER IM WEINGARTEN geöffnet. Nehmen Sie Platz an einfach gedeckten Tischen zwischen den am Hof angrenzenden Weingartenzeilen. Es erwarten Sie kleine hausgemachte Gaumenfreuden, frisch gebackenes Brot und eine große Auswahl an Bründlmayer Weinen.

Prowein 2015, Düsseldorf
Tour de Vin 2015, Langenlois, Gobelsburg 
Vinexpo 2015, Bordeaux 
Mondo Vino 2015, Wien

Lieber Herr Bründlmayer, wir danken Ihnen für das aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König, Ihr Peter König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Weingut Bründlmayer und können dort Weine bestellen.

Helga und Peter J. König im Gespräch mit Klaus Muth, Inhaber und Betriebsleiter des Weinguts Rappenhof

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Lieber Herr  Muth, heute haben  wir drei Ihrer Weine auf "Buch, Kultur und Lifestyle" vorgestellt und möchten nun einige Fragen zu Ihrem Weingut und Ihren Weinen an Sie richten.

Hier nun die Links zu den Weinbesprechungen:

Helga König: Können Sie zu Beginn des Interviews etwas zu Ihrem Weingut Rappenhof und Ihrer diesbezüglichen Historie berichten?

Klaus Muth
Weingut Rappenhof
Klaus Muth: Die Geschichte des Rappenhofs geht zurück auf das Jahr 1604, als Hyronimus Hirsch, in Alsheim ein Weingut, einen landwirtschaftlichen Betrieb, eine Gaststätte und eine Posthalterstation im historischen Gutshof betrieb. Heutiger Eigentümer des Gutes ist Klaus Muth, der das Weingut in der 12. Generation der Familie Hirsch / Muth leitet. Das Weingut befindet sich in der Ortsmitte der Gemeinde Alsheim im Weinanbaugebiet Rheinhessen. Familie Muth bewirtschaftet 50 ha Weinberge.


Peter J. König: Können Sie unseren Lesern Näheres zu Ihrer Weinregion und speziellen Besonderheiten dort mitteilen?


Klaus Muth: Die Weinberge des Rappenhofs verteilen sich auf die Gemeinden Alsheim, Guntersblum, Ludwigshöhe, Dienheim, Oppenheim und Nierstein. Der Rappenhof verfügt somit über die unterschiedlichsten Bodenarten, die den Weinen eigene Geschmacksnuancen, Terroirausprägungen, geben. In den Gemeinden Alsheim und Guntersblum herrschen Lössterrassen vor, Dienheimer und Oppenheimer Böden zeichnen sich aus durch Kalkmergel, die Niersteiner Lagen werden geprägt durch das Rotliegende.


 Karin und Klaus Muth
Helga König: Welche Rebsorten werden von Ihnen bevorzugt angebaut?


Klaus Muth: 80 % der Rebfläche des Gutes sind mit Weißweinreben bestockt, 20 % mit Rotweinreben. Riesling stellt die wichtigste Rebsorte des Weingutes mit über 40 % der Anbaufläche dar, gefolgt von den Burgundersorten, dem Weißen Burgunder, dem Grauen Burgunder und dem Spätburgunder, ergänzt von Müller-Thurgau, Silvaner, Gewürztraminer, Dornfelder und Blauem Portugieser. 


Peter J. König: Sie besitzen beste Lagen in Oppenheim und Nierstein. Welche sind dies und was gibt es darüber zu berichten?


 Tochter Elisabeth  und Klaus Muth
Klaus Muth: Zu den Rebflächen des Weingutes zählen Weinberge in den Opppenheimer Lagen Sackträger und Herrenberg und in den Niersteiner Lagen Pettenthal und Oelberg. Diese Lagen sind vom VDP als "Große Gewächs Lagen" klassifiziert. Unsere Oppenheimer und Niersteiner Lagen sind ausschließlich mit Riesling bestockt. Die Weine haben ihren eigenen bodentypischen Charakter. Unsere Oppenheimer Weine zeichnen sich durch Pfirsicharomen aus, die Niersteiner Weine sind mineralischer, Zitrus- und Ananasaromen geprägt. 


Helga König: Seit wann gehören Sie dem VDP an und welche Veränderungen hat dieser Beitritt für Ihr Weingut gebracht?


Klaus Muth: Der Rappenhof ist bereits seit 1970 Mitglied im Verband deutscher Prädikatsweingüter. Mitgliedschaft im VDP bedeutet immer wieder an sich und seinen Weinen zu arbeiten, um sich selbst und den VDP weiter nach vorne zu bringen. 


Peter J. König: Stimmt es, dass die Weine von der Rheinfront (aus Oppenheim und Nierstein) einen gleichwertigen Stellenwert haben wie die Weine aus dem Rheingau und zwar auch im Hinblick auf die Vergangenheit?


Klaus Muth: In der Vergangenheit haben die Weine aus Rheinhessen, insbesondere aus Oppenheim und Nierstein in Deutschland, aber auch weltweit, zu den Spitzenweinen gehört. Dies wird besonders deutlich, wenn man sich alte Preislisten und Weinkarten um 1900 betrachtet. Sicherlich hatte das Renommee der Weine aus Rheinhessen in der Zwischenzweit abgenommen, aber seit etwa 20 Jahren haben die Weine unserer Region aufgeholt und finden sich wieder in den Angeboten des gehobenen Fachhandels und der Spitzengastronomie.

Helga König: Worin besteht die Philosophie des Weinmachens in Ihrem Hause?

 Klaus Muth
Weingut Rappenhof
Klaus Muth: Grundlage unserer Qualitäts-Philosophie ist es, dass wir ausschließlich Weine und Sekte aus eigenen Trauben erzeugen. Nur wenn die Kontrolle vom Rebschnitt bis zur Abfüllung der Weine auf die Flasche in einer Hand liegt, kann man nach unserer Auffassung herausragende Weine erzeugen. Voraussetzung für hochwertige Weine sind vollreife, gesunde Trauben. Gute Weine werden im Weinberg, nicht im Keller erzeugt! 

Peter J. König: Wie muss man die Entwicklung der Lagen in Rheinhessen in den letzten Jahren sehen, gemessen an der Qualität der Weine an der Rheinfront?

Klaus Muth: Die Qualität und das Image der Weine Rheinhessens haben in den letzten Jahren gewonnen und an Fahrt zugelegt. Rheinhessen ist ein Anbaugebiet mit vielen jungen und gut ausgebildeten Winzern, die ihren Weinen eine eigene Note geben. Rheinhessen zeichnet sich durch eine Vielzahl unterschiedlicher Bodenstrukturen aus, besonders ausgeprägt sind die Weine in Nierstein am Roten Hang. Diese Bodenstruktur verleiht dem Riesling einen unverwechselbaren mineralischen Charakter. Diese Weine können als Vorreiter der rheinhessischen Qualitätsoffensive gelten. 

Helga König: Wohin überall werden Ihre Weine verkauft und auf welchen Veranstaltungen kann der Weinliebhaber sie verkosten? 

Klaus Muth: Neben der Vermarktung in Deutschland werden unsere Weine nach China, Japan, Taiwan, Hong Kong, Canada, Polen, Dänemark und Schweden exportiert. Der Weinliebhaber kann unsere Weine bei den VDP – Veranstaltungen verkosten. Weiter besteht die Möglichkeit, nach vorheriger telefonischer Anmeldung, Weine im Weingut zu probieren. 

Peter J. König: Ein Weingut mit solcher Tradition muss auch immer dafür sorgen, dass es in die nächste Generation weitergetragen wird. Wie sieht es damit bei Ihnen aus?

Klaus Muth: Unser Weingut hat eine über 400-jährige Tradition und wir, meine Frau und ich, werden unser Gut die nächsten Jahre weiter nach vorne bringen. Bis dahin wird die nächste Generation gut aufgestellt sein.

Lieber Herr Muth, herzlichen dank für das aufschlussreiche Gespräch. 
Ihre Helga König, Ihr Peter J. König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Weingut Rappenhof und können dort Wein bestellen.http://www.weingut-rappenhof.com/

Helga König im Gespräch mit Stéphane Etrillard über sein Buch "Mit Diplomatie zum Ziel: Wie gute Beziehungen Ihr Leben leichter machen"

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Lieber Stéphane Etrillard vor einigen Tagen habe ich auf "Buch, Kultur und Lifestyle" Ihre vielbeachtetes Buch "Mit Diplomatie zum Ziel: Wie gute Beziehungen Ihr Leben leichter machen" rezensiert. Dazu möchte ich heute einige Fragen an Sie richten. 


Vorab so viel: Im Gespräch verrät der gefragte Trainer und Coach, was es für Gespräche und Verhandlungen bedeutet, konsequent auf Diplomatie zu setzen. 

Helga König: Herr Etrillard, Ihr Buch "Mit Diplomatie zum Ziel" begeistert eine breite Leserschaft – wahrscheinlich auch wegen des starken Praxisbezugs. Im Alltag kann fehlende Diplomatie beruflich und privat, wie Sie schreiben, großen Schaden anrichten. Warum? 

   Stéphane Etrillard
© Sylke Gall Berlin | Köln 
Stéphane Etrillard: Etliche Gespräche sind erstaunlich ineffektiv, sie kosten Zeit und Nerven – und oft auch Geld –, machen die Sachlage nur noch komplizierter und tragen nicht dazu bei, irgendetwas zu klären. Manchmal steckt man urplötzlich mittendrin in einer eskalierenden Situation und fragt sich, wie man denn hier nun überhaupt hineingeraten ist. Und wie komme ich hier sauber wieder heraus? Diese Frage ist beinahe noch wichtiger, schließlich bringt es niemandem etwas, einen Scherbenhaufen und zerrüttete Beziehungen zu hinterlassen. Nicht nur im beruflichen Umfeld ist das mindestens unproduktiv. 

Helga König: Wie kann Diplomatie in der Praxis dazu beitragen, Beziehungen nicht unnötig zu belasten? 

Stéphane Etrillard: Ein wesentliches Ziel der Diplomatie ist es ja, gute Beziehungen zu erhalten, sie zu stärken und neue Beziehungen eingehen zu können. Konkret bedeutet das zunächst, dass Aufmerksamkeit gefragt ist – natürlich für die Befindlichkeiten des Gesprächspartners, vor allem jedoch für das eigene Verhalten in Gesprächen und für den eigenen Kommunikationsstil. Das betrifft auch die eigenen Emotionen. Denn wer die eigenen Gefühle und ihre Ursachen kennt, bleibt gelassener und vergreift sich nicht so schnell im Ton. Das verhindert unnötige Belastungen in der Beziehung. 

Helga König: Bedeutet das, dass wir unsere emotionale Intelligenz schulen sollten. Ist Ihrer Meinung nach Einfühlungsvermögen überhaupt erlernbar? 

Stéphane Etrillard: Wir alle verfügen ja über eine natürliche emotionale Intelligenz und sind auch dazu in der Lage, sie einzusetzen und beispielsweise einfühlsamer – also unter Berücksichtigung der Perspektive unserer Gesprächspartner – zu agieren. Manchmal vergessen wir nur, diese Fähigkeit einzusetzen. Das ist Teil der angesprochenen Aufmerksamkeit für das eigene Verhalten. Wer sich jedoch auf einen Gesprächspartner tatsächlich einstimmen will, ist dazu auch in der Lage. Und das hat viele Vorteile, beispielsweise können wir wesentlich überzeugender argumentieren, wenn wir wissen, wie es unserem Gegenüber geht und was ihm wichtig ist. Wohl jeder hat ja schon einmal die Erfahrung gemacht, dass Gesprächspartner völlig aneinander vorbei reden. 

Helga König: Was sind die Ursachen dafür? 

   Stéphane Etrillard
© Sylke Gall Berlin | Köln 
Stéphane Etrillard: Tatsächlich sind die Ursachen meist geradezu trivial: Insbesondere in heiklen Situationen, wenn der Druck und der Stresspegel hoch sind, fehlt vielen Menschen das Gespür für die Lebenswirklichkeit des Gegenübers. Wir nehmen den Gesprächspartner, seine Ansichten und Interessen nicht ernst und hören nicht richtig zu. Zuhören bedeutet nicht nur, die Worte zu hören und zu verstehen, sondern eben auch, sich zu fragen, was mir mein Gesprächspartner sagen will. Und dafür braucht es offene Ohren und einen wachen Geist, um auch das zwischen den Zeilen Gesagte oder auch Unausgesprochene wahrnehmen zu können. Was auf den ersten Blick eher simpel erscheint, erweist sich in der täglichen Gesprächspraxis oft als große Hürde. Die Kunst der diplomatischen Gesprächsführung besteht deshalb insbesondere auch darin, eine möglichst ungehinderte Verständigung zu erzielen. Denn wenn es schon bei der Verständigung hapert, sind die Lösungen für ernsthafte Schwierigkeiten meist weit entfernt. 

Helga König: Welche Rolle spielt in dieser Hinsicht das Thema Glaubwürdigkeit? 

Stéphane Etrillard: Die schönsten Worte nützen nichts, wenn niemand ihnen Glauben schenken mag. Die persönliche Glaubwürdigkeit ist daher ein überaus kostbares und zugleich flüchtiges Gut. Glaubwürdigkeit geht – durch unbedachte Äußerungen, voreilige Zusagen, nicht eingehaltene Absprachen – sehr schnell verloren und kann nur durch größte Mühe zurückgewonnen werden. Obwohl kaum jemand ernsthaft widersprechen würde, dass Glaubwürdigkeit für gute Beziehungen, konstruktive Gespräche und für das Finden von Lösungen von elementarer Bedeutung ist, bleibt sie erstaunlich oft auf der Strecke. Das hat mitunter fatale Konsequenzen: Denn wenn einem Mensch mit seinen Aussagen kein Glauben mehr geschenkt wird, verliert er nicht nur an Ansehen und Respekt, sondern weitgehend eben auch die Möglichkeit, Einfluss auf das Geschehen zu nehmen. Heute wird immer wieder betont, wie wichtig eine positive Selbstdarstellung ist. 

Helga König: Welche Bedeutung hat Ihrer Meinung nach das persönliche Auftreten wirklich? 

Stéphane Etrillard: Ob es uns nun gefällt oder nicht: Jeder persönliche Auftritt – und das kann ein Gespräch, ein Vortrag, ein Termin bei einem Kunden und vieles mehr sein – ist immer auch eine Selbstpräsentation. Und davon, wie wir bei anderen ankommen, hängt beruflich oft sehr viel ab. Wer also den beruflichen Erfolg sucht, kommt an dem Thema nicht vorbei. Das bedeutet jedoch nicht, eine Show abzuziehen. Mit einem gekünstelt wirkenden Auftreten wird niemand positive Effekte erzielen. Es nützt also nichts, die schauspielerischen Fähigkeiten zu trainieren. Wichtiger ist es zu wissen, wodurch wir auf andere wirken: Und das sind unsere rhetorischen und kommunikativen Fähigkeiten. Tatsächlich wird derjenige, der in Gesprächen überzeugt, nahezu immer als starke Persönlichkeit wahrgenommen. Eine gekonnte Kommunikation wird mit Intelligenz und einer schnellen Auffassungsgabe gleichgesetzt. Das Auftreten im Gespräch ist also ein wichtiger Ansatzpunkt für eine positive Selbstdarstellung. Manche Menschen scheinen das völlig falsch zu verstehen – nämlich diejenigen, die in Gesprächen schnell auf Konfrontationskurs gehen. 

Helga König: Wie verhindert man, dass solche Gespräche eskalieren. Gibt es etwas, das generell hilft? 

Stéphane Etrillard: Gespräche sind so unterschiedlich wie die Menschen, die sie führen. Deshalb ist es mit Patentrezepten so eine Sache. Was in solchen Situationen jedoch sehr nützlich ist, ist zunächst einmal Gelassenheit. Das bedeutet nun nicht, alles stoisch hinzunehmen. Es geht vielmehr darum, Ruhe zu bewahren, Konsequenz zu zeigen und Grenzen zu setzen. Das beginnt bereits damit, dass man über verbale Angriffe, Respektlosigkeiten oder gar Manipulationsversuche nicht einfach hinwegsieht, sondern diese entlarvt, sobald man sie erkannt hat. So zeigen Sie Ihrem Gegenüber deutlich, dass er eine entscheidende Grenze überschritten hat. Wenn Sie jedoch zögern und Ihren Gesprächspartner erst einmal gewähren lassen, bis es Ihnen irgendwann dann doch zu bunt wird, provozieren Sie unter Umständen, dass er es immer wieder versucht. Machen Sie hingegen von Anfang an klar, wo Ihre Grenzen liegen und dass Sie eine Verletzung dieser Grenzen nicht akzeptieren, wird er den Konfrontationskurs wahrscheinlich aufgeben. 

Die meisten unfairen Mittel funktionieren ohnehin nur so lange, wie sie unentdeckt bleiben. Ein deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl bewegt viele Gesprächspartner bereits, es nicht weiter zu versuchen. Machen Sie also klar: "Ich merke, was du vorhast. Lass es sein, es führt zu nichts." Bei aller Diplomatie und Gelassenheit wird es immer wieder auch Menschen geben, die sich von nichts und niemandem beeindrucken lassen und unbeirrt auf unfaire Methoden setzen. Dann hilft nur eines: der Gesprächs- oder sogar Beziehungsabbruch. Der Gesprächsabbruch – und erst recht der Beziehungsabbruch – sollte allerdings nur als allerletztes Mittel gewählt werden, wenn alle anderen Versuche einer konstruktiven und fairen Auseinandersetzung gescheitert sind. Dann allerdings ist Konsequenz gefragt. Eine bloße Androhung ist kontraproduktiv. Wer den Gesprächsabbruch ins Spiel bringt, weil es keinen anderen Ausweg mehr gibt, der muss das Gespräch dann auch konsequent und unverzüglich abbrechen. 

Helga König:  In Ihrem Buch befassen Sie sich auch mit der nonverbalen Kommunikation. Was empfehlen Sie Managern, die diesbezüglich noch sehr unerfahren sind?

   Stéphane Etrillard
© Sylke Gall Berlin | Köln 
Stéphane Etrillard: Meine Empfehlung lautet auch hier: Wichtig ist es, ein Bewusstsein für die eigene Körpersprache zu entwickeln. Denn uns ist nur selten bewusst, dass wir auch nonverbal Botschaften aussenden – und wenn es uns nicht bewusst ist, können wir diese Botschaften nicht steuern. Für Führungskräfte ist es in vielen Situationen jedoch überaus wichtig, verbal und nonverbal dieselbe Sprache zu sprechen. Schließlich machen widersprüchliche oder missverständliche Botschaften auf unterschiedlichen Kommunikationskanälen misstrauisch. 

Helga König: Welche Rolle spielt die Körpersprache für den Erfolg von Verhandlungen? 

Stéphane Etrillard: Das Erste, was bei einer Zusammenkunft vom Gegenüber wahrgenommen wird, ist die Haltung. Und schon aufgrund der Körperhaltung machen sich Verhandlungspartner ein Bild von uns. Die Wirkung, die von der Haltung ausgeht, wird dabei meist verallgemeinernd auf den ganzen Menschen übertragen. Ist man hier erst einmal in einer unvorteilhaften Schublade gelandet, erfordert es immer viel Mühe, sich daraus wieder zu befreien. Mit dem bewussten Einsatz der Körperhaltung hat man daher die Möglichkeit, sich von Anfang an ins rechte Licht zu rücken. Wer schon auf den ersten Blick einen – im wahrsten Sinne des Wortes – aufrichtigen, standfesten und zuverlässigen Eindruck macht, schafft gute Voraussetzung für den Verhandlungserfolg. – Zudem ist es wichtig, Unsicherheitsgesten zu vermeiden, gerade in brenzligen Situationen: Achselzucken, sich am Ohr kratzen, die Stirn wischen, an der Kleidung herumzupfen oder das Herumspielen mit Gegenständen können von den Verhandlungspartners als Zeichen der Unsicherheit gedeutet werden.

Helga König: Gilt das Motto "Mit Diplomatie zum Ziel" auch für Verhandlungen? 

Stéphane Etrillard: Selbstverständlich! – Konkret bedeutet das, Lösungen zu finden, die für beide Parteien dauerhaft den größten Erfolg versprechen. Wichtig ist, dass die Interessen aller Beteiligten gleichermaßen berücksichtigt werden. Damit wird es letztlich sogar unerheblich, wer bei einzelnen Punkten nun recht hat. Wer um jeden Preis recht behalten will, provoziert nur ein leidiges Hin und Her und eine Versteifung auf Positionen. Was wirklich zählt, das ist jedoch eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung aller Kontroversen. Ein Tipp: Halten Sie sich bei Verhandlungen an drei Grundsätze: 
1. Es soll eine Übereinkunft erzielt werden, sofern nicht tatsächlich unüberwindbare Hindernisse auftreten. 2
2. Mit dem Verhandlungsergebnis soll sich das Verhältnis zwischen den Parteien möglichst verbessern. Das Ergebnis darf die Beziehung zumindest nicht belasten. 
3. Welche Übereinkunft auch immer gefunden wird, sie muss praktikabel und in der Praxis umsetzbar sein. 

Im Optimalfall werden dabei die Interessenlagen aller Parteien im höchstmöglichen Maß erfüllt. Neben den Interessen der direkt an der Verhandlung Beteiligten soll die Übereinkunft außerdem die Interessen Dritter, die ebenfalls vom Verhandlungsergebnis betroffen sind, berücksichtigen. – Wer mit dieser Intention in eine Verhandlung geht, schützt sich und seinen Verhandlungspartner davor, dass die Verhandlung in ein Feilschen um Positionen ausartet und schließlich einer von beiden den Kürzeren zieht. Noch eine letzte Frage zu einem anderen Thema: Oft wird ja die Kommunikation in Krisen bemängelt. Und tatsächlich scheinen es manche Manager durch ihre Kommunikation eher noch schlimmer zu machen, als es ohnehin schon ist. 

Helga König: Wozu raten Sie? 

Stéphane Etrillard: In Krisensituationen kommt es darauf an, frühzeitig, wahrheitsgemäß und vollständig zu informieren. Es liegt in der Natur der Sache, dass Krisen überraschend und unerwartet auftreten und häufig eine Eigendynamik entfalten. Das erhöht den Druck auf die Verantwortlichen, schnell zu reagieren, und setzt alle Beteiligten und Betroffenen unter Stress. Schnelle und angemessene Reaktionen können hier entscheidend dazu beitragen, negative Folgen zu mildern. Das kann nur mit einer guten Informationspolitik gelingen. In dieser Situation Informationen unter Verschluss zu halten, wäre der absolut falsche Weg. Deshalb kommt es darauf an, wahrheitsgemäß und vollständig zu informieren, um Spekulationen von Anfang an den Wind aus den Segeln zu nehmen und Verunsicherungen gar nicht erst aufkommen zu lassen. Wer hingegen nur unzureichend oder falsch informiert, schürt zusätzliche Krisenherde und kann sich sicher sein, dass alle Fehlinformationen im Langzeitgedächtnis der Zuhörer haften bleiben. Oft wachsen unverschuldete Krisen zu Vertrauenskrisen und Motivationskrisen bei den Mitarbeitern und Partnern heran. Und gerade in ohnehin schwierigen Zeiten kann sich kein Unternehmen eine zweite oder dritte Front leisten. Deshalb kommt es auf eine frühzeitige und wahrheitsgemäße Informationspolitik an. 

Lieber  Stéphane Etrillard ich danke Ihnen für das aufschlussreiche Gespräch

Ihre Helga König

  Stéphane Etrillard
© Sylke Gall Berlin | Köln 
Stéphane Etrillard ist internationaler Keynote Speaker und zählt zu den meistgefragten und besthonorierten Top-Wirtschaftstrainern im deutschsprachigen Raum. Der mehrsprachige Vortragsredner gilt als führender europäischer Experte für "persönliche Souveränität". Stéphane Etrillard, Kosmopolit französischen Ursprungs lebt in der Kulturmetropole Berlin. In seiner Freizeit beschäftigt er sich leidenschaftlich mit Philosophie, Literatur und Klaviermusik und lernt mit großer Begeisterung das Klavierspielen. Sein einzigartiges Know-how ist in den letzten 20 Jahren in der Beobachtung und Begleitung von mehreren Tausend Führungs- und Nachwuchskräften aus unterschiedlichsten Branchen entstanden. Zudem wurde er als Ausnahmepersönlichkeit unter die Top 100 Speakers aufgenommen. Mit seinen Privatissima im Bereich Rhetorik, Dialektik und Körpersprache sowie Selbst-PR verhilft er seinen Kunden zu mehr Souveränität in allen Lebenslagen. Er steht einigen der angesehensten Familien Europas als Privatcoach mit Rat und Tat zur Seite. Zu seinen Klienten zählen Manager aus Top-Unternehmen, mittelständische Unternehmer und Politiker sowie viele Menschen, die sich bei ihm neue Impulse holen, um ihre Kommunikation noch souveräner und ihr Leben erfolgreicher zu gestalten. Durch zahlreiche Vorträge und Publikationen ist er einem breiten Publikum bekannt geworden. Er ist Autor von über 40 Büchern und Audio-Coaching-Programmen, die zu den Business-Topsellern zählen. Täglich lesen über 30.000 Menschen seine Coaching-Impulse in den sozialen Netzwerken.


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Helga König im Gespräch mit Ferdinand Graf von Luckner über sein Buch "Die Gartenreisen des Hermann Fürst von Pückler-Muskau".

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Lieber Graf von Luckner, dieser Tage habe ich Ihr Buch "Die Gartenreisen des Hermann Fürst von Pückler-Muskau" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen einige Fragen stellen.


Helga König: Wann haben Sie sich erstmals mit der Person Hermann Fürst von Pückler-Muskau befasst und was war der Auslöser? 

 Ferdinand  Graf von Luckner
         © Marc Oliver Schulz

Ferdinand Graf von Luckner: Durch den Hinweis in einer Zeitschrift für Denkmäler stieß ich auf die Briefe eines Verstorbenen. Das geschah vor annähernd 20 Jahren. Dort wurde beschrieben, was nach der Wende in Muskau vorzufinden war und in welchem Zustand die Anlagen nach heftigen Kämpfen in den letzten Kriegswochen und 40 Jahren DDR. So las ich in den Briefen und fand die Verbindung von Reisen und Gartenkunst. Die Texte Pücklers hatten mich sofort gefangen. Über weite Strecken beschreibt Pückler im Präsenz so dicht, daß man die Bilder vor Augen hat. Einer Kamerafahrt gleich sitzt man neben ihm in einer Kutsche und "sieht" mit ihm aus dem Fenster. Kurze Zeit später war ich das erste Mal auf seinen Spuren in UK unterwegs. 

Helga König: Welchen Eindruck gewannen Sie  als Sie zum ersten Mal die Gartenanlage in Muskau/ Oberlausitz besuchten und veränderte sich hierdurch Ihre Einstellung zu der Person des Fürsten?

Ferdinand Graf von Luckner:  So lange man nur seine Bücher ließt, hat man es mit einer Person zu tun, die auf großem Fuß dicke Töne spuckt. Vor Ort ist dann aber zu erkennen, wie ernsthaft Pückler trotz seiner markigen Schreibe das Ziel eines englischen Landschaftspark in Deutschland vorangetrieben hat. Man kann erkennen, wie gut er seine Vorbilder studiert hat und diese mit großer Sorgfalt zitiert. Und das alles in einer Region, die es Gärtnern nicht leicht macht. Hält man sich zuletzt noch vor Augen, wieviel Verfahren er neu entwickelt hat, um sein Ziel schon zur eigenen Lebenszeit zu sehen, dann ahnt der Besucher Muskaus, welche Bedeutung diese Anlage heute hat. Am Ende entsteht großer Respekt vor seiner Aufopferung, immerhin ist er deswegen in den Ruin gegangen. Eben wieder etwas von dieser großspurigen Art, die ihm schon seinerseits vorgehalten wurde. Übrigens zuvorderst von seinem Schwiegervater. 

Helga König: Worin besteht für einen Fotografen der Reiz von Pückler-Muskaus Gärten? 

Ferdinand Graf von Luckner:  Das kann ich so nicht beantworten, denn ich kenne nur Muskau und nicht Branitz. Der Reiz besteht aber in der Nähe zu den historischen Motiven, mit denen Pückler Muskau oder auch nur seine Absicht illustriert hat (Anmerkungen eines Landschaftsgärtners.) Man kann seine Handschrift erkennen, ob nah am Schloß oder auf der polnischen Seite in den weiten Wäldern.

Helga König: Ich gehe davon aus, dass Sie alle "Briefe eines Verstorbenen", sprich die Briefe der Publikation von Pückler-Muskau gelesen haben. Ist während der Lektüre der Entschluss gereift, mit dem Verstorbenen in einen fiktiven Dialog zu treten? 

  Ferdinand  Graf von Luckner
         © Marc Oliver Schulz
Ferdinand Graf von Luckner:  Nein, dieser Ansatz ergab sich auf den Reisen. War ein Blick, den schon er beschrieben hatte, wiedergefunden, lag es nahe, Pückler den Stand von heute in seiner Art zu beschrieben. Immerhin sind unser beider Art des Berichtes die der Bilder, in Wort und / oder Foto. 

Helga König: War es für Ihre Gartenbetrachtungen ein Problem, dass die Jahreszeiten der Reisezielbetrachtungen nicht identisch waren? 

Ferdinand Graf von Luckner:  Nein, das ist nicht wirklich relevant bei den Stellen, die ich hervorhebe. Natürlich kann man bei einer so langen Reise wie die Pücklers auch Schietwetter erleben und beschreiben, mit den Gärten hat das aber wenig zu tun

Helga König: Haben Sie beispielsweise in Blenheim ähnlich Blickachsen wie in Muskau erkennen können und was hat es mit solchen Blickachsen auf sich? 

Ferdinand Graf von Luckner:  Die Arbeitsweise der Planer seiner Zeit war ja die, in einer vermeintlich unberührten Natur (die es ja wirklich nicht war) einen Wechsel von dichten und dunklen Bereichen und weiten Blicken erlebbar zu machen. Das funktioniert bis heute so reizvoll wie seinerseits beabsichtigt. Gerade in Muskau läßt sich das gut erkennen, in Blenheim erst recht. 

Helga König: Mir hat der Briefauszug aus Fürst Pücklers Betrachtung von Fountains Abbey besonders gefallen. Was ist mit diesen Taxusbäumen und was hat Sie an Fountains Abbey so interessiert, dass sie am liebsten an der Seite des Fürsten an diesen Ort gelangt wären? 

Ferdinand Graf von Luckner:  Der von Pückler beschriebene Baum ist meines Wissens heute nicht mehr zu sehen, dafür viele andere, die alle wegen ihrer Größe und des Alters zu bewundern sind. Eine derart spektakuläre Anlage ist heutzutage so gut erschlossen, dass Rollstuhlfahrer ohne Mühe ins Gelände kommen. Damals war das ganz und gar anders, das geht aus seinen Briefen ja gut hervor. Die Überraschung des gewaltigen Anblicks einer so großen, unter Efeu begrabenen Ruine stelle ich mir atemberaubend vor. Ist sie heute noch, allerdings moderiert von mehrsprachigen Schildern und begleitet vielen Besuchern.

Helga König: Die Mehrzahl der gezeigten Gärten liegt in England. Powerscourt und Cahir Castle aber befinden sich in Irland. Unterscheiden sich diese Gärten von den englischen Gartenanlagen? 

  Ferdinand  Graf von Luckner
         © Marc Oliver Schulz
Ferdinand Graf von Luckner:  Eine solche Aussage könnte ich nicht treffen, kenne ich doch nur diese beiden irischen Adressen, von denen die eine heute ein Golfplatz ist. Gemeinsam habe alle die satte Vegetation, begünstigt durch Wasser und milde Winter. Und die Liebe und Sorgfalt, mit der sie heute wie damals betrieben werden. 

Helga König: Welchen Eindruck konnte Fürst Pückler-Muskau von seinen Reisen mit nachhause nehmen und umsetzen? 

Ferdinand Graf von Luckner:  Solange ich Branitz nicht gesehen habe, kann ich das nicht beurteilen. Er selber hat aber Branitz als die Konzentration aller Erfahrung gesehen, vom Ruin und Verlust über die gute Kenntnisse seiner Vorbilder bis hin zu den Erfahrungen in dieser Region. Branitz ist kleiner, dichter und er nennt es sein Vermächtnis. In manchen seiner Briefe beschreibt er ja ganz detailliert, was er zu tun gedenkt, wenn er wieder in Muskau ist. Er war ganz sicher inspiriert, für nicht jeden Inspiration hat das Geld gereicht, das war in Branitz ja nicht anders. 

Helga König: Wenn eine Zeitreisemaschine Sie tatsächlich mit Fürst Pückler-Muskau zusammengebracht hätte und sie mit ihm gemeinsam plus Fotoausrüstung gereist wären, wie hätten Ihre Exkursionen möglicherweise ausgesehen und glauben Sie, dass die Kommunikation mit diesem Menschen Kurzweil versprochen hätte? 

Ferdinand Graf von Luckner    Letzteres halt ich für sicher, das kann man ja heute noch nachempfinden bei der Lektüre. Und noch mehr, wenn man seine Biografie betrachtet. Langeweile an seiner Seite kann ich mir nicht vorstellen, eher eine gewisse Atemlosigkeit. Der Rest Ihrer Frage liegt in der Phantasie eines jeden Lesers beantwortet. Sicher ist nur, dass sehr viele Fotos entstanden wären und ja schon sind

Lieber Graf von Luckner, ich danke Ihnen  für  das aufschlussreiche Interview. 

Ihre Helga König


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Helga König im Gespräch mit der Künstlerin #Maggie_Szuszkiewicz

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Liebe  Maggie Szuszkiewicz, Sie sind freischaffende Künstlerin und arbeiten in Geesthacht in der Nähe von Hamburg. Damit unsere Leser mehr über Sie erfahren, möchte ich heute einige Fragen an Sie richten.

Helga König: Wie definieren Sie den Begriff Kunst?

 Maggie Szuszkiewicz
Maggie Szuszkiewicz: Kunst ist eine zeitlose Qualität mit universalen und unbestrittenen Werten, ein Impuls, der das Unbelebte lebendig macht, den Mut in das aufeinander Hören und Sehen entwickelt und den Weg des ständigen Suchens zeigt, wo die Grenzen überschreitbar sind und das Glauben an das Unmögliche erlaubt ist. 

Helga König:  Auf Ihrer Homepage fand ich den Satz "Mein Leben vollzieht sich in Bildern. Bilder sind nicht nur etwas für das Auge, sondern vor allem etwas für das Gefühl."Können Sie diesen Gedanken ein wenig näher ausführen?

Maggie Szuszkiewicz: Mein größter Wunsch ist es, dass der Betrachter sich mit meinen Arbeiten nicht nur visuell auseinander setzt, sondern den Wunsch verspürt, in die Inhalte eintauchen zu wollen; sich wagt, neue Erkenntnisse zuzulassen und mit seinem Herzen einen neuen Tanz des Lebens beginnt.

Helga König: Sie sind in Polen geboren, haben dort auch studiert und leben seit 1988 in Geesthacht in der Nähe von Hamburg. Bekanntermaßen zeigt sich die polnische Seele beispielsweise in der Musik von Chopin. Wie offenbart sie sich in der Malerei?

Maggie Szuszkiewicz: Jahrelang war die polnische Malerei von nationalem Patriotismus geprägt, die sich mit der Liebe zu ihrer Heimat zeigte. Die großen Sehnsüchte nach Freiheit und Entfaltung der Seele haben die Malerei sehr beeinflusst. Deren Urspünge sind eng mit dem Christentum verbunden. Von der Gotik bis zur Renaissance ist eine Reihe von Wandmalereien religiöser Themen entstanden. Die Barockzeit ist eine sehr intensive Weiterentwicklung der Malerei in Polen. Aus den Ateliers der Künstler kamen aristokratisch-königliche Porträts und große religiöse und historische Kompositionen. 

Eine große Blüte erreichte die Malerei während der Regierungszeit des letzten polnischen Königs Stanisław August Poniatowski. Das 19. Jahrhundert, trotz der Tatsache, dass Polen von 1795 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs (1918) in einem Zustand der politischen Versklavung lag, zeigt sich in der Malerei durch eine Manifestation des breit verstandenen Patriotismus. Im Zeitalter der Romantik ist die Offenbarung in den spontanen Episoden aus dem täglichen Leben zu spüren. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt sich intensiv die Landschaftsmalerei, die sich noch intensiver in der Liebe zur Heimat und einheimischen Bräuchen manifestiert. 

Der erste Weltkrieg und die Legionen-Bewegung unter der Führung von Józef Pilsudski brachte Polen die gewünschte Freiheit, was sehr großen Einfluss auf die Malerei hatte. Sie wurde von den patriotischen und historischen Themen befreit und nach und nach bekam sie einen internationalen Charakter. Der Zweite Weltkrieg und die Nazi-Besatzung haben viele polnische Künstler dazu getrieben, patriotische Themen und das Martyrium wieder aufzugreifen, wenn auch in einer modernen Form. Die Jahre des polnischen Sozialismus, besonders zwischen 1949-1956, bedeuten die Zeit des sozialistischen Realismus. Es entstanden monumentale Gemälde, die eine Reihe von öffentlichen Körperschaften, großen Gebäuden, Führern und Gewerkschaftsführern des Marxismus-Leninismus zeigten. 1980, beginnend mit der Solidaritätsrevolution, gefolgt vom Kriegsrecht, brachte eine Reihe von Themen und Symbolen des Martyriums und Patriotismus in die polnische Kunst zurück. 

Die polnische zeitgenössische Malerei des 20. Jahrhunderts ist in eine Vielzahl von künstlerischen Aktivitäten eingebettet, in einen Zustand zwischen Nachahmung fremder Modelle, meist amerikanischer Herkunft, und lokalen Bezügen aus den alten Traditionen der polnischen Kunst. Erstmals ist die polnische Malerei zum Ende des 20. und Beginn des 21. Jahrhunderts nicht mehr national-patriotisch geprägt.

Helga König: Sie haben später zudem in Hamburg studiert, neben Kunst auch Mathematik. Das finde ich sehr ungewöhnlich und hätte gerne gewusst, wie die speziellen mathematischen Kenntnisse sich als hilfreich für Ihren Beruf als Künstlerin erweisen?

 Maggie Szuszkiewicz
Maggie Szuszkiewicz: Meine Entscheidung Kunst und Mathematik zu studieren war damals dadurch begründet, dass meine deutschen Sprachkenntnisse nicht ausreichend waren und mir diese Fächer eher die Möglichkeit gaben, in Zahlen und Farben zu kommunizieren. Meine in Polen absolvierten und promovierten Fächer wurden in Deutschland nicht bzw. nur teilweise anerkannt, sodass ich einige Fächer ergänzen und neu belegen musste, um das Referendariat (das zweite Staatsexamen) machen zu dürfen. Nach zwei Jahren Studium hatte ich meine beiden Urkunden, die ich mit Auszeichnung bestanden habe, in der Tasche und konnte erstmals als Lehrerin für Mathematik, Sport, Kunst und Chemie in Hamburg arbeiten.

Um auf Ihre Frage zurückzukommen, wie sich die mathematischen Kenntnisse als hilfreich für meine künstlerische Tätigkeit erwiesen haben, würde ich sagen: Sie waren genauso hilfreich wie alle anderen sieben Fächer.

Helga König: Welche Künstler und welche Professoren haben Einfluss auf Ihren Stil genommen?

Maggie Szuszkiewicz: Zu meinen Vorbildern gehören mehrere Künstler. Einer davon ist Caspar David Friedrich. Seine Auseinandersetzung mit der Natur, mit den Sehnsüchten und den Gefühlen der Liebe, wie er das Erlebte künstlerisch umgesetzt und dargestellt hat, inspiriert und beeindruckt mich bis heute. Schon als zwölfjähriges Mädchen, als ich seine Bilder zum ersten Mal in einer Zeitschrift abgebildet sah, träumte ich davon, seine gemalten Wiesen und Felsen betreten zu können. So nah und so lebhaft haben sie mich in seinen Bann gezogen. Ich wollte die Mystik der Zeit begreifen, die Natur als Spiegel meiner Seele noch mehr erforschen. Ich baute verschiedene Kaleidoskope, mischte Glasscherben mit Blumen, Steinen und Sandkörnern, drehte stundenlang das Röhrchen in der Hoffnung, das Märchenhafte, das ich in seinen Bildern entdeckt hatte, in meinem Rohr zu finden. Jahre später, als ich schon in Hamburg lebte, besuchte ich die Kunsthalle und stand plötzlich vor einem seiner Bilder. Mir rollten Tränen vor Glück.

Am liebsten hätte ich fliegen wollen. Zu den anderen Künstlern, die mich ganz früh faszinierten, gehört unter anderem der Meister des Lichts, William Turner. Ich fragte mich, wie es einem Künstler, der so exzentrisch und getrieben von tiefsten Dämonen war, gelingen konnte, so feinfühlige Bilder zu malen. Für mich war es damals eine Offenbarung, nach Gefühlen und Emotionen malen zu dürfen. Zusammen mit Francis Bacon war er einer der Vorreiter meiner künstlerischen Ideen. Der Verfall und die Zerstörung des menschlichen Körpers war mir schon immer ein Rätsel. Ich zeichnete Gesichter oder Körper auf Sand, auf Gläser oder Spiegel; durch Drauftreten oder Steinwürfe zerstörte ich daraufhin meine Bilder, legte anschließend nasses Papier drauf und schaute auf das Ergebnis, das mich in Erstaunen brachte. Ich war wie gelähmt. Heute zieht meine Aufmerksamkeit fast wöchentlich ein anderer Künstler oder Künstlerin auf sich. Und in all den Jahren habe ich über fünfzig Länder bereist und jede Reise, jede besuchte Ausstellung oder Galerie hatte ihre eigene, fantastische Geschichte, denn es gab fast immer neue Kontakte in Bezug auf Kunst und Kultur. Besonders spannend waren die zahlreichen Begegnungen mit anderen Künstlern, die ich bei unterschiedlichen internationalen Kunstprojekten in Polen, Kasachstan und Kirgistan kennenlernen durfte. Zurzeit beschäftige ich mich sehr intensiv mit der spanischen Malerei und bereite mich auf eine Reise nach Madrid vor, die ich von meiner Tochter als Geburtstagsgeschenk bekommen habe.

Helga König: Mit welchen Materialien arbeiten Sie und welche Techniken bevorzugen Sie?

 Maggie Szuszkiewicz
Maggie Szuszkiewicz: Die Auswahl von Themen, Formen, Materialien und Techniken meiner Kunst ist ein langzeitiger und komplexer Prozess, der bei jeder Arbeit unterschiedlich verläuft und von mehreren Faktoren abhängig ist. Eine große Rolle spielen dabei der Zufall, im Sinne von ‘es fällt mir zu‘ und meine visuell-emotionale Erfahrung, die den ersten und festlegten Schritt für die Auseinandersetzung mit den neuen Themen öffnet. Plötzlich hält mich etwas für Sekundenbrüche an, inspiriert mich und bewegt meine Intuition. Es ist eine Suche nach der Balance in der Harmonie, ein Dialog zwischen den emotionalen und intellektuell-rationalen Bedürfnissen, zwischen abstrakter oder figurativer Kunst. Die Idee meiner Kunst ist die Transformation der Energie, der Bewegung, der ständig veränderten Materie und der Zeit. Ich schaffe mein eigenes abwechslungsreiches Universum, wo ich die Vision habe, künstlerische Wege neu zu beschreiten. Es ist eine Art der Meditation, wo das Bild durch seine Nachahnung, eine Brücke zur Realität schafft, wo meine Erfahrungen an Bedeutung gewinnen und ich bei jedem neuen Werk bei null anfange. Ich versetze mich in eine quasi kontemplative Haltung und mache mich zum "Sprachrohr" meines Unterbewussten, das, während ich mich im Schaffensprozess befinde, sich seinen Weg direkt in meine Hände bahnt. Dann kommt die Erfüllung, wenn ein Werk abgeschlossen ist, ich in Schweiß gebadet in meinem Atelier auf dem Boden liege, die weiße Zimmerdecke meine Augen entspannt und ich komplett ausgepowert, aber überaus glücklich, wieder bei mir lande.

Vordergründig sind meine Arbeiten, außer bei einigen Hinterglasmalereien, informell und abstrakt einzuordnen. Erst in den Betrachtungen danach erkenne ich selbst, dass sich Figürliches abzeichnet. Mein Element ist die Farbe, in diesem Element bewege ich mich völlig frei. Das geht so weit, dass ich mich während des Schaffensprozesses in einem Zustand befinde, der mich zwischen Leinwand und bereits aufgetragener Farbe katapultiert und sich die vierte Ebene aus mir heraus färbt.

Helga König: Was bedeuten für Sie Farben und welche Präferenzen haben Sie?

Maggie Szuszkiewicz: Ich bin in Polen in einer Stadt geboren, wo der Schnee die Farbe der Hoffnung hatte, und der Sommer zu kurz war, um die wunderschönen bunten Wiesen, die sich um unser Haus in allen möglichen Richtungen ausgebreitet hatten, zu bewundern und aus den wilden Blumen Kraft zu schöpfen. So vergingen mehrere Jahre meiner Kindheit, in denen ich zwischen zwei Farbwelten aufgewachsen bin. Die eine, die imaginär Märchenhafte, die sich wie eine süße Himbeere angefüllt hat, die meine Flügel wachsen ließ, die mich inspirierte und in eine andere Dimension katapultierte, und die andere, die an Glanz verlor und sich wie ein eiserner Vorhang vor meinen Augen verschloss. Und dann, plötzlich im Alter von sieben Jahren, entdeckte ich eine neue Welt, die sich noch intensiver durch Farben manifestiert hatte. Jeder Mensch, jede Blume und jeder Gegenstand erstrahlte neu. 

Die ganze Stadt erschien mir wie ein kilometerlanges, abstraktes Bild. Es begann eine neue Lebensphase. Grau gedruckte Zeitungen veränderte ich in Sekundenbruchteilen durch kleine Pinselstriche, meine Schuhe wurden mit Nagellack bemalt und meine Kleider bestückte ich mit farbigen Gegenständen. Die Jahre vergingen und drehten sich wie die kleinen bunten Glasscherben meines Kaleidoskops, die Zeit der Welt- und Farbenentdeckung gewann an Bedeutung. Ich lauschte interessanten Gesprächen, meine Nase klebte an jeder Kioskscheibe mit bunten Zeitungen mit der Hoffnung, dort Antworten auf meine Fragen zu finden. Mit achtzehn entschied ich mich, meine kleine Stadt zu verlassen und ging in die weite unbekannte Welt, um weitere Antworten zu finden. 

Es begann die Zeit des Studiums. Meine gewählten Studienrichtungen, wie Sportwissenschaften, Biochemie und Sonderpädagogik erfüllten nur teilweise meine Neugier. Durch intensive Beschäftigung mit Mathematik adaptierte ich die Essenz in die Farblehre. Und ich malte oder zeichnete, und zu jeder Zeichnung schrieb ich ein kleines Gedicht. Im Laufe der Zeit haben sich kistenweise an Notizbüchern angesammelt, gefüllt mit beschriebenen Zetteln, Bierdeckeln und Servietten, mit Skizzen und Texten, die ich bis heute aufbewahre. 

Es vergingen weitere zehn Jahre der intensiven Lebensbereicherung, wo ich als Mutter, Ehefrau, Lehrerin, Künstlerin und Therapeutin mir eine Frage immer wieder stellte: Wer bin ich?

Und die Farben auf meinen Bildern veränderten sich erneut. Dann kam die nächste Entscheidung. Dieses Mal verließ ich nicht nur die Stadt, ich verließ das Land und kam nach Deutschland, in das Land der Erzählungen meiner Mutter und meines Vaters, wo das Gras grün ist, der Himmel eine blaue Farbe hat und der Schnee nach Eis schmeckt. Es begann die Zeit, in der ich meine Visionen durch die Farbe manifestiert habe. Ich legte die großen Leinwände auf den Boden, nahm Farbe in meine Hände und malte wie ein schwebender Vogel. 

Weitere Studien wie Mathematik, Erziehungswissenschaften und Kunst folgten, um meine unersättliche Neugierde weiter zu befriedigen. Ich wollte die Welt für mich erschließen, durch noch intensivere Beschäftigung mit Philosophie, Psychologie, Astronomie und Hypnose weitere Antworten finden. Und in meinen Bildern entdeckte ich immer wieder neue Dimensionen, die Farben wurden intensiver und die Bilder abstrakter und informeller.

Helga König: Möchten Sie mit Ihren Werken Botschaften vermitteln und falls ja, um welche handelt es sich?

 Maggie Szuszkiewicz
Maggie Szuszkiewicz: Nein, ich möchte in meinem Kunstwerken keine direkten Botschaften vermitteln. 

Helga König:  Können Sie unseren Lesern etwas zu Ihren Ausstellungen mitteilen?

Maggie Szuszkiewicz:Es sind drei Ausstellungen, über die ich ein wenig ausführlicher erzählen möchte:

Eine fand im Jahr 2009 in Polen im Westkaschubischen Museum in Bütow, der Stadt, in der ich geboren und aufgewachsen bin, statt. Ein Jahr zuvor sprach mich ein polnischer Politiker an, ob ich mir vorstellen könnte, eine Ausstellung zum Thema "70 Jahre nach dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges" zu konzipieren. Ich habe ohne zu zögern sofort zugesagt! Innerhalb kurzer Zeit war mein Konzept fertig; ich stellte es dem Museumsdirektor vor und habe von ihm sogleich die Zusage bekommen. Danach hatte ich ein Jahr Zeit, um mein Konzept umzusetzen. Zu dieser Ausstellung ist ein Katalog erschienen und an dieser Stelle möchte ich einen kurzen Text daraus zitieren: "Die Ausstellung in Bytów, welche in sieben Themengebiete gegliedert ist, bezieht sich auf den Beginn des Zweiten Weltkriegs vor (zu diesem Zeitpunkt) 70 Jahren. Durch die Vermittlung diverser Formen und der Ausdruckskraft der Malerin – Werke auf Acryl und Papier in der Acryl- und Öl-Technik, Installationen aus Glas und Metall – regt sie an, fordert auf und provoziert gar zum Nachdenken über Krieg, Hass, Liebe, Schmerz, Angst, Intoleranz, über den "Zweiten Menschen" und über uns selbst; nicht nur unter dem rein physikalischen Aspekt, sondern – und vielleicht vor allem – psychischen und intellektuellen. 
Titel der Ausstellung "Nn" hat viele Bedeutungen: N – als Negation – kann die Verneinung des Hasses, des Bösen, Schmerzes, des Krieges etc. sein, zur Potenz "n", somit zur endlosen Vervielfältigung der eigenen Übertragung, ist es der nie endende Schrei des zunichtemachenden Hasses, Bösen, Schmerzes, Krieges ... Nie, no, niet, nein: Eine Darstellung für sämtliches Böse, welches ein Mensch dem anderen Menschen zumuten kann. Nn bedeutet gleichzeitig aber auch das Gedächtnis der Geschichte. Das Gedächtnis der Tragödie und des Wirkens des Jahres 1939. Nn als schockierende Lektion der immer währenden und nie erreichten Verbesserung des Menschen; eine Magie, die uns durch die dunklen Seiten der Natur des Menschen führt, als Konglomerat unserer an die Umwelt angepasster Masken, stellvertretend für das Leben der Seele und den Geist eines Menschen stehend – umschlungen von fadenscheinigen Zwängen der Politik, Religion, Medien und Kunst verliert der Mensch das Menschsein. Ein Fremder in einer fremden Welt."

Die zweite Ausstellung fand im Jahr 2012 im Museum in Geesthacht statt, in der Stadt wo ich jetzt lebe und arbeite. Für die Installation wurden mehr als 500 Glasbilder, die ich in den letzten sieben Jahren gemalt habe, verwendet. Auch hier zitiere ich gern aus dem begleitenden Prospekt: Die Installation "Mehr Licht" sollte den Betrachter vordergründlich zum subjektiven Suchen nach einer Interpretation der Werke und zum Sublimieren eigener Assoziationen bewegen. 

Woran knüpft sich Identität an "Mehr Licht" bei Betrachten meiner Installation? Worin sich ein Mensch erkennt und findet? Wie stellt er sich Licht dar? Ist das Licht an eine bestimmte Vorstellungskraft gebunden? Ist es teilbar oder unteilbar; und kann man ein anderes als ein physikalisches Licht finden? Wie fühlt es sich an? Womit assoziiere ich das Wort Licht? Beginnt der erste Gedanke, wenn man über das Licht nachdenkt, im Kopf oder im Herzen? Bei all den Fragen ist man sich sicher, dass wir alle einen Halt in unserem Leben, in unseren Köpfen und Herzen brauchen. Wir alle brauchen eine Lichtquelle, um wirklich bei uns selbst anzukommen und glücklich zu werden. 

Das Wort "Licht" klingt hochspannend und ist heutzutage eine bunte Mischung der Vorstellungskraft, wie die bunten Glasbilder meiner Installation. Man kann sich Licht als einen Strahl vorstellen, der Geborgenheit und Sicherheit gibt und doch ausreichend groß ist, um für alle offen zu stehen. Dass Licht nicht nur ein paar gute und ein paar schlechte Eigenschaften besitzt, zwischen denen man wählen kann, ist uns allen bewusst. Licht kann gleichzeitig aber mehrere Bedeutungen haben: Es ist ein Synonym für Geborgenheit, bewertet einen Ort, wo wir uns sicher und zuversichtlich fühlen. Es sind Menschen, die uns umgeben, es sind Gesichter, die uns jeden Tag begegnen, die auf mehreren meiner Glasplatten zu finden sind. Licht kann aber eine noch abstraktere Definition haben. Es kann ein moralisches Prinzip sein, das uns im Leben führt, oder eine Religion sein, die wir bekennen. "Mehr Licht" als eine Lektion der immer währenden und nie erreichten Verbesserung des Menschen; eine Magie, die uns durch die Seiten der menschlichen Natur führt, als Konglomerat unserer an die Umwelt angepasster Seiten, stellvertretend für das Leben der Seele und den Geist eines Menschen stehend. Umschlungen von fadenscheinigen Zwängen der Politik, Religion, Medien und Kunst verliert oder gewinnt der Mensch das Menschsein. 

Ein Mensch im "Mehr Licht"-Spektrum oder ein Fremder in einer fremden Welt? Ein "Lichtfeld", das von sehr vielen unterschiedlichen Menschen entsteht, das sich aber zu einer Einheit bildet und vereinigt, um stark und souverän zu sein – oder ist es ein zerbrechliches, aus Glas bestehendes, unerreichbares, weil hängendes, Bild, das nur eine unnahbare Illusion darstellt? "Mehr Licht" als hängende oder fallende "Strahlen und Felder" ist vielmehr der Austausch zwischen individuellen und gemeinschaftlichen Entwürfen (deutlich durch sehr intensive Farbpaletten gezeigt), die gleichberechtigt nebeneinander stehen (oft mehrere Glasplatten neben- oder untereinander). Oftmals entsteht ein dynamischer Prozess der Neubestimmung von Gesellschaft, ein multikulturelles Feld, das in ständiger Bewegung und Erweiterung steht. 

Die dritte Ausstellung fand 2012 im Nationalmuseum in Bischkek in Kirgistan statt und war mit einem internationalen Kunstprojekt verbunden. Eingeladen waren vier kirgisische und drei polnische Künstler, deren Werke dem Realismus zugeordnet sind, und ich als einzige Künstlerin, die sich abstrakt ausdrückt. Es war eine phantastische Erfahrung, auf einer Höhe von über viertausend Metern und unter speziellen Lichtverhältnissen malen zu können. Den krönenden Abschluss bildete die Vernissage in Nationalmuseum von Bischkek, wo meine abstrakten Bilder eine Euphorie-Welle verursacht haben.

Helga König: An welchem Projekt arbeiten Sie derzeit? 

Maggie Szuszkiewicz:  Zurzeit arbeite ich an mehreren Projekten. In diesem Jahr werde ich an drei internationalen Kunstprojekten teilnehmen und im nächsten Jahr stehen in der Region drei große Ausstellungen an.

Liebe Maggie Szuszkiewicz, ich danke Ihnen herzlich für das aufschlussreiche Interview. 

Ihre Helga König


Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zur Website von Maggie Szuszkiewicz http://www.maggies-galerie.de/index.php/kunst/malerei/bilder-auf-leinwand
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